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Die Flachenregel beschreibt den optimalen Verlauf der Querschnittsflache eines sich in der Nahe oder oberhalb der Schallgeschwindigkeit bewegenden Flugkorpers entlang seiner Langsachse Die Flachenregel gilt in ihrer ursprunglichen Form fur den transsonischen Bereich etwa von Mach 0 8 bis 1 2 Fur hohere Geschwindigkeiten ist die Flachenregel in etwas abgewandelter Form gultig da dann der Einfluss des Machschen Kegels berucksichtigt werden muss Zeichnungen zur Patentschrift 932 410 Haacksche OgiveAuswirkung des Tragflugelquerschnitts auf die Haacksche OgiveTranssonische Flachenregel Idealisiert haben die farbig markierten Querschnitte den gleichen Flacheninhalt erreicht durch Einschnuren des Rumpfes Supersonische FlachenregelAls Idealform eines Flugkorpers dessen Geschwindigkeit nahe an oder uber der Schallgrenze fliegt gilt die Haacksche Ogive ein langgestrecktes spindelformiges Gebilde Bei Flugzeugen kommen indes zur Querschnittsflache des Rumpfes notwendigerweise die der Tragflachen der Triebwerke und des Leitwerks hinzu Die Flachenregel besagt nun Im Idealfall sollte die Gesamtquerschnittsflache eines Flugkorpers nicht seine Form an jeder Stelle der einer Haackschen Ogive entsprechen Vereinfacht ausgedruckt sollte also die Querschnittsflache des Flugkorpers von vorn nach hinten kontinuierlich zu und wieder abnehmen Wird die Flachenregel nicht beachtet etwa indem der Flugelansatz den Flugzeugquerschnitt unvermittelt vergrossert so wird dadurch bei hoherer Geschwindigkeit eine zusatzliche Stosswelle erzeugt die den Luftwiderstand des Flugzeugs drastisch erhoht und unter Umstanden das Erreichen der Uberschallgeschwindigkeit verhindert Um dies zu vermeiden konnte man z B den Rumpf im Bereich der Tragflachen verschmalern Dadurch wird das Entstehen einer zusatzlichen Stosswelle unterbunden Inhaltsverzeichnis 1 Historie 2 Anwendung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseHistorie BearbeitenDie Regel wurde im Spatjahr 1943 von Otto Frenzl bei Windkanalversuchen bei Junkers im Zusammenhang mit der projektierten Entwicklung des Strahlbombers Junkers Ju 287 entdeckt Spatestens seit einem Vortrag von Theodor Zobel im Marz 1944 mit dem Titel Grundsatzliche neue Wege zur Leistungssteigerung von Schnellflugzeugen vor der Deutschen Akademie fur Luftfahrtforschung waren Frenzls Forschungsergebnisse in deutschen Aerodynamikerkreisen weithin bekannt Frenzl erhielt auf seine Erkenntnisse gemeinsam mit Heinrich Hertel und Werner Hempel am 21 Marz 1944 ein vorlaufig geheimgehaltenes Patent Nr 932 410 1 2 das erst 1955 veroffentlicht wurde Unabhangig von der Frenzlschen Arbeitsgruppe kam auch der Aerodynamiker Dietrich Kuchemann zu ahnlichen Ergebnissen Ein entsprechend tailliertes Design fur einen der Flachenregel gemass geformten Flugzeugrumpf wurde 1946 von Amerikanern entdeckt und im englischsprachigen Schrifttum anschaulich als Kuchemann s Coke bottles Kuchemannsche Colaflaschen bezeichnet 3 Die neuentdeckte Flachenregel wurde bei der Konstruktion der Ju 287 sofort und somit insgesamt erstmalig umgesetzt es resultierte u a eine ungewohnlich anmutende weit voneinander entfernte Anordnung der vier bzw sechs Triebwerke Die Flachenregel wurde auch bei den weiteren deutschen Schnellflugzeugprojekten am Ende des Zweiten Weltkriegs berucksichtigt wenngleich diese freilich nicht wesentlich uber das Planungsstadium hinauskamen z B Messerschmitt P 1112 Messerschmitt P 1106 Focke Wulf Fw 239 und auch Henschel Hs 135 Vermutlich ohne Kenntnis der deutschen Forschungen wurde die Flachenregel acht Jahre spater 1952 von Richard T Whitcomb vom National Advisory Committee for Aeronautics NACA ein weiteres Mal entdeckt und 1955 veroffentlicht daher ist die Regel im angelsachsischen Schrifttum auch als Whitcomb Rule bekannt obwohl Whitcombs Prioritat nicht einmal darin gesehen werden kann dass er der erste Nicht Deutsche war dem der Zusammenhang klar wurde Vor ihm hatte auch der Amerikaner Wallace D Hayes in seiner Dissertation am California Institute of Technology Caltech 1947 das Prinzip beschrieben Anwendung BearbeitenMitte der 1950er Jahre wurde die Flachenregel erstmals in breiterem Umfang bei der Konstruktion von Kampfflugzeugen realisiert In den USA war dies unter anderem die F 102 bei der die Regel indes nicht ab den ersten Prototypen sondern erst nach einer Umkonstruktion nach dem Jahr 1954 befolgt wurde wahrend in der Schweiz die FFA P 16 als eines der ersten Flugzeuge bei welchen die Regel von Beginn an Berucksichtigung fand im Jahr 1955 erstmals abhob 4 In der Praxis weisen nach der Flachenregel konstruierte Flugzeuge oftmals wie von Kuchemann vorgeschlagen eine Rumpfeinschnurung im Bereich der Flugel auf Bei Flugzeugen mit langgestreckten Rumpfen wie der Concorde ist diese Wespentaille kaum zu sehen bei Uberschallflugzeugen mit kurzem Rumpf ist sie hingegen meist deutlich erkennbar wie bei der Convair F 106 oder der Je 152 nbsp Prototyp einer Convair F 102 nbsp Convair F 102 im endgultigen Design mit eingeschnurtem Rumpf als Konsequenz aus der Berucksichtigung der Flachenregel nbsp Die F 106 Delta Dart eine Weiterentwicklung der F 102 Delta Dagger zeigt eine Wespentaillen Formung aufgrund von Uberlegungen zur FlachenregelLiteratur BearbeitenWerner Heinzerling Flugelpfeilung und Flachenregel zwei grundlegende deutsche Patente der Flugzeugaerodynamik Deutsches Museum Munchen PDF 9 86 MB Supersonische Flachenregel nach Robert T Jones In NACA Report 1284 PDF 540 kB englisch Werner Heinzerling Die transsonische Querschnittsflachenregel ein ubergeordnetes aerodynamisches Entwurfsprinzip In Hans Ulrich Meier Hrsg Die Pfeilflugelentwicklung in Deutschland bis 1945 Bernard amp Graefe Verlag Bonn 2006 ISBN 3 7637 6130 6 S 166 197 Einzelnachweise Bearbeiten Horst Lommel Junkers Ju 287 Der erste Jet Bomber der Welt und weitere Pfeilflugelprojekte Aviatic Oberhaching 2003 ISBN 3 925505 74 1 S 24 Patent DE932410 Widerstandsarme Gestaltung von Hochgeschwindigkeitsflugzeugen auch von solchen mit ausserhalb des Flugzeugumrisses liegenden Verdrangungskorpern Veroffentlicht am 1 September 1955 Anmelder Junkers Flugzeug und Motorenwerke A G Dessau Erfinder Heinrich Hertel Otto Frenzl Werner Hempel erteilt am 21 Marz 1944 als Geheimpatent Walter Sierra Beyond the Saga of Rocket Science In Space to Stay Xlibris Corp 2019 ISBN 978 1 4990 9524 1 S 256 englisch Georges Bridel Schweizerische Strahlflugzeuge und Strahltriebwerke Schweizerische Bauzeitung Jahrgang 94 1976 Heft 24 24 Juni 1976 Seite 367 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flachenregel amp oldid 237752257