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Dieser Artikel behandelt die in der sibirischen Taiga siedelnde Familie Lykow Zu weiteren Bedeutungen siehe Lykow Begriffsklarung 51 460864 88 427107 Koordinaten 51 27 39 11 N 88 25 37 59 OLykow russisch Lykov ist der Nachname einer sechskopfigen Familie die sich 1936 in die sibirische Taiga zuruckgezogen hatte und dort selbstgewahlt und religios motiviert isoliert ohne jeden Kontakt nach aussen lebte bis sie 1978 zufallig durch ein Team von Geologen entdeckt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtlicher Hintergrund 2 Die Familie und ihre Lebensumstande 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichtlicher Hintergrund BearbeitenAusgelost durch die Kirchenreform des Patriarchen Nikon im Jahre 1653 entzundeten sich in Russland Religionsstreitigkeiten wobei es in den Jahren 1666 1667 zu einer Spaltung innerhalb der Russisch Orthodoxen Kirche kam So entstanden die sogenannten Altglaubigen Innerhalb dieser Bewegung bildete sich die religiose Gruppierung der Priesterlosen die vom baldigen Eintreffen des Jungsten Gerichts uberzeugt waren Insbesondere in den radikalen Reformen Peters des Grossen erkannten sie das Wirken des Antichristen Viele dieser wahren Glaubigen wichen in unbewohnte Regionen Russlands aus um der hohen Steuerlast und anderen Pflichten des als gottlos betrachteten Staates zu entgehen Im Verlauf der Jahrhunderte wurden Mitglieder dieser Gemeinschaft immer weiter in unzuganglichere Waldgebiete getrieben Bedingt durch staatliche Nachstellungen zog sich die Familie Lykow in den 1930er Jahren bis zum Oberlauf des Abakan zuruck und geriet dort 250 Kilometer von der nachsten menschlichen Siedlung entfernt in Vergessenheit Im Jahre 1978 wurde die Familie durch ein Geologenteam entdeckt Bekannt wurde das Schicksal der Familie durch Berichte in der Komsomolskaja Prawda Die Familie und ihre Lebensumstande Bearbeiten nbsp Hausrat der Lykows ausgestellt im Krasnojarsker LiteraturmuseumZur Zeit ihrer Entdeckung bestand die Familie aus dem Vater Karp Ossipowitsch Lykow den Sohnen Sawwin 45 und Dimitri 36 und den Tochtern Natalja 42 und Agafja 34 Die Mutter Akulina Karpowna geb Daibowa war 1961 vermutlich an Hunger gestorben Der Heimatkundler Nikolai Ustinowitsch Schurawljow beschrieb die Lebensumstande folgendermassen Feuer machen sie mit dem Wetzstahl Licht erzeugen sie durch Kienspane Sie leben wie in der Zeit vor Peter dem Ersten vermengt mit ein paar Spritzern Steinzeit Im Sommer laufen sie barfuss im Winter tragen sie Schuhwerk aus Birkenrinde Sie benutzen kein Salz Brot kennen sie nicht Die Sprache haben sie bewahrt Wassili Peskow Die Vergessenen der Taiga Die Familie lehnte moderne Erzeugnisse ab 1981 verstarben die drei altesten Kinder 1988 der Vater im 87 Lebensjahr Wenig spater wurde von einer angeblichen Hochzeit der allein zuruckgebliebenen jungsten Tochter Agafja berichtet was sich jedoch als Falschmeldung herausstellte 1 Nachdem 15 Kilometer flussabwarts der Hutte die Geologensiedlung aufgegeben wurde und infolge der politischen Wende Hubschrauberfluge teurer wurden liess auch der Kontakt zu Agafja nach Nur mit Wassili Peskow blieb Agafja fortwahrend noch im Kontakt In den letzten Jahren wurden mehrere Filme und Reportagen uber Agafja Lykowa produziert Im November 2003 gab sie im russischen Fernsehsender ORT ein Interview Sie steht ausserdem im regelmassigen Briefkontakt mit dem Gouverneur von Kemerowo der sie mit Utensilien wie Werkzeugen Fischernetzen und Decken sowie Lebensmitteln und Medikamenten unterstutzt Im Februar 2009 liess sie uber die Zeitung Krasnojarski Rabotschi einen Brief an die Gouverneure der angrenzenden Gebiete weiterleiten in dem sie sie um einen Helfer im Haushalt bat Im Sommer 2010 besuchte der deutsche Autor Jens Muhling die Einsiedlerin in der Taiga Er schildert die Begegnung in seinem Buch Mein russisches Abenteuer Darin erklart Agafja sie wolle ihr selbstgewahltes Exil nie aufgeben sondern in der Taiga sterben 2 2015 begann die britische Regisseurin Rebecca Marshall unter dem Titel Der Wald in mir mit einer Dokumentation uber Agafja Lykowa Nachdem Agafja Lykowa einen Notruf uber Satellitentelefon abgeschickt hatte wurde sie am 16 Januar 2016 in ein Krankenhaus in Taschtagol geflogen Sie hatte uber heftige Schmerzen in den Beinen geklagt die wohl auf eine Osteochondrosis dissecans zuruckzufuhren sind 3 Literatur BearbeitenWassili Peskow Die Vergessenen der Taiga die unglaubliche Geschichte einer sibirischen Familie jenseits der Zivilisation Goldmann Munchen 1996 ISBN 3 442 12637 1 Jens Muhling Mein russisches Abenteuer Auf der Suche nach der wahren russischen Seele Dumont Buchverlag Koln 2012 ISBN 978 3 8321 9589 2 Weblinks BearbeitenAlexander Schrepfer Proskurjakov Die Burunduks als Geissel Gottes In Wochenzeitung Nr 13 31 Marz 2005 Artikel uber die Familie Lykow Linguistisch ethnographische Expedition an den Fluss Jerinat zu Agafja Karpowna Lykowa 2003 des Krasnojarsker Regionalen Heimatmuseum russisch Nachricht uber Agafjas Brief im Februar 2009 auf newsru com russisch Online Artikel der Komsomolskaja Prawda uber Agafja vom 20 Marz 2009 Surviving in the Siberian Wilderness for 70 Years auf YouTube Jens Muhling Sibirische Einsiedler Allein in der Taiga gekurzter Auszug aus Mein russisches Abenteuer Tomas Avenarius Die Frau die Corona nicht kennt In SonntagsZeitung 31 Mai 2020 S 12 Archiv Gernot Kramper Eine Familie fluchtete vor Stalin nach Sibirien und sah 40 Jahre keinen Menschen In Stern de 14 April 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Dolgij put do Erinata Nicht mehr online verfugbar In Krasnoyarskij rabochij 26 August 2009 archiviert vom Original abgerufen am 25 Februar 2013 russisch Jens Muhling Mein russisches Abenteuer Dumont Buchverlag Koln 2012 S 347 Siberia Woman Who Lived Her Entire Life in Wilderness Airlifted to Hospital In Sostre News 16 Januar 2015 abgerufen am 29 Februar 2016 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lykow amp oldid 229286573