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Der Begriff Wirtschaftspartnerschaftsabkommen WPA bzw Economic Partnership Agreement EPA bezeichnet von der EU geforderte Abkommen uber Freihandelszonen zwischen der EU und den 79 AKP Staaten in der Mehrzahl ehemalige europaische Kolonien in Afrika der Karibik und im Sudpazifik Die vertragliche Grundlage der EPA liegt im Cotonou Abkommen welche am 23 Juni 2000 von den Mitgliedstaaten der EU und den Mitgliedstaaten der Gruppe der AKP Staaten in Cotonou Benin unterzeichnet wurde Konkrete EPA Verhandlungen laufen seit dem Jahr 2002 1 Zentrales Ziel des Abkommens war es die von der WTO kritisierten nicht reziproken Handelspraferenzen der Lome Abkommen 1975 bis 2000 durch reziproke Handelsabkommen bis zum 1 Januar 2008 zu ersetzen Im Jahr 2014 schloss die EU ein regionales Abkommen mit Westafrika ECOWAS und dem Sudlichen Afrika SADC ab Bereits Ende 2007 wurde zwischen der EU und der Karibik CARIFORUM Caribbean Forum of ACP States ein regionales Wirtschaftspartnerschaftsabkommen geschlossen 2 3 Oft wird vereinfachend von Partnerschaftsabkommen gesprochen Inhaltsverzeichnis 1 Historischer Hintergrund 2 Verhandlungsverlauf 3 Schlusselelemente 3 1 Gegenseitigkeit 3 2 Regionalismus 3 3 Spezielle Fragen 4 Zur Situation 2014 5 Zur Situation 2016 6 Kritische Kampagne 7 Weitere Kritik 8 Einzelnachweise 9 WeblinksHistorischer Hintergrund BearbeitenDie Handelsbeziehungen zwischen der EU und den AKP Staaten gehen auf das Kolonialzeitalter zuruck Bei der Grundung der Europaischen Gemeinschaft war eine eventuelle Unabhangigkeit der Kolonien noch nicht vorgesehen Mit der Entkolonialisierung stellte sich die Frage wie der Handel kunftig zu gestalten sei Die Yaounde Abkommen Yaounde I 1964 1969 und Yaounde II 1971 1975 ermoglichten eine weitgehende Kontinuitat der kolonialen Handelsmuster zwischen den ehemaligen Kolonien und den jeweiligen Mutterlandern agrarische und mineralische Rohstoffe im Tausch gegen verarbeitete Handelsprodukte ohne dass damit eine erhohte Fertigungstiefe intensiviere regionale Handelsbeziehungen oder verbesserte Marktzugange verbunden waren Auch eine entwicklungspolitische Komponente fehlte Wahrend der Laufzeit von Yaounde I und II verringerte sich der Anteil der AKP Importe in die EU von 5 6 der EU Importe aus Entwicklungslandern im Jahre 1958 auf 2 9 4 Holland 2002 30 Das Lome Abkommen loste die Yaounde Abkommen 1975 ab Ziele und Inhalte des Abkommens spiegeln zahlreiche zeitgeschichtliche Veranderungen wider Grossbritannien beharrte bei den Beitrittsverhandlungen zur Europaischen Gemeinschaft darauf dass eine privilegierte Handelspartnerschaft zu seinen ehemaligen Kolonien fortbestehen solle 5 Gleichzeitig hatten sich die AKP Staaten als neuer politischer Zusammenschluss konstituiert und traten entschieden fur eine Neue Weltwirtschaftsordnung ein 6 7 In Gestalt eines Praferenzzugangs zum europaischen Markt und in Gestalt garantierter Preise fur mineralische und agrarische Rohstoffe haben Konzepte der Neuen Weltwirtschaftsordnung Einzug in das Lome Abkommen gefunden Entwicklungspolitische Komponenten gewannen im Laufe der insgesamt vier Lome Abkommen immer mehr an Bedeutung 8 insbesondere Konzepte zur Demokratieforderung Menschenrechtsschutz und Rechtsstaatlichkeit Lome konnte freilich viele der in das Abkommen gesetzten Erwartungen nicht erfullen Das Sudliche Afrika blieb weiterhin marginalisiert der Beitrag afrikanischer Staaten zum Welthandel sank auf 2 im Jahre 1990 und 1 65 im Jahre 1997 9 Kappel 1999 23 Die Import und Exportstrukturen diversifizierten sich nicht und blieben verhaftet in kolonialen Produktionsmustern Nach dem Ende des Warschauer Pakts offnete sich ein politisches Gelegenheitsfenster um die Handelsvereinbarungen unter veranderten Pramissen neu zu verhandeln Zwei Aspekte sind dafur zentral 1 Das Ende der Blockkonfrontation schuf ein politisches Vakuum Fur die AKP Staaten war dies mit der Moglichkeit verbunden neue politische Bindungen einzugehen Fur die EU bedeutete dies gleichzeitig dass ihre bisher unangefochtene Machtposition in einer zusehends multipolaren Weltordnung neu justiert werden musste dass aber auch Gestaltungsmoglichkeiten fur eine neue Partnerschaft beider Landergruppen zur Verfugung standen 10 2 Die Grundung der Welthandelsorganisation WTO markierte den Aufstieg einer neoliberalen Welthandelsordnung Damit verknupft war eine weitreichende Kritik an nicht reziproken Handelspraferenzen wie sie durch Lome garantiert wurden Dies konnte seitens des WTO Schiedsgerichts als Handelsdiskriminierung gewertet werden wobei allerdings in begrundeten Fallen fur Entwicklungslander Ausnahmegenehmigungen sogenannte Waiver beantragt werden konnen Anvisiert wurde daher der Abschluss eines Abkommens mit reziproken Handelspraferenzen Zusatzlich wurden aber neben Zolle und Quoten die sogenannten nichttarifaren Handelshemmnisse als zentrales Problem fur die EU AKP Handelsbeziehungen identifiziert Genannt wurden beispielsweise Wettbewerbspolitiken technische sanitare und phytosanitare Standards Subventionen Anti Dumping Massnahmen umweltpolitische und sozialpolitische Bestimmungen geistige Eigentumsrechte sowie Investitionsbedingungen 10 Eckpunkte fur ein neues Abkommen zwischen EU und AKP Staaten wurden 1996 im Grunbuch Green Paper on Relations between the European Union and the ACP Countries on the Eve of the 21st Century niedergelegt Die EU AKP Beziehung sollte nun primar eine politische Partnerschaft sein in der nicht die speziellen handels und entwicklungspolitische Interessen und Bedurfnisse massgebend sein sollten sondern der breiter gespannten aussenpolitische Rahmen der Nord Sud Beziehungen 11 EU COM 1996 vi Die Kommission nennt drei Saulen auf die sich eine aussenpolitische Identitat stutzen solle eine effektive Gemeinsame Aussen und Sicherheitspolitik GASP wirksame und ausdifferenzierte Entwicklungspolitik und multilaterale auf Marktoffnung abzielende Handelspolitik Das Selbstverstandnis der EU und die Wunschvorstellung fur eine neue bilaterale Beziehung bleiben dabei ambivalent und enthalten sowohl das historische Motiv einer nachkolonialen Verantwortlichkeit fur die AKP Staaten das Motiv eines normativen Vorbilds innerhalb einer gleichberechtigten Partnerschaft drittens aber auch das aussen und handelspolitische Motiv innerhalb einer nun multipolaren Weltordnung die Vormachtstellung gegenuber den AKP Staaten zu wahren und bedeutendster Handelspartner zu bleiben Verhandlungsverlauf BearbeitenDie Verhandlungen zu den WPAs begannen im Sommer 2002 nachdem die Generaldirektionen Handel bzw Entwicklung am 17 Juni 2002 ein Verhandlungsmandat vom Europaischen Rat erhalten hatten 12 und die AKP Staaten ebenfalls eine gemeinsame Verhandlungsgrundlage formuliert hatten 13 Die Verhandlungsagenda war zunachst sehr breit und umfasste viele Themen aus dem Cotonou Abkommen wie etwa die Idee einer politischen Partnerschaft Regionale Integration Menschenrechtsschutz und Umsetzung der Kernarbeitsnormen Neben Armutsbekampfung und Good Governance definierte sie einerseits klassische Handelsliberalisierung im Sinne einer wechselseitigen Abschaffung von Zollen und Quoten andererseits aber auch den Abbau nichttarifarer Handelshemmnisse im Sinne einer Tiefen Integration als Ziele des auszuhandelnden Freihandelsabkommens Verhandelt wurde nicht mit der gesamten AKP Gruppe sondern mit sechs Verhandlungsregionen die teils existierenden regionalen Handelsbundnissen entsprechen etwa der Southern African Development Community oder der ECOWAS teils aber auch quer dazu lagen so etwa im Falle der East and Southern African Region ESA Die Verhandlungen waren insbesondere in Afrika durch extreme Verzogerungen Strategiewechsel strikte Deadlines und erheblichen politischen Druck gepragt 14 Wahrend der Amtszeit des handelspolitischen Kommissars Peter Mandelson kam es zu einer weitgehenden Ausblendung entwicklungspolitischer Inhalte und einer Fokussierung auf nichttarifare Handelshemmnisse Die dabei genutzten Vertragsentwurfe beruhten auf Klauseln der Freihandelsabkommen mit Russland und Chile 8 und stiessen auf breite Kritik seitens der AKP Verhandlungsgruppen Da der WTO Waiver zum 31 Dezember 2007 auslaufen sollte und die EU keine Verlangerung beantragt hatte spitzte sich die Verhandlungssituation im Herbst 2007 dramatisch zu Europaische Wirtschaftsdachverbande votierten fur einen radikalen Kurs der die Abschaffung nichttarifarer Handelshemmnisse die sogenannten new generation trade issues favorisierte gleichzeitig sprachen sich AKP Vertreter energisch gegen diese Vertragsinhalte aus da dies als Intervention in wirtschaftspolitische Souveranitat betrachtet wurde Das zentrale Drohinstrument fur die Generaldirektion Handel bestand darin dass nicht unterzeichnende AKP Staaten zum 1 Januar 2008 automatisch ihre Handelspraferenzen verlieren wurden und nur noch unter den Bedingungen des General System of Preferences in die EU exportieren konnten 15 Ausserdem sollte die Vergabe von handelsbezogener Entwicklungshilfe an die Zustimmung der AKP Staaten zu den new generation trade issues geknupft werden 16 36 von 78 Staaten so etwa Botswana Namibia oder Mosambik liessen sich auf die Vertragsentwurfe ein und initialisierten die Interims Abkommen ohne sie aber weiter umzusetzen 17 andere insbesondere Least Developed Countries votierten dagegen sodass auch in den einzelnen Verhandlungsregionen ein politischer Flickenteppich entstand In den folgenden Jahren wurde ab 2009 unter Kommissarin Catherine Ashton ein Neuanfang mit einer erheblich reduzierten Verhandlungsagenda versucht Die Verhandlungen in allen EPA Regionen liefen derweil weiter mit dem Ziel mehr Staaten einer Region in das jeweilige Interimsabkommen zu integrieren und dabei eine breitere Liberalisierung zu vereinbaren Eine zweite Frist zur Unterzeichnung der Partnerschaftsabkommen endete am 1 Oktober 2014 18 Damals war ein wichtiger Streitpunkt der Wunsch der afrikanischen Staaten ihre Wirtschaft schutzen und fordern zu wollen was in der WTO Logik als handelsverzerrend gewertet wurde und der angestrebten Marktoffnung entgegenstand 18 Unter der Drohung EU Strafzolle auf afrikanische Einfuhren zu erheben haben Staaten der ECOWAS der SADC und ostafrikanische Staaten jeweils separate WPAs unterzeichnet 19 Diese fokussieren allerdings auf die schrittweise Reduktion von Zollen und Quoten New generation trade issues sind nicht explizit enthalten jedoch schreiben die Abkommen fest dass diese bei regelmassigen Neuverhandlungen wieder auf der Agenda stehen werden Schlusselelemente BearbeitenGegenseitigkeit Bearbeiten Ausgehend von der Absicht die bisherige Unvereinbarkeit der bestehenden Handelsvereinbarungen mit den Regeln der WTO zu beseitigen wird das Hauptgewicht in den Verhandlungen zu den WPAs auf Nichtdiskriminierung und Gegenseitigkeit gelegt Sie bedeuten die stufenweise Aufhebung aller seit 1975 von der EU eingeraumten Handelsvorteile der AKP Staaten sowie die kurzfristige Aufhebung aller Handelsbarrieren die zwischen den Partnerstaaten bestehen Um einen diskriminierungsfreien Marktzugang zu gewahrleisten sollen die WPAs fur alle Entwicklungslander offenstehen so dass der Status der AKP Staaten als Hauptentwicklungspartner der EU begrenzt wird Bei den Verhandlungen zu den WPAs steckt die EU in dem Dilemma einerseits den aus der Kolonialvergangenheit herruhrenden besonderen Status der AKP Staaten sowohl normativ als auch materiell wahren zu mussen und andererseits die Verpflichtungen aus der Mitgliedschaft in der WTO zu erfullen Als Losung fur dieses Problem wird eine Vereinbarung angestrebt die ein Mindestmass an Gegenseitigkeit festschreibt um die WTO Kriterien zu erfullen in der Realitat aber den AKP Staaten soviel Spielraum zu geben dass sie den Handelsschutz ihrer wichtigsten Produkte beibehalten konnen Das Ausmass der Handelsliberalisierung im Rahmen der Wirtschaftspartnerschaftsabkommen wird kontrovers diskutiert Verschiedene Studien die die moglichen Auswirkungen offener Markte in diesem Zusammenhang untersuchten warnen vor absehbaren negativen Folgen Eine Delegation des Europa Ausschusses der Franzosischen Nationalversammlung veroffentlichte im Juli 2006 einen umfangreichen Bericht der diese Warnungen erhartet Der Bericht nennt vier Schocks denen die AKP Staaten ausgesetzt waren wenn sie ihre Markte offneten 1 ein Haushaltsschock aufgrund der zu erwartenden Einnahmeverluste wegen der wegfallenden Importzolle 2 ein Aussenhandelsschock durch sinkende Wechselkurse wenn die AKP Staaten nicht konkurrieren konnen 3 ein Schock fur die schwachen im Aufbau befindlichen Industriesektoren in den AKP Staaten die der Konkurrenz aus der EU nicht gewachsen sind 4 ein landwirtschaftlicher Schock da lokale Markte und Produzenten mit den Billigimporten aus der Europaischen Union hoch subventioniert nicht konkurrieren konnen 20 Es ist daher unbestimmt ob die bestehenden WTO Bestimmungen bezuglich regionaler Handelsvereinbarungen am Ende durch die Doha Runde zu Gunsten der Wirtschaftspartnerschaftsabkommen revidiert werden Die negativen Folgen vor denen die Delegation des Europa Ausschusses der Franzosischen Nationalversammlung 2006 gewarnt hatte sind mittlerweile teilweise eingetreten Stand Dez 2015 21 Regionalismus Bearbeiten Entsprechend dem Cotonou Grundsatz der Differenzierung und Regionalisierung sollen die Entwicklungslander dazu befahigt werden innerhalb der WPAs in Regionalgruppen zu agieren 20 die regionale Integration voranzubringen und den Handel innerhalb der Regionen zu fordern 17 Insgesamt wurden auf Initiative der EU 10 innerhalb der AKP Staaten sieben Regionalgruppen gebildet die als Verhandlungspartner gegenuber der EU auftreten Diese Regionalgruppen sind 20 17 22 the Economic Community of West African States Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanische Wirtschafts und Wahrungsunion ECOWAS UEMOA la Communaute economique et monetaire de l Afrique centrale Zentralafrikanische Wirtschafts und Wahrungsgemeinschaft CEMAC the East African Community Ostafrikanische Gemeinschaft EAC the Eastern and Southern Africa Ostliches und sudliches Afrika ESA the Southern African Development Community Sudafrikanische Entwicklungsgemeinschaft Sudafrikanische Zollunion SADC SACU 23 the Caribbean Forum of African Caribbean and Pacific States Karibische Gemeinschaft CARIFORUM CARICOM und Dominikanische Republik 24 the Pacific region Pazifischer Raum Papua Neuguinea und Fidschi 25 Spezielle Fragen Bearbeiten Die neue Regionalgruppierung wirft die Frage auf wie man innerhalb der WPAs mit der Gruppe der armsten Staaten der Erde so genannte LDC Staaten innerhalb der Gruppe der AKP Staaten umgeht Diese Lander erfuhren in den bisherigen Handelsvereinbarungen eine privilegierte Behandlung Zurzeit Anfang 2007 werden 39 der 77 AKP Staaten von den Vereinten Nationen als LDCs definiert Im Gegensatz zu den ubrigen AKP Staaten gilt fur LDCs im Falle einer Nicht Unterzeichnung einer WPA automatisch das Alles ausser Waffen Abkommen Dieses System privilegierter Handelsbeziehungen zwischen der EU und LDC Staaten auch ausserhalb der AKP Gruppe wurde 2001 vom EU Ministerrat beschlossen und ermoglicht es den armsten Landern alle Produkte mit Ausnahme von Waffen zollfrei in unbegrenzter Menge in den EU Raum zu exportieren 26 Fur die LDC Staaten innerhalb der AKP Gruppe ware somit die Nicht Unterzeichnung einer WPA weniger problematisch als fur Nicht LDCs Nicht LDCs fallen im Falle einer Nicht Unterzeichnung automatisch auf das weniger vorteilhafte General System of Preferences GSP zuruck 23 Zur Situation 2014 Bearbeiten Am 10 Juli 2014 haben die 16 westafrikanischen Staatschefs in Accra der Hauptstadt von Ghana ein sogenanntes Economic Partnership Agreement EPA Wirtschaftspartnerschaftsabkommen zwischen der EU den 15 Staaten der Communaute economique des Etats d Afrique de l Ouest CEDEAO Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft und Mauretanien paraphiert Am 22 Juli 2014 wurde ein anderes EPA von 6 Landern des sudlichen Afrikas paraphiert Im Oktober unterzeichneten die Mitglieder der Ostafrikanischen Gemeinschaft ein Wirtschaftsabkommen mit der EU 27 Zur Situation 2016 BearbeitenAufgrund des Lissabon Vertrags ist die EU darauf verpflichtet ihre Handelspolitik so zu gestalten dass sie zugleich die Ziele der europaischen Entwicklungszusammenarbeit fordert 19 Da die Bevorzugung afrikanischer AKP Staaten durch Handelspraferenzen in den vergangenen 40 Jahren nicht dazu beigetragen hat dass sich die Volkswirtschaften breiter aufstellen konnten 28 und da der Wettbewerb um afrikanische Rohstoffe sich verscharft hat haben sich in der EU unterschiedliche Interessen entwickelt 29 So hat die EU bei den WPA Verhandlungen uber die WTO Vorgaben hinaus 30 31 z B darauf bestanden dass die AKP Staaten in Zukunft keine neuen Ausfuhrzolle und Schutzzolle verabschieden durfen und sich so den dauerhaften Zugang zu gunstigen Rohstoffen gesichert 30 An Stelle der Politik der Hilfe zur Selbsthilfe 29 folgen die WPA der Logik des Freihandels und setzen darauf dass die Entwicklung in den AKP Staaten durch Direkt Investitionen vorangetrieben wird 32 17 Da die WPA mit den afrikanischen Staaten nur den Freihandel mit Gutern regeln und Dienstleistungen und Investitionen gegen den ursprunglichen Willen der EU nicht mit einschliessen wird eine wirksame Industriepolitik den afrikanischen Staaten uberlassen 23 Die Moglichkeiten die durch die WPAs offen gelassen wurden mussten aktiv genutzt werden so Heinrich Boll und Friedrich Ebert Stiftung ubereinstimmend 23 14 80 des Import Volumens jedes AKP Landes aus der EU sollen zollfrei abgewickelt werden Diese 80 sollen nach einer Ubergangsfrist von bis zu 20 Jahren erreicht werden 20 des Import Volumens konnen dauerhaft vor internationalem Wettbewerb geschutzt werden 28 Nach einer weiteren Klausel sollen Schutzzolle erhoben werden konnen wenn eine deutliche Schadigung der lokalen Industrie droht 33 Da die Lander Ghana Elfenbeinkuste Kenia Botswana Namibia und Swasiland bis Anfang 2016 noch nicht von dieser Strategie uberzeugt werden konnten wollte die Europaische Kommission im Juli 2016 die Zugangsprivilegien zum EU Markt fur diese Staaten beenden um sie dazu zu bewegen bis 1 Oktober 2016 die Partnerschaftsabkommen zu ratifizieren 34 Bis auf Kenia haben alle diese Lander das Abkommen bis Ende 2016 tatsachlich ratifiziert Mit Kenia wurde im Jahr 2023 ein Abkommen abgeschlossen 35 Das BMZ hat angekundigt dass die WPAs auch dem Bundestag zur Abstimmung vorgelegt werden 33 Im Sommer 2016 sperren sich nur noch drei von 16 westafrikanischen Landern gegen die Ratifizierung des Abkommens Nigeria Mauretanien und Niger Die meisten der anderen Lander sind von europaischer Entwicklungshilfe abhangig und haben sich dem Druck langst gebeugt Nigerianischen Okonomen warnen dass EPA unsere Markte in eine Mullhalde fur europaische Produkte verwandeln wurde 36 Kritische Kampagne BearbeitenEine kritische Kampagne namens StopEPA folgt nach eigenen Angaben Initiativen aus der afrikanischen Zivilgesellschaft die WPAs in ihrer gegenwartigen Form ablehnen und sich fur wirtschaftlich sozial und okologisch nachhaltigere Alternativen einsetzen Zu den Unterstutzern der Kampagne in Deutschland zahlen u a Attac Brot fur die Welt Evangelischer Entwicklungsdienst FoodFirst Informations und Aktions Netzwerk FIAN Deutschland Germanwatch Informationsstelle Sudliches Afrika e V issa Kirchliche Arbeitsstelle Sudliches Afrika KASA Koordination Sudliches Afrika KOSA Medico international Netzwerk Afrika Deutschland NAD Oxfam Deutschland Tanzania Network terre des hommes Weltwirtschaft Okologie amp Entwicklung WEED Weitere Kritik BearbeitenMenschenrechtler kritisieren dass das Alles ausser Waffen Abkommen in Kambodscha dazu gefuhrt habe dass Zuckerkonzerne Kleinbauern von ihrem Land vertrieben hatten 37 38 Der Film Landraub 39 von Regisseur Kurt Langbein dokumentiert dies Die Organisation Rettet den Regenwald berichtete daruber und startete eine Petition an die Europaische Union 40 41 Die EPAs sollen zwar der nachhaltigen Entwicklung dienen es braucht jedoch lokale Kapazitaten in den Regierungen und Verwaltungen und es braucht eine lokale Privatwirtschaft die Interesse daran hat den freien Marktzugang zu Europa tatsachlich zu nutzen 42 43 Entgegen der Darstellung durch die EU sieht die Friedrich Ebert Stiftung einen Paradigmenwechsel in der europaischen Afrika Politik Es gehe weniger um Entwicklung sondern mehr um Wirtschafts und Handelsinteressen Die Abhangigkeit Afrikas von Importen konne durch die WPAs noch steigen und der Handel zwischen den afrikanischen Staaten konne leiden 14 Fur eine umfassende Transformation seien die Wirtschaften Subsahara Afrikas bislang nicht aufgestellt Das Entstehen afrikanischer Industrien werde durch das EPA behindert Daneben wurden auch chinesische Billigwaren den Aufbau und die Entwicklung eigener Produktionen behindern 14 Der Widerstand gegen die WPA sei durch alle Schichten der afrikanischen Gesellschaft gegangen das Vertrauen der Zivilgesellschaft in die afrikanischen Regierungen sei geschwacht und die Beziehungen mit der EU auf Jahre hinaus beschadigt worden 14 23 Der Afrika Beauftragte der Bundeskanzlerin Gunter Nooke ist der Ansicht dass die WPAs vieles kaputt machten was die Entwicklungszusammenarbeit aufzubauen versuche Der UN Wirtschaftsexperte fur Ostafrika Andrew Mold sieht durch die WPAs die afrikanische Wirtschaft fur langfristig bedroht an und die EU Abgeordnete Ska Keller meint dass die WPAs den Partnerlandern keine Luft lasse ihre Industrie zu entwickeln Demgegenuber ist der EU Abgeordnete Michael Gahler der Meinung dass die WPAs den afrikanischen Staaten die Chance bieten wurde gegenuber Europa aufzuholen den Europaern hatte die Warenverkehrs Freiheit schliesslich auch Wohlstand gebracht 44 Einzelnachweise Bearbeiten Wirtschaftspartnerschaftsabkommen EPA Kein Happy End fur Afrika von Patrick Timmann EurActiv 4 Juni 2014 Wirtschaftspartnerschaftsabkommen Bundesministerium fur Wirtschaft und Energie abgerufen am 6 Juni 2016 European Commission 2009 1 Holland Martin The European Union and the Third World PalgraveMacmillan Hampshire 2002 S 20 Bernhard Schmid Frankreich in Afrika Eine Neo Kolonialmacht in der Europaischen Union zu Anfang des 21 Jahrhunderts Unrast Verlag Munster 2010 Deutsche Welthungerhilfe Lome III kritische Analysen zum Verhaltnis der Europaischen Gemeinschaft gegenuber der Dritten Welt Hrsg Deutsche Welthungerhilfe Bonn 1985 Weitz Robert Das Abkommen von Lome Ubergang oder Alternative zu einer neuen Weltwirtschaftsordnung Institut fur Wirtschaftspolitik an der Universitat zu Koln Koln 1978 OCLC 4316739 a b Muller Franziska Im Namen liberaler Normen Gouvernementalitat in den EU AKP Beziehungen Nomos Verlagsgesellschaft mbH amp Co KG 2015 OCLC 959147976 S 230 Robert Kappel Die Entwicklungskooperation zwischen Europa und den AKPStaaten Eine Bewertung der entwicklungspolitischen Folgen des Lome Modells In Mir A Ferdowsi Mir A Peter Opitz Hrsg Vom Enthusiasmus zur Ernuchterung Die Entwicklungspolitik der Europaischen Union Nr 27 1999 Schriftenreihe der Forschungsstelle Dritte Welt am Geschwister Scholl Institut fur Politikwissenschaften der Universitat Munchen Munchen 1999 S 22 44 a b c European Commission Green Paper on Relations between the European Union and the ACP Countries on the Eve of the 21st Century Hrsg European Commission COM 96 570 Brussel 20 November 1996 S 30 EU Commission Green Paper on Relations between the European Union and the ACP Countries on the Eve of the 21st Century Hrsg EU Commission COM 96 570 Brussel 20 November 1996 European Council Directives for the Negotiations of Economic Partnership Agreements with ACP Countries and Regions Hrsg European Council Annex I to Doc 9930 02 Brussel 12 Juni 2002 ACP Group ACP Guidelines for the Negotiations of Economic Partnership Agreements Hrsg ACP Group ACP 61 056 02 Brussel 5 Juli 2002 a b c d e Impuls oder Hindernis fur Entwicklung von Annette Lohmann Friedrich Ebert Stiftung Juli 2015 Overseas Development Institute Briefing Paper No 23 Economic Partnership Agreements What happens in 2008 Hrsg Overseas Development Institute London 2007 INSAT Inside Southern African Trade Hrsg USAID Newsletter 8 2007 Southern African Global Competitiveness Hub Gaborone 2007 a b c d Empfehlung zu dem Vorschlag fur einen Beschluss des Rates uber den Abschluss des Interimsabkommens zur Festlegung eines Rahmens fur ein Wirtschaftspartnerschaftsabkommen zwischen Staaten des ostlichen und des sudlichen Afrika einerseits und der Europaischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten andererseits Bericht von Daniel Caspary 19 Dezember 2012 a b Wirtschaftspartnerschaftsabkommen Das Ultimatum verstreicht von Clara Brandi und Dominique Bruhn Deutsches Institut fur Entwicklungspolitik DIE 29 September 2014 a b Cornelia Fullkrug Weitzel Die EU will wie Afrika behandelt werden In Tagesspiegel 7 Oktober 2015 archive org a b c Publik Forum Nr 4 2007 v 23 Februar 2007 S 18 Alexander Gobel Wie die EU Ghanas Geflugelwirtschaft zerstort Das Marchen vom fairen Handel tagesschau de Internetportal 13 Dezember 2015 Beziehungen EU Afrika Bundesministerium fur wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ abgerufen am 1 Juli 2016 a b c d e Europa Afrika und der Transatlantik Die Nord Sud Herausforderung fur Entwicklungsorientierte Handelspolitik von Helmut Asche Heinrich Boll Stiftung Oktober 2015 Unterstutzung der regionalen und nationalen Institutionen bei der Umsetzung des Wirtschaftspartnerschaftsabkommens WPA EPA Deutsche Gesellschaft fur internationale Zusammenarbeit GIZ Handelsregelungen fur die Entwicklungslander Europaische Union Kurzdarstellungen zur Europaischen Union Europaische Union abgerufen am 2 Juli 2016 epa infos von attac abgerufen am 16 Januar 2016 a b EU Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit Sub Sahara Afrika Evita Schmieg Stiftung Wissenschaft und Politik SWP November 2013 a b Weshalb die EPAs in der jetzigen Form verhindert werden mussen von Dirk Kohnert Internationale Politik und Gesellschaft IPG 4 Juni 2014 a b Fluchtursachen besser bekampfen von Thomas Otto Deutschlandfunk DLF 10 November 2015 Wirtschaftspartnerschaftsabkommen Entwicklung in den Mittelpunkt stellen Sozialdemokratische Fraktion im Europaischen Parlament SPE 2009 Ein Mann pfluckt gegen Europa von Matthias Krupa und Caterina Lobenstein Die Zeit 30 Dezember 2015 a b Wirtschaftliche Entwicklung im sudlichen Afrika fordern Bundesministerium fur wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ abgerufen am 3 Juli 2016 Brussel droht afrikanischen Landern mit Entzug von Privilegien von Cecile Barbiere Der Tagesspiegel EurActiv 10 Juni 2016 Handelsabkommen Kenia EU Eine Win Win Situation DLF 22 Juni 2023 Okonomin Hafsat Abiola Costello Europa erzeugt die Fluchtlinge selbst 1 August 2016 abgerufen am 2 August 2016 EU s Everything But Arms initiative is impoverishing Cambodian farmers Trade scheme must be reformed to safeguard human rights auf inclusivedevelopment net European Union agrees to investigate Cambodian sugar industry auf theguardian com Synopsis auf landraub com Regenwald Report 03 2015 Zucker fur die EU verwustet unser Land auf regenwald org Keine Abholzung fur Zucker auf regenwald org Freihandelsabkommen der EU mit afrikanischen Regionen Guter Kompromiss aber Erfolgsbedingungen liegen ausserhalb der Abkommen Interview mit Evita Schmieg Stiftung Wissenschaft und Politik SWP 1 Oktober 2014 Handelspolitische Optionen fur Subsahara Afrika von Evita Schmieg Stiftung Wissenschaft und Politik SWP April 2015 Merkels Afrika Beautragter EU Freihandelsabkommen EPA macht Entwicklungshilfe zunichte von Dario Sarmadi EurActiv 6 November 2014Weblinks BearbeitenInformationsseite der Friedrich Ebert Stiftung zu den WPAs und dem Cotonou Abkommen Memento vom 18 Marz 2011 im Internet Archive GIGA Focus Afrika 7 2016 Umstrittene Freihandelsabkommen mit der EU Afrika unter Handels Druck Dezember 2016 Stop EPAs ein grosses WSF Thema Die EU will mit neuen Abkommen ihre Stellung auszubauen aus ak analyse und kritik Februar 2007 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wirtschaftspartnerschaftsabkommen amp oldid 239170613