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Der Erste Grammatische Traktat ist eine altislandische Abhandlung uber die altislandische Sprache Diese Abhandlung wurde um 1150 in Island geschrieben Der Verfasser ist nicht bekannt In der Sprachwissenschaft heisst er nach seinem Text der Erste Grammatiker Die Abhandlung bietet eine genaue Darstellung des altislandischen Lautsystems und macht Vorschlage zu einer konsequenten und genauen Rechtschreibung des Altislandischen Sie ist die einzige Abhandlung dieser Art in einer mittelalterlichen germanischen Sprache 1 Inhaltsverzeichnis 1 Handschrift 2 Methode 3 Forderungen 3 1 Vier neue Vokalgrapheme 3 2 Lange und kurze Vokale 3 3 Orale und nasale Vokale 3 4 Lange und kurze Konsonanten 3 5 Diphthonge 4 Nachwirken 5 Literatur 6 Andere fruhe Grammatiker oder Grammatiken 7 EinzelnachweiseHandschrift BearbeitenDer Erste Grammatische Traktat findet sich zusammen mit der zweiten dritten und vierten grammatischen Abhandlung im ca 1350 geschriebenen Codex Wormianus AM 242 fol einer der Haupthandschriften der Prosa Edda des Snorri Sturluson 1 Der ursprungliche Titel des Traktats ist nicht bekannt Der Name Erster Grammatischer Traktat ist eine moderne Bezeichnung 2 Methode BearbeitenDer Verfasser identifizierte die Laute seiner Sprache also des Altislandischen auf eine Art mit der strukturalistisch arbeitende Sprachwissenschaftler Phoneme identifizieren wurden namlich mit Minimalpaaren Das heisst der Verfasser verdeutlicht den Bedeutungsunterschied zwischen Wortern die sich nur in einem einzigen Laut unterscheiden Beispiel sar Wunde Einzahl gegenuber sǫr Wunden Mehrzahl 1 Er konstruierte Beispielsatze in denen diese Wortpaare vorkamen damit die unterschiedlichen Bedeutung klar zum Vorschein kamen Beispiel Sar veitti madr mer eitt sǫr mǫrg veitta ek honum Ein Mann brachte mir eine Wunde sar bei ich brachte ihm viele Wunden sǫr bei 2 Er identifizierte neun Vokale sechs Diphthonge und vierzehn Konsonanten 1 Forderungen BearbeitenVier neue Vokalgrapheme Bearbeiten Er schlagt vor die Grapheme lt e ǫ y o gt fur diejenigen Vokale zu verwenden die mit den lateinischen Vokalgraphemen lt a e i o u gt nicht eindeutig dargestellt werden konnen 1 Im Einzelnen sind dies folgende Grapheme 2 lt e gt fur den i Umlaut von a lt ǫ gt fur den u Umlaut von a lt y gt fur den i Umlaut von u lt o gt fur den i Umlaut von oAuf diese Weise kommt er auf neun Vokalgrapheme lt a e i o u e ǫ y o gt Die neun Vokale konnen lang oder kurz nasal oder oral sein Zum u Umlaut siehe auch Urnordische Sprache Abschnitt Umlaut Lange und kurze Vokale Bearbeiten Der Akut lat accentus acutus markiert lange Vokale Beispiel Su kona gǫfgar goth er sjalf er goth Diejenige Frau verehrt Gott goth die selbst gut goth ist 2 Orale und nasale Vokale Bearbeiten Ein Punkt auf dem Vokalzeichen bezeichnet die nasale Aussprache von Vokalen Beispiel Har vex a kykvendum en hȧr er fiskr Haar har wachst auf Lebewesen aber der Hai hȧr ist ein Fisch 2 Die Unterscheidung zwischen nasalen und oralen Vokalen verschwand im Altislandischen bereits vor 1200 und ist nur noch in Ansatzen im Islandischen Homilienbuch Perg 15 4 Kgl Bibliothek Stockholm zu erkennen In der normalisierten Schreibweise des Altislandischen werden Nasale nicht berucksichtigt Lange und kurze Konsonanten Bearbeiten Lange Konsonanten sollen nach lateinischem Vorbild mit verdoppelten Graphemen angedeutet werden Der Verfasser fugte jedoch den Vorschlag hinzu statt Doppelkonsonanten einfache Grossbuchstaben zu verwenden z B N statt nn weil man damit Zeit und Platz sparen konne 1 Beispiel Sa er mestr guds uina er mest vill til uiNa Derjenige ist der grosste von Gottes Freunden uina der am hartesten fur ihn arbeiten uiNa will 2 In der normalisierten Schreibweise des Altislandischen schreibt man vina und vinna Diphthonge Bearbeiten Der Verfasser des Ersten Grammatischen Traktats identifiziert die folgenden sechs Diphthonge au ea ei eo ey ui 2 Dabei steht der Verfasser vor den gleichen Problemen wie die modernen Sprachwissenschaftler Seine Liste enthalt sowohl die allgemein anerkannten altislandischen Diphthonge au ei ey als auch Kombinationen von Vokalen mit Halbvokalen ea ja eo jo ui vi 2 Nachwirken BearbeitenDer Erste Grammatiker ist ein Beispiel fur das hohe scholastische Niveau der islandischen Gelehrten Es ist nicht bekannt wie gross der Einfluss des Ersten Grammatischen Traktats auf die mittelalterliche islandische Rechtschreibung war Sein Einfluss auf die moderne islandische Rechtschreibung ist jedoch bedeutend Als man im spaten 18 Jahrhundert im Rahmen des islandischen Sprachpurismus die neuislandische Rechtschreibung zu normieren begann diente der Erste Grammatische Traktat als Vorbild Auch die Normalisierung der altislandischen Texte orientierte sich am Ersten Grammatischen Traktat 1 2 Literatur BearbeitenGrosse wissenschaftliche Ausgabe Hreinn Benediktsson The First Grammatical Treatise Institute of Linguistics Reykjavik 1972 University of Iceland Publications in Linguistics 1 Wissenschaftliche Ausgabe mit englischer Ubersetzung Einar Haugen First Grammatical Treatise second edition Longman London 1972 ISBN 0 582 52491 1 Deutsche Ubersetzung in Hans Arens Sprachwissenschaft Der Gang ihrer Entwicklung von der Antike bis zur Gegenwart Band 1 ISBN 3 8072 2077 1 Kapitel 18 Andere fruhe Grammatiker oder Grammatiken BearbeitenAuraicept na nEces aus Irland 8 9 Jahrhundert behandelt die irische Sprache die alteste Studie einer westeuropaischen Sprache hrsg George Calder 1917 Anders Ahlqvist 1983 Nicolai Egjar Engesland 2020 AElfrics Grammatik um das Jahr 1000 lateinische Grammatik mit altenglischen Texten Donatus Ars Minor und Ars Maior lateinische Grammatiken um 350 Panini altindischer GrammatikerEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Einar Haugen Die skandinavischen Sprachen ubersetzt von Magnus Petursson Helmut Buske Verlag Hamburg 1984 ISBN 3 87118 551 5 S 249 250 10 4 4 a b c d e f g h i Einar Haugen First Grammatical Treatise Longman London 2 Auflage 1972 ISBN 0 582 52491 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erster Grammatischer Traktat amp oldid 217041076