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Ernst Schertel geboren 20 Juni 1884 in Munchen gestorben 30 Januar 1958 in Hof Saale war ein deutscher Schriftsteller und Publizist Altertums und Religionswissenschaftler Pionier der Nacktkultur und Spezialist fur Okkultismus und entlegene Bereiche der Sexualitat unter besonderer Berucksichtigung des Sadomasochismus Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 1 1 Studium und erster Roman 1 2 Tanzpadagogik 1 3 Drehbuchautor 1 4 Parthenon Verlag 1 5 Exil und spate Jahre 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenBiographie BearbeitenStudium und erster Roman Bearbeiten Sein alterer Bruder Wilhelm Schertel 1883 1930 wurde Chemiker und Kunstler der jungere Fritz Schertel 1890 1945 wurde Cellist Wahrend seines Studiums der Geschichte und Philosophie in Jena begegnete er im Haus seines Doktorvaters Rudolf Eucken dem Dichter Stefan George In den Jahren zwischen 1909 und 1917 besuchte er den Dichter einige Male Obwohl Schertel nicht dem George Kreis zugerechnet werden kann hatte diese Begegnung lebenslang Bedeutung fur ihn 1911 promovierte er magna cum laude Ein weiterer Wendepunkt war Schertels erster Roman Die Sunde des Ewigen oder Dies ist mein Leib den er in den Jahren 1912 und 1913 schrieb da sprang ich eines Sommermorgens aus dem Bett und begann wie unter fremdem Diktat zu schreiben Seiten um Seiten ohne zu wissen was es werden wurde Und als ich den Punkt hinter die letzte Zeile gesetzt hatte fiel es wie schwere Eisenketten von mir ich war frei 1 Durch den Roman konnte der zuvor von Kontaktarmut Depressionen und Suizidgedanken geplagte Schertel sich aus seiner furchterlichen Verkrampfung befreien Ich sturzte mich in das Leben wie ein entfesseltes Raubtier hemmungslos in einem Rausch des Geniessens und wirklichen Tuns 1 Tanzpadagogik Bearbeiten 1914 wurde Schertel Lehrer fur Deutsch Alte Geschichte und Religionsgeschichte an der von Paul Geheeb und Gustav Wyneken begrundeten Reformschule Freie Schulgemeinde Wickersdorf Schertel entwickelte dort von asiatischen Tanzfesten inspirierte so genannte Mysterienspiele deren Begleitung eine suggestive von Schertel komponierte tonartlose Musik war Mit diesen Veranstaltungen erreichte er jedoch die Grenzen dessen was in dieser Zeit selbst an einer von Gedanken der Jugendbewegung beeinflussten Reformschule moglich war Insbesondere dass er seinen Schulern die Uberzeugung von der menschenbildenden und kulturfordernden Kraft der mannmannlichen Liebe 2 nahebrachte fuhrte zum Ende seines Wirkens in Wickersdorf Er setzte seine tanzpadagogische Arbeit jedoch fort ab 1918 an der Schule Herion fur Tanz und Korperkultur in Stuttgart und von 1924 bis 1927 an der Traumbuhne Schertel fur somnambulen Tanz Um die von ihm beabsichtigten Wirkungen und in den Partizipanten der Tanze die entsprechenden Zustande zu erzielen bediente Schertel sich einer Kombination verschiedener Techniken u a entwickelte er ein gymnastisches System die Methode Schertel und Hilfsmittel Beleuchtung Musik Raucherungen Hypnose und Alkaloide Drehbuchautor Bearbeiten 1922 schrieb Schertel das Drehbuch fur den Stummfilm Das Blut der Schwester einem okkulten Sensationsfilm in 5 Akten bei dem Otto Wilhelm Barth Regie fuhrte Parthenon Verlag Bearbeiten Mitte der 1920er Jahre begann eine intensive schriftstellerisch publizistisch wissenschaftliche Produktion 1926 grundete Schertel zusammen mit Joseph Kromer die Zeitschrift Soma von 1927 bis 1931 erschien Asa mit den Schertels Interessen angepassten Schwerpunkten Erotik und Okkultismus Im Parthenon Verlag erschien eine Folge von Akt Kunst Buchern deren Einleitungen meist von Schertel verfasst wurden Auch die Aufnahmen aus diesen und anderen von Schertel herausgegebenen Werken stammten zum erheblichen Teil von Schertel Parallel dazu erschienen Lieferungswerke darunter sein Hauptwerk Der Flagellantismus als literarisches Motiv und Der erotische Komplex Zusammen mit seinem Verleger trat er gegen das Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund und Schmutzschriften ein Sie wurden bei ihrem Kampf gegen juristische Beschrankung ihrer Publikationstatigkeit von dem Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld und dem Bibliophilen Fedor von Zobeltitz unterstutzt In dieser Zeit korrespondierte Schertel mit fuhrenden Psychoanalytikern wie Sigmund Freud und Wilhelm Stekel sprach auf Kongressen und kampfte fur die Streichung des Paragrafen 175 und des Paragrafen 218 des Reichsstrafgesetzbuches All diese wissenschaftlichen und publizistischen Aktivitaten endeten mit der Machtubergabe an die Nationalsozialisten 1933 Exil und spate Jahre Bearbeiten Schertel fluchtete nach Paris kehrte aber schon 1934 nach Deutschland zuruck Dort wurde er wegen Verbreitung unzuchtiger Schriften vor Gericht gestellt und zu einer siebenmonatigen Gefangnisstrafe verurteilt 1937 folgte als weitere Repressalie die Aberkennung der Doktorwurde durch die Universitat Jena Bis zum Ende der Zeit des Nationalsozialismus arbeitete Schertel dann im Verlag von Joseph Kromer als Lektor und Korrektor eher harmloser Belletristik Nach Kriegsende gelang es Schertel wie vielen anderen in der Zeit des Nationalsozialismus exilierten oder marginalisierten Schriftstellern nicht an die publizistischen Erfolge der Vorkriegszeit anzuknupfen Seine Veroffentlichungen aus dieser Zeit beschaftigen sich hauptsachlich mit religionsgeschichtlichen und esoterischen Themen Immerhin konnte er jedoch die erweiterte Neuauflage seines Hauptwerks Der Flagellantismus in Literatur und Bildnerei erreichen Seine Bemuhungen Arbeiten explizit sadomasochistischen Inhalts zu veroffentlichen scheiterten an den im Geist der 1950er Jahre befangenen Verlegern In den 1930er Jahren war ein Werk dieser Richtung Das Madchenschloss als Privatdruck erschienen Am 30 Januar 1958 starb Ernst Schertel an den Folgen eines Herzinfarkts Werke BearbeitenDie Nachtwandlerin Drama 1909 Schellings Metaphysik der Personlichkeit Dissertation Quelle amp Meyer Leipzig 1911 Die Katakomben von Ombos Roman J Engelhorns Nachfahren Stuttgart 1917 Die Sunde des Ewigen oder Dies ist mein Leib Roman Die Wende Berlin 1918 Digitalisat Das Blut der Schwester Okkulter Sensationsfilm in 5 Akten Wende Film Munchen 1922 Magie Geschichte Theorie Praxis Anthropos Verlag Prien 1923 Francois Grillard Pseudonym Das Madchenschloss Privatdruck ca 1930 Der Flagellantismus als literarisches Motiv 4 Bde 1929 1932 Der Flagellantismus in Literatur und Bildnerei 12 Bde Decker Vlg Schmiden b Stuttgart 1957 erweiterte Neuausgabe von Der Flagellantismus als literarisches Motiv Literatur BearbeitenGerd Meyer Verfemter Nachte blasser Sohn Ein erster Blick auf Ernst Schertel In Michael Farin Hg Phantom Schmerz Quellentexte zur Begriffsgeschichte des Masochismus belleville Verlag Munchen 2003 ISBN 3 936298 26 2 S 488 505 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ernst Schertel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Film Das Blut der Schwester in der Internet Movie Database englisch The Art of Dr Ernst SchertelFussnoten Bearbeiten a b Zitiert nach Gerd Meyer Verfemter Nachte blasser Sohn S 496 Zitiert nach Gerd Meyer Verfemter Nachte blasser Sohn S 498 Normdaten Person GND 117763179 lobid OGND AKS LCCN nr88003384 VIAF 68772829 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schertel ErnstALTERNATIVNAMEN Grillard Francois Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller und Publizist Altertums und Religionswissenschaftler Pionier der Nacktkultur und SexualforscherGEBURTSDATUM 20 Juni 1884GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 30 Januar 1958STERBEORT Hof Saale Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Schertel amp oldid 227962820