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Friedrich Oskar Giesel 20 Mai 1852 in Winzig Niederschlesien 14 November 1927 in Braunschweig war ein deutscher Chemiker und Pionier der Radioaktivitatsforschung Friedrich Giesel im Archiv der Buchler GmbH Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 WeblinksLeben und Werk BearbeitenGiesel war der Sohn eines Arztes Er studierte Chemie promovierte an der Georg August Universitat Gottingen war fur mehrere Jahre wissenschaftlicher Assistent an der Gewerbeakademie Berlin und ubernahm schliesslich eine Anstellung als leitender Betriebschemiker bei der Braunschweiger Chininfabrik Buchler amp Co Er brachte die Chininproduktion des Unternehmens auf den neuesten Stand der Verfahrenstechnik und sorgte fur die Ausweitung der Produktpalette auf Kokain und Hyoscyamin fur medizinische Zwecke Zusammen mit seinem Hochschullehrer Carl Liebermann lieferte er einige fundamentale wissenschaftliche Beitrage uber Chinin und Kokain 1896 entdeckte der Franzose Henri Becquerel die Radioaktivitat Als die junge Wissenschaftlerin Marie Curie zwei Jahre spater daruber berichtete dass sie in Uranruckstanden das bisher unbekannte radioaktive Element Polonium gefunden habe versuchte sich Giesel ebenfalls an der Darstellung des Poloniums Es gelang ihm eine Substanz mit radioaktiven Eigenschaften zu isolieren Allerdings war es kein Polonium wie er es erwartete Wie sich wenig spater herausstellte hatte er zur gleichen Zeit und unabhangig von dem Ehepaar Curie das Radium entdeckt Giesel konzentrierte sich in der Folgezeit auf die Entwicklung eines industriell verwertbaren Verfahrens der Radiumgewinnung und brachte schliesslich radioaktives Material in den Handel In uberaus grosszugiger Weise stellte er Wissenschaftlern aller Nationen Praparate fur ihre Forschungsarbeiten zur Verfugung Ernest Rutherford schrieb einmal uber Giesel dass er und die gesamte fachwissenschaftliche Welt ihm fur die Bereitstellung von radioaktivem Material zu grosstem Dank verpflichtet seien Friedrich Giesel lieferte aber auch seinerseits Forschungsbeitrage Beispielsweise arbeitete er mit dem unterschiedlichen Durchdringungsvermogen und der unterschiedlichen Reichweite charakterisierende Strahlungseigenschaften heraus das Element Actinium von ihm Emanium genannt ist von ihm unabhangig von Andre Louis Debierne 1902 entdeckt worden mit dem Nachweis der magnetischen Ablenkbarkeit der b Strahlen schuf Giesel die Grundlage zu ihrer Identifizierung als schnell bewegte Elektronen Im Jahr 1903 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewahlt Eine andere Entdeckung Giesels war die Anregung der Phosphoreszenz von Zinksulfid durch a Strahlung Das Phanomen wurde dann in Spinthariskopen zur Intensitatsbestimmung von ionisierender Strahlung genutzt Giesel selbst fuhrte die Entdeckung zur Erfindung einer selbstleuchtenden Farbe indem er Radiumsalz mit Zinksulfid vermengte Diese Radiumleuchtmasse fand unter anderem in der Uhrenindustrie Anwendung In aus heutiger Sicht bedenklichen Selbstexperimenten hat Giesel auch Anteil an den Erkenntnissen zur Radioaktivitat in Hinblick auf ihre physiologischen Wirkungen genommen Der jahrelange ungeschutzte unbekummerte Umgang mit strahlenden Substanzen forderte schliesslich seinen Tribut Nach langem und qualendem Siechtum zudem psychisch gezeichnet vom fruhen Tode seines von ihm innig geliebten Sohnes starb er 1927 im Alter von 75 Jahren Ganz im Sinne seiner bescheidenen Lebensart erhielt Giesel auf dem Braunschweiger Friedhof an der Helmstedter Strasse ein schlichtes Urnengrab Erst 1955 stellte man einen Gedenkstein auf In Braunschweig war Giesel zu Lebzeiten neben seinen Leistungen auf dem Gebiet der Radioaktivitat als ein vielseitig interessierter Wissenschaftler bekannt und geachtet Beispielsweise durfte er mit zu den Ersten uberhaupt gehort haben die sich mit der Farbfotografie beschaftigten Als sich die Nachricht von Rontgens Entdeckung der korperdurchdringenden Strahlen verbreitete baute er sogleich einen Rontgenapparat nach Zusammen mit seinem Freund dem Zahnarzt Otto Walkhoff fertigte er damit unter anderem Schadel und spektakulare Zahnaufnahmen an Schriften Auswahl BearbeitenUber kunstliche Farbung von Krystallen der Haloidsalze der Alkalimetalle durch Einwirkung von Kalium und Natriumdampf in Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 30 S 156 158 1897 ISSN 0365 9496 Einiges uber das Verhalten des radioactiven Baryts und uber Polonium in Annalen der Physik und Chemie 69 S 91 94 1899 ISSN 0003 3804 Ueber die Ablenkbarkeit der Becquerelstrahlen im magnetischen Felde in Annalen der Physik und Chemie 69 S 834 836 1899 ISSN 0003 3804 Einiges uber Radium Baryum Salze und deren Strahlen in Verhandlungen der deutschen physikalischen Gesellschaft 2 S 9 10 Friedrich Vieweg amp Sohn Braunschweig J A Barth Leipzig 1900 ISSN 0420 0195 Uber radioactive Stoffe in Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 33 S 3569 3571 1900 und 34 S 3772 3776 1901 ISSN 0365 9496 Uber radioaktive Substanzen und deren Strahlen Sonderausgabe aus der Sammlung chemischer und chemisch technischer Vortrage Hrsg Felix B Ahrens Enke Stuttgart 1902 ISSN 0177 4689 Uber Radiumbromid und sein Flammenspektrum in Physikalische Zeitschrift 3 S 614 615 Hirzel Leipzig 1902 ISSN 0369 982X Ueber den Emanationskorper aus Pechblende und uber Radium in Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 36 S 342 347 1903 ISSN 0365 9496 Ueber Polonium und die inducirende Eigenschaft des Radiums in Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 36 2368 2370 1903 ISSN 0365 9496 Literatur BearbeitenRudolf G A Fricke Friedrich Oskar Giesel Pionier der Radioaktivitatsforschung AF Verlag Wolfenbuttel 2001 ISBN 3 00 008179 8 PDF 43 6 MB Horst Rudiger Jarck Gunter Scheel Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 19 und 20 Jahrhundert Hahnsche Buchhandlung Hannover 1996 ISBN 3 7752 5838 8 S 107 Theodor Schneider Giesel Fritz In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 387 Digitalisat Weblinks BearbeitenSeite der Stadt Braunschweig uber Friedrich Oskar Giesel Geschichte der Buchler GmbH mit Portrat von Friedrich Oskar GieselNormdaten Person GND 116620218 lobid OGND AKS LCCN nb2003058773 VIAF 72150066 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Giesel FriedrichALTERNATIVNAMEN Giesel Friedrich OskarKURZBESCHREIBUNG deutscher Chemiker und Pionier der RadioaktivitatsforschungGEBURTSDATUM 20 Mai 1852GEBURTSORT Winsko SchlesienSTERBEDATUM 14 November 1927STERBEORT Braunschweig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Giesel amp oldid 234598968