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Fritz Kochers Aufsatze sind Erzahlungen von Robert Walser im Insel Verlag Leipzig 1904 erschienen Ausser den Aufsatzen des Gymnasiasten Fritz Kocher enthalt dieses erste Buch Walsers noch die Betrachtungen Der Commis Der Wald und die Tagebuchaufzeichnung Ein Maler Robert WalserEine Zahl in runden Klammern verweist auf die Seite in der Quelle oder in der Literaturstelle Inhaltsverzeichnis 1 Fritz Kochers Aufsatze 2 Der Commis 3 Ein Maler 4 Der Wald 5 Selbstzeugnis 6 Rezeption 7 LiteraturFritz Kochers Aufsatze BearbeitenEbenso wie im Rollengedicht ubernimmt bei der Rollenprosa Wilpert anno 2001 697 der Autor die Rolle einer Figur hier die des Schulers Fritz Die ElternFritz ein Schurke im Stil 38 nennt die Eltern in seinem Aufsatz Armut 16 wohlhabend Der Vater habe Wagen und Pferde sei mild herzlich gerecht und heiter aber gegen arme Leute hart und barsch 18 Der Apfel fallt nicht weit vom Stamm Gegen Kinder armer Leute die vor der Tur in der Eiseskalte singen ist Fritz barsch Weihnacht 37 Den Vater halt Fritz fur einen weisen Mann Die Schule 19 Sattler Schlosser Schreiner oder Drechsler mochte Fritz nicht werden Interessanter ware Buchbinder oder gar Schiffskapitan Verlockend waren auch Forster Dichter Musiker Kaufmann Seiltanzer oder Clown Fritz furchtet der lacherliche Anzug des Clowns konnte den Eltern missfallen Diese sahen es gewiss gerne er wurde Arzt Pfarrer Jurist oder Lehrer werden Zu alledem hat Fritz uberhaupt keine Lust Der Beruf 29 30 Das LebenIn seinem grundlegenden Aufsatz Der Mensch 8 9 postuliert Fritz jenes hohere Wesen soll uber seinem Kollegen dem Tier stehen und fuhrt weiter aus er mochte beruhmt werden Da lauert aber ein Schreckgespenst die Niedrigkeit Denn die meisten Unternehmungen gehen nur von der Habgier aus Beim Aufsatz Freundschaft 14 16 fuhlt sich Fritz uberfordert Das Thema ist mehr etwas fur den Schriftsteller von Beruf Trotzdem schreibt er tapfer drauflos Auf das Lieben und Schatzen kommt es bei der Freundschaft an Doch leider gibt es Menschen die nur deshalb als unsere Freunde erscheinen wollen um uns kranken und schaden zu konnen Fritz hat beobachtet Spassvogel haben Muhe sich Freunde zu erwerben Mit sarkastischem Blick fixiert Fritz die Armut 16 18 in seiner Umgebung Fur arme Frauen hat er eine Vorliebe weil sie so schon bitten konnen Armut hat ihr Gutes Sie macht die Reichen mildtatig Fritz liebt die armen Knaben in seiner Schulklasse nicht weil sie ihm seinen Wohlstand neiden und uber seine schulischen Misserfolge schadenfroh sind Im Ubrigen bekummert sich Fritz nicht darum was in den Fabriken gemacht wird Er weiss nicht weshalb alle armen Leute in der Fabrik arbeiten und vermutet als Beschaftigungsursache eine Bestrafung dafur dass sie so arm sind 36 In seinem Abstecher ins Reich der Hoflichkeit 20 22 in dem es auch schauerliche Abgrunde gibt schauerlicher als sie im Hochgebirge sind gelangt Fritz schreibend zu der Erkenntnis Hoflichkeit ware eigentlich uberflussig wenn nur sehr wenig Menschen verstreut auf der Erde lebten Im Aufsatz Das Vaterland 30 32 vergleicht Fritz die Untertanen anderer Lander mit Haustieren Er hingegen ist gluhender Republikaner Dummerweise liegt Fritz Schuler der zweiten A Klasse noch wie an der Kette Der LehrerDreissig Menschen sitzen in Fritzens Schulklasse Ein Haupthalunke wie eine Art Konig 48 ist darunter Dieser Mitschuler kann Gesichter schneiden Mit dem Schafsgesicht empfangt er Prugel 47 Der Lehrer stolziert in hohen Stiefelndurchs Klassenzimmer als kame er aus der Schlacht bei Austerlitz 26 Er kratzt sichmitunterwollustig in den Haaren Fritz mochte nicht die LastderKenntnissedes Herrn Lehrerstragen 25 Wahrend des Klassenaufsatzes sollte man nach Fritzens Ansicht den Lehrer lieber nicht mit Fragen behelligen Das ist einfach nicht tapfer und im Ubrigen verabscheut der Befragtesolches 46 Die KunstFritzens alterer Bruder will Kapellmeister werden oder noch besser etwas das samtliche Kunste der Erde 24 inkorporiert Spater dann versucht er seinen seelischen Regungen klangvollen Ausdruck zu geben macht Verse 39 Adlerflugel mochte er haben Naturlich ist auch Fritz musisch veranlagt Er mochte im Anhorenvon Musiksterben 43 weil diese ihm wie Weinen in Melodien 44 daherkommt Fritz weiss wohl wie Aufsatze zu schreiben sind Auf den Stil kommt es an Denn den setzt er mit Ordnungssinn 45 gleich Der Commis BearbeitenEine Handlung gibt es nicht in diesem Sarkasmus Der Untertitel Eine Art Illustration weist darauf hin Nach der Lekture weiss der Leser was ein Commis ist Der Commis besitzt Fleiss Takt und Anpassungsgefuhl 50 tragt einen weissen reinlichen Stehkragen ist ausserst verwandlungsfahig 52 und naiv gutmutig hoflich wie tuchtig 64 Als guter Rechner und Haushalter tut er seine Arbeit in Ruhe Zuruckgezogenheit und Bescheidenheit 64 im kargen Bureau Ausser Stellung geraten ist der Commis eine der schrecklichsten Erscheinungen Hungernde Arbeiter 57 sind nichts dagegen Ein Maler BearbeitenDie Blatter aus dem Notizbuch eines Malers 66 beschreiben den Weg dieses Kunstlers ins Hochgebirge Er kommt aus jener Grossstadt wo der Kummer der Vielen das glanzende Gluck der Wenigen ausmacht 69 In der Bergeinsamkeit erhalt er Obdach bei der kunstsinnigen Grafin Der Landschaftsmaler findet um das Haus der Grafin herum alle Objekte vor die er liebt Tannen und seine Lieblingsfarbe Grau Er malt die Bergwelt nach der Devise Malen ist die kalteste Kunst und es dominieren neben der Beobachtung der Geist und das Sinnieren 74 In einem Atemzug spricht er den Dichtern diesen Starrkopfen Naturkenntnis ab Dann malt er die Grafin Unbeweglich und kalt vor sich hinschauend sitzt sie ihm Modell 81 Das Bildnis gelingt Darauf kommt ein weltberuhmter Dichter Die Grafin stellt dem Todkranken ihr Haus zum Sterben zur Verfugung Jener Ankommling darf in dem Hause bis auf den letzten Tag seiner Laster ohne jedwede Einschrankung fronen Der Maler malt den sterbenden Dichter wie er hinausschaut zu den Tannen und wie die Baume ihrerseits zum Fenster hereinschauen Dann vergisst der Maler die Kunst Die Grafin gebietet namlich sie zu lieben Der Maler gehorcht Die Geschichte geht fur die Grafin nicht gut aus Der Maler kann Liebe nicht ertragen ist fur ein kalteres Leben bestimmt 89 Woran liegt es so fragt er sich dass Kunstler zu keiner Ruhe kommen 90 Und er verlasst die Geliebte Der Wald BearbeitenDer Autor wird nicht mude im jubelnden Preisen des heimatlichen Waldes als auserwahltes Ziel der Stadter und gruner Aufenthalt der Wanderburschen Schon in Fritz Kochers Aufsatz Mein Berg 32 34 klingt das grosse Walsersche Thema Wald an Die gewaltigen Buchen auf dem Rucken des Bozingenberges benannt nach dem Dorf Bozingen an seinem Fusse Bozingen ist ein Ortsteil von Biel dem Geburtsort Walsers Der Autor lebte bis zu seinem 17 Lebensjahr in Biel Es kann sich in dem Lobpreis Der Wald nur um die Walder der Schweiz handeln Der Autor weiss Ruhe und Wald sind eins 107 Trotz dieses Wissens hat er mit Unruhe diese Ruhe beschrieben Ein Fehler vielleicht so uberschaut er kritisch seinen schwierigen Versuch uber etwas Schones exakt und bestimmtzuschreiben 106 Nicht das tiefe Philosophieren des Autors ist bemerkenswert 104 sondern seine treffliche Beschreibung des Waldes in der Schweiz in dem der Dichter mit einem guten Gedicht fertig werden kann 102 Uberschwanglich ist sie geraten diese Eloge an den Wald Sterben mochte der Autor mit seiner Liebe zum Wald 102 Selbstzeugnis BearbeitenWalser zum Leiter des Insel Verlages uber Fritz Kochers Aufsatze Es ist jedenfalls eines meiner besten Prosastucke Nachwort 116 Rezeption BearbeitenDas Buch verkaufte sich schlecht Trotzdem ubernahm Walser die drollig naive Schulersprache aus den Aufsatzen als Instrument unbestechlicher Erkenntnis der Menschenwirklichkeit fur seine spatere Arbeit Machler 64 Hesse Michels 455 bemerkt 1909 in den Aufsatzen ein Aufleuchten von Liebe zu den Dingen und uber rednerischer Prosa den warmen innigen Schein der echten Dichtung Die Aufsatze sind weniger Parodie auf die Schreibkultur des gymnasialen Deutschunterrichts als vielmehr ironisch gebrochene Selbstaussage Sprengel Greven nennt die Aufsatze ein launiges und originelles Kunstprodukt ironisch altklug und von stupender verbluffender Sensibilitat Nachwort 120 Literatur BearbeitenQuelle Jochen Greven Hrsg Robert Walser Fritz Kochers Aufsatze Mit einem Nachwort des Herausgebers Zurich 1986 128 Seiten ISBN 3 518 37601 2Kritische Robert Walser Ausgabe Hans Joachim Heerde Barbara von Reibnitz Matthias Sprunglin Hrsg Fritz Kocher s Aufsatze Kritische Edition und Reprint der Erstausgabe KWA I 1 Basel Frankfurt a M 2010 333 Seiten 11 Abbildungen ISBN 978 3 7965 2463 9Sekundarliteratur Volker Michels Hrsg Hermann Hesse Eine Literaturgeschichte in Rezensionen und Aufsatzen S 454 455 Frankfurt a M 1975 592 Seiten ISBN 3 518 36752 8 Robert Machler Das Leben Robert Walsers Eine dokumentarische Biographie S 61 64 Frankfurt a M 1976 218 Seiten ISBN 3 518 06821 0 Andreas Georg Muller Mit Fritz Kocher in der Schule der Moderne Studien zu Robert Walsers Fruhwerk A Francke Tubingen 2007 ISBN 978 3 7720 8172 9 Peter Sprengel Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900 1918 S 210 Munchen 2004 924 Seiten ISBN 3 406 52178 9 Gero von Wilpert Lexikon der Weltliteratur Deutsche Autoren A Z S 647 Stuttgart 2004 698 Seiten ISBN 3 520 83704 8 Hendrik Stiemer Fritz Kocher s Aufsatze 1904 In Lucas Marco Gisi Hrsg Robert Walser Handbuch Leben Werk Wirkung J B Metzler Stuttgart 2015 ISBN 978 3 476 02418 3 S 90 94 Ethel Matala de Mazza Schwache Punkte Fritz Kochers Satze In Satzzeichen Szenen der Schrift Festschrift fur Bettine Menke Hrsg von Helga Lutz Nils Plath Dietmar Schmidt Kadmos Berlin 2017 ISBN 978 3 86599 364 9 S 61 65 Romane Erzahlungen und Novellen von Robert Walser Romane Geschwister Tanner Der Gehulfe Jakob von Gunten Der RauberErzahlungen Der SpaziergangEssays und Kurzgeschichten Fritz Kochers Aufsatze Poetenleben Die Rose Normdaten Werk GND 7563251 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https 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