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Fritz Bohme 10 Mai 1881 in Berlin 19 Marz 1952 in Berlin war ein deutscher Tanzpublizist und Kulturjournalist Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Kaiserreich und Weimarer Republik 1 2 Zeit des Nationalsozialismus 1 3 Nachkriegszeit 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenKaiserreich und Weimarer Republik Bearbeiten Von 1902 bis 1905 studierte Bohme an der Friedrich Wilhelms Universitat in Berlin Geschichte Kunstgeschichte und Padagogik Mit journalistischen Arbeiten fur verschiedene Zeitungen verdiente er sich eine Zeit lang seinen Lebensunterhalt und studierte anschliessend ebenda von 1910 an Mediavistik und Literaturgeschichte u a bei Erich Schmidt Dieser vermittelte ihm eine erste feste Anstellung als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter eine Art Assistent und Archivar bei der Gesellschaft fur deutsche Erziehungs und Schulgeschichte 1913 konnte Bohme einen Nachtragsband zur Werkausgabe von Theodor Storm veroffentlichen 1915 folgte eine biographische Studie uber Ferdinand Rose den Mitschuler und Freund Emanuel Geibels und Storms Ab 1916 war Bohme Feuilletonleiter der Deutschen Warschauer Zeitung Uber die Jugendbewegung und Mensendieck Schulerinnen auf neue Entwicklungen im Tanz aufmerksam geworden begann er bereits hier uber Tanz zu berichten der nicht mit Ballett und Variete zu tun hatte Nach dem Ersten Weltkrieg bemuhte er sich das Genre ernsthafter Tanzkritik in der Presse zu etablieren zunachst im Berliner Borsen Courier und in der Libelle der seinerzeit einzigen deutschen Zeitschrift mit einer eigenen Tanz Rubrik 1 1919 wurde Bohme Feuilleton Redakteur der Deutschen Allgemeinen Zeitung Hier konnte er die seriose kunstkritische Betrachtung des Buhnentanzes endgultig etablieren und im Laufe der Jahre Hunderte von Beitragen uber Tanzthemen veroffentlichen Bis er im Jahr 1928 die feste Anstellung zugunsten einer freien Mitarbeit aufgab hatte er auch sieben Bucher uber Tanz publiziert Bohme grundete diverse Vereinigungen wie 1927 den Berliner Tanzkritiker Verband oder wirkte massgeblich in ihnen mit beteiligte sich an der Organisation der drei deutschen Tanzerkongresse 1927 1928 und 1930 und hielt eine Vielzahl von Vortragen uber Tanzthemen Er strebte die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Tanz Tanzwissenschaft an und veroffentlichte diesbezugliche Aufsatze wie Materialien zu einer soziologischen Untersuchung des kunstlerischen Tanzes 2 In der beim zweiten deutschen Tanzerkongress in Essen 1928 kulminierenden Auseinandersetzung zwischen den Anhangern Rudolf von Labans und Mary Wigmans stellte sich Bohme auf die Seite Labans Fritz Bohme publizierte zwar uberwiegend uber Tanz und Tanzer immer wieder jedoch auch zu literarischen oder padagogischen Themen und schrieb auch Filmkritiken Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Sein vielseitiges Wirken im Tanz fuhrte ihn auch in die Bereiche des Volkstanzes wo er 1 Vorsitzender des Verbandes Deutscher Volkstanzkreise wurde In dieser Eigenschaft glaubte er 1933 in die NSDAP und in den Kampfbund fur Deutsche Kultur eintreten zu mussen Nach eigener Aussage wollte er mit seinem aktiven Engagement die Zerstorung des Ausdruckstanzes und die ideologische Einvernahme der Volkstanzkreise durch die Nationalsozialisten verhindern 3 Bohme baute ab Mitte der 1930er Jahre an den Deutschen Meisterstatten fur Tanz in Berlin ein Tanzarchiv auf und unterrichtete hier Tanzgeschichte Sein Wirken in der Zeit des Nationalsozialismus ist noch nicht grundlich erforscht Fest steht dass er anfangs die neue Politik fur den tatsachlich stark gefahrdeten modernen Tanz der Weimarer Republik fur den er sich seit 1919 laufend eingesetzt hatte zu gewinnen versucht hat Hierzu schrieb er am 8 November 1933 einen Brief an den Reichsminister fur Volksaufklarung und Propaganda Joseph Goebbels 4 Konkretes Ziel des Briefes ist der Versuch Goebbels bzw der Reichskulturkammer die Schaffung einer Einzelkammer fur Bewegungskunst und Tanz nahezulegen Zur Erreichung dieser beiden Ziele bediente sich Bohme bei diesem Briefempfanger naheliegend eines ihn heute stark kompromittierenden nationalsozialistischen Vokabulars das bei ihm zuvor und anschliessend in dieser Konsequenz nach bisherigem Forschungsstand nicht nachgewiesen worden ist Auffallend ist dass Bohme zur Rettung des neue n deutsche n kunstlerische n Tanz es dessen Konkurrenz auf den Tanzbuhnen das Ballett durch Formulierungen wie auf liberalistischer Kunstauffassung erwachsener Ballettstil zu diskreditieren versuchte Da eine liberalistische Kunstauffassung viel eher auf den Ausdruckstanz zutrifft ist bei diesem Brief von einer entsprechenden Tauschungsabsicht Bohmes gegenuber der Politik auszugehen und seine o g eigene Begrundung seiner Intentionen durchaus plausibel Fest steht zumindest dass Bohme in seinen Kritiken trotz gelegentlicher diesbezuglicher zeittypischer Formulierungen keine nationalsozialistische Kunstauffassung zum modernen kunstlerischen Tanz vertrat Er schrieb weiterhin sachlich und positiv uber die modernen Tanzer wie beispielsweise Dore Hoyer deren Tanzstil von den nationalsozialistischen Kritikern negativ beurteilt wurde In den 1930er Jahren veroffentlichte Bohme keine Bucher mehr uber Tanz wirkte jedoch noch einmal an der Neuausgabe von Theodor Storms Werken mit Nachkriegszeit Bearbeiten Bohme war durch die kriegsbedingte totale Zerstorung des von ihm geleiteten Tanzarchivs und ein mehrjahriges Schreibverbot bis zu seiner Entnazifizierung 1949 in der Ausubung seiner bisherigen beruflichen Tatigkeiten stark eingeschrankt In den letzten Lebensjahren unterrichtete er Tanzgeschichte an der privaten Tanzschule von Marianne Vogelsang und an der Staatlichen Ballettschule in Berlin Teilnachlasse Bohmes befinden sich im Tanzarchiv Leipzig 5 und im Deutschen Tanzarchiv Koln 6 Werke Bearbeiten Bearb Olga Desmond Rhythmographik Leipzig 1919 Vom musiklosen Tanz Leipzig 1921 mit Curt Moreck Der Tanz in der Kunst Heilbronn 1924 Tanzkunst Dessau 1926 Der Tanz der Zukunft Munchen 1926 Entsiegelung der Geheimnisse Zeichen der Seele Zur Metaphysik der Bewegung Berlin 1928 Hrsg Die Tanzerin Hilde Strinz Ein Buch des Gedenkens Berlin 1928 Rudolf von Laban und die Entstehung des modernen Tanzdramas Edition Hentrich Berlin 1996Literatur BearbeitenHorst Koegler Helmut Gunther Reclams Ballettlexikon Philipp Reclam jun Stuttgart 1984 S 67 Frank Manuel Peter Wegbereiter des modernen Tanzes Der Tanzpublizist Fritz Bohme In Tanzdrama Magazin Nr 9 4 Quartal 1989 S 23 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Fritz Bohme im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Geertje Andresen Fritz Bohme Pionier der Tanzwissenschaft mit Abbildungen 2012 Findbuch des Teilnachlasses Fritz Bohme ehemals im Tanzarchiv Leipzig Fritz Bohmes Aufbau des Tanzarchivs und dessen zweimaliger Verlust Abruf 30 Januar 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Die Libelle Stimmen zur Buhnenkultur von Kunstgesang und Tanzkunst Leipzig 1917 18 ff Fritz Bohme Materialien zu einer soziologischen Untersuchung des kunstlerischen Tanzes In Ethos Vierteljahresschrift fur Soziologie Geschichte und Kulturphilosophie Jg 1 1925 26 S 274 292 Neuabdruck des ersten Teils davon in Tanzdrama Magazin Nr 9 4 Quartal 1989 S 23 26 Andresen 2012 download 9 August 2014 Abgedruckt bei Lilian Karina Marion Kant Tanz unterm Hakenkreuz Eine Dokumentation Henschel Verlag Berlin 1996 S 210f Sammlungsubersicht des Tanzarchivs Leipzig Bestandsubersicht der Nachlasse und Sammlungen im Deutschen Tanzarchiv KolnNormdaten Person GND 128889721 lobid OGND AKS LCCN n97874144 VIAF 46906279 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bohme FritzKURZBESCHREIBUNG deutscher TanzpublizistGEBURTSDATUM 10 Mai 1881GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 19 Marz 1952STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Bohme Autor amp oldid 223470732