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Fahrstuhleffekt ist ein vom deutschen Soziologen Ulrich Beck gepragter Begriff Animation der Aufwartsbewegung eines FahrstuhlsMit diesem Begriff bezeichnete Beck in seinem 1986 erschienenen Buch Risikogesellschaft jenen Einfluss den die Wohlstandsexplosion der Wandel des Arbeitsmarktes Expansion des Dienstleistungssektors Flexibilisierung der Arbeit seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf die Gesellschaft Westdeutschlands habe Beck geht dabei davon aus dass sich die Einkommensunterschiede zwischen Gut und Schlechtverdienenden nicht wesentlich verandert haben die Erhohung des materiellen Wohlstands der Zugewinn an Freizeit und die verbesserten Bildungschancen jedoch allen Bevolkerungsgruppen zuteilwurden so dass sich nun das gesamte gesellschaftliche Gefuge einige Etagen hoher befindet Es gibt wie Beck schreibt bei allen sich neu einpendelnden oder durchgehaltenen Ungleichheiten ein kollektives Mehr an Einkommen Bildung Mobilitat Recht Wissenschaft Massenkonsum 1 Inhaltsverzeichnis 1 Fahrstuhleffekt und Individualisierung 2 Paternostereffekt 3 Siehe auch 4 Literatur 5 FussnotenFahrstuhleffekt und Individualisierung BearbeitenDer Begriff des Fahrstuhl Effekts kann jedoch nur im Kontext der beckschen Individualisierungstheorie verstanden werden Die Pointe der beckschen Argumentation ist namlich dass eben genau dadurch dass die Klassengesellschaft eine Etage hoher gefahren wird ein Prozess der Individualisierung einsetzt der die klassischen Ungleichheitsstrukturen in Frage stellt Die Anhebung des allgemeinen Lebensstandards habe namlich auch wenn alle eben gleich viele Stockwerke hoher gefahren werden nicht fur alle dieselbe Bedeutung Wahrend dies fur einige Bevolkerungsteile namlich den erstmaligen Kontakt zu hoherer Bildung und Massenkonsumgutern wie Autos Wohnungseigentum usw ermoglicht bedeutet fur andere dieser Zuwachs nur ein Mehr desselben also Zweitwohnung Zweitwagen etc Wohlstandsexplosion zunehmende Mobilitats chancen auf einem sich differenzierenden Arbeitsmarkt und Bildungsexpansion fuhren so die becksche Individualisierungsthese insgesamt zu einer Freisetzung aus traditionellen Bindungen Die sozialstaatliche Absicherung der wachsende allgemeine Wohlstand und zunehmende berufliche Differenzierungen untergraben Klassensolidaritaten Die Expansion der Frauenerwerbsarbeit sowie der Zugang von Frauen zu erweiterter Bildung und eigenem Geld irritieren die Machtverhaltnisse zwischen den Geschlechtern So entstehen neue und veranderte Ungleichheitslagen die sich nicht mehr mit Klassen oder Schichtmodellen beschreiben lassen Die komplexen Wirkungen der Individualisierung konnen und sollen hier nicht beschrieben werden Es soll lediglich angedeutet werden dass der Fahrstuhleffekt eben weder die Konstanz der sozialen Ungleichheiten in Form von Klassen und Schichten behauptet noch das Verschwinden oder eine Abschwachung der gesellschaftlichen Ungleichheiten Dass eine Fahrt mit dem Fahrstuhl durchaus auch zur Verscharfung von Ungleichheiten oder zumindest zu einer Verscharfung der Verteilungskampfe fuhren kann lasst sich exemplarisch auch an den Folgen der Bildungsexpansion zeigen Diese fuhrt namlich zu der Paradoxie einer gleichzeitigen Auf und Abwertung von Bildungsabschlussen Einerseits werden diese fur den Einstieg in eine Berufslaufbahn immer wichtiger andererseits werden diese auch durch das marktwirtschaftliche Prinzip von Angebot und Nachfrage dadurch zunehmend entwertet dass immer mehr Menschen Zugang zu diesen haben Bildung ist so immer mehr notwendige Voraussetzung um uberhaupt an der Verteilung von Arbeitsplatzen teilzunehmen garantiert jedoch immer weniger dabei auch erfolgreich zu sein Dies fuhrt z B dazu dass Bevolkerungsgruppen mit vergleichsweise niedrigen Abschlussen trotz eines Bildungszuwachses dauerhaft vom gesellschaftlichen Wohlstand ausgeschlossen sind 2 Paternostereffekt Bearbeiten nbsp Animation der Kreisbewegung eines PaternosterfahrstuhlsDer Ausdruck Paternoster effekt wurde zunachst allerdings nur selten synonym zu Fahrstuhleffekt verwendet 3 Ende der Neunzigerjahre pragte der Sozialwissenschaftler Christoph Butterwegge eine Bedeutungsverschiebung im Kontext der Veranderungen in der sozialen Dynamik infolge der regressiven Modernisierung bzw Amerikanisierung des deutschen Sozialstaates 4 Seither sehe man anstelle eines Fahrstuhleffekts einen Paternostereffekt bei dem es in demselben Masse wie die einen nach oben gelangen fur die anderen nach unten geht 5 Siehe auch BearbeitenNivellierte Mittelstandsgesellschaft Prekarisierung Trickle down Theorie VerelendungstheorieLiteratur BearbeitenUlrich Beck Risikogesellschaft Auf dem Weg in eine andere Moderne Suhrkamp Frankfurt a M 1986 v a S 121 160 Rainer Geissler Die Sozialstruktur Deutschlands Westdeutscher Verlag Opladen 1996 v a S 69 ff 250 ff Christoph Butterwegge Krise und Zukunft des Sozialstaates 3 Aufl VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2006 Fussnoten Bearbeiten Zitiert nach Beck Risikogesellschaft 1986 S 122 Vgl Geissler Die Sozialstruktur 1996 S 257 f Beck Risikogesellschaft 1986 Thomas Rauschenbach Fachkrafte im Spiegel des KJHG In Johannes Munder Erwin Jordan Hrsg Mut zur Veranderung Votum 1996 Christoph Butterwegge Folgen der regressiven Modernisierung bzw Amerikanisierung des deutschen Sozialstaates In Wohlfahrtsstaat im Wandel VS Verlag fur Sozialwissenschaften 1999 ISBN 978 3 322 95119 9 doi 10 1007 978 3 322 95118 2 6 Christoph Butterwegge Globalisierung Wohlfahrtstaat und Soziale Arbeit In Werner Thole et al Soziale Arbeit im offentlichen Raum Soziale Gerechtigkeit in der Gestaltung des Sozialen VS Verlag fur Sozialwissenschaften 2005 ISBN 978 3 322 89006 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fahrstuhleffekt amp oldid 223796616