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Die Enantioselektivitat ist das Verhaltnis der Reaktionsgeschwindigkeiten zweier Enantiomere bei ihrer Umsetzung Eine hohe Enantioselektivitat besagt dass das eine Enantiomer sehr viel schneller umgesetzt wird als das andere In achiraler Umgebung und bei achiralen Reaktionspartnern ist die Reaktionsgeschwindigkeit von Enantiomeren gleich Auf der anderen Seite reagieren die einzelnen Enantiomeren in chiraler Umgebung oder mit einem Enantiomer eines Reaktionspartners verschieden Inhaltsverzeichnis 1 Arzneistoffe 2 Geschmacksstoffe und Riechstoffe 3 Umwelt 4 Industrielle Anwendung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseArzneistoffe BearbeitenEnantiomere von Arzneistoffen haben regelmassig unterschiedliche biologische und pharmakologische Wirkung 1 Mit anderen Worten Die biologische und pharmakologische Wirkung von Arzneistoffen ist von speziellen Ausnahmen abgesehen enantioselektiv 2 Deshalb ist die Verwendung enantiomerenreiner Wirkstoffe dem Einsatz von Racematen vorzuziehen Racemische Arzneistoffe werden bisweilen als Wirkstoffe mit einem Reinheitsgrad von 50 betrachtet Geschmacksstoffe und Riechstoffe BearbeitenEnantiomere von Geschmacksstoffen haben einen unterschiedlichen Geschmack da die Geschmacksrezeptoren enantioselektiv sind weil sie selbst chiral und sterisch einheitlich aufgebaut sind So schmeckt die Aminosaure R Valin suss S Valin jedoch bitter Analog verhalt es sich mit chiralen Riechstoffen wie zum Beispiel Carvon S Carvon riecht kummelartig R Carvon riecht minzartig d h der Geruch ist enantioselektiv 3 Umwelt BearbeitenArzneistoffe sind potente Umweltchemikalien Ein haufig von Umweltforschern ubersehenes Phanomen besteht in den Besonderheiten beim enantioselektiven Abbau von racemischen Arzneistoffen in der Umwelt 4 Fur jedes Enantiomer des Arzneistoffes kann der Abbau nach einem unterschiedlichen Metabolismus erfolgen Daraus folgen dann unterschiedliche toxikologische Wirkungen der Enantiomere des Arzneistoffes in der Umwelt 4 Analog verhalt es sich mit chiralen racemischen Pestiziden Industrielle Anwendung BearbeitenDie Enantioselektivitat kann als Verfahren zur Gewinnung chiraler Substanzen in hoher optischer Reinheit verwendet werden Die Enantioselektivitat eines Enzyms bezuglich eines chiralen Substrates sagt etwas aus uber seine Fahigkeit es selektiv umzusetzen und ist daher ein wichtiger Parameter fur seine Verwendung in der Biokatalyse z B der kinetischen Racematspaltung Die Enantioselektivitat wird durch den E Value ausgedruckt der sich aus kinetischen Parametern errechnet Da der E Value in der Praxis sich aus einer logarithmischen Funktion errechnet ist es aus Grunden der Genauigkeit nicht ublich E Values uber 200 anzugeben Ein E Value von 1 bedeutet eine nichtselektive Umsetzung Der Begriff Enantioselektivitat wird auch benutzt um die Stereosektivitat einer Reaktion zu klassifizieren Hohe Enantioselektivitaten werden in der enantioselektiven Synthese erkennbar durch hohe ee Werte Literatur BearbeitenKurt Faber Biotransformations in Organic Chemistry 4th edition Springer Verlag Heidelberg 2000 Eberhard Breitmaier Gunther Jung Organische Chemie 5 Auflage Thieme Verlag 2005 Einzelnachweise Bearbeiten E J Ariens Stereochemistry a basis for sophisticated nonsense in pharmacokinetics and clinical pharmacology European Journal of Clinical Pharmacology 26 1984 663 668 doi 10 1007 BF00541922 Hermann J Roth Christa E Muller Gerd Folkers Stereochemie und Arzneistoffe Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 1998 ISBN 3 8047 1485 4 Wolfgang Legrum Riechstoffe zwischen Gestank und Duft Vieweg Teubner Verlag 2011 S 35 ISBN 978 3 8348 1245 2 a b Barbara Kasprzyk Hordern Pharmacologically active compounds in the environment and their chirality Chemical Society Reviews 39 2010 4466 4503 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Enantioselektivitat amp oldid 225277640