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Edmond Locard 13 Dezember 1877 in Saint Chamond Loire 4 April 1966 in Lyon war ein franzosischer Arzt und Jurist Er gilt als Pionier im Bereich der Forensik der auch Sherlock Holmes von Frankreich genannt wurde Er formulierte das Grundprinzip der forensischen Wissenschaft dass jede Beruhrung eine Spur hinterlasst Dies wurde Locard sche Regel oder auch Locard sches Prinzip genannt Edmond Locard hatte eine herausragende Rolle in der europaischen und weltweiten Entwicklung der Kriminalistik insbesondere der chemischen Spurenuntersuchung der Forensischen Chemie und der Mikrostaubspuren Analytik Er ist der Sohn von Arnould Locard 1841 1904 Edmond Locard ca 1915 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Arbeit 2 Veroffentlichungen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben und Arbeit BearbeitenEdmond Locard wurde in Saint Chamond Loire geboren Seine Familie zog einige Jahre spater nach Lyon Er studierte an den Universitaten Demoiselles Blanchoux und College St Thomas Aquin Medizin und Rechtswissenschaften Er beherrschte elf Sprachen in Wort und Schrift darunter Griechisch Latein Hebraisch und Sanskrit 1 Nach seinem Studium wurde er an der Universitat Lyon Assistent des franzosischen Arztes Alexandre Lacassagne 1844 1921 der oft als Vater der modernen forensischen Medizin bezeichnet wird Lacassagne wurde Locards Mentor Im Jahr 1902 erhielt Locard seinen Doktorgrad in Medizin Ein paar Jahre spater begann er ein Jurastudium Im Jahre 1907 bestand er die Anwaltsprufung Im Jahre 1908 begann Locard die Welt zu bereisen Zunachst studierte er in Paris bei dem franzosischen Anthropologen Alphonse Bertillon 1853 1914 um das anthropometrische System der strafrechtlichen Ermittlung zu verstehen In den folgenden Jahren besuchte er die Polizeidienststellen in Berlin Rom und Wien Weitere Reisen fuhrten ihn in die Vereinigten Staaten von Amerika wo er auch die Polizeidienststellen in New York und Chicago kennenlernte Nach einem Besuch bei dem Kriminalisten Archibald Rudolph Reiss in Lausanne kehrte er 1910 schliesslich nach Lyon zuruck 2 Im Jahre 1910 zeichnete sich in Lyon ein Ansteigen der Zahl von Gewaltverbrechen insbesondere Morden ab Locard gelang es die Lyoner Polizei von den Vorteilen eines Labors zur Sammlung und Prufung von Beweismaterial zu uberzeugen Im Polizeidepartement wurden ihm zwei Zimmer im Dachgeschoss und zwei Assistenten zur Verfugung gestellt Es handelte sich dabei um das erste Polizeilabor zur Ermittlung von Straftatern Im November des gleichen Jahres loste er durch seine Ermittlungsarbeit seinen ersten Fall mit Hilfe eines Fingerabdrucks zwolf Jahre nach der ersten Fingerabdruckidentifizierung unter der Leitung von Bertillon 3 Im Jahr 1912 wurde das Labor offiziell von der Polizei Lyon anerkannt Locard leitete das erste offizielle Polizei Kriminalitatslabor der Welt zur wissenschaftlichen Grundlagenforschung in den Bereichen der forensischen Ballistik Toxikologie und Identifizierung Es erhielt weltweite Anerkennung und gab sein Wissen in den folgenden Jahren an viele Kriminalisten weiter Einer von ihnen war der Schwede Harry Soderman 1902 1956 der Mentor Locards wurde 4 In den Jahren 1914 bis 1918 entwickelte Locard seine Schlussfolgerungen der Fingerabdruckidentifizierung und die Kriterien die verwendet werden um die Zuverlassigkeit auf statistische Analysen zu liefern Seine 1918 veroffentlichte Studie ergab folgende dreigliedrige Regel Sind auf einem deutlichen Abdruck mehr als zwolf Merkmale vorhanden so besteht unumstossliche Gewissheit der Identitat Bei acht bis zwolf Merkmalen handelt es sich um Grenzfalle die Gewissheit hangt ab von der Deutlichkeit des Abdrucks der Seltenheit des Merkmalstypen dem Vorhandensein des Musterkerns oder der Deltas der Richtung und der Grosse der Winkel bei Gabelungen die perfekte und offensichtliche Identitat in Bezug auf die Breite der papillaren Bergrucken und Taler die Richtung der Linien und den Winkelwert der Verzweigungen sowie dem Vorhandensein von Poren Locard gilt daher auch als der Begrunder der Poroskopie Ridgeologie und Edgeoskopie Sind weniger als acht Merkmale vorhanden dann handelt es sich um einen Teilabdruck eine sichere Beurteilung ist nicht moglich 5 6 Er fuhr mit seiner Forschung bis zu seinem Tod im Jahr 1966 fort Wahrend des Ersten Weltkrieges wurde Locard als Offizier wegen seiner grossen Kenntnisse in Fremdsprachen zum Dekodieren geheimer Nachrichten herangezogen Im Jahre 1929 grundete Locard mit dem schweizerischen Kriminalisten Marc Bischoff dem Osterreicher Siegfried Turkel dem Niederlander CJ van Ledden Hulsebosch und dem Deutschen Georg Popp in Lausanne die Internationale Akademie fur Kriminalistik Die Akademie sollte jedoch den Zweiten Weltkrieg nicht uberstehen Weitere Polizeilabore wurden auch nach dem Zweiten Weltkrieg nach dem Vorbild und dem Einfluss von Locard eingerichtet Nach Locards Tod kam es zu einem deutlichen Ruckgang der kriminalistischen Entwicklungen in Frankreich 7 Locard veroffentlichte mehr als 40 Werke in Franzosisch Englisch Deutsch und Spanisch Sein bekanntestes Werk sind die sieben Bande der Traite de criminalistique Lehrbuch der Kriminalistik zwischen 1931 und 1935 veroffentlicht In dieser monumentalen Arbeit stellte er die Methodik dieser neuen Wissenschaft dar Sie ist auch heute noch die Grundlage fur alle forensischen Laboratorien weltweit Dieser Vertrag beinhaltet eine detaillierte Studie uber die strafrechtlichen Ermittlungen die Suche nach Spuren von Fingerabdrucken und den Nachweis der Identitat das Know how von schriftlichen Unterlagen und Verfalschung der Forschung Viele seiner Bucher stellen bedeutende Beitrage auf dem Gebiet der Kriminalistik und der forensischen Wissenschaft dar Seine Veroffentlichungen umfassen mehrere Werke uber die polizeilichen Ermittlungen die er personlich durchgefuhrt hatte 8 Locard war auch ein begeisterter Philatelist und schrieb einige Bucher zu diesem Thema Als Opern Kritiker und Gonner des Theaters veroffentlichte Locard als Schriftsteller und Journalist in seiner Freizeit zahlreiche Artikel in Lyoner Zeitschriften Es erschienen auch diverse Artikel in gemeinsamer Arbeit mit seinem Freund Marcel E Grancher in Publikationen bei den Verlagen Lugdunum Payot Rieder und Gallimard Neben ihrer wissenschaftlichen Fachkompetenz war Edmond Locard ein Mann der Kunst und des Wortes Er entwickelte eine grosse Leidenschaft fur Literatur Malerei und Musik er war Musikkritiker fur die Revue Musicale Guignol Lyonnais Er war Mitglied der Academie du Merle Blanc und der Academie du Sciences et Belles Lettres und Prasident der Freunde von Lyon und Guignol Im Jahr 1959 organisierte er einen nach ihm benannten Preis fur Kriminalliteratur der an H Clarys De fil en aiguille verliehen wurde 9 Er wurde ausgezeichnet zum Commandeur der Ehrenlegion fur seinen enormen Beitrag zur forensischen Wissenschaft Seine Biographie Dr Edmond Locard Memoires d un criminologiste wurde im Jahr 1957 von Robert Corvol veroffentlicht Locard s Beitrag zur forensischen Wissenschaft ist enorm Sein wichtigster Beitrag ist die principe de l echange Grundsatz des Austausches auch als Locard sche Regel oder das Locard sche Prinzip bekannt Locard erklarte Toute action de l homme et a fortiori l action violent qu est un crime ne peut pas se derouler sans laisser quelque marque Ubersetzt bedeutet es dass jede Handlung eines Individuums und insbesondere die gewalttatige Handlung einer Straftat zu einer Spurenubertragung fuhrt Aus diesem Satz war das gesamte Prinzip des Austausches von Spuren zwischen zwei Objekten nach Eintritt von Beruhrung begrundet etwa wenn ein Fahrzeug ein anderes Auto touchiert und in der Folge Lackreste auf beiden nachzuweisen sind Ebenso werden Fasern wenn jemand auf einem Stuhl sitzt aus seiner Kleidung auf dem Stuhl und Fasern aus dem Stoff des Stuhls auf der Kleidung der Person zuruckbleiben 10 Harry Soderman schrieb spater uber Locard Er legte die Analyse der Handschrift auf eine solidere Grundlage systematisiert die Analyse von Staub in der Kleidung von Verdachtigen erfand eine modifizierte Methode der Analyse von Blutspuren und erfand die Poroskopie wobei die papillaren Leistenporen von Fingerabdrucken als Mittel der Identifizierung verwendet werden 11 Der Belgier Georges Simenon Erfinder der bekannten Kriminalfigur Maigret besuchte in den Jahren 1919 und 1920 einige Vorlesungen Locards Veroffentlichungen BearbeitenLa mort de Judas et Le crepuscule des Dieux Essais en psychologie vers 1905 L identification des recidivistes Die Identifizierung von Wiederholungstatern Paris Maloine 1909 Instructions pour les recherches techniques dans les enquetes criminelles Die Polizei Was ist das was es sein sollte Paris Payot 1919 Die strafrechtlichen Ermittlungen und wissenschaftliche Methoden L enquete criminelle et les methodes scientifiques Paris Flammarion 1920 Das Handbuch der polizeilichen Techniken Le manuel de technique policiere Paris Payot 1923 1934 1937 1941 Polizei und Polizisten Paris Payot 1924 Le crime et les criminels Verbrechen und Verbrecher Paris La Renaissance du Livre 1925 Die Kriminaluntersuchung und ihre wissenschaftlichen Methoden bearbeitet von Willy Finke Berlin Kameradschaft Verlags Gesellschaft 1930 Traite de criminalistique T I et II Les Empreintes et les traces dans l enquete criminelle Lehrbuch der forensischen Wissenschaften Fingerabdrucke und Spuren in der Strafuntersuchung Lyon Desvignes 1931 Traite de criminalistique T III et IV Les Preuves de l identite Lehrbuch der forensischen Wissenschaften Nachweis der Identitat Lyon Desvignes 1932 Der blutige Millery Malle Lyon Desvigne und Co 1933 Tales Apachen Lyon Lugdunum Editions 1933 A Primer uber die Geschichte der Oper Lyon Desvigne und Co 1933 Traite de criminalistique T V et VI L Expertise des documents ecrits Lehrbuch der Kriminalistik Die Expertise schriftlicher Unterlagen Lyon Desvignes 1933 Hinweis auf die Identifizierung von Verdachtigen International Journal of Forensic Sciences 1935 Die Forensik fur die Nutzung durch Menschen in der Welt Lyon Desvigne und Co 1937 Traite de criminalistique T VII L Enquete Criminelle Lehrbuch der forensischen Wissenschaften die kriminalistische Untersuchung Lyon Desvignes 1940 Confessions Erinnerungen an ein Polizist Lyon Editions Lugdunum 1942 Manuel du philateliste Handbuch des Philatelisten Paris Payot 1942 Abwehr gegen die Kriminalitat Paris Payot 1951 A t elle empoisonne son mari Hat sie ihren Mann vergiftet Affaire Lafarge 1954 Le magistrat assassine Der ermordete Richter Affaire Fualdes 1954 Le crime inutile 1954 Mata Hari 1955 La machine infernale Affaire Ousini 1955 La fiancee de la guillotine Die Braut von der Guillotine Affaire Lacenaire 1956 La vipere 1956 Memoirs of a criminologiste Paris Fayard 1958 Mysteries of Lyon Lyon Pierre Bissuel Edition 1967 Vorwort des Buches von Felix Benoit Purification Through the Ages 1945 12 Literatur BearbeitenQuinche Nicolas Crime Science et Identite Anthologie des textes fondateurs de la criminalistique europeenne 1860 1930 Geneve Slatkine 2006 Christophe Champod Institut de Police Scientifique et de Criminiologie BCH Universite de Lausanne Edmond Locard Numerische Standards Journal of Forensic Identification 45 2 1995 Kingston C amp Kirk P School of Criminology University of California Historische Entwicklung und Bewertung der 12 Punkte Regel in der Fingerabdruck Identifizierung Berkeley Vereinigte Staaten 1983 Stoney d A und Thornton J A Critical Analysis of Quantitative Fingerprint Journal of Forensic Sciences JFSCA Vol 31 Nr 4 Oktober 1986 Mazevet Michel Edmond Locard le Sherlock Holmes francais Traboules Publishing Basis 2006 Jurgen Thorwald Die Stunde der Detektive Werden und Welten der Kriminalistik Droemer Knaur Zurich und Munchen 1966 S 342 356 Einzelnachweise Bearbeiten Sciencesforensiques com abgerufen am 14 September 2009 Forensic Science Edmond Locard Memento vom 24 April 2009 im Internet Archive Abgerufen am 14 September 2009 Champod Christophe Edmond Locard Numerical Standards amp Probable Identifications Journal of Forensic Identification 1995 S 136 155 Wohlfahrt M Hausarbeit zur Geschichte der Kriminalistik nicht veroffentlicht Wiesbaden 1990 Prante Helmut Die Personenerkennung Daktyloskopie BKA Schriftenreihe Wiesbaden 1982 Kingston C La Regle des 12 points dans l Identifizierung par les empreintes historique et valeur Revue internationale de police criminelle 1965 S 62 69 http www encyclopedia com doc 1G2 3448300353 html abgerufen am 15 September 2009 Mazevet Michel Edmond Locard le Sherlock Holmes francais Editions des Traboules 2006 http sciencesforensiques com article php pg art amp article edmondlocard amp noid 2 abgerufen am 15 September 2009 Locard Edmond Die Kriminaluntersuchung und ihre wissenschaftlichen Methoden Berlin 1930 Soderman H Auf der Spur des Verbrechens Lebenserinnerungen eines Kriminalisten Mitt liv som politimann 1957 http sciencesforensiques com article php pg art amp article edmondlocard amp noid 2 aus Sciencesforensiques com und anderen Quellen abgerufen am 15 September 2009Normdaten Person GND 137403011 lobid OGND AKS LCCN n89639460 VIAF 250389322 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Locard EdmondKURZBESCHREIBUNG franzosischer ForensikerGEBURTSDATUM 13 Dezember 1877GEBURTSORT Saint Chamond Loire STERBEDATUM 4 April 1966STERBEORT Lyon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Edmond Locard amp oldid 233448516