www.wikidata.de-de.nina.az
Eine ozeanische Front auch Meeresfront ist eine langgezogene schmale Ubergangszone im Meer vor allem an der Meeresoberflache in der die horizontalen Gradienten physikalischer chemischer oder biologischer Eigenschaften besonders gross sind Das heisst dass sich innerhalb einer Front uber eine relativ kurze Strecke Eigenschaften des Meeres wie Temperatur Salzgehalt oder Nahrstoffreichtum stark andern wahrend ausserhalb der Front kaum Anderungen dieser Eigenschaften zu verzeichnen sind die Front trennt verschieden geartete Wassermassen Nach der ozeanographischen Grosse die sich mit der Front andert ist eine thermische Front eine Ubergangszone mit grossem Temperaturgradienten eine haline Front eine mit grossem Salinitatsgradienten 2 Satellitenaufnahme der pazifischen Weissen Linie einer Auftriebsfront vor der Kuste Kaliforniens 1 Meeresfronten konnen Langen von hunderten Metern bis tausenden Kilometern und Breiten von weniger als 100 m bis 2 km aufweisen In vielen Fallen reichen sie mehrere hundert Meter in die Tiefe in einzelnen auch bis zu 2000 m Fronten sind oft kurzlebige Erscheinungen viele dauern jedoch saisonal an und treten immer wieder an ahnlicher Stelle auf Manche sind ganzjahrige Phanomene 2 Fronten hangen eng mit Stromungsmustern zusammen Stromungen entlang von Fronten sind fur den grossten Teil des Wasser Warme und Salztransports in den Meeren verantwortlich Meteorologische Parameter wie Lufttemperatur oder Verdunstung andern sich oft drastisch entlang ozeanischer thermischer Fronten In arktischen Gewassern ist oft dies und jenseits einer Front eine unterschiedliche Meereisbedeckung zu beobachten 2 Ozeanische Fronten lassen sich nach dem Prozess ihrer Entstehung Frontogenese klassifizieren 3 4 5 Satellitenaufnahme des Rio Geba Mundungsgebiets Guinea Bissau mit astuarischen FrontenAstuarische Fronten bilden sich zwischen dem salzigen Meerwasser und den salzarmen Wassermassen die ein Fluss in das Mundungsgebiet fuhrt Neben diesem Salinitatsgradienten gibt es oft grosse Gradienten der Wassertemperatur oder der Trubung Turbiditat aufgrund der vom Flusswasser mitgefuhrten Schwebstoffe Die Wassermassen und die Fronten zwischen ihnen sind in einigen Fallen sogar auf Satellitenbildern an ihrer unterschiedlichen Farbung erkennbar Grossere astuarische Fronten gibt es beispielsweise an den Mundungen des Amazonas Rio de la Plata des Jangtse oder in der Chesapeake Bay Schelf Fronten sind Erscheinungen im flachen Schelfmeer deutlich vor der Schelfkante zwischen einander entgegengerichteten kustennahen und ferneren Stromungen Sie konnen zum Beispiel an untermeerischen Terrassen entstehen wie in der Beringsee Fronten entstehen am Rand von Zonen in denen die Gezeiten die gesamte Wassersaule bis zum Meeresboden vertikal durchmischen und so mit Trubstoffen anreichern tidal mixing fronts Typischerweise sind diese Zonen 50 m hochstens 100 m tief Das Wasser ausserhalb dieser Zone bleibt hingegen vertikal stratifiziert Diese Erscheinung kann sowohl in Schelfmeeren als auch in den flachen Gewassern um Inseln oder Banken auftreten Schelfrandfronten trennen das Flachmeer uber dem Kontinentalschelf von der Tiefsee entsprechend den Meeresstromungen die typischerweise entlang der Schelfkanten verlaufen Kustennahe Auftriebsfronten sind das Grenzband zwischen dem aus der Tiefe aufsteigenden Wasser das meist kuhl und nahrstoffreich ist und schon vorhandenem Oberflachenwasser Aquatoriale Auftriebsfronten entwickeln sich wo die Corioliskraft eine Divergenzzone zwischen dem nach Suden und nach Norden abgelenkten Wassermassen schafft Solche Fronten gibt es im zentralen und ostlichen Pazifik und im Atlantik Fronten an den grossen westlichen Randstromen wie dem Golfstrom oder dem Agulhasstrom sind besonders ausgepragt und tief sie erreichen Langen von tausenden Kilometern Sie sind gekennzeichnet durch das mit den Stromen in hohere Breiten transportierte salzige warme Wasser aus den Tropen Subtropenfronten bilden sich in winderzeugten Konvergenzzonen wo durch den Ekman Transport Wasser verschiedener Temperatur zusammengetrieben wird Sie gibt es auf der Nordhemisphare in der Sargassosee und im Nordpazifik auf der Sudhemisphare im sudlichen Pazifik Atlantik und Indischen Ozean Fronten an Eisrandern hangen mit der Bildung des Meereises zusammen Gefriert Meerwasser verbleibt das Salz im Meerwasser brine rejection und es kommt zu haliner Konvektion des salzreichen dichteren Wassers Schmilzt das Meereis entsteht ebenfalls eine Salinitatsfront zwischen dem salzarmen Schmelzwasser und dem Umgebungswasser Durch die Absorption der Sonnenstrahlung im offenen Wasser kommt es zudem zu Temperaturunterschieden an der Meeresoberflache und somit thermalen Fronten Im Sudpolarmeer gibt es grosse Fronten entlang des Antarktischen Zirkumpolarstroms Am antarktischen Schelfhang wird eine Front beobachtet die einer Schelfrandfront ahnelt aber zugleich auch stark von den katabatischen Winden des antarktischen Eisschildes beeinflusst wird Die thermische Grenze wo die Thermokline d h die Sprungschicht zwischen warmem oberflachennahem Wasser und der Kaltwassersphare die Meeresoberflache erreicht wird Polarfront genannt Die Polarfront liegt bei etwa 60 N 6 Fur die palaoklimatische Interpretation von Sedimentbohrkernen ist die Kenntnis fruherer Frontverlaufe wichtig um Unterschiede in den Sedimentfrachten die mit den Stromungen entlang der Fronten transportiert werden berucksichtigen zu konnen Neben Sedimenten konnen in moderner Zeit auch Schadstoffe und Mull mitgefuhrt werden an konvergenten Fronten wo sich Wasser an der Front aufeinander zubewegt und in die Tiefe sinkt kann es zu hohen Konzentrationen von Schadstoffen kommen Ozeanische Fronten sind oft auch biogeographische Ubergangszonen mit grosser Produktivitat die fur die Fischerei Bedeutung als ergiebige Fanggrunde haben Sonarsignale werden von Fronten beeinflusst Bei der Planung von Schiffsrouten spielen sie ebenfalls eine Rolle 2 Siehe auch BearbeitenFront Meteorologie Literatur BearbeitenK N Fedorov The Physical Nature and Structure of Oceanic Fronts Springer 1986 Weblinks BearbeitenGewasser Front In Spektrum Lexikon der Geowissenschaften Einzelnachweise Bearbeiten Mei Sato John A Barth Kelly J Benoit Bird Stephen D Pierce Timothy J Cowles Richard D Brodeur William T Peterson Coastal upwelling fronts as a boundary for planktivorous fish distributions In Marine Ecology Progress Series 2018 S 171 186 doi 10 3354 meps12553 Siehe dazu auch Breyanne Bautista Mystery Behind the Pacific White Line Solved In Communicating Science 4 April 2019 abgerufen am 19 Mai 2021 a b c d Igor M Belkin Front In James Willard Nybakken William W Broenkow Tracy L Vallier Hrsg Interdisciplinary encyclopedia of marine sciences Volume I A F 2003 Frontogenese In Spektrum Lexikon der Geowissenschaften Abgerufen am 16 Mai 2021 Jurgen Fischer Struktur und Dynamik einer mesoskaligen Front im Wirbelfeld des Nordatlantischen Stroms Berichte aus dem Institut fur Meereskunde an der Christian Albrechts Universitat Kiel Nr 164 1987 doi 10 3289 IFM BER 164 M J Bowman W E Esaias Oceanic Fronts in Coastal Processes Proceedings of a Workshop Held at the Marine Sciences Research Center May 25 27 1977 Springer ISBN 978 3 642 66987 3 2 1 What is an Oceanic Front Jorg Ott Meereskunde Ulmer 1996 ISBN 3 8252 1450 8 S 52 53 63 67 Normdaten Sachbegriff GND 4130769 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Front Ozeanographie amp oldid 220136138