www.wikidata.de-de.nina.az
Eleonore Lingnau Kluge 11 April 1913 in Danzig 2003 war eine deutsche Malerin Eleonore Lingnau Kluge Ausstellungseroffnung und Lesung Feddersen Stiftung Hamburg 1986 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Danzig Jugend Ausbildung und Flucht 1 2 Kunstlerische Anfange in Molln und Hamburg 1 3 Berlin Entwicklungen und kunstlerisches Schaffen 1 4 Zum Gesamtwerk 2 Ausstellungen 3 Preise 4 Veroffentlichungen 5 Artikel 6 WeblinksLeben BearbeitenDanzig Jugend Ausbildung und Flucht Bearbeiten Eleonore Lingnau wurde in einem grossburgerlichen katholischen Elternhaus in Danzig geboren Mit ihren vier Geschwistern verlebte sie eine unbeschwerte Kindheit Die Familie pflegte ihren grossen Freundeskreis und es wurde viel musiziert Nach dem Abschluss des Danziger Lyzeums Marienschule 1928 begann Eleonore mit dem Studium von Klavier und Laute am Danziger Konservatorium Heidingsfeld Ihre Geschwister wurden als Schauspielerin Kunstgewerblerin Apothekerin und Filmtechniker ausgebildet Alle Kinder hatten freie Hand bei der Berufswahl Die Hubschrauber Pilotin Irene Teutloff war eine von Eleonores Schwestern Eleonore Lingnau trat als Geigerin in Konzerten und Rundfunkveranstaltungen auf und begann Mitte der 1930er Jahre eine klassische Ausbildung in Bildender Kunst bei dem Danziger Kunstmaler Stanischewski In den Kriegsjahren verdiente sie ihren Lebensunterhalt als graphische und technische Zeichnerin in Danziger und in Berliner Forschungseinrichtungen Anfang 1945 gelang ihr mit viel Gluck sie hatte bereits einen Platz auf dem Unglucksschiff Wilhelm Gustloff gebucht eine dramatische Flucht uber die Ostsee mit der Nautilus Kunstlerische Anfange in Molln und Hamburg Bearbeiten Die Anfange ihrer kunstlerischen Entwicklung lagen in Molln und Hamburg 1946 meldete sie um wirtschaftlich zu uberleben ein Kunstgewerbe an Sie erhielt die Anerkennung als selbststandige Kunstmalerin und wurde Mitglied des Berufskunstlerverbandes in Berlin und Hamburg Ihre ersten Werke waren naturalistische Darstellungen von Landschaften Portraits und Akte die sie klassisch aus der Flache herausarbeitete In den Mollner Jahren lernte sie den Graphiker A Paul Weber kennen mit dem sie seitdem eine lebenslange Freundschaft verband Er stellte ihre ersten Holzplastiken in seinem Atelier aus Bei dem Mollner Bildhauer Karlheinz Goedtke belegte sie Kurse im Modellieren und plastischen Arbeiten Daraus entwickelte sich eine kunstlerische und freundschaftliche Zusammenarbeit Um 1950 zog Eleonore Lingnau nach Hamburg und studierte dort zwei Semester an der Hamburger Kunstschule Alsterdamm nbsp Bild 1 Selbstportrait 1957 Ol auf Leinwand 105 110 nbsp Bild 2 Fluchtlinge 1950 Ol auf Leinwand 104 110 nbsp Bild 3 Ostpreussen 1950 Ol auf Pressholz 106 110Bild 1 In ihrem 1957 in Ol auf Leinwand gemalten Selbstportrait blickt die Kunstlerin den Betrachter selbstbewusst und offen an Die vorwiegend naturalistische Wiedergabe wird in den Gesichtspartien idealisiert entsprechend dem damaligen Frauenbild Bild 2 In dem grossen Gemalde Fluchtlinge von 1950 das inhaltlich an ihre Fluchterlebnisse anknupft sind auf engstem Raum zusammengedrangte Menschen zu sehen Alte Junge und Kinder gehullt in Kleider und Decken Sie schlafen oder schauen teilnahmslos und verharren in ihrem Schicksal Durch die gedampften stumpfen Farben entsteht eine einheitliche dustere Stimmung Eleonore Lingnau verzichtete auf die Darstellung von Vorder und Hintergrund und jede Handlung Nicht ein einzelnes Schicksal sondern das gemeinsame Schicksal aller Fluchtlinge stellte sie hier dar Der Realitat entnommen ihr aber zugleich entruckt Die das ganze Bild durchziehenden Linien sind Teil der Darstellung und ein Charakteristikum des Werks von Eleonore Lingnau Das Bild ist seit 2022 im Westpreussischen Landesmuseum Warendorf Bild 3 Im Bild Ostpreussen sind die Bezuge zur Wirklichkeit zwar offensichtlich aber grafische Elemente stilisieren die Details Eleonore Lingnau abstrahierte in ihrer Malerei zunehmend von den Erscheinungen der Realitat und der Natur und bewegt sich auf das Phantastische und Mythische zu Die positiven Resonanzen ihrer Hamburger Ausstellung 1959 inspirieren und bestarken sie in ihrer Entwicklung Berlin Entwicklungen und kunstlerisches Schaffen Bearbeiten Gegen Ende der 1950er Jahre zog es Eleonore Lingnau nach Berlin In der Zeit des Kalten Krieges setzte sie sich zwar gedanklich intensiv mit den politischen Ereignissen auseinander davon zeugen unter anderem ihre Gedichte aber in ihrer Malerei ging sie einen anderen Weg Sie war fasziniert von dem was sie als Natur erlebte von den grossen und kleinen Dingen des Alltags den Geheimnissen der Schopfung alles gefiltert und bereichert durch ihre rege Phantasie Ihre bevorzugten Motive wurden Blumen Tiere Kopfe und Gesichter der seelische Zustand der Menschen und Themen aus der Bibel Stilistisch liebte sie die malerische Freiheit einmal eher figurativ dann wieder abstrakt In den 1960er und den 1970er Jahren experimentierte Eleonore Lingnau zunehmend mit unublichen Malunterlagen Es entstanden Bilder auf Filz und Hartfaserplatten auf schaumahnlichen Kunststoffen und Styropor aber auch auf Rupfen oder nicht grundiertem Leinen Neben der Olfarbe verwendete sie z B auch Filzstifte mit denen sich Linien viel feiner und intuitiver ziehen lassen Kunstlerisch wurde sie immer ausdrucksstarker Sie schaffte ihre wohl konsequentesten Werke die unter anderem auf Einzelausstellungen in Ancona London Paris und Berlin zu sehen waren 1971 heiratete sie in Berlin den Sprachpsychologen Dr Helmut Kluge und zeichnete ihre Bilder seitdem mit dem Namen Eleonore Lingnau Kluge 1981 starb ihr Mann nach langer betreuungsintensiver Krankheit nbsp Bild 4 Blumenstrauss 1960er Ol auf Leinen 25 23 5 nbsp Bild 5 Kirchgang 1972 Ol auf Leinwand 63 29 nbsp Bild 6 Begegnung der Schwestern 1977 Ol und Filzstift auf Pappe 23 33Bild 4 Der Blumenstrauss auf der nur 23 25 cm messenden Kunststoffplatte ist eines der wenigen Bilder in denen die Kunstlerin im Bild die Tiefenwirkung von Farben auslotete Sie blickte von oben auf den Strauss Es ist mehr ein Werk uber Form Raum und Licht weniger das Abbild eines Blumenstrausses Die aufgetragenen Rot Orange und Gruntone heben die Bluten hervor hier verstarkt durch weisse Linien die die ganze Bildoberflache uberziehen Bild 5 Religiose Themen bleiben ein fester Bestandteil ihres Repertoires Das Hochformat mit den empor und herabsteigenden Menschenreihen strahlt eine mystische Dynamik aus Die Farben sind so dunn aufgetragen dass sich die Formen in der Leinwand aufzulosen scheinen Ein schwarzes Liniengerust umspannt das Bildgeschehen wie ein Spinnengewebe Vielleicht ist das Bild auch eine Metapher fur den ewigen Kreislauf vom Werden und Vergehen Bild 6 Die Begegnung der Schwestern zeigt zwei sich umarmende Frauen die eine im Hochzeitsgewand Im Hintergrund sind zwei Manner zu sehen halb real halb maskenhaft angedeutet Kraftige schwarze Linien zerteilen die geheimnisvolle Szene in einzelne Puzzlestucke Eleonore Lingnau Kluge begann damit dekorative Details zu setzen Die ab den 1980er Jahren entstandenen Bilder konnen dem reifen Werk zugerechnet werden Sie malte intuitiver und spontaner und wechselte auch von Ol zu Acrylfarben Viele Bilder entstanden auf Japanpapier In einem Gesprach mit ihrer Schwester Irene Teutloff erklarte die Kunstlerin jetzt ihren Arbeitsprozess Ein Gedanke eine Erinnerung bewegt etwas in mir und gibt den Anstoss Wahrend das Bild am Entstehen ist offenbart sich mir der Inhalt Dabei entstanden Formen in denen sie immer wieder Neues entdeckte Blatter Blumen Fabelwesen und Gesichter arbeitete sie mit dunnem Filzstift oder Pinsel stellenweise aus den Farbfeldern heraus nbsp Bild 7 Amrum Weg zum kleinen See 1985 Aquarell auf Papier 24 32 nbsp Bild 8 Amrum Sturm 1985 Aquarell auf Papier 24 32 nbsp Bild 9 Sternenwunder 1988 Ol und Filzstift auf Pressholz 140 100 nbsp Bild 10 Die Wesenhaften 1991 Acryl auf Pressholz 60 50Bild 7 Bild 8 Einige Tage auf Amrum Mitte der 1980er hielt sie in einer Serie von Aquarellen fest Man spurt ihre Begeisterung alle Nuancierungen des Lichts auszuprobieren Dem Himmel gibt sie besonders viel Raum und fangt das typische fahle Licht der Nordsee ein Bewegung Wind Wolken und Farben werden intensiv herausgearbeitet Das Land scheint das Meer zuruckzudrangen Ihre Amrum Aquarelle sind mehr als Zeichnungen Sie konnen in ihrer komplexen Gestaltung von Licht Raum und Farbe als Gemalde betrachtet werden Bild 9 Einige Bilder dieser Zeit zu denen auch Sternenwunder gehort lassen sich stilistisch schwer in ihr Gesamtwerk einfugen und verlassen mit 140 100 auch das ubliche Format Die astrologisch interessierte Kunstlerin war nachhaltig beeindruckt von einer mystischen Vision am Sternenhimmel In dem Bild scheinen Gestirne und Wesen miteinander zu verschmelzen Himmel und Erde werden von leuchtender Energie zusammengehalten Bild 10 Typisch fur ihr reifes Werk sind vieldeutige Traumbilder mit versteckten Figuren und Gesichtern Erst nach langerem Betrachten werden in Die Wesenhaften zwei Profile mit geschwungenen Linien und Lippen im Blutenmeer sichtbar Gleichzeitig verschwinden sie wieder zwischen kraftigen Farbfeldern aus Weiss Rosa Grun und Ocker Dabei setzte die Kunstlerin die reinen Farben mit wenig Wasserzusatz und mit wenigen dicken Pinselstrichen Dennoch hat sie sich nie auf das halb Phantastische beschrankt In ihrem Werk finden sich aus dieser Zeit auch viele realistische Beobachtungen aus dem Alltag z B Markthandler Punks Mutter mit Kindern Stillleben etc Eleonore Lingnau Kluge war ein grosszugiger humorvoller und bescheidener Mensch den der Austausch mit Freunden der Familie und der Natur vollkommen erfullte Sie mochte keine grossen Reisen aber jeder Ortswechsel inspirierte sie Neben der Malerei zeichnete und skizzierte Eleonore Lingnau Kluge im Alter viel Ihre Zeichnungen erinnern stilistisch daran dass sie in den 1950er Jahren an einer Schule fur Mode und Gebrauchsgrafik ausgebildet wurde Anders als ihre Gemalde sind ihre Zeichnungen im Ansatz eher illustrativ nbsp Bild 11 Menschliche Schwachen 1992 Acryl Buntstift Aquarell auf Papier 21 29 nbsp Bild 12 Funf Klatschtanten 1946 Aquarell und Tusche auf Papier 13 5 21 nbsp Bild 13 Sieben Zwerge 1990er Buntstift Acryl und Kugelschreiber auf Pappe 12 21 nbsp Bild 14 Anziehungskraft 1991 Acryl und Kugelschreiber auf Pappe 12 21Von Anfang an beschaftigt sie sich in humorvollen karikaturahnlichen Zeichnungen mit den Facetten der Kommunikation und des Spiels der Menschen Szenen wie in Menschliche Schwachen Anziehungskraft und Funf Klatschtanten sind zwar aus der Distanz beobachtet aber strahlen auch Empathie fur die Dargestellten und ihre Schwachen und Gefuhle aus Zum Gesamtwerk Bearbeiten Als Eleonore Lingnau Kluge im November 2003 starb hinterliess sie etwa 400 Werke darunter Gemalde Zeichnungen und Aquarelle ausserdem Skizzen Holzplastiken und Gedichte Ihre kunstlerische Kreativitat grundete auf der eigenen naturverbundenen und spirituellen Sicht auf das Leben Zunachst kontrolliert tastend und ernst und mit der Zeit immer geloster und ruhiger Ihre Malerei ist im Ursprung zwar figurativ da sie in der gelebten Wirklichkeit ansetzt In ihrem Wesen ist sie jedoch mehr nach innen gekehrt In ihren Bildern schopfte sie aus einem reichen Fundus an Motiven und Traumszenen der wie ein Gegengewicht zu den einschneidenden Erlebnissen im fruhen Erwachsenenleben der Kunstlerin wirkte Die Vorkriegsjahre ohne Mutter die traumatischen Kriegserlebnisse der unverstandene Weg des Vaters der Verlust der Heimat und der Neubeginn 1945 Diese dusteren Bilder sperrte sie tief in ihr Inneres und forderte sie abgesehen von wenigen Ausnahmen in den Nachkriegsjahren nicht mehr sichtbar zutage Mit dieser Entscheidung eroffnete sie ihrem bildnerischen Schaffen in fast 60 aktiven Jahren Wege in Phantasiewelten und in die Abstraktion Ausstellungen Bearbeiten1957 Volksheim e V Hamburg 1959 Gruppenausstellung zeitgenossischer Malerei Halle am Schulenbrooksweg Hamburg Bergedorf 1968 Club A18 des Studentendorfes der FU Berlin 1968 1969 Galleria Europa Arte Ancona 3 Biennale delle Regioni 1971 B H Corner Gallery London 1977 Galerie Mouffe Paris 1979 Salon Willi Diedrich Berlin 1983 Kleine Orangerie Schloss Charlottenburg Berlin 1986 Stadtbibliothek Bremen Feddersen Stiftung Hamburg 2014 Schloss Meyenburg 2018 Galerie Mutter Fourage Berlin Galerie am Bollwerk Neuruppin Galerie Bruno Taut Berlin 2019 Galerie Kunst Kontor Potsdam Schloss Wolfshagen Prignitz Urania Potsdam 2020 2022 Gotisches Haus Brandenburg Reha Zentrum Seehof Teltow Mockernkiez Forum Berlin 2022 Westpreussisches Landesmuseum Warendorf Bildubergabe Fluchtlinge 1950Preise BearbeitenMegaglia e Diploma di menzione Ancona 1969 Ancona Palme d Or des Beaux Arts 1971 Monte Carlo Diploma of Honour 1971 London Participant hors concours beim Grand Prix international paternoster London 1971 Veroffentlichungen BearbeitenSchicksal Ich bekam ein zweites Leben geschenkt In BZ 1992 S 16 Gedichte In Doch am Ende dieser Strasse Holzinger Verlag Berlin 1993 Es gibt Tage In Stoffwechsel August 1993 S 45 Liebe der springende Punkt Holzinger Verlag Berlin 1996 ISBN 3 926396 39 3 Eleonore Lingnau Kluge 1913 2003 Gemalde Aquarelle Zeichnungen Berlin 2018 ISBN 978 3 00 059999 6 Erdachtes Erlebtes von Eleonore Lingnau Kluge Berlin 2020 ISBN 978 3 00 065814 3 Artikel BearbeitenKlebe Wieczorek Bilder der Ausstellung am Schulenbrooksweg In Hamburger Abendblatt 26 Januar 1959 Schultz Michael Traumerische Visionen in Ol Zur Ausstellung von Eleonore Lingnau Kluge in der Kleinen Orangerie vom 30 Juni 20 Juli 1983 In Kunstmagazin Nr 6 1983 o A Traumerische Visionen In Neustadter Echo 28 November 1986 Martin Ulrike Vieldeutige Traumbilder In Berliner Woche 7 Marz 2018 Rabensaat Richard Bilder wie Musik In Potsdamer Neueste Nachrichten 23 Marz 2019 Grote Lars Bilder nach der zweiten Geburt In Markische Allgemeine Zeitung 1 April 2019 Beck Kerstin Sie zeigt die Schopfung in all ihren Facetten In Markische Allgemeine Zeitung 21 Mai 2019 Gommert Natalie Freude und lebensbejahende Kraft In potsdamlife 2 2019 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eleonore Lingnau Kluge Sammlung von Bildern Normdaten Person GND 1169673864 lobid OGND AKS VIAF 52400739 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lingnau Kluge EleonoreKURZBESCHREIBUNG deutsche MalerinGEBURTSDATUM 11 April 1913GEBURTSORT DanzigSTERBEDATUM 2003 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eleonore Lingnau Kluge amp oldid 235518690