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Die Bildungsexpansion die den sozialen Wandel vor allem in den letzten Jahrzehnten sehr pragte bezeichnet den starken Ausbau der sekundaren und tertiaren Bereiche des Bildungswesens Durch die somit gestiegene Partizipation an hoheren Bildungsbereichen kommt es zu einer Hoherqualifizierung der Bevolkerung 1 oder aus schichtsoziologischer Sicht zu einer Umschichtung nach oben 2 Inhaltsverzeichnis 1 Deutschland 1 1 Ursachen 1 2 Folgen 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseDeutschland BearbeitenDie Bildungsexpansion setzte in Deutschland im 19 Jahrhundert ein und nahm ab diesem Zeitpunkt mit einzelnen Phasen der Stagnation fortgehend zu Vor allem die Wertigkeit der Bildung fur das Wirtschaftswachstum und der damit einhergehende Nutzen fur die Gesellschaft trugen zu dieser Entwicklung bei Infolgedessen lasst sich Bildung als Humankapital und Burgerrecht bezeichnen 3 Die Hauptschule entwickelte sich aufgrund der Bildungsexpansion zu einer Restschule Wahrend sie 1952 79 aller Schuler aufnahm waren es 2012 nur noch 15 der Achtklassler Die Partizipationszahlen an Gymnasien hingegen entwickelten sich im Vergleich entgegengesetzt zu denen der Haupt bzw Volksschulen 1952 besuchten 13 der Schuler ein Gymnasium wohingegen es 2012 schon 37 waren Man geht davon aus dass in den nachsten Jahren Hauptschulen sogar ganz aus dem deutschen Bildungssystem verschwinden werden Auch die Anzahl der Gymnasialabschlusse und der Absolventen mit Fachhochschulreife haben sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht was einen im Vergleich zu 1960 zehnmal grosseren Prozentsatz an Studienberechtigten zur Folge hatte Durch diese Verschiebung verschlechterten sich zunehmend die Aussichten von Jugendlichen die ihre Schullaufbahn ohne einen Hauptschulabschluss beenden Die Zahl dieser Jugendlichen hat sich zwar prozentual gesehen stark verringert doch die Betroffenen haben mit schlimmen Folgen zu rechnen wie zum Beispiel mit sehr schlechten Chancen auf dem Arbeitsmarkt 4 Gab es 1830 in Deutschland etwa 16 000 Studenten so stieg diese Zahl bis zum Ende des Kaiserreichs 1918 auf das 10fache und bis 2015 auf das 200fache Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 stieg die Studentenzahl weiter Nach einem Ruckgang in der Zeit des Nationalsozialismus begann nach dem Zweiten Weltkrieg erneut eine kontinuierliche Steigerung der Studentenzahlen und in der Folge der Akademikerquote Diese Expansion wurde durch verschiedene Faktoren gefordert Der Zugang zu Hochschulen der ursprunglich nur uber das Gymnasium moglich war war ab 1900 auch uber den Abschluss am Realgymnasium moglich seit den 1920er Jahren kam der Zweite und Dritte Bildungsweg hinzu Daneben stieg die Zahl der Hochschulen 1899 wurden die Technischen Hochschule den Universitaten gleichgestellt weitere Hochschultypen folgten Die Zulassung von Frauen zum Hochschulstudium in Preussen ab 1908 fuhrte zu dem anfangs langsamen Wachstum der Akademikerquote der Frauen 5 Ursachen Bearbeiten Die Ursache der Bildungsexpansion lasst sich primar mit dem immer grosser werdenden Qualifikationszwang der Bevolkerung begrunden Angetrieben wurde dieses Phanomen durch den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt innerhalb der Gesellschaft der zur Folge hatte dass spezielle Kompetenzen und Kenntnisse kontinuierlich wichtiger wurden Dieser Bedarf an Qualifikationen wurde des Weiteren durch die immer facettenreicheren Aufgabenbereiche in Wirtschaft Gesellschaft und Politik sowie durch die Relevanz der internationalen Bundnisse beeinflusst Das theoretische Wissen lasst sich demzufolge bildlich als Motor der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung darstellen 2 Eine weitere ausschlaggebende Ursache der Bildungsexpansion stellt der Konkurrenzkampf der Menschen um hohere gesellschaftliche Positionen dar und der damit verbundene Zwang zu hoheren Bildungsabschlussen Besonders zielstrebige willensstarke Menschen nutzen diesen Bildungsvorsprung zur Statussicherung und mussen bei steigender Anzahl der Mitbewerber mit gleichrangigen oder sogar hoheren Bildungsabschlussen ihren Sozialstatus durch Bildungsaufwand wiederherstellen 6 Dies steht im direkten Zusammenhang mit der Auslese durch die Arbeitgeber Hoherrangige Abschlusse weisen den Arbeitgeber auf besondere Fahigkeiten und Kenntnisse hin die im Beruf von Nutzen sein konnten Infolgedessen erhoht sich mit einem guten und aussagekraftigen Bildungszertifikat die Chance auf den gewunschten Arbeitsplatz 7 Folgen Bearbeiten Die gesellschaftlichen kulturellen und sozialstrukturellen Veranderungen welche man als Folge der Bildungsexpansion betrachten kann sind mannigfaltig 8 Wirtschaft und Wohlstand stehen im direkten Zusammenhang mit dem Bildungsstand dem Wissen und den Kompetenzen einer Bevolkerung Bei einem hoheren Bildungsstand kommt es zum finanziellen und wirtschaftlichen Wachstum des Landes weshalb man Bildung auch als Schlussel zu Reichtum einer Gesellschaft sehen kann 6 Dies wiederum lasst sich damit begrunden dass Individuen mit einem hoheren Bildungsabschluss effektiver arbeiten konnen Infolgedessen wirkt sich die Bildungsexpansion nicht nur positiv auf das jeweilige Land aus sondern hat auch einen grossen individuellen Nutzen 8 Dennoch lasst sich dieses positive Resultat nicht allseitig bestatigen zumal auch der Zustand des Arbeitsmarktes Verhaltnis von Angebot und Nachfrage einen bedeutenden Einfluss auf das Wirtschaftswachstum hat 9 Eine wesentliche Veranderung lasst sich auch im Zusammenhang von Bildung und Politik feststellen Das insgesamt hohere Bildungsniveau fuhrt zu einem wachsenden Interesse an Politik und begunstigte das politisch kritische Denken der Bevolkerung Ausserdem verbesserte sich die individuelle Fahigkeit politische sowie gesellschaftliche Informationen zu verarbeiten und analysieren Das folglich erlangte politische Wissen spiegelt sich vor allem in den Partizipationszahlen hinsichtlich Demonstrationen und anderen politischen Aktivitaten wider 6 In Hinblick auf die Chancengleichheit profitierten insbesondere Frauen von der Bildungsexpansion In den letzten Jahren absolvierten sogar mehr Frauen als Manner das Abitur Jedoch ist die gewahlte Schullaufbahn immer noch stark abhangig von der sozialen Herkunft 2010 hatten 60 der Gymnasiasten Eltern mit Abitur wahrend nur 8 der Gymnasial Schuler Eltern mit einem Hauptschulabschluss hatten 10 Der Grund fur dieses Phanomen beruht laut Becker hauptsachlich auf der schichtspezifischen Kosten Nutzen Kalkulation 11 Diese besagt dass Individuen aus niedrigeren Schichten aus Angst vor dem Scheitern an hoheren Schulformen nur selten in Bildung investieren 11 Ausserdem verweilen immer mehr junge Menschen im Bildungssystem bevor sie anfangen einen bestimmten Beruf auszuuben Diese Phase zwischen Jugend und Erwachsenenalter die in der Regel zwischen 18 und 29 Jahren stattfindet wird als Postadoleszenz bezeichnet 12 Des Weiteren tragt ein hohes Bildungsniveau dazu bei sich selbst besser zu kontrollieren und zu reflektieren also autonom zu handeln Aufgrund dessen entsteht ein Pluralismus in der Gesellschaft der sich nicht nur auf die Werte sondern auch auf die unterschiedlichen Lebensweisen bezieht 12 Empirisch lasst sich zusatzlich belegen dass die Gesundheit einer Gesellschaft im direkten Zusammenhang mit deren Bildungsniveau steht und die Population langsamer wachst 9 Dies lasst sich hauptsachlich mit spateren Geburten der zunehmenden Kinderlosigkeit und den zuruckgehenden Kinderzahlen pro Frau begrunden 13 Siehe auch BearbeitenBildungsparadox UberakademisierungLiteratur BearbeitenRainer Geissler Die Sozialstruktur Deutschlands Springer VS Wiesbaden 2014 Rolf Becker Lehrbuch der Bildungssoziologie VS Verlag Wiesbaden 2011 Weblinks BearbeitenRoderich Egeler Pressekonferenz Statistisches Jahrbuch 2011 Leben in Deutschland heute und vor 60 Jahren 5 Oktober 2011 auf destatis de Einzelnachweise Bearbeiten Rainer Geissler Die Sozialstruktur Deutschlands Springer VS Wiesbaden 2014 S 334 a b Rainer Geissler Die Sozialstruktur Deutschlands Springer VS Wiesbaden 2014 S 342 Rainer Geissler Die Sozialstruktur Deutschlands Springer VS Wiesbaden 2014 S 335 Rainer Geissler Die Sozialstruktur Deutschlands Springer VS Wiesbaden 2014 S 336 Rahlf Thomas Hrsg 2015 Deutschland in Daten Zeitreihen zur Historischen Statistik Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn S 69 f a b c Rainer Geissler Die Sozialstruktur Deutschlands Springer VS Wiesbaden 2014 S 343 Rolf Becker Lehrbuch der Bildungssoziologie VS Verlag Wiesbaden 2011 S 209 a b Rolf Becker Lehrbuch der Bildungssoziologie VS Verlag Wiesbaden 2011 S 211 a b Rolf Becker Lehrbuch der Bildungssoziologie VS Verlag Wiesbaden 2011 S 212 Statistisches Jahrbuch 2011 Leben in Deutschland heute und vor 60 Jahren In Destatis 5 Oktober 2011 archiviert vom Original am 14 November 2011 abgerufen am 1 November 2017 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung 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