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Fritz Heinrich Schnitzer 8 September 1875 in Mannheim 24 Dezember 1945 in Wedel war ein deutscher Kaffeegrosshandler mit Sitz in Rotterdam und wahrend des Ersten Weltkriegs als deutscher Geheimdienstoffizier im Einsatz Wahrend des Ersten Weltkriegs leitete er die Gazette des Ardennes eine franzosischsprachige Zeitung die von der deutschen Militarregierung fur Nordfrankreich herausgegeben wurde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leitung der Gazette des Ardennes 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFritz Schnitzer stammte aus einer Kaufmannsfamilie und wahlte gleichfalls den Kaufmannsberuf fur sich 1901 grundete er zusammen mit seinem ihm sehr nahestehenden Bruder Ludwig wahrend des Ersten Weltkriegs als Hauptmann d R Nachrichtenoffizier in der Kriegsnachrichtenstelle Antwerpen einen Kaffeegrosshandel mit Sitz in Rotterdam Durch Geschaftskontakte verbrachte Fritz Schnitzer viel Zeit in Le Havre wodurch er gut Franzosisch sprach Er erlernte aber auch das Niederlandische fliessend Nach seinem Einjahrig Freiwilligen Dienst 1894 95 ruckte er sukzessive schliesslich am 20 November 1913 zum Rang als Rittmeister der Reserve im 1 Grossherzoglich Hessischen Garde Dragoner Regiment Nr 23 mit Standort in Darmstadt auf Rittmeister Schnitzer war bereits ca ab dem Jahr 1900 aus patriotischen Motiven als Informant des deutschen militarischen Geheimdienstes fur die Belange von Heer und Flotte im Ausland tatig Wahrend des Ersten Weltkriegs war Fritz Schnitzer im militarischen Geheimdienst IIIb im Grossen Hauptquartier tatig und leitete hier in der Sektion 6 von 1914 bis 1918 als Herausgeber die Gazette des Ardennes siehe unten Nach dem Krieg kehrte er wieder nach Rotterdam zuruck wo er eine Niederlanderin heiratete 1928 zog die Familie nach Den Haag 1936 nach Hamburg wo er eine Zweigniederlassung seines Unternehmens grundete Ab 1941 lebte er wieder in Rotterdam wo er immer noch mit Kaffee handelte Wahrend des Zweiten Weltkriegs war er Major der Reserve Leitung der Gazette des Ardennes Bearbeiten nbsp Die Neutralitat dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten Eine Begrundung steht auf der Diskussionsseite Weitere Informationen erhaltst du hier Schnitzer war uberzeugter Monarchist Fur ihn stand fest dass Deutschland mit dem Ersten Weltkrieg einen berechtigten Verteidigungskrieg gegen eine Welt von Feinden fuhrte Mit seiner Gazette des Ardennes wollte Schnitzer bewusst den gegnerischen Presselugen entgegenwirken nur Tatsachen verbreiten und dem franzosischsprachigen Leser die deutsche Weltsicht vermitteln Die Zeitung trat im Ton serios und sachlich auf kam aber unter Chefredakteur Rene Prevot den franzosischen Lesegewohnheiten Zeitungsformat Illustrierte Beilagen ganz bewusst entgegen In der Gazette des Ardennes kamen in bemerkenswert breitem Umfang auf redaktionellen wie technischem Gebiet Korrektur Druck Verpackung Franzosen und Belgier zum Einsatz wahrend die Chefredaktion in der Hand des als Schriftsteller und Journalisten gleichermassen begabten franzosischstammigen Elsassers Dr Rene Prevot lag Die Zeitung fand Verbreitung zuerst in den besetzten Gebieten Frankreichs und Belgiens Wallonien in der Schweiz und im neutralen europaischen Ausland bis hin nach Italien und Griechenland Auf den verschiedensten Wegen Ballons Flugzeugabwurf Einschmuggeln uber die Westschweiz gelangte die Zeitung aber auch nach Frankreich und hatte hier erhebliche innenpolitische Wirkungen z B wahrend des Prozesses gegen die Zeitschrift Bonnet Rouge 1917 und im Prozess gegen den einstigen franzosischen Ministerprasidenten Joseph Caillaux Zeitweise erhielte sogar fast alle franzosischen Parlamentsmitglieder die Zeitung uber Schweizer Mittelsmanner des deutschen Geheimdienstes zugeschickt Wegen der rigiden franzosischen Zensurbestimmungen und der in der Zeitung abgedruckten Familiennachrichten aus den deutsch besetzten Gebieten sowie der ausfuhrlichen Gefangenenlisten franzosischer Gefangener in deutschen Lagern wurde die Zeitung in Frankreich rege gelesen Die tagliche Auflage betrug gegen Kriegsende ca 175 000 Exemplare wobei sich die Zeitung sehr ungewohnlich fur ein Propagandablatt finanziell selbst trug Die franzosischen Mitarbeiter der Zeitung wurden nach Kriegsende streng verfolgt und es ergingen langjahrige Haftstrafen gegen sie sowie drei Todesurteile von denen eins zur Vollstreckung kam Wahrscheinlich deshalb sagten in einem Prozess der 1919 gegen Kollaborateure der Gazette gefuhrt wurde Arbeiter der Druckerei aus sie seien von Schnitzer geschlagen und zur Arbeit genotigt worden 1 Die Gazette des Ardennes die Schnitzer wahrend fast des gesamten Ersten Weltkriegs leitete spielte in der deutschen Propaganda eine wesentliche Rolle Ausweislich seiner publizierten Tagebucher traf Schnitzer ofters mit dem deutschen Kaiser dem deutschen Kronprinzen sowie fuhrenden Militars Politikern und deutschen Chefredakteuren sowie den auslandischen Militarattaches in Deutschland sowie auslandischen Delegationen zusammen So berichtet Schnitzer von Gesprachen mit dem Kaiser und dem Kronprinzen 2 Neben der Arbeit fur die Zeitung verfasste Schnitzer Propaganda Flugblatter kummerte sich um die Versorgung der Bevolkerung des besetzten Belgiens durch amerikanische Hilfsorganisationen und erfullte daneben geheimdienstliche Aufgaben die er im Tagebuch nur andeutet Hierbei ging es vor allem um Zensur aber auch Spionageabwehr und die Analyse von Agentenberichten 3 Vom Juni bis Oktober 1917 wurde Schnitzer auf eigenen Wunsch als Schwadronsfuhrer der 2 Schwadron des Jager Regimentes zu Pferde Nr 2 an der Ostfront im Baltikum eingesetzt und er beteiligte sich wegen seiner vor Ort gewonnenen Lokalkenntnis im Jahr 1918 am Aufbau der Baltischen Illustrierten Zeitung und der Zeitung Maliit in estnischer Sprache Zeitweise wurde ab 1915 in Deutschland sogar daran gedacht ein Pendant zur Gazette des Ardennes in russischer Sprache herauszugeben woran Rittmeister Schnitzer wegen seiner diesbezuglichen Erfahrungen beteiligt werden sollte Im Jahr 1918 bereiste Rittmeister Schnitzer zwecks Einflussnahme auf die Schweizer Presse auch die Schweiz und traf hier mit dem massgeblichen deutschstammigen Journalisten Hermann Stegemann zusammen Bis wenige Monate vor Kriegsende glaubte Rittmeister Schnitzer fest an den deutschen Sieg dann machten sich bei ihm mehr und mehr Zweifel bemerkbar Die Ursachen der deutschen Niederlage sah er gemass seinen Tagebuchern in den unzeitgemassen Prarogativen des Adels und die deutschen Diplomaten hielt er zornig fur die Clique der grossten Versager und hochmutigsten Vertreter und ubelsten Reprasentanten Deutschlands 4 Rittmeister Schnitzer war ein eifriger und begeisterter Reiter und als Kavallerieoffizier ausweislich seiner Tagebucher Vertreter eines ritterlichen Offizierstyps Er hatte eine umgangliche und kameradschaftliche Art an sich und besass daher einen ausgedehnten Bekanntenkreis unter Militars Funktionaren bei Hofe Beamten Kunstlern Schriftstellern und Journalisten Literatur BearbeitenJurgen W Schmidt Bernd Schnitzer Hrsg Militarischer Alltag und Pressearbeit im Grossen Hauptquartier Wilhelms II Die Gazette des Ardennes Die Kriegstagebucher des Rittmeisters Fritz H Schnitzer 22 9 1914 22 4 1916 Berlin 2014 ISBN 978 3 89574 850 9 Andreas Laska Presse et propagande allemandes en France occupee desMoniteurs officiels 1870 1871 a laGazette des Ardennes 1914 1918 et a laPariser Zeitung 1940 1944 Herbert Utz Munchen 2003 ISBN 3 8316 0293 X Biografie auf S 407 Rainer Poppinghege Deutsche Auslandspropaganda 1914 1918 Die Gazette des Ardennes und ihr Chefredakteur Fritz H Schnitzer In Francia Bd 31 Nr 3 2004 S 49 64 Das von Fritz H Schnitzer vom 22 September 1914 bis zum 21 November 1918 gefuhrte Tagebuch 11 Bande nebst Anlagen befindet sich in Familienbesitz Einzelnachweise Bearbeiten Laska Presse et propagande allemandes en France occupee 2003 S 137 Poppinghege Deutsche Auslandspropaganda 2004 S 51 und 60 Poppinghege Deutsche Auslandspropaganda 2004 S 51 J W Schmidt B Schnitzer Militarischer Alltag und Pressearbeit 2014 S 11Normdaten Person GND 1012760219 lobid OGND AKS VIAF 171358005 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schnitzer Fritz H ALTERNATIVNAMEN Schnitzer Fritz HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Kaffeegrosshandler und MilitarpropagandistGEBURTSDATUM 8 September 1875GEBURTSORT MannheimSTERBEDATUM 24 Dezember 1945STERBEORT Wedel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz H Schnitzer amp oldid 227094810