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Fritz Wilhelm Scharpf 12 Februar 1935 in Schwabisch Hall ist ein deutscher Rechts und Politikwissenschaftler und langjahriger Direktor des Kolner Max Planck Instituts fur Gesellschaftsforschung Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Preise und Wurdigungen 3 Forschungsgebiete und Werke 4 Publikationen Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFritz W Scharpf ist der Sohn von Gartnermeister Ernst Gotthilf Scharpf und Lina Scharpf geborene Weik Er hat drei jungere Geschwister Dorothea Dore Scharpf Hans Christof Scharpf und Martin Scharpf Fritz W Scharpf wuchs in der elterlichen Gartnerei in Hessental bei Schwabisch Hall auf Dort besuchte er das Gymnasium bei St Michael Schwabisch Hall Nach seiner Ausbildung studierte Scharpf von 1954 bis 1959 Rechtswissenschaft und Politische Wissenschaft an den Universitaten Tubingen und Freiburg 1955 56 studierte er als Fulbright Stipendiat Politikwissenschaft an der Yale Universitat 1959 legte er an der Universitat Freiburg das erste Juristische Staatsexamen ab Von 1959 bis 1964 leistete er dort sein Referendariat unterbrochen von einem Studium an der Yale Law School 1960 61 das er mit dem Master of Laws abschloss 1964 legte er das zweite Juristische Staatsexamen ab und wurde bei Arnold Bergstraesser und Horst Ehmke an der Universitat Freiburg promoviert Von 1964 bis 1966 war Scharpf als Assistant Professor of Law an der Yale Law School tatig 1965 zudem als Visiting Assistant Professor an der Law School der Universitat Chicago 1966 bis 1968 erhielt er ein Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universitat Freiburg 1968 wurde er Ordinarius fur Politikwissenschaft an der Universitat Konstanz um hier einen interdisziplinaren sozialwissenschaftlichen Studiengang aufzubauen Scharpf war Mitglied der Projektgruppe Regierungs und Verwaltungsreform die u a Vorschlage fur eine Reorganisation der Bundesregierung inklusive einer Neuordnung der Geschaftsbereiche der Bundesministerien erarbeiten sollte Von 1973 bis 1984 war Scharpf Direktor des Internationalen Instituts fur Management und Verwaltung am Wissenschaftszentrum Berlin wo er von 1984 bis 1986 auch eine Forschungsprofessur innehatte Von 1986 zu seiner Emeritierung 2003 war er Direktor des Max Planck Instituts fur Gesellschaftsforschung Zwischenzeitlich nahm er Gastprofessuren und Forschungsaufenthalte in Stanford USA 1987 Florenz 1995 und 1999 und Paris 2001 an Scharpf pragte u a die Begriffe Politikverflechtung sowie Negativ und Positivkoordination Preise und Wurdigungen Bearbeiten1989 wurde Scharpf zum ordentlichen Mitglied der Academia Europaea gewahlt 1 1999 wurde er zum Ehrenmitglied Fellow der British Academy berufen 2000 erhielt er den Johan Skytte Preis fur die beachtenswertesten Errungenschaften auf dem Gebiet der Politikwissenschaft 2001 wurde er Ehrenmitglied der Society for the Advancement of Socio Economics SASE und 2002 Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences 2003 wurde ihm die Ehrendoktorwurde der Humboldt Universitat Berlin verliehen 1 2004 wurde ihm der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland Grosses Verdienstkreuz verliehen 2007 erhielt er den Wissenschaftspreis Forschung zwischen Grundlagen und Anwendungen sowie den Lifetime Contribution Award in Europawissenschaften der European Union Studies Association EUSA 2008 wurde ihm die Ehrendoktorwurde des Europaischen Hochschulinstituts Florenz verliehen 1 Forschungsgebiete und Werke BearbeitenWahrend seiner langjahrigen Forschungsarbeit setzte sich Scharpf mehrere Forschungsschwerpunkte die sich in sieben Kernaspekte gliedern lassen Neben seinen vergleichenden Untersuchungen zu der politischen Okonomie von Wohlfahrtsstaaten zu der politischen Okonomie von Inflation und Arbeitslosigkeit in Westeuropa und zur Krisenpolitik sozialdemokratischer Lander in den 70er Jahren widmete er sich auch dem deutschen Foderalismus der Politikverflechtung zwischen Bund Landern und Kommunen der europaischen Integration und den Organisationsproblemen und Entscheidungsprozessen in der Ministerialverwaltung Ausserdem stellte er Forschungen an inwieweit die Spieltheorie in der empirischen sozialwissenschaftlichen Forschung anwendbar ist Eine seiner wichtigsten Publikationen ist das doppelbandige Werk Welfare and Work in the Open Economy zusammen mit Vivien Schmidt das 2000 bei Oxford University Press erschienen ist Darin prasentiert Scharpf die Ergebnisse seines empirischen Projektes Nationale Beschaftigungs und Sozialsysteme unter den Bedingungen der okonomischen Internationalisierung das sich auf die Frage konzentriert inwieweit es hoch entwickelten Sozialstaaten gelingt sich den Herausforderungen der okonomischen Globalisierung anzupassen In dieser Vergleichsstudie wurden die Erfolge und Misserfolge in der Beschaftigungs und Sozialpolitik von zwolf Industriestaaten u a Deutschland Frankreich Grossbritannien und die Schweiz wahrend der letzten drei Jahrzehnte untersucht Dabei stellte Scharpf fest dass die niedrige Beschaftigungsquote in den Dienstleistungsbereichen Bildung Gesundheit Haushalt und Freizeit die lokal angeboten und konsumiert werden konnen das Defizit Deutschlands schlechthin ist Seinem Forschungsschwerpunkt der politischen Okonomie von Wohlfahrtsstaaten widmet Scharpf sich ebenfalls in dem Aufsatz The Viability of Advanced Welfare States in the International Economy Vulnerabilities and Options 2000 2 Darin geht er besonders auf den starken externen Anpassungsdruck ein der auf Wohlfahrtsstaaten einwirkt Durch die Liberalisierung der Finanzmarkte und der Markte fur Guter und Dienstleistungen seien sowohl Kapital als auch Unternehmen mobil geworden Das bedeute fur die Wohlfahrtsstaaten dass sie gezwungen seien ihre Steuern zu senken und Sozialstandards abzubauen um so Abwanderungen von Unternehmen ins Ausland zu verhindern Eine Verscharfung des internationalen Drucks auf die nationalen Wohlfahrtsstaaten sei durch das Vordringen europaischer Vereinbarungen wie beispielsweise das europaische Wettbewerbsrecht in den Bereich wohlfahrtsstaatlicher Dienste entstanden Durch die Wahrungs und Wirtschaftsunion die allen teilnehmenden Landern durch den Stabilitats und Wachstumspakt eine Neuverschuldung von maximal 3 des Bruttoinlandsproduktes vorschreibt seien die Mitgliedsstaaten ausserdem in ihrem finanziellen Freiraum bei der Finanzierung des Wohlfahrtsstaates eingeschrankt Sein 1999 erschienenes Werk Governing in Europe effective or democratic beschaftigt sich mit einer Fehleranalyse der europaischen Politik Scharpf stellt dabei Losungsansatze fur eine effektivere und demokratischere Politik innerhalb der EU vor In den Mittelpunkt ruckt hierbei die mangelnde Legitimitat und Problemlosungsfahigkeit der europaischen Herrschaftsstrukturen Scharpf stellt die These auf dass Europa noch weit von einer politisch belastbaren kollektiven Identitat entfernt ist Die Entstehung des gemeinsamen Binnenmarktes und die Wahrungsunion seien zwar als Erfolge zu werten doch bei Entscheidungen die die Beschaftigungs die Sozial oder die Bildungspolitik betreffen seien Mehrheitsentscheidungen noch nicht moglich Die EU Burger konnten sich noch nicht mit der Europaischen Union identifizieren und mussten erst eine kollektive Identitat entwickeln bevor die supranationalen Institutionen die nationalen Regierungen wirksam entlasten konnten In Politikverflechtung Theorie und Empirie des kooperativen Foderalismus in der BRD 1976 zeigt Scharpf wie ausgepragt die Verflechtung der Politikebenen im bundesdeutschen Foderalismus ist Darin pragt er den Begriff Politikverflechtung fur ein politisches System in dem alle wesentlichen politischen Entscheidungen nur im Verbund der verschiedenen Systemebenen getroffen werden konnen Offentliche Aufgaben konnen meist nicht autonom getrennt von den Zentral und Gliedstaaten wahrgenommen werden sondern sind nur durch Zusammenarbeit ausfuhrbar Dabei kommt es zu Verhandlungen zwischen den beteiligten Akteuren Im Sinne einer Mehrebenen Verflechtung kommt es zu einer Kooperation zwischen Bund und Landern Landern untereinander und zwischen EU Bund Landern und Kommunen Die starke Verflechtung beeintrachtigt die Handlungsfahigkeit der BRD da langwierige Aushandlungsprozesse notwendig werden Ein Entkommen aus der Politikverflechtungsfalle ist laut Scharpf nur schwer moglich Die Versuche der Entflechtung oder der Landerneugliederung sind bisher stets gescheitert Optionen des Foderalismus in Deutschland und Europa 1994 ist ein Sammelband von diversen Aufsatzen zum deutschen und europaischen Foderalismus Scharpf stellt darin Losungsansatze fur eine Reform des Foderalismus auf beiden Ebenen vor und versucht die beobachteten Defizite in Deutschland und auf europaischer Ebene zu erklaren Seine zentrale These lauft hierbei ebenfalls auf die Politikverflechtungsfalle hinaus Publikationen Auswahl BearbeitenDemokratietheorie zwischen Utopie und Anpassung Konstanz Universitatsverlag 1970 Planung als politischer Prozess Aufsatze zur Theorie der planenden Demokratie Frankfurt Suhrkamp 1973 ISBN 3 518 06382 0 Politikverflechtung Theorie und Empirie des kooperativen Foderalismus der Bundesrepublik mit Reissert Schnabel Scriptor 1976 Sozialdemokratische Krisenpolitik in Europa Frankfurt Campus 1987 Optionen des Foderalismus in Deutschland und Europa Frankfurt Campus 1994 Games Real Actors Play Actor Centered Institutionalism in Policy Research Boulder Colorado Westview Press 1997 Governing in Europe effective or democratic Oxford Oxford University Press 1999 Welfare and Work in the Open Economy Oxford Oxford University Press 2000 The Viability of Advances Welfare states in the International Economy Vulnerabilities and Options Journal of European Public Policy 7 2 2000 Literatur BearbeitenRenate Mayntz Wolfgang Streeck Hrsg Die Reformierbarkeit der Demokratie Innovationen und Blockaden Festschrift fur Fritz W Scharpf Schriften aus dem Max Planck Institut fur Gesellschaftsforschung Band 45 Campus Frankfurt New York 2003 ISBN 3 593 37299 1 Online Ausgabe als PDF Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Fritz W Scharpf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Seite von Fritz W Scharpf am Max Planck Institut fur GesellschaftsforschungEinzelnachweise Bearbeiten a b c Eintrag auf der Internetseite der Academia Europaea Sein Aufsatz The Viability of Advanced Welfare States in the International Economy Vulnerabilities and Options englisch Normdaten Person GND 119241668 lobid OGND AKS LCCN n50021150 VIAF 22180934 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Scharpf Fritz W ALTERNATIVNAMEN Scharpf Fritz WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Rechtswissenschaftler und PolitologeGEBURTSDATUM 12 Februar 1935GEBURTSORT Schwabisch Hall Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz W Scharpf amp oldid 218836544