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Franz Xaver Josef Eher 28 April 1851 in Munchen 22 Juni 1918 ebenda 1 war ein deutscher Journalist und antisemitischer Verleger dessen am 6 Dezember 1901 gegrundeter Franz Eher Verlag ab 1920 nach Verkauf zum Parteiverlag der NSDAP wurde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie und journalistische Anfange 1 2 Arbeit als Verleger und Redakteur des Munchener Beobachters 1 3 Journalistische Arbeiten 1 4 Antisemitismus und volkische Agitation im Munchener Beobachter 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie und journalistische Anfange Bearbeiten Eher war der Sohn des Kammmacher Meisters Franz Xaver Eher und dessen Frau Magdalena Wiedermann der Tochter eines Maschinenschlossers 2 Der Vater betrieb einen Laden im Ruffinihaus in der Sendlingergasse 13 in der Munchener Altstadt Anders als verschiedentlich behauptet war Eher kein Osterreicher Grund fur diese Falschinformation war die Tatsache dass er entgegen dem Wunsch seines Vaters das Geschaft nicht ubernehmen wollte und stattdessen sieben Jahre lang als Redakteur der Neuen Freien Presse in Wien arbeitete ein Blatt das er spater heftig fur dessen corrupte Verhaltnisse journalistischen Jargon seinen lacherlichen Wirtschaftsteil und ein Conglomerat von Unwahrheiten angriff Offenbar war Eher 1885 an Bestrebungen beteiligt in Wien eine Zeitung mit deutschnationaler Tendenz zu grunden und war Sympathisant des damals neu gegrundeten antisemitischen Deutschen Lesevereins Deutschen Clubs 3 der von dem Volkskundler und erklartem Judenfeind Josef Pommer beeinflusst war 4 Spater wechselte Eher zum Berliner Lokalanzeiger 5 In Berlin heiratete er 1895 Friederike Hirsch aus Russ im Memelgebiet 6 und kehrte auf Wunsch seines Vaters 1897 nach Munchen zuruck Arbeit als Verleger und Redakteur des Munchener Beobachters Bearbeiten Nach dem Tod des Vaters grundete Eher zusammen mit dem Munchener Druckereibesitzer Johann Naderer 1899 das Fachblatt Der Bayerische Metzgermeister finanziert aus dem Verkauf des elterlichen Ladengeschafts 7 Ab dem 2 Februar 1900 wurde die Branchen Zeitung im Umfang wesentlich vergrossert was ihre Auflage und Bedeutung erhohte Eher war jedoch nur bis zum Ende des Jahrgangs an dem Blatt beteiligt ab 1901 ubernahm Naderer Redaktion und Verlag Nach dessen Tod am 4 Februar 1912 ging der Verlag ins Eigentum von Naderers Schwiegersohn Georg Unger uber Fast zeitgleich mit dem Verlag des Bayerischen Metzgermeister hatte Eher gemeinsam mit dem ehemaligen Schankwirt Anton Kaiser dem Sohn eines Kramers 25 April 1857 im Marz 1900 von Naderer den Munchener Beobachter Unabhangige Tageszeitung Organ der ostlichen Stadttheile ubernommen die Redaktion war in der Comeniusstrasse 8 in Munchen Haidhausen ansassig Kaiser war bereits seit 1896 dort als leitender Redakteur tatig 8 Anfanglich firmierte der Verlag unter Anton Kaiser und Frz Jos Eher Allerdings zahlte Eher seinen Partner schon bald aus und wurde damit alleiniger Inhaber 7 Ab der Nummer 14 vom 8 April 1900 ist er im Impressum auch als Verlagseigenthumer und verantwortlicher Redakteur aufgefuhrt Den Druck der Zeitung ubernahm weiterhin Johann Naderer Erst am 2 Dezember 1901 liess Franz Eher der mittlerweile in der Pfarrstrasse 5 im Munchener Stadtteil Lehel wohnte seinen Verlag beim Handelsgericht unter seinem Namen eintragen Registergericht Bd III Nr 125 Bis zu Ehers Tod blieb die Zeitung politisch unbedeutend und wurde in kleiner Auflage im Strassenverkauf vertrieben Die Richtung seines Blattes bezeichnete Eher selbst als unparteiisch aber nicht farblos und versprach seinen Lesern den Boden einer gut burgerlichen Zukunft zu bereiten 9 Zeitweise soll Eher unter dem Pseudonym Xaver Balder geschrieben haben 10 1899 sollen rund 2000 Exemplare verkauft worden sein 1907 nur noch 1000 Weil sich Eher mit Georg Unger zerstritten hatte liess er die Zeitung ab Januar 1907 in der Druckerei von Josef Gassler herstellen 11 Da Gasslers Betrieb den Munchener Beobachter im Handsatz herstellte dauerte die Produktion drei Tage Erst 1909 schaffte sich Gassler eine Setzmaschine an die die Arbeit in sechs Stunden erledigte Im Ersten Weltkrieg erschien die Zeitung immer seltener ab 1915 drei Mal monatlich ab 1916 zwei Mal monatlich 1917 wechselte abermals die Druckerei F Fischer in der Klenzestrasse was zu einer mehrwochigen Publikations Pause fuhrte Nach dem Tod Ehers am 22 Juni 1918 fuhrte seine Witwe den Verlag zunachst weiter bevor sie die Lizenz fur den Munchener Beobachter an den Rechtsextremen Rudolf von Sebottendorf verausserte Journalistische Arbeiten Bearbeiten Ab 1899 verfasste Eher unter dem Kurzel Frz Ee fur den Munchener Beobachter zahlreiche Theaterkritiken Aus dem Munchener Buhnenleben in denen er sich speziell von Richard Wagners Musikdramen beeindruckt zeigte 12 Das Munchener Nachtleben kritisierte er als sittenlos und sprach von der besseren Gesellschaft die sich mit halbnackten Redouten Weibern etwa im Cafe Luitpold amusiere 13 Unter dem Titel Die reichshauptstadtische Tagespresse Oesterreichs Reminiscenz eines Kenners erinnerte sich Eher an seine Wiener Zeit und warf seinem alten Arbeitgeber der Neuen Freien Presse unertraglichen Terrorismus auf dem Gebiete der Kunst und Literatur vor 14 Die anderen osterreichischen Blatter nannte er Meinungsvergifter Als Privatier Xaverl Grandlhauer beschrieb er eine Reise uber Passau und Linz nach Wien und Budapest 15 In dem Text stellte er in Wien eine Krahwinkelruhe fest bezeichnete die Stadt als unendliches Ghetto und ausserte sich abfallig uber den judischen Geschaftssinn Wehe dem Unvorsichtigen der es heute noch unternehmen sollte mit einem Uberzieher oder Plade Plaid uber den Arm gelegt hier durchzugehen es werden gleich ein paar angehende Strassenraub Zoglinge herspringen Nix zu schachern nix zu handeln 16 Ausserdem berichtete er von einem Osterurlaub in Griechenland 17 und widmete sich ebenfalls als Xaver Grandlbauer am Stammtisch im bayerischen Dialekt vorzugsweise Anekdoten aus der Munchener Geschichte und Politik Antisemitismus und volkische Agitation im Munchener Beobachter Bearbeiten Das Blatt stand der Regierung des Reichskanzlers Bernhard von Bulow ebenso skeptisch gegenuber wie Kaiser Wilhelm II und uberhaupt der preussischen Vorherrschaft im Kaiserreich Berlin wurde als ruckstandigste Stadt der Welt bezeichnet der Reichstag heftig attackiert Von einem tristen Nebel der uns jetzt umgibt war die Rede der eines Tages von einem Volkerfruhling abgelost werde 18 Gelegentlich veroffentlichte Eher betont antisemitische Artikel so in Nr 28 vom 9 Juli 1905 unter der Uberschrift Unsere verjudete Gemeindeverwaltung des Autors ek Wenn man noch nicht wusste von welchem Geiste unser Stadtmagistrat so konnte einem die stets zunehmende Zahl der judischen Lieferanten der Stadt daruber Aufklarung verschaffen Wahrend die christlichen Geschafte Munchens sich bei so und so vielen Submissionen erfolglos beteiligen konnen ohne auch nur einmal einen lohnenden Auftrag fur die Stadt erlangen zu konnen brauchen Juden auch nur ein Geschaft aufzutun um sofort stadtische Lieferungen zu erhalten Schon 1908 kommentierte die Zeitung die Judenfrage unter der Uberschrift Antisemitisch und Nationalsozial 19 Darin schreibt der ungenannte Autor mutmasslich Eher selbst Ich bestreite ja nicht dass auch ein Jude die Fahigkeit haben kann deutsch national und nationalsozial zu denken und handeln zu konnen aber die es konnen und tun sind weisse Raben und jedenfalls sollen sie sich in keiner Weise vordrangen denn sie schrecken nur ab Er habe bisher erst einen Juden kennen gelernt so der Verfasser der die verhangnisvolle und verderbliche Wirksamkeit seiner Volksgenossen offen und ehrlich eingestanden habe moglicherweise Otto Weininger gemeint Ausserdem ruiniere der Jude im Grossen und Ganzen jede Vereinigung der er sich anschliesst Unter dem Titel Volkischer Beobachter wurde die Zeitung ab 1920 das Kampfblatt der NSDAP Literatur BearbeitenAdolf Dresler Der Munchener Beobachter 1887 1918 Zeitung und Leben 76 Munchen 1940 Adolf Dresler Aus der Geschichte des Volkischen Beobachter und des Zentralverlages der NSDAP Franz Eher Nachf In Zeitungswissenschaft Bd 11 Nr 10 vom 1 Oktober 1936Einzelnachweise Bearbeiten Sterbedatum belegt im Eintrag zur Firma Franz Eher Verlag beim Amtsgericht Munchen Registergericht zit nach Gabriele Melischek Josef Seethaler Hrsg Die Wiener Tageszeitungen Eine Dokumentation Bd 4 1938 1945 Mit einem Uberblick uber die osterreichische Tagespresse der NS Zeit Berlin 2003 S 114 Die beiden heirateten am 14 Dezember 1859 siehe Der Bayerische Landbote Nr 349 vom 15 Dezember 1859 S 1406 1 Nicht zu verwechseln mit dem Deutschen Club im Parlament der allerdings ahnliche politische Ziele verfolgte z B die Korruption bekampfen wollte die einen Theil der Presse beherrsche und die offentliche Meinung vergifte siehe Deutsche Wacht Nr 78 vom 27 September 1885 S 2 Munchener Beobachter Nr 24 vom 16 Juni 1901 Adolf Dresler Geschichte des Volkischen Beobachters und des Zentralverlages der NSDAP Franz Eher Nachf Munchen 1937 S 47 Adolf Dresler Der Munchener Beobachter 1887 1918 Wurzburg Aumuhle 1940 S 24 a b Zeitungswissenschaft Bd 11 Nr 10 S 436 Thomas Keiderling Kleine Studie zum grossten Buch und Zeitschriftenkonzern des Nationalsozialismus Rezension uber Thomas Tavernaro Der Verlag Hitlers und der NSDAP Die Franz Eher Nachfolger GmbH Wien Edition Praesens 2004 In IASLonline 30 Mai 2005 abgerufen am 22 Juni 2018 Adolf Dresler Der Munchener Beobachter 1887 1918 Wurzburg Aumuhle 1940 S 26 Adolf Dresler Der Munchener Beobachter 1887 1918 Wurzburg Aumuhle 1940 S 32 Paul Hoser Munchener Beobachter In Historisches Lexikon Bayerns 11 Mai 2006 abgerufen am 22 Juni 2018 Munchener Beobachter Nr 27 vom 2 Juli 1899 Nr 51 vom 17 Dezember 1899 Munchener Beobachter Nr 8 vom 25 Februar 1900 S 1 Munchener Beobachter Nr 24 vom 16 Juni 1901 Munchener Beobachter Nr 25 vom 22 Juni 1902 bis Nr 32 vom 10 August 1902 Munchener Beobachter Nr 31 3 August 1902 S 3 Munchener Beobachter Nr 15 vom 15 April 1900 S 2 Munchener Beobachter Nr 23 vom 7 Juni 1903 S 2 Munchener Beobachter Nr 22 vom 31 Mai Normdaten Person GND 133449777 lobid OGND AKS VIAF 70119663 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Eher FranzALTERNATIVNAMEN Eher Franz Xaver Josef vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist und VerlegerGEBURTSDATUM 28 April 1851GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 22 Juni 1918STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Eher amp oldid 209979786