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Die Entfuhrung von Ursula Herrmann ereignete sich am 15 September 1981 in der Nahe des Ammersees in Bayern Man fand das zehnjahrige Entfuhrungsopfer am 4 Oktober 1981 tot in einer im Boden vergrabenen Kiste in einem Waldstuck zwischen Schondorf am Ammersee und Eching am Ammersee Ein zur Tatzeit hochverschuldeter Mann aus der Nachbarschaft wurde im Jahr 2008 festgenommen und im Rahmen eines Indizienprozesses 2010 zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt Seine Revision blieb erfolglos Das Verbrechen gehort zu den aufsehenerregendsten Kriminalfallen in der deutschen Nachkriegsgeschichte Inhaltsverzeichnis 1 Tathergang 2 Polizeiliche Ermittlungen 3 Juristische Aufarbeitung 3 1 Der Prozess gegen Werner M vor dem Augsburger Schwurgericht 3 2 Indizien laut dem Urteil 3 3 Zivilprozess Michael Herrmann gegen Werner M 3 4 Private Suche nach Indizien 3 5 Bekennerschreiben 3 6 Entlassung aus der Strafhaft 4 Rezeption 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseTathergang BearbeitenDie zehnjahrige Ursula Herrmann aus Eching am Ammersee hatte am 15 September 1981 den Turnunterricht und anschliessend ihren Onkel im Nachbarort Schondorf besucht Als sie mit dem Fahrrad zuruck nach Hause fuhr wurde sie gegen 19 30 Uhr von einer oder mehreren Personen entfuhrt Wahrscheinlich betaubte man Ursula und brachte sie in ein vorher prapariertes Versteck Dabei handelte es sich um eine in einem Waldstuck namens Weingarten das zwischen Schondorf und Eching liegt im Boden vergrabene Kiste Sie hatte eine Grundflache von 72 60 cm und war 139 cm hoch Der Innenraum war mit Sitzbank und Beleuchtung ausgestattet auch gab es Lebensmittelvorrate einen Toiletteneimer ein Radio sowie Comics Liebesromane und Western Romane Luft sollte durch ein Rohrsystem hinein und hinaus gelangen Dem auf der Bank sitzenden Madchen legte man noch einen Jogginganzug in einer Plastiktute auf den Schoss dann wurde die Kiste geschlossen und mit Erde bedeckt Zur Tarnung des Verstecks kamen funf kleine Fichten in den daruber liegenden Waldboden 1 2 Durch die Rohre konnte die Luft sich jedoch nicht austauschen weshalb das Madchen vielleicht schon nach einer halben Stunde erstickte 1 Laut dem Gerichtsmediziner Wolfgang Eisenmenger verlor Ursula bedingt durch zunehmenden Sauerstoffmangel das Bewusstsein und starb nach spatestens eineinhalb Stunden 3 Ursula Herrmanns Vater war Lehrer die Mutter kummerte sich als Hausfrau um ihre vier Kinder 4 Am 17 September 1981 bekamen Ursulas Eltern sieben Anrufe bei denen der Anrufer kein Wort sprach und lediglich den Verkehrsnachrichten Jingle des Radiosenders Bayern 3 abspielte Am 18 September folgten noch einmal vier solche Anrufe Beim letzten verlangte die Mutter ein Lebenszeichen ihrer Tochter Am selben Tag kam ein Brief mit einer Losegeldforderung uber zwei Millionen DM drei Tage spater ein weiterer Brief mit Anweisungen zur Geldubergabe Danach brach der Kontakt ab Wahrscheinlich waren der oder die Entfuhrer wegen der Forderung nach einem Lebenszeichen zu dem Versteck im Wald gegangen und hatten dort festgestellt dass das Kind nicht mehr lebte 1 Das Gericht ging davon aus dass Ursula kein Zufallsopfer war sondern vom Verurteilten Werner M der in der Nahe der Herrmanns wohnte bewusst ausgewahlt wurde Ihm wurde nach Auffassung des Gerichts durch Beobachtungen bekannt dass Ursula dienstags den Turnunterricht in Schondorf besuchte und deswegen allein mit dem Fahrrad den Seeweg entlangfuhr 2 Polizeiliche Ermittlungen BearbeitenDie Kiste mit Ursulas Leiche wurde am 4 Oktober 1981 gefunden 19 Tage nach der Entfuhrung Die Lebensmittel hatte sie nicht angeruhrt auf ihrem Schoss lag immer noch der Jogginganzug Anscheinend war sie nicht aufgestanden Es ist moglich dass Ursula das Bewusstsein nach der Betaubung uberhaupt nicht wieder erlangt hatte 1 Die Polizei uberprufte bis 2008 fast 20 000 Fingerabdrucke 15 000 Personen 11 000 Fahrzeuge und verfolgte mehr als 40 000 Spuren In diesem Zeitraum von 27 Jahren wurden mehr als 300 Aktenordner zu den Ermittlungen gefullt 4 Juristisch gesehen erfullte die Tat nicht unbedingt den Straftatbestand des Mordes sondern moglicherweise den des erpresserischen Menschenraubes mit Todesfolge Eine Verjahrung ware ohne Unterbrechungstatbestande nach 30 Jahren eingetreten Es gab auch die Vermutung dass Ursula Herrmann bei der Entfuhrung mit einem anderen Kind verwechselt worden sei In der Nachbarschaft der Herrmanns wohnte ein Madchen das Ursula sehr ahnlich sah und wohlhabende Eltern hatte In den Jahren 2004 2005 begannen Ermittlungen in diese Richtung Dabei gerieten zwei Manner in Verdacht die mehrmals Kontakt zum Vater dieses Madchens gehabt hatten Sie waren mehrfach straffallig geworden und hatten im Jahr der Entfuhrung hohe Schulden Einer von ihnen war nach Asien ausgewandert 5 und 2002 in Taiwan wegen Drogenhandels inhaftiert worden 2008 erhielt er dort eine lebenslange Freiheitsstrafe Der Verdachtige bestritt eine Beteiligung an der Entfuhrung von Ursula Hermann und gab freiwillig eine Speichelprobe ab Beim DNA Abgleich fanden sich keine Ubereinstimmungen 6 7 2005 wurden mehrere Haare die man seinerzeit in der Kiste gefunden hatte und die nicht von Ursula Herrmann stammten mittels DNA Analyse untersucht Der genetische Abdruck gehorte aber zu einem Kriminaltechniker der mit dem Fall befasst gewesen war 8 Anfang 2007 konnte man an einer Holzschraube der Kiste eine neue DNA Spur sichern Im Mai desselben Jahres wurde bekannt dass sie mit zwei Spuren vom Tatort des Mordfalls Charlotte Bohringer in Munchen ubereinstimmte Der Abgleich dieser neuen Spur mit der DNA von rund 30 Verdachtigen im Fall Ursula Herrmann darunter auch mit der des spater verurteilte Werner M ergab jedoch keinen Treffer Wie die beiden Kriminalfalle zusammenhangen konnten blieb unklar und Gegenstand von Spekulationen Eine versehentliche oder absichtliche Verunreinigung von Probenmaterial kann der Grund fur die Ubereinstimmung der DNA Spuren sein 9 Auch aus anderen Grunden konnte nicht einmal ein zeitlicher und ortlicher Bezug der DNA Spuren zum Mordfall Bohringer hergestellt werden Das Landgericht Munchen I kam in seinem Urteil zum Mordfall Bohringer vom 12 August 2008 zu dem Ergebnis es gebe trotz der Ubereinstimmung der DNA Spuren keinen Zusammenhang zwischen den beiden Kriminalfallen 10 Schliesslich konzentrierten sich die Ermittlungen auf Werner M Er hatte Anfang der 1980er Jahre in Eching gewohnt und in einem Nachbarort ein Radio und Fernsehgeschaft betrieben Schon kurz nach der Tat war gegen ihn ermittelt worden zwei Zeugen lieferten damals aber ein Alibi In Werner M s Wohnung fand man 2007 ein Tonbandgerat Fabrikat Grundig Modell TK 248 fur das im April 2008 ein aufwendiges Phonetik Gutachten erstellt wurde Dem Gutachten zufolge wurde das Gerat wahrscheinlich fur die Anrufe verwendet die damals bei den Herrmanns eingingen 11 Aufgrund neuer Vernehmungen in den Jahren 2007 und 2008 erwies sich Werner M s Alibi als nicht haltbar 12 Juristische Aufarbeitung BearbeitenDer Prozess gegen Werner M vor dem Augsburger Schwurgericht Bearbeiten Im Mai 2008 nahm die Polizei Werner M in Kappeln fest Im Oktober 2008 erhob die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Augsburg Anklage gegen den 58 jahrigen Fernsehtechniker und seine Ehefrau Die Hauptverhandlung gegen den Hauptverdachtigen Werner M und seine Frau begann im Februar 2009 13 Klaus P ein moglicher Mittater war bereits 1992 verstorben 14 Als rechtsmedizinischer Gutachter trat Wolfgang Eisenmenger auf 3 Nach 55 Verhandlungstagen forderte die Augsburger Staatsanwaltschaft in ihrem Pladoyer lebenslange Freiheitsstrafe fur den Angeklagten wegen erpresserischen Menschenraubs mit Todesfolge 15 Das Gericht entsprach diesem Antrag am 25 Marz 2010 Massgeblich fur die Verurteilung war ein Gestandnis von Klaus P der im Auftrag von Werner M das Loch im Wald gegraben haben wollte Klaus P hatte das Gestandnis zwar widerrufen verfugte nach Auffassung des Gerichts jedoch uber Taterwissen Auch das Gutachten uber das Tonbandgerat uberzeugte die Richter Fur die Ehefrau endete das Verfahren mit Freispruch 16 Der Bundesgerichtshof verwarf die von Werner M eingelegte Revision am 25 Januar 2011 wodurch das Urteil rechtskraftig wurde 17 Werner M bestreitet die Tat bis heute seine Unterstutzergruppe auf Facebook veroffentlicht nach wie vor Beitrage 18 Indizien laut dem Urteil Bearbeiten Im Urteil werden folgende Indizien genannt die das Gericht zur Uberzeugung von der Taterschaft des Werner M fuhrten 2 Der mutmassliche Mittater Klaus P wurde mehrmals von verschiedenen Zeugen vor der Entfuhrung mit einem Spaten auf dem Mofa fahrend beobachtet Ein Zeuge sah wie er mit Mofa und Spaten aus einem Waldweg des Weingartens kam 140 Meter davon entfernt war die Kiste im Wald vergraben Er wurde auch am Entfuhrungstag abends als er nach Hause kam um 20 30 Uhr mit Spaten am Mofa gesehen Klaus P gab bei seinen Vernehmungen an im Auftrag von Werner M ein Loch im Weingarten gegraben zu haben Spater revidierte er mutmasslich aus Angst vor einer Selbstbezichtigung seine Aussage blieb aber dabei dass Werner M ein Loch in diesem Waldgebiet habe graben wollen Klaus P konnte seine Spatenfahrten nicht plausibel erklaren Bei dem Stoff der um die Beluftungsrohre an der Kiste gewickelt wurde handelte es sich um ein altes verschmutztes Bettlaken Ein ebensolches war aus einer Halle verschwunden in der Klaus P sein Fahrzeug abstellte und zu der auch Werner M Zugang hatte Das von Werner M prasentierte Alibi stellte sich als falsch heraus Zwei anonyme Hinweise auf ihn gingen bei der Polizei ein am 8 Oktober 1981 und am 27 Januar 1982 Werner M hatte hohe Schulden und musste eine eidesstattliche Versicherung ablegen Er war wegen Betrugs und Urkundenfalschung vorbestraft Werner M totete im Jahr 1974 den Hund der Familie weil dieser in der Kuche Abfall verstreut hatte Er sperrte das Tier in die Tiefkuhltruhe wo es erfror Werner M spottete laut Zeugenaussagen er habe den Hund mit Verbannung nach Sibirien bestraft Werner M besass die notige Mobilitat fur den Transport der Kiste den Einwurf der Erpresserbriefe von ausserhalb und die Anrufe von verschiedenen Orten Er war vor der Entfuhrung zeitlich flexibel und hatte daher die Moglichkeit zur intensiven Tatplanung und Vorbereitung Er hatte die handwerklichen Fahigkeiten und Moglichkeiten zum Bau der Kiste Er besass die notige Ortskenntnis Werner M sprach gegenuber Bekannten von einem Coup bei dem man 2 Millionen die geforderte Losegeldsumme machen musse Er zog gegenuber einem Freund auch einen Geldbotenuberfall in Erwagung Er wohnte in der Nachbarschaft der Herrmanns Er hatte die Moglichkeit das Opfer auszuspionieren und den Hinweg des Madchens zu beobachten Weitere Beobachtungsposten wurden an der Entfuhrungsstelle vorbereitet Am Tatort wurde ein Fernglas gefunden Zeugen bestatigten dass Werner M ein ahnlich aussehendes Fernglas besessen habe Er selbst stritt ab ein Fernglas besessen zu haben und verstrickte sich dabei in Widerspruche Beim Transistorradio in der Kiste war die Antenne ausgebaut und durch eine Wurfantenne ersetzt worden welche angelotet und verlangert worden war Werner M war Radio und Fernsehmechaniker und besass entsprechende Kenntnisse Dass der Tater das Radio umbaute war zusatzlich daran zu erkennen dass die Lotstelle mit gelbem Klebeband isoliert war ebenso wie ein Klingeldraht der von den Tatern als Signalleitung benutzt wurde Ein Gurtelstuck das an einem Rohrteil gefunden wurde zeigte die Grosse 105 und damit Werner M s Grosse Die Tochter von Werner M erkannte die Lekture in der Kiste insbesondere zwei konkrete Hefte Die abgehorten Gesprache zwischen Werner M dessen Ehefrau und einem weiteren Beschuldigten sprechen fur einen Tatbezug Nach Zeugenaussagen horte Werner M nach der Tat in seiner Werkstatt ununterbrochen den Polizeifunk ab Dafur hatte er sein Radio entsprechend manipuliert Er gab zuerst an er sei durch Zufall auf den Polizeifunk gestossen Die Behauptung er habe dauernd Polizeifunk gehort sei Schwachsinn Spater gab er dies zu Das bei Werner M beschlagnahmte Tonbandgerat hat einen spezifischen Defekt der nach Auffassung der LKA Gutachterin die auffallige klangliche Abwandlung des BR3 Jingles hervorrief Zeugen die als Kinder im Hause des Angeklagten ein und aus gingen erklarten bei ihm zur Tatzeit ein Gerat ahnlich dem TK 248 gesehen zu haben Werner M s Behauptung das beschlagnahmte Gerat erst lange nach der Tat auf einem Flohmarkt in Beverungen erworben zu haben konnte trotz Vernehmung zahlreicher Zeugen nicht bestatigt werden Auch hier verstrickte sich der Angeklagte in Widerspruche Zivilprozess Michael Herrmann gegen Werner M Bearbeiten Michael Herrmann ein Bruder der entfuhrten Ursula Herrmann erhob im Dezember 2013 Klage beim Landgericht Augsburg 19 Vom strafrechtlich verurteilten Werner M forderte er 20 000 Euro Schmerzensgeld weil er durch den nervenaufreibenden Strafprozess nachhaltige gesundheitliche Schaden erlitten habe 20 Eigentlich ging es Michael Herrmann jedoch um etwas anderes Er hatte starke Zweifel an M s Schuld und wollte deshalb eine neue Beweisaufnahme zu der Entfuhrung seiner Schwester erreichen Fur den Verurteilten ergab sich dadurch die unerwartete Chance dass sein Fall noch einmal uberpruft wurde 21 Die Zeugenbefragung begann erst am 7 September 2017 also knapp vier Jahre nach Einreichung der Klage Es war weithin bekannt dass ein Gutachten uber das Tonbandgerat ein wichtiges Beweismittel im Strafprozess des Jahres 2009 gewesen war Nur wenige wussten hingegen dass die Verurteilung auch auf einem Gestandnis basierte namlich dem des 1992 verstorbenen Klaus P Laut eigener Aussage hatte er im Auftrag von Werner M das Loch fur Ursula Herrmanns Verlies gegraben Bei den Befragungen der damals zustandigen Kriminalbeamten ging es um die Glaubhaftigkeit des Gestandnisses Die beiden Parteien zielten auf den Nachweis ab dass Klaus P kein Taterwissen hatte Ausserdem hielt man dem Zeugen vor er habe bei seiner Vernehmung durch das Bayerische Landeskriminalamt im Oktober 2008 angegeben P nach der erfolglosen Suche die tatsachliche Vergrabungsstelle selbst gezeigt zu haben 22 Am Ende des zweiten Verhandlungstags erklarte das Gericht dass es sich dem Gutachten uber das Tonbandgerat vom 14 April 2008 anschliesse und nicht weiter darauf eingehen wolle Daraufhin beantragten beide Parteien die Verfasserin dieses Gutachtens zu laden Das Gericht entsprach diesen Antragen Wahrend der Befragung am 21 Juni 2018 blieb die Sachverstandige im Wesentlichen bei ihrer Meinung Am 25 Juli 2018 veroffentlichte Michael Herrmann einen offenen Brief an die Justiz des Freistaates Bayern und die Medien Darin warf er dem Zivilgericht vor in der Frage seiner gesundheitlichen Beeintrachtigung nicht einmal dem von ihm selbst eingesetzten Gutachter zu glauben Das Gericht habe das seit funf Jahren laufende Verfahren nur in die Lange gezogen um Zeit zu gewinnen Daruber hinaus schrieb er Vieles spricht dafur dass ein Unschuldiger seit 10 Jahren im Gefangnis sitzt Damit will ich mich nicht abfinden Fur mich mehren sich Hinweise auf einen anderen bisher nur mangelhaft untersuchten Taterkreis 19 Am 2 August 2018 verurteilte das Gericht Werner M zur Zahlung von 7 000 Euro an Michael Herrmann deutlich weniger als die geforderten 20 000 Euro Die Kosten des Verfahrens wurden zu 35 dem Beklagten und zu 65 dem Klager auferlegt Das Michael Herrmann zugesprochene Schmerzensgeld konnte seinen Anteil an den Prozesskosten nicht decken 23 Im Marz 2020 fand eine Berufungsverhandlung vor dem Oberlandesgericht Munchen statt Dieses entschied dass Michael Herrmann keinerlei Anspruch auf Schmerzensgeld habe und hob damit das Urteil des Landgerichts Augsburg auf 24 Private Suche nach Indizien Bearbeiten Nachdem der Zivilprozess vor dem Landgericht Augsburg nicht zu Michael Herrmanns Zufriedenheit ausgefallen war suchte er selbst nach Indizien fur andere Tater In einer breiten Medienkampagne brachte er seine Hypothese zu einem Fehlurteil und zu angeblich unzureichenden Ermittlungen an die Offentlichkeit Er gab zahlreichen Journalisten Interviews und nahm an Radio und Fernsehproduktionen teil Im Mai 2019 legte er den Justizbehorden seine Hinweise vor Unter anderem sei bei einem Erpresserbrief entschlusselt worden was auf einem vorher aufliegenden Blatt geschrieben worden war Die Durchdruckspuren waren schon 1981 aufgefallen konnten damals aber nicht gedeutet werden 25 Barbara Zipser Historikerin an der Universitat London interessierte sich fur den Fall und bot an die Spuren zu untersuchen Sie kam zu dem Schluss dass es sich bei den ratselhaften Strichen um ein Baumdiagramm handle Laut Michael Herrmann deutet dies zusammen mit anderen Indizien zum Beispiel dem Fund eines Drahtes der von den Tatern als Signalleitung benutzt wurde sowie der speziellen Farbe mit der die Abdeckhaube der Kiste gestrichen worden war 26 darauf hin dass die Tater unter den damaligen Schulern eines Internats in der Nahe zum Tatort zu suchen seien 27 28 29 Das Landschulheim Landheim Ammersee steht in unmittelbarer Nahe zu dem kleinen Waldgebiet in dem Ursula Herrmann starb 30 Am 20 August 2019 teilte die Staatsanwaltschaft Augsburg mit die von Michael Herrmann eingereichten Hinweise anderten nichts daran dass man die Tat nicht als Mord bewerten konne Das Verbrechen sei somit verjahrt und neue Ermittlungen ausgeschlossen Die Indizien seien auch nicht geeignet das rechtskraftige Urteil vom Marz 2010 grundsatzlich in Frage zu stellen Deshalb sei eine Wiederaufnahme des Verfahrens nicht moglich 31 Die juristische Aufarbeitung des Verbrechens scheint damit abgeschlossen 32 Bekennerschreiben Bearbeiten Anfang Februar 2021 veroffentlichte die Staatsanwaltschaft Informationen zu einem Bekennerschreiben das eine unbekannte Person im November 2020 an verschiedene Unternehmen und Behorden geschickt hatte Der Verfasser des Schreibens bezeichnet sich darin als damaligen Schuler der Oberstufe eines Gymnasiums Die Ermittler gehen davon aus dass der Verfasser eine namentlich in dem Brief genannte Person belasten wollte 33 Entlassung aus der Strafhaft Bearbeiten Am 7 Juni 2023 wurde Werner M nach Verbussung von uber 15 Jahren Haft aus der JVA Lubeck nach Entscheidung der Strafvollstreckungskammer beim Landgericht Lubeck entlassen Der Entlassung hat die Staatsanwaltschaft Augsburg auf der Grundlage eines Sachverstandigengutachtens zugestimmt und der Vollzug der lebenslangen Freiheitsstrafe wurde zur Bewahrung ausgesetzt Die Bewahrungszeit wurde auf funf Jahre festgelegt der Verurteilte wird in dieser Zeit der Aufsicht und Leitung eines Bewahrungshelfers unterstellt Werner M hat nach der Entlassung eine Wohnung in Bayern bezogen 34 35 Uber den Fall und die Entlassung wurde am gleichen Tag bei stern TV berichtet und der Rechtsanwalt von Werner M war in der Sendung zu Gast Dabei wurde auch uber das geplante Wiederaufnahmeverfahren gesprochen Rezeption BearbeitenDas Verbrechen gehort zu den aufsehenerregendsten Kriminalfallen in der deutschen Nachkriegsgeschichte 24 Der Fall war 1982 1986 und 2002 Thema in der ZDF Fernsehserie Aktenzeichen XY ungelost sowie 2020 in der Sondersendung Aktenzeichen XY gelost Gunther Scholz griff den Fall in dem Dokumentarfilm Ich war es nicht Zwei Urteile und viele Zweifel 2016 auf Im Jahr 2019 produzierte der Bayerische Rundfunk die siebenteilige Radiodokumentation Der Fall Ursula Herrmann 36 Weblinks BearbeitenJulia Juttner Entfuhrung von Ursula Herrmann Offene Wunde Spiegel Online 2 Mai 2020 Der Mordfall Ursula Herrmann BR Fernsehen 26 Juni 2019 Video 16 57 Min Der Fall Ursula Herrmann Neu aufgearbeitet True Crime Podcast BR online Februar 2021Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Entfuhrt in Kiste vergraben erstickt das grausige Schicksal der kleinen Ursula stern de 5 Februar 2018 a b c Strafurteil des LG Augsburg vom 25 Marz 2010 Ausfertigung vom 19 Juli 2010 PDF a b Artikel zur Aussage des Gerichtsmediziners Wolfgang Eisenmenger merkur de 26 Marz 2009 a b Julia Juttner Entfuhrung von Ursula Herrmann Offene Wunde Spiegel Online 2 Mai 2020 Die Chronik des kaltblutigen Verbrechens news bayern 30 Mai 2008 Die Spur fuhrt nach Taiwan merkur de 27 April 2009 Ursulas Entfuhrung War alles eine tragische Verwechslung Augsburger Allgemeine 29 April 2009 Abendzeitung vom 8 November 2005 Titel und Seite 7 Mordverdacht trieb Polizisten in den Tod Mordfalle Ursula Herrmann und Charlotte Bohringer Das Geheimnis von Spur J73 03 3 sueddeutsche de 17 Mai 2010 Zitiert in der Antwort des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz vom 4 August 2016 auf eine schriftliche Anfrage im Bayerischen Landtag Drucksache 17 12767 vom 5 Oktober 2016 PDF S 2 Strafurteil des LG Augsburg vom 25 Marz 2010 PDF 19 MB S 191 200 f Strafurteil des LG Augsburg vom 25 Marz 2010 PDF 19 MB S 106 113 Mordfall Herrmann Prozessbeginn Spuren einer fast vergessenen Tat sueddeutsche de 19 Februar 2009 Ursula Herrmann Prozess Ein letzter Zweifel bleibt sueddeutsche de 25 Marz 2010 Herrmann Prozess Der Angeklagte beharrt auf seiner Unschuld Augsburger 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