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Die Explosion bei Fahlberg List war ein Explosionsungluck im Jahr 1931 im Magdeburger Chemiewerk Fahlberg List Sie forderte zehn Menschenleben Fahlberg List um 1900 Inhaltsverzeichnis 1 Unfallhergang 2 Trauerfeier und Beisetzung 3 Aufarbeitung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseUnfallhergang BearbeitenDie Explosion ereignete sich am Dienstag den 28 April 1931 etwas vor 11 Uhr in dem in den Stadtteilen Salbke und Westerhusen gelegenen Werk Ort der Explosion war eine Abfullanlage fur Hora Rattengift im Erdgeschoss eines Fabrikgebaudes Dort wurden Nebelpatronen hergestellt 1 Vermutet wird dass wahrend der Arbeiten Kalisalpeter beim Einfullen in eine Mischtrommel daneben in ein Schutznetz gefallen ist und sodann noch roter Phosphor dazu kam Es wird angenommen dass der 38 jahrige Arbeiter Wilhelm Artelt dann die gefahrliche Mischung versehentlich beim Aufschlagen von Buchsen auf das Netz entzundete Daraufhin durfte zunachst die Mischtrommel in der Folge dann zwei daneben stehende mit Hora Rattenpulver beladene Kastenwagen explodiert sein Das Gebaude stand sofort in Flammen Eine Seitenwand wurde nach aussen gedruckt Schwerverletzte sturzten brennend aus dem Gebaude und verursachten eine Panik unter hinzukommenden Mitarbeiterinnen Arlt und sieben junge Arbeiterinnen starben sofort Die Leichen waren bis hin zur Unkenntlichkeit verkohlt wobei die Arme schutzend vor das Gesicht gehalten wurden Die Kleidung war fast vollstandig verbrannt Zwei weitere Frauen wurden so schwer verletzt dass sie kurze Zeit danach ihren Verletzungen erlagen Eine Arbeiterin erlitt schwere Verletzungen ein Meister und zwei Arbeiterinnen leichtere Verletzungen Drei nach anderen Angaben zwei andere Arbeiterinnen waren zufallig gerade nicht an ihrem Arbeitsplatz 2 3 Die Feuerwehr wurde um 10 54 Uhr von einem Feuermelder aus informiert und ruckte mit mehreren Loschzugen und funf Krankenwagen an Neben dem zustandigen Loschzug Buckau ruckte auch der Loschzug Sudenburg sowie ein Teil des Loschzuges der Hauptfeuerwache an Ausserdem war die Werkfeuerwehr im Einsatz Der Feuerwehreinsatz der stadtischen Feuerwehr wurde um 14 18 Uhr abgeschlossen Das zeitweise drohende Ubergreifen des Feuers auf andere Gebaude konnte verhindert werden Die Polizei erschien unter Leitung des Polizeiprasidenten Horst W Baerensprung Auch Gewerbeamt und Staatsanwaltschaft erschienen vor Ort Die Verletzten wurden in das Krankenhaus Sudenburg eingeliefert Die Maschinen und Anlagen des betroffenen Gebaudes wurden vollstandig zerstort Die ubrigen Bereiche des Werks waren nicht betroffen Auf der Strasse vor dem Werk hatte sich eine grosse Menschenansammlung gebildet Trauerfeier und Beisetzung BearbeitenDie Opfer waren 4 Wilhelm Arlt Zur Siedlung Reform 8Hildegard Gericke Jenaer Strasse 22Ida Riedel Arnold Knoblauch Strasse 9Helene Rost Anstaltstrasse 19Agnes Rusche Wolfswerder 7Anna Schmidt Arnold Knoblauch Strasse 19Frieda Schonwald Alt Westerhusen 163Hedwig Schutt Am Hunenkeller 1Franziska Steinrucken RepkowstrasseKathe Volker Bulowstrasse 17Acht der Opfer wurden auf dem Friedhof Salbke beigesetzt Je eine Beisetzung erfolgte auf dem Friedhof Westerhusen Ida Riedel und dem Friedhof Buckau Agnes Rusche Es fanden am 2 Mai 1931 Trauergottesdienste in der evangelischen Sankt Gertrauden und der katholischen St Johannes Baptist Kirche in Salbke statt Den evangelischen Gottesdienst hielt Pfarrer Adolf Strewe Die evangelischen Pfarrer der benachbarten Gemeinden aus Westerhusen und Fermersleben wohl Albert Hosenthien und Otto Siebert sprachen der Gemeinde dort ihr Beileid aus Den katholischen Gottesdienst hielt Pastor Latta An seinen Ausserungen wurde seitens der sozialdemokratischen Presse Kritik geubt da er Vorwurfe an freigeistig gesinnter Religionseinstellung geaussert haben soll 5 Nach den Gottesdiensten zog ein langer Trauerzug zum Salbker Friedhof Dort sprachen zunachst die Geistlichen dann fur Fahlberg List der Direktor Rasmussen sowie der Betriebsrat Schalk In Vertretung fur den Oberprasidenten sprach Oberregierungsrat Rintelen seitens der Stadt Magdeburg Stadtrat Klewitz 6 7 Auf dem Friedhof Salbke wurde eine von Fahlberg List finanzierte Gemeinschaftsgrabanlage errichtet Sie umfasste etwa 30 m und war von einer kleinen Hecke umgeben Die Graber waren jeweils mit einem Stein aus dunkelgrauen Granit versehen auf dem sich in goldener Schrift die Namen und Daten befanden In den 1990er Jahren wurde diese Grabanlage jedoch eingeebnet Aufarbeitung BearbeitenNeben Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelten auch das Gewerbeamt und Mitarbeiter des preussischen Innenministeriums sowie des Ministeriums fur Handel und Gewerbe Ausserdem war die Chemisch Technische Reichsanstalt befasst Zur Ursache des Unglucks wurde vermutet dass der zur Erhohung der Wirksamkeit des Rattengifts erfolgte Zusatz von unter anderem 2 rotem Phosphor mit zur Katastrophe beigetragen hatten Der rote Phosphor war erst seit einigen Tagen versuchsweise eingesetzt worden 8 In der Offentlichkeit wurde auch Kritik daran geaussert dass das Fabrikationsgebaude in massiver Bauweise errichtet worden war und nicht den Vorgaben fur Arbeitsstatten mit Explosionsgefahr entsprach 9 Am 1 Juni 1931 beschaftigte sich der Hauptausschuss des Preussischen Landtags mit dem Ungluck Berichterstatter war der Abgeordnete Ernst Wittmaack SPD Er kritisierte ein Versagen der Gewerbeaufsicht So wurde im Betrieb auch weiterhin Phosgen gelagert Daruber hinaus bestunde uber Leistungspramien ein fur solch einen Betrieb gefahrliches Antreibersystem Ausserdem wurden Immissionen und Umweltschaden in der Umgebung des Werks beklagt Die Betriebsfuhrung habe die leichte Entzundbarkeit des Phosphors nicht ausreichend berucksichtigt Weiterhin wurde die Vergitterung der Fenster und ein zugenagelter Notausgang kritisiert In der Stellungnahme der Regierung bestritt ein Vertreter des Handelsministeriums ein behordliches Versagen Die Produktion der Hora Patronen sei der Behorde nicht bekannt gewesen Die verschlossene Tur habe nur zu einem benachbarten Raum gefuhrt Tatsachlich waren die Fenster vergittert gewesen wobei dies auf den Ungluckshergang keine Auswirkung gehabt habe Aufgrund der schnellen Explosion hatte ohnehin keine Gelegenheit zur Flucht durch die Fenster bestanden Der Abgeordnete Walter Kassner KPD forderte in die Untersuchungen eine durch die Belegschaft zu wahlende Kommission einzubeziehen Ein entsprechender Antrag wurde jedoch abgelehnt Kassner beklagte dass einem proletarischen Untersuchungsausschuss Schwierigkeiten gemacht worden waren Letztlich stimmte der Ausschuss fur einen Antrag Wittmaacks in dem eine strenge Untersuchung eine zukunftig strenge Kontrolle des Unternehmens und ein Bericht an den Landtag gefordert wurde 10 Am 12 Juni 1931 folgte das Landtagsplenum dem Antrag 11 In der sozialdemokratischen Presse wurde den Kommunisten eine Mitschuld am Ungluck gegeben Sie hatten durch einen sinnlosen Streik vor einiger Zeit die Widerstandsfahigkeit der Arbeiter des Werks letztlich so geschwacht dass der Kampf gegen Missstande erschwert wurde 12 Kassner KPD warf der SPD im Landtag hingegen vor kein Interesse an den Opfern und Hinterbliebenen zu haben 13 Am 12 Oktober 1931 stellte Ministerialrat Wasmuth den Untersuchungsbericht vom 5 Oktober 1931 im Hauptausschuss vor Als ursachlich fur das Ungluck wurde die erst seit einigen Tagen praktizierte Beimischung des roten Phosphors festgestellt Die Gewerbeinspektion hatte von dieser Anderung keine Kenntnis gehabt Strafrechtliche Verfehlungen wurden nicht ermittelt so dass die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen gegen die Betriebsleiter einstellte Die zunachst bestehende Absicht die Produktion der Patronen wieder aufzunehmen wurde fallen gelassen Es erfolgte eine Verlagerung in eine Fabrik mit geeigneteren Sicherheitsvorkehrungen Die Sacharinfabrik hatte fur die Begrabniskosten und als Zuwendung an Hinterbliebene 24 000 Mark gezahlt Es wurde auch fur die Zukunft Unterstutzung zugesagt Der Ausschuss beschloss einen Antrag das Staatsministerium zu bitten das Unternehmen zu einer ausreichenden Unterstutzung zu verpflichten Die Feststellung der Bedurftigkeit sollte dem Wohlfahrtsamt der Stadt Magdeburg obliegen Die KPD beantragte erneut eine Untersuchung durch eine Belegschaftskommission Der Antrag wurde jedoch nicht zugelassen da er wortlich mit dem ursprunglich bereits abgelehnten Antrag ubereinstimmte Ein KPD Antrag auf staatliche Unterstutzungsmittel in Hohe von 10 000 Mark wurde abgelehnt 14 Der Ausschussantrag wurde spater im Landtag beschlossen 15 Literatur BearbeitenHerbert Rasenberger Vom sussen Anfang bis zum bitteren Ende dr ziethen Verlag Oschersleben 2009 ISBN 978 3 938380 06 2 Seite 40 f Einzelnachweise Bearbeiten Schwere Explosion in Magdeburg Sudost in der Volksstimme vom 29 April 1931 Schwere Explosion in Magdeburg Sudost in der Volksstimme vom 29 April 1931 Zehn Tote in Magdeburg Sudost in der Volksstimme vom 30 April 1931 Zehn Tote in Magdeburg Sudost in der Volksstimme vom 30 April 1931 Der letzte Gang der Sudoster Opfer in der Volksstimme vom 3 Mai 1931 Tag der Trauer in Sudost in Magdeburger General Anzeiger vom 3 Mai 1931 Der letzte Gang der Sudoster Opfer in der Volksstimme vom 3 Mai 1931 Phosphortod in Sudost in der Volksstimme vom 9 Mai 1931 Phosphortod in Sudost in der Volksstimme vom 9 Mai 1931 Das Explosionsungluck in Sudost in der Volksstimme vom 3 Juni 1931 Staatskontrolle fur die Unglucksfabrik in der Volksstimme vom 14 Juni 1931 Wer tragt die Schuld an dem Explosionsungluck in Sudost in der Volksstimme vom 10 Juni 1931 Staatskontrolle fur die Unglucksfabrik in der Volksstimme vom 14 Juni 1931 Das Explosionsungluck in Sudost in der Volksstimme vom 14 Oktober 1931 Der Landtag fur die Salbker Opfer in der Volksstimme vom 22 Oktober 1931 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Explosion bei Fahlberg List amp oldid 238012553