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Das Eierkuhlhaus auch Eierspeicher ist ein ehemaliges Kuhlhaus und heute ein Burogebaude am Berliner Osthafen an der Stralauer Allee im Ortsteil Friedrichshain Das nach Planen von Oskar Pusch gebaute und 1929 eroffnete Gebaude diente als Kuhlhaus fur verderbliche Waren und ist nach einem Umbau seit Juli 2002 Sitz der Deutschlandzentrale von Universal Music Das Eierkuhlhaus am Osthafen in Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gegenwartige Nutzung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErst 1913 wurde der Osthafen als Grosshafenprojekt nach 16 Jahren Planungs und Bauzeit eroffnet Noch im selben Jahr folgte die Eroffnung des Getreide und Warenspeichers im nordlichen Teil des Gelandes des heutigen Osthafenspeichers Direkt nordwestlich den Hafen abschliessend sollte in direkter Nachbarschaft zur Oberbaumbrucke ein Kuhlhaus entstehen das aber erst in den Jahren 1928 und 1929 nach Planen des Architekten Oskar Pusch durch die Hamburger Firma Kuhlhaustransit AG als Stahlbetonskelettbau errichtet wurde Das neungeschossige kubische Gebaude zeichnete sich durch eine geschlossene expressionistische markant hellgelbe Klinkerfassade mit grau buntem Rautenmuster aus Das Gebaude hatte im Innern an Wanden und Decken eine dicke dammende Korkschicht und ein komplexes System aus Luftungs und Kuhlkreislaufen mit denen Kuhltemperaturen zwischen 0 C und 10 C erreicht werden konnten Im Berliner Volksmund wurde das Kuhlhaus Eierspeicher genannt weil hier bis zu 75 Millionen Eier gekuhlt werden konnten Daneben diente es auch zur Zwischenlagerung einer Vielzahl verderblicher Waren die aus dem In und Ausland kamen und zum grossten Teil per Schiff uber die Spree und per Bahn hier umgeschlagen wurden Dazu zahlten Wein Butter Konserven Gefrierfleisch Wild Geflugel und eben auch Millionen Eier zur Versorgung der Berliner Bevolkerung und zur industriellen Weiterverarbeitung Im Jahr 1923 wurde der Westhafen an die neu gegrundete BEHALA ubergeben und loste mit der mehr als doppelten Kapazitat den Osthafen als grossten Warenumschlagplatz Berlins ab Aufgrund des raschen Stadtwachstums wurde eine Erweiterung des Eierkuhlhauses nach Norden notig und 1940 abgeschlossen nbsp Das Kuhlhaus im Jahr 1951Im April 1945 wurde der Osthafen von der Roten Armee besetzt und die demontierbaren Aufbauten als Beutegut zur Versorgung der sowjetischen Einheiten abtransportiert Teile des Osthafens und des Getreidespeichers dienten in den Folgejahren dem Umschlag von Demontagegutern das Eierkuhlhaus wurde aber schon 1945 wieder zur Versorgung der Bevolkerung mit Lebensmitteln genutzt Ab 1947 war der Osthafen wieder vollstandig in deutsche Verwaltung ubergeben worden aber schon 1948 im Zuge der Berliner Spaltung aus der Gesamtberliner Hafenverwaltung herausgelost nbsp Kuhlhaus und Oberbaumbrucke im Oktober 1989Mit dem Mauerbau 1961 lag der Osthafen nun unmittelbar an der Grenze mit allen daraus resultierenden Einschrankungen fur den taglichen Betrieb Trotzdem konnte auf den nun einzigen Hafen Ost Berlins und das Kuhlhaus nicht verzichtet werden und so erhielt es in den 1970er Jahren eine zusatzliche dicke Dammverkleidung um die Aussendammung des Gebaudes besser auf den Verwendungszweck Feinfrost und Tiefkuhlung anzupassen Vor der Verbesserung der Dammung konnte an feuchten und kuhlen Fruhjahrs und Herbsttagen Reif und Eisansatz am gesamten Haus beobachtet werden ein deutlicher Hinweis dafur dass die ursprungliche Dammung fur Tiefkuhlung nicht ausgelegt war Das ursprunglich fur Leichtkuhlung 5 C bis maximal 10 C ausgelegte Haus wurde infolge der veranderten Lebens und Konsumgewohnheiten der Verbraucher seit Mitte der 1960er Jahre als Tiefkuhlhaus betrieben Die zwei vorhandenen Linde Kalteverdichter konnten die dafur erforderliche Kalteleistung nur unzureichend erbringen daher wurden sie Anfang der 1970er Jahre durch vier V8 200 Kalteverdichter vom Hersteller MAFA Halle ersetzt Damit einhergehend erfolgte der Umbau der Hochspannungsschaltanlagen und der Umspannanlage Die V8 Verdichter wurden von 6 kV Schleifringlaufermotoren mit je 200 kW angetrieben und uber Anfahrwiderstande in Betrieb genommen Wahrscheinlich erfolgte im Rahmen dieser Umrustung auch der Umbau des Ruckkuhlwerks auf drei Kleinkuhlturme Verdunstungsverflussiger die auf dem Maschinenhausdach direkt neben der Oberbaumbrucke aufgestellt wurden Anfang 1980 wurde eine Ertuchtigung des Kuhlhauses durchgefuhrt neben einer Sanierung der Innendammung der Kuhlraumboden und Decken und dem Ersatz der alten Kuhlraumturen wurde die Raumkuhlung auf einen geschlossenen Kuhlsolekreislauf umgestellt Im Rahmen dieser Ertuchtigung wurde auch das gesamte NS Netz unter Verwendung der Industrie Schaltanlage ISA 2000 erneuert Die Leichtkuhlflachen in den Kellerraumen des Kuhlhauses wurden nur noch als technisches Materiallager verwendet oder standen leer die zusatzliche Erschliessung als Tiefkuhlflache war nicht moglich da dieses Kuhlhaus durch seine konzeptionelle Grundauslegung als Leichtkuhlhaus keinerlei Massnahmen zum Unterfrierungsschutz hatte Die kaltetechnische Anlage selbst war eine Ammoniak Kalteanlage die normale Kaltemittelfullmenge lag bei 26 t Ammoniak Nach der Wende reichten die Kapazitaten des Westhafens weitgehend zur Versorgung Berlins aus und der Osthafen wurde nicht mehr benotigt Zu Ost Berliner Zeiten wurden in diesem Kuhlhaus uber viele Jahre hinweg West Berliner Speiseeis und Feinfrostprodukte gelagert mit den realistischen Kosten nach der deutschen Einheit bestand aber an dieser Dienstleistung offensichtlich kein Interesse mehr Als Gesamtbetrachtung war das Haus technisch auf dem Stand der spaten 1960er Jahre ein wirtschaftlicher Betrieb war so schon daher kaum moglich zudem stellte die Grundkonzeption als Etagenkuhlhaus ein erhebliches Problem dar da sich durch die horizontalen und vertikalen Forderwege zusatzliche logistische Probleme ergaben Im Jahr 1991 wurde das Kuhlhaus stillgelegt der Getreidespeicher folgte sukzessive 1992 beschlossen die Berliner Hafen und Lagerbetriebe BEHALA die beiden Speichergebaude einer neuen Nutzung zuzufuhren Ab 1995 gab es Plane das Eierkuhlhaus und den Getreidespeicher zu einem Gebaudekomplex zu verbinden und als Business Design Center zu nutzen Sie wurden jedoch nicht verwirklicht Gegenwartige Nutzung Bearbeiten nbsp Sudwestseite des Eierkuhlhauses mit geschlossener KlinkerfassadeAb 2000 wurde das Kuhlhaus durch den Berliner Architekten Reinhard Muller zu einem Buro und Geschaftshaus umgebaut die Arbeiten am Kuhlhaus waren 2002 abgeschlossen Dabei wurde die ursprunglich geschlossene Fassade von der nachtraglich aufgebrachten Dammung befreit und an drei Seiten grossflachig geoffnet und mit einer vorgehangten Glasfassade versehen Nur die nach Nordwesten zur Oberbaumbrucke gerichtete Stirnseite weist noch eine geschlossene Klinkerfassade auf Ursprunglich war geplant die Glasscheiben mit einem gerasterten Rautenmuster zu versehen um im Sinne des Denkmalschutzes ein geschlossenes Fassadenbild zu erzielen Wegen Problemen bei der Beleuchtung der innenliegenden Bereiche wurde letztlich darauf verzichtet Im Jahr 2002 verlegte der Musikkonzern Universal Music seine Deutschlandzentrale von Hamburg nach Berlin und bezog im Juli das renovierte Kuhlhaus Zuvor war im November 2001 das Kunstwerk 13 4 1981 von Olaf Metzel das seit 1987 auf dem Joachimsthaler Platz Ecke Kurfurstendamm gegenuber dem Cafe Kranzler im Rahmen des Berliner Skulpturenboulevards aufgebaut wurde und dann einige Jahre im Depot gelagert war neben dem Eierkuhlhaus wieder aufgebaut worden 1 Inzwischen steht es auf dem EUREF Gelande 2 Literatur BearbeitenFriedrich Krause Der Osthafen zu Berlin Berlin 1913 M Hirsch Das Berliner Osthafenkuhlhaus der Kuhltransit A G In Zeitschrift fur die gesamte Kalte Industrie 1930 S 21 ff Herbert Schwenk Lexikon der Berliner Stadtentwicklung Haude amp Spener Berlin 2002 ISBN 3 7759 0472 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eierkuhlhaus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Eierkuhlhaus Obj Dok Nr 09095109 in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen Osthafenkuhlhaus vor der ErweiterungEinzelnachweise Bearbeiten Werner van Bebber 750 Jahr Feier Berlins Systemkampf vor dem Kranzler In Der Tagesspiegel 30 Juni 2007 13 4 1981 Randale Gitter Randale Denkmal52 501944444444 13 446944444444 Koordinaten 52 30 7 N 13 26 49 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eierkuhlhaus amp oldid 236512655