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Die Freie Scholle ist eine Wohnungsbaugenossenschaft in der ostwestfalischen Stadt Bielefeld Sie wurde am 21 Juni 1911 gegrundet und entwickelte sich aus einer Gruppierung zum Turnhallenbau zu der grossten Wohnungsbaugenossenschaft in der Stadt und verwaltet heute rund 5200 Wohnungen und hat 8200 Mitglieder Baugenossenschaft Freie Scholle eGLogoRechtsform eingetragene GenossenschaftGrundung 1911Sitz Bielefeld DeutschlandBranche WohnungswirtschaftWebsite www freie scholle de Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung und Aufbruch zur neuen Wohnkultur 1911 1933 1 2 Expressionistische Baukultur in der Freien Scholle 1 3 Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg 1933 1945 1 4 Wohnungsnot und Wiederaufbau 1945 1953 1 5 Wirtschaftswunder 1954 1982 1 6 Bestandsmodernisierung und Forderung des Genossenschaftsgedankens 1983 1995 1 7 Gegenwart 2 Genossenschaftliche Selbsthilfe 3 Aufbau der Altenarbeit 4 Unternehmensverbund Freie Scholle 4 1 Freien Scholle Nachbarschaftshilfeverein e V 4 2 Gemeinschaftsstiftung Freie Scholle 4 3 Haus Service GmbH HSG 4 4 Haus Media GmbH HMG 5 Konzept Lebensgerechtes Wohnen in der Freien Scholle 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung und Aufbruch zur neuen Wohnkultur 1911 1933 Bearbeiten Gegrundet wurde die Baugenossenschaft Freie Scholle am 21 Juni 1911 von Arbeitersportlern denen es durch die Stadt Bielefeld verwehrt wurde in stadtischen Turnhallen zu turnen Der Bevormundung durch die Obrigkeit uberdrussig und nicht willens weiter in den Hinterzimmern von Gastwirtschaften ihrem Sport nachzugehen beschlossen die Mitglieder der Freien Turnerschaft Bielefeld eigene Turnhallen zu bauen Als Vorbild dienten ihnen die Arbeitersportler aus Gera Bremen und Hamburg In den Anfangsjahren war es das oberste Ziel der Mitglieder der Baugenossenschaft Freie Scholle weitere Mitglieder zu gewinnen und das Geld fur den Bau der ersten Turnhalle zusammenzutragen 1912 gelang es trotz der wirtschaftlich schlechten Lage fur 80 000 Mark eine eigene Turnhalle zu errichten Nachdem die SPD 1914 im Vorfeld des Ersten Weltkrieges den Kriegskrediten zugestimmt hatte wurden die Sanktionen gegen die Arbeiterbewegung dann aber aufgehoben Die Bielefelder Arbeiterturner konnten wieder stadtische Turnhallen benutzen und der Bau weiterer genossenschaftlicher Turnhallen erubrigte sich Daraufhin setzte die Freie Scholle ihre gewonnene wirtschaftliche Kraft fur den Bau von Kleinwohnungen ein und begann im Mai 1914 am Niedermuhlenhof mit dem Bau ihrer ersten Siedlung mit 138 Wohnungen fur Arbeiterfamilien Diese setzten schon damals mit der Ausstattung eines WCs elektrischer Beleuchtung Gasanschluss und fliessend Wasser in der Wohnkuche sowie einem Gemeinschaftsbad im Keller neue Massstabe im Arbeiterwohnungsbau Die Siedlung wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg fertiggestellt Expressionistische Baukultur in der Freien Scholle Bearbeiten nbsp Treppenhaus im Siedlungsgebiet Heeper FichtenWahrend der Inflation 1914 bis 1923 kam die Bautatigkeit in der Freien Scholle angesichts der finanziell knappen Mittel vollstandig zum Erliegen Erst mit dem einsetzenden Wirtschaftsaufschwung konnte man die Bautatigkeit fur die Mitglieder fortsetzen Zwischen 1924 und 1930 entstanden mit den Siedlungen Heeper Fichten und Im Siekerfelde zwei Reformsiedlungen die sowohl wegen ihrer Infrastruktur als auch wegen ihrer Bauweise noch heute Beachtung finden Das Bauen hatte in dieser Zeit durchaus auch eine politische Komponente So vermitteln die von Gustav Vogt geplanten Gebaude mit ihren Torbogen und einer Backsteinmauer nicht ohne Grund den Charakter einer Burg Der uber Bielefeld hinaus anerkannte Architekt wollte damit die Wehrhaftigkeit der Arbeiterschaft gegen den Kapitalismus zum Ausdruck bringen Dementsprechend sollten die mit roten Backsteinziegeln geklinkerten Hauseingange das Aufstreben der Arbeiterbewegung in dieser Zeit darstellen Aber auch die grosszugig angelegten Innenhofe stellten im damaligen Geschosswohnungsbau etwas Besonderes dar boten sie den Bewohnern doch neben den ublichen Waschebleichen auch grosszugig gestaltete Raume fur die Erholung Neben dem Bau von Wohnungen war es zu jeder Zeit das Bestreben der Freien Scholle Gemeinschaftseinrichtungen zur Steigerung der Wohnqualitat zu schaffen So errichtete sie in ihrer Siedlung Heeper Fichten 1928 29 eine Waschhaus mit Waschmaschinen Trockenkulissen und Heissmangeln Im selben Haus wurde die Einrichtung eines Kinderhorts und Jugendheims mit Bibliothek Lesezimmer Vortragszimmer usw untergebracht In den folgenden Jahren entwickelte sich hier ein Treffpunkt der Organisationen der Arbeiterbewegung Den Abschluss des Bauvorhabens stellte der Bau des Friedrich Ebert Hauses dar In den Jahren nach seiner Fertigstellung entstand hier ein kultureller Mittelpunkt des Bielefelder Ostens der bis zur Gleichschaltung der Freien Scholle durch die Nazis auch Ausgangspunkt des Widerstands gegen den aufziehenden Nationalsozialismus war Allerdings hatte auch die Freie Scholle unter der Weltwirtschaftskrise zu leiden So verschlechterte sich die Lage der Bielefelder Arbeiter zusehends Immer mehr von ihnen gerieten in den Sog der Krise und waren nicht mehr in der Lage die Mieten fur eine Neubauwohnung aufzubringen Eine Vielzahl von Wohnungsbewerbern liess sich daraufhin zuruckstellen Um dennoch der grosse Nachfrage nach Wohnraum zu begegnen ging die Genossenschaft dazu uber wieder kleinere und in ihrer Ausstattung einfachere Wohnungen zu errichten Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg 1933 1945 Bearbeiten nbsp Adolf Damaschke Strasse 9 11 erbaut 1925 26 sowie 1948 unter DenkmalschutzNachdem der Vorstand der Genossenschaft am 26 Juni 1933 in der Generalversammlung fur abgesetzt erklart worden war wurde die Freie Scholle wie alle anderen Organisation der Arbeiterbewegung gleichgeschaltet Der Bruch mit dem Genossenschaftsgedanken war damit unubersehbar vollzogen und das Ende der demokratisch gewahlten Strukturen bis auf Weiteres besiegelt Doch die Mitglieder der Freien Scholle zeigten dem neuen Vorstand deutlich dass sie kein Vertrauen in dessen Arbeit hatten Unter anderem kundigten sie ihre Sparkonten so dass Ende der 30er Jahre die Spareinrichtung ihren Betrieb einstellen musste Gleichzeitig kundigten zahlreiche Mitglieder ihre Mitgliedschaft zum einen zweifellos der wirtschaftlichen Not gehorchend zum anderen aber auch aus Protest gegen die Nazi Verwaltung Allein zwischen 1933 und 1935 traten 324 Mitglieder aus der Genossenschaft aus Damit hatte sich die Mitgliedschaft in zwei Jahren um 18 Prozent verringert Fur die Genossenschaft bedeutete das dass sie weitere 40 000 Reichsmark auszahlen musste Fur die Vergabe der Wohnungen war die politische Gesinnung ein ausschlaggebendes Kriterium So hatten Sozialdemokraten kaum eine Chance eine freie Wohnung in der Freien Scholle zu bekommen Die nachbarschaftliche Solidaritat unter den Arbeitern war fur die Verwaltung ein nicht kalkulierbares Risiko Der nationalsozialistische Vorstand versuchte dem dadurch zu begegnen dass er moglichst nur Mitglieder aus den eigenen Reihen versorgte Doch auch im Wohnungsbau waren deutliche Ruckschritte zu verzeichnen War es bisher das Ziel qualitativ hochwertige Wohnungen zu erbauen so wurden ab sofort nur noch minderwertiger Volkswohnungsbau ohne Gemeinschaftseinrichtungen betrieben bei dem beispielsweise auf den Einbau von Badern verzichtet wurde Wegen des Krieges wurde 1939 die Bautatigkeit komplett eingestellt da nicht mehr genugend Bauarbeiter und auch kein Baumaterial zur Verfugung standen Wohnungsnot und Wiederaufbau 1945 1953 Bearbeiten nbsp Siedlungsgebiet Auf dem Langen Kampe Mit der Besetzung Bielefelds am 4 April 1945 ging auch fur die Freie Scholle das Tausendjahrige Reich zu Ende Nachdem die Alliierten das Versammlungsverbot aufgehoben hatten wurden die genossenschaftlichen Gremien schnellstmoglich demokratisch besetzt Der Krieg und die damit verbundenen Bombenangriffe hatten auch vor Bielefeld nicht halt gemacht Die Lage am Wohnungsmarkt war katastrophal Gleichwohl zog es viele Fluchtlinge in die Stadt da sie in den Bielefelder Fabriken Arbeit fanden Lag die Einwohnerzahl im Mai 1945 noch bei 69 000 hatte sie sich bis Ende 1946 mit rund 135 000 fast verdoppelt Die Behorden versuchten der Wohnungsnot mit Beschlagnahmungen und Zwangseinquartierungen Herr zu werden Auch die Wohnungen in den Siedlungen der Freien Scholle waren zeitweise doppelt belegt Allen Verantwortlichen war klar dass dem Bau von Wohnungen oberste Prioritat eingeraumt werden musste Die Zeit fur Neubau und Wiederaufbau war aufgrund fehlender Baustoffe jedoch ausserst schwierig Die Verhaltnisse anderten sich mit der Wahrungsreform im Juni 1948 War bis dahin Baumaterial nur sehr schwer zu bekommen fehlte seit der Einfuhrung der D Mark das Geld um die dringend notwendigen Baumassnahmen durchfuhren zu konnen Dank der Selbsthilfe der Wohnungsbau Notgemeinschaft Metall konnte die Freie Scholle dennoch 76 Wohneinheiten fertigstellen Zur Linderung der Wohnungsnot reichten diese Anstrengungen jedoch nicht aus Erst als der Staat den Wohnungsbau mit offentlichen Mitteln forderte konnte auch die Freie Scholle in grosserem Umfang bauen Von 1950 bis 1954 baute sie Auf dem Langen Kampe an der Spindelstrasse und Im Siekerfelde rund 1000 neue Wohnungen Wirtschaftswunder 1954 1982 Bearbeiten Mit Einsetzen des Wirtschaftswunders in der Bundesrepublik verbesserte sich auch bei der Freien Scholle nach und nach die finanzielle Situation Neue Wohnungen wurden nun mit Balkonen und Badern besserer Ausstattungen gebaut Realisiert werden konnte das allerdings nur mit einer erhohten Selbsthilfeleistung der Mitglieder Da das Bauland innerhalb Bielefelds mit zunehmender Bautatigkeit immer knapper wurde verlagerte die Baugenossenschaft gegen Ende der 50er Jahre ihre Neubauvorhaben an den Rand der Stadt und errichtete ihre Siedlungen hier quasi auf der grunen Wiese Die Presse zeigte sich angesichts der neuen Siedlungen positiv beeindruckt Wenn alles fertig ist durfte der Flehmannshof wo man mit freundlichen Farben Garten und Grunanlagen nicht spart ein Schmuckstuck im Bielefelder Wohnungsbau darstellen 1 Im Marz 1968 feierte die Freie Scholle die Fertigstellung ihrer 5000 Wohnung Aufgrund der hohen Bodenpreise in dieser Zeit wurden zumeist Hochhauser gebaut Diesem Trend schloss sich die Baugenossenschaft aber nicht an Vielmehr setzte sie auf Einsparungen bei den Baukosten indem sie auf Waschkeller verzichtete und stattdessen zentral in der Siedlung ein Waschhaus errichtete Da Haushaltsgerate fur die breite Masse der Bevolkerung eher unerschwinglich waren erfreute sich die Gemeinschaftseinrichtung mit Waschmaschinen Waschetrocknern und Heissmangeln grosser Beliebtheit und steigerte den Wohnkomfort erheblich Anfang der 80er Jahre stellte die Freie Scholle ihre Neubautatigkeit ein Anlass dafur waren die unverandert hohen Bau und Bodenpreise aber auch die geanderten Forderbedingungen fur den Sozialwohnungsbau Diese machten es der Freien Scholle immer schwerer ihre genossenschaftliche Identitat zu wahren Unwirtschaftliche Forderbedingungen Fehlbelegerabgabe und das Belegungsrecht der Stadt Bielefeld waren Grunde dafur warum sich die Genossenschaft schliesslich aus dem sozialen Wohnungsbau zuruckzog Nur so konnte sie sicherstellen dass die genossenschaftlichen Grundprinzipien wie Selbstverwaltung Selbstverantwortung und Selbstverstandnis gewahrt blieben Bestandsmodernisierung und Forderung des Genossenschaftsgedankens 1983 1995 Bearbeiten Bevor die Bielefelder Wohnungsunternehmen die Entspannung auf dem Wohnungsmarkt zu spuren bekamen wirkte die Freie Scholle einer drohenden Fluktuation weit im Vorfeld entgegen Indem sie ihre Wohnungsbestande nicht nur aus den 20er und 30er Jahren sondern auch die Bauten die sie nach dem Krieg in kurzester Zeit und mit minderwertigen Baumaterialien errichtet hatte modernisierte sorgte sie so fur eine hohe Wohnzufriedenheit ihrer Mitglieder Auch wenn die Genossenschaft hierfur oftmals Uberzeugungsarbeit zu leisten hatte so wussten die Bewohner die Verbesserung des Wohnkomforts zu schatzen Auf Wunsch der Mitglieder begann man in den laufenden Modernisierungsprogrammen ausserdem mit dem Einbau von Etagenheizungen Mitte der 70er Jahre gehorte dann der Einbau von Zentralheizungen und isolierverglasten Kunststofffenstern zum Standard einer Modernisierung In der Olkrise waren seit Oktober 1973 die Energiepreise erstmals explosionsartig angestiegen Energie sparen ruckte in den Mittelpunkt der Bautatigkeit 1988 begann die Freie Scholle dann damit kleine Wohnungen innerhalb eines Hauses zusammenzulegen und auf diese Weise grossere familiengerechte Wohnungen zu schaffen Die vorausgegangene Strukturanalyse im gesamten Hausbesitz hatte ergeben dass diese Wohnungstypen stark nachgefragt waren Die gewahlten Vertreter der Genossenschaft entschieden daher dass Grosse Zuschnitt und Ausstattung der Wohnung den sich verandernden Lebensumstanden und Wohnvorstellungen Rechnung zu tragen hatten Kleinwohnungen der Nachkriegszeit waren nicht mehr familiengerecht Auch reagierte die Genossenschaft auf die gestiegene Nachfrage nach altengerechten Wohnungen und baute sie dort barrierefrei um wo dies die technischen Vorsetzungen zuliessen Nach der Wende in den 90er Jahren stieg auch die Nachfrage nach Wohnungen in Bielefeld deutlich wieder an An eine Aufnahme der Neubautatigkeit ohne die Aufnahme offentlicher Mittel war allerdings erst nach dem entsprechenden Wachstum der 1989 gegrundeten Spareinrichtung zu denken Um ihren genossenschaftlichen Grundgedanken wieder beleben und in der Folge konsequent weiter ausbauen zu konnen erarbeitete die Freie Scholle fur ihre Mitglieder eine Seminarkonzeption Fur die Kommunikation zwischen Mitgliedern Aufsichtsrat und Vorstand wurden Anfang der 80er Jahre so genannte Hauswarteseminare angeboten Aufgrund der sehr guten Resonanz und um das nachbarschaftliche Miteinander in den Siedlungen zu fordern wurden die Seminare 1990 fur alle interessierten Mitglieder und Bewohner geoffnet Bis zum Jahr 2011 nutzten rund 3 500 Mitglieder das uber die satzungsgemasse Mitbestimmung hinausgehende Kommunikationsangebot Als Informationsmedium brachte die Genossenschaft 1985 eigens fur ihre Bewohner eine Hauszeitung heraus Bis heute berichtet sie drei Mal jahrlich uber die Arbeit der Genossenschaft macht die getroffenen Entscheidungen transparent und erlautert nachvollziehbar die Geschaftspolitik Daruber hinaus fordert sie den Genossenschaftsgedanken und informiert uber alle Fragen rund ums Wohnen in der Freien Scholle Gegenwart Bearbeiten Im Jahr 2002 sorgte die von der Bielefelder Wohnungswirtschaft in Auftrag gegebene Studie des Instituts fur Pflegewissenschaften fur erhebliche Aufmerksamkeit Nicht nur einen deutlichen Ruckgang der Bevolkerungszahlen sondern auch einen drastischen Anstieg des Anteils alter Menschen sowie einen immer grosseren Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund sagte der Demografieforscher Professor Herwig Birg bis zum Jahr 2050 voraus Gleichzeitig warnte er vor dramatischen Folgen fur die Wohnungswirtschaft die stadtische Infrastruktur und die Stadtentwicklung Von der Birg Studie ging auch ein Impuls hin zur partnerschaftlichen Stadtentwicklung aus Der Masterplan Wohnen und das Stadtentwicklungsszenario Bielefeld 2050 die beide unter Mitwirkung der Freien Scholle entstanden sind Beispiele fur eine zukunftsorientierte Zusammenarbeit in der Stadt Bielefeld 2 Die Genossenschaft selbst bezog die Ergebnisse der Studie seitdem in ihre Zukunftsplanung ein Dementsprechend erfolgen der Stadtumbau der Siedlungen Albert Schweitzer Strasse und Allensteiner Strasse Genossenschaftliche Selbsthilfe BearbeitenGenossenschaften sind Selbsthilfeeinrichtungen Das hatten die Grunder der Freien Scholle 1911 mit ihrem Bau einer eigenen Turnhalle bewiesen Das Kapital dafur brachten sie durch ihre gezeichneten Anteile von zu Beginn 30 Mark und den Erwerb symbolischer Bausteine im Wert von 35 Pfennigen pro Woche auf Um weiteres Kapital fur die Verwirklichung der gestreckten Ziele zu sammeln hatte in dieser Zeit die Werbung neuer Mitglieder Prioritat So stieg die Zahl der Mitglieder im Jahr der Grundung von 140 auf 437 an Auch in wirtschaftlich schweren Zeiten nahm die Freie Scholle weitere Mitglieder auf waren doch die Wohnungen wie sie die Freie Scholle anbot bei den Bielefelder Arbeitern sehr begehrt Als weiteres Finanzierungsinstrument griff die Genossenschaft im Jahr 1928 eine Idee aus dem Jahr 1913 auf und eroffnete eine eigene Spareinrichtung Sie sollte dazu beitragen die Freie Scholle vom Geldmarkt unabhangig zu machen Nach Gleichschaltung der Freien Scholle durch die Nationalsozialisten verloren die Mitglieder ihr Vertrauen in die Genossenschaft und zogen ihre Spareinlagen ab Ende der 1930er Jahre wurde die Spareinrichtung deshalb geschlossen Wie bereits in den Anfangen spielte auch in den 1980er Jahren bei der Finanzierung der Modernisierungsmassnahmen die genossenschaftliche Selbsthilfe eine zentrale Rolle Um der kontinuierlich steigenden Nachfrage der Mitglieder nach grosseren und altengerechten Wohnungen mit moderner Ausstattung nachzukommen benotigte die Genossenschaft zusatzliches Kapital Nachdem sich die Freie Scholle aus dem offentlich geforderten Wohnungsbau zuruckgezogen hatte eroffnete die Freie Scholle im Jahr 1989 zum zweiten Mal in ihrer Geschichte eine eigene Spareinrichtung Die Mitglieder unterstutzten das neu geschaffene Selbsthilfeinstrument von Beginn an so dass die Spareinrichtung von Jahr zu Jahr mehr Mittel fur die Bautatigkeit bereitstellen konnte Seitdem bietet die Spareinrichtung der Freien Scholle einen dreifachen Vorteil Die Spareinlagen garantieren die laufende Verbesserung der Wohnqualitat zu angemessenen Preisen gleichzeitig gewahrt sie den Sparern attraktive Konditionen und schliesslich sichert sie die Unabhangigkeit der Freien Scholle vom Kapitalmarkt so dass ihr selbst die Bankenkrise im Jahr 2008 nichts anhaben konnte Neben der Spareinrichtung ist der Verein Freie Scholle Nachbarschaftshilfe ein weiteres Instrument genossenschaftlicher Selbsthilfe Der im Jahr 1990 gegrundete Verein unterhalt wohnbegleitende Dienstleistungen Aufbau der Altenarbeit BearbeitenEine im Jahr 1987 durchgefuhrt Strukturanalyse im Hausbesitz der Freien Scholle ergab dass sich die Genossenschaft auf eine zunehmende Alterung ihrer Mitglieder einzustellen hatte Die daraufhin von den Vertretern geforderten Strukturen fur ein moglichst langes selbstandiges Wohnen im eigenen Zuhause waren der Auftakt fur die Entwicklung des Konzept Alt werden mit der Freien Scholle Damit legte die Freie Scholle als erstes bundesdeutsches Wohnungsunternehmen den Grundstein fur den Aufbau einer unternehmenseigenen Altenarbeit Mit der Grundung des Freie Scholle Nachbarschaftshilfe e V im Jahr 1990 entsprach die Freie Scholle der standig steigenden Nachfrage nach den Angeboten in diesem Bereich In den folgenden Jahren konnte sie das Angebot ihrer wohnbegleitenden Dienstleistungen kontinuierlich erweitern Parallel dazu entwickelte die Genossenschaft 1992 in der Arbeitsgemeinschaft Meinolfstrasse zusammen mit Arbeiterwohlfahrt Evangelischem Gemeindedienst und Stadt Bielefeld fur ihr grosstes Siedlungsgebiet Auf dem Langen Kampe das Konzept des Nachbarschaftszentrums Meinolfstrasse Dem Altenhilfeplan der Stadt Bielefeld zufolge war hier ein Gebiet mit dem grossten Mangel an Einrichtungen fur altere Menschen Mit dem Bau des Nachbarschaftszentrums behob die Genossenschaft diesen Strukturmangel und kam gleichzeitig der standig steigenden Nachfrage nach den Leistungsangeboten der Wohn und Altenberatung und des Nachbarschaftshilfevereins nach Fur ihr Konzept des Nachbarschaftszentrums an der Meinolfstrasse zeichneten die Bertelsmannstiftung und das Kuratorium Deutsche Altenhilfe KDA die Freie Scholle im Jahr 2005 mit dem ersten Preis des Werkstatt Wettbewerbs Quartier aus In der gemeinsamen Pressemitteilung der Wettbewerbsveranstalter hiess es Die Freie Scholle in Bielefeld zahlt zu den Pionieren des Quartierskonzepts und hat als Wohnungsunternehmen eine eigene Altenhilfe fur und mit ihren Bewohnern aufgebaut 3 Ein weiteres Nachbarschaftszentrum entstand im Zuge der Vollmodernisierung des Siedlungsgebietes Spindelstrasse Unternehmensverbund Freie Scholle BearbeitenBestandteil des Konzepts Lebensgerechtes Wohnen in der Freien Scholle sind wohnbegleitende Dienstleistungen die der Unternehmensverbund Freie Scholle fur die Mitglieder der Genossenschaft erbringt Freien Scholle Nachbarschaftshilfeverein e V Bearbeiten Der Verein unterstutzt die Wohn und Altenberatung Auf diese Weise schafft der Verein die Voraussetzung dafur dass die Mitglieder der Freien Scholle und deren Angehorige in ihrer vertrauten Wohnung und Wohnumgebung bleiben konnen wenn im Alter Krankheit und Pflegebedurftigkeit auftreten Daruber hinaus fordert er die Nachbarschaften in den Stadtteilen Gemeinschaftsstiftung Freie Scholle Bearbeiten Die Stiftung unterstutzt Selbsthilfeprojekte innerhalb des Bielefelder Stadtgebietes Haus Service GmbH HSG Bearbeiten Seit der Grundung im Jahr 2002 ist die HSG eine Tochtergesellschaft der Freie Scholle Bau und Dienstleistungsgesellschaft und ubernimmt fur die Genossenschaftsmitglieder Aussenreinigung und Winterdienst und auf Wunsch die Reinigung der Gemeinschaftsflachen im Haus Ausserdem kummert sich die Servicegesellschaft um die Pflege der Grunanlagen Haus Media GmbH HMG Bearbeiten Mit der 2007 gegrundeten HMG will die Baugenossenschaft ihre Unabhangigkeit im Bereich Fernseh und Radioversorgung sicherstellen und so ihre Mitglieder vor unvorhersehbaren Preisentwicklungen bewahren Fur die Zukunft plant die HMG daruber hinaus die automatische Erfassung der Heiz und Wasserverbrauche und schafft hierfur im Zuge ihrer Modernisierungs und Neubautatigkeit die Voraussetzungen Konzept Lebensgerechtes Wohnen in der Freien Scholle BearbeitenEnde der 90er Jahre entwickelte die Freie Scholle ihr Konzept Lebensgerechtes Wohnen in der Freien Scholle Ziel dieser Konzeption ist es Wohnungen und Wohnumfeld in einer Siedlung fur die Bedurfnisse aller Altersgruppen so nachhaltig zu gestalten dass stabile Nachbarschaften gefordert und gepflegt werden Ihre Konzeption setzt die Freie Scholle um indem sie durch Wohnraumanpassung umfassende Modernisierung und bestandsersetzenden Neubau die Wohnungsstrukturen so optimiert dass die Mitglieder auch dann in ihrer Siedlung wohnen bleiben konnen wenn sich ihre Lebenssituation beispielsweise durch Familiengrundung oder Tod des Ehepartners verandert Bestandteil des Lebensgerechten Wohnens sind wohnbegleitende Dienstleistungen Wohn und Altenberatung der Verein Freie Scholle Nachbarschaftshilfe die Freie Scholle Bau und Dienstleistungsgesellschaft die Haus Service GmbH und die Haus Media GmbH bilden zusammen den Unternehmensverbund Freie Scholle Dessen Aufgabe ist es durch die Erfullung des genossenschaftlichen Forderauftrages fur eine Wohnzufriedenheit der Mitglieder zu sorgen Literatur BearbeitenBaugenossenschaft Freie Scholle eG Hrsg Frank Karthaus Bearb 75 Jahre Freie Scholle 1911 1986 Bielefeld 1986 ISBN 3 88918 043 4 Baugenossenschaft Freie Scholle eG Hrsg Michael Seibt Bearb 90 Jahre Freie Scholle 1911 2001 Bielefeld 2001 ISBN 3 00 008032 5 Baugenossenschaft Freie Scholle eG Hrsg 100 Jahre Freie Scholle Genossenschaft ist Nachbarschaft Bielefeld 2011 ISBN 978 3 00 033788 8 Georg Wagner Kommunalpolitik und Wohnungsbau in Bielefeld 1918 1960 In Gunther Schulz Wohnungspolitik im Sozialstaat deutsche und europaische Losungen 1918 1960 Dusseldorf Droste 1993 ISBN 3 7700 0974 6 Wagner Bernd J 18 Juni 1911 Grundung der Baugenossenschaft Freie Scholle online verfugbar Einzelnachweise Bearbeiten freie scholle de Memento des Originals vom 24 Juni 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www freie scholle de uni bielefeld de Bielefeld 2000plus Forschungsprojekte zur Region Wettbewerb zeigt Leben in vertrauter Umgebung ist auch bei Pflegebedurftigkeit moglich Zehn innovative Quartiersprojekte pramiert Bertelsmann Stiftung 15 Februar 2005 abgerufen am 4 Januar 2021 Pressemitteilung 52 036877 8 523246 Koordinaten 52 2 12 8 N 8 31 23 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Freie Scholle Bielefeld amp oldid 237251749