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Die Druckluftstrassenbahn Bern auch als Lufttram bezeichnet war eine von der Berner Tramway Gesellschaft BT mit Drucklufttriebwagen nach dem System Mekarski betriebene Strassenbahn in der Schweizer Bundesstadt Bern Sie verkehrte von 1890 bis 1902 und wurde danach von einer elektrischen Strassenbahn abgelost Druckluftstrassenbahn BernBarenplatz mit DrucklufttramBarenplatz mit DrucklufttramStrecke der Druckluftstrassenbahn BernStrecke 1890Streckenlange 2 927 kmSpurweite 1000 mm Meterspur Maximale Neigung 52 Minimaler Radius 30 mBarengraben Bahnhof FriedhofLegende 0 143 Depot0 000 BarengrabenNydeggbrucke1 494 Bahnhof2 927 Friedhof Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Strecke 3 Gebaude 4 Fahrzeuge 5 Betrieb 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBereits 1882 bemuhte sich die Bern Land Company um eine Strassenbahnkonzession in Bern Die Konzession verfiel aber weil die Gesellschaft keinen Vertrag uber die Benutzung der Strassen und Platze der Stadt vorweisen konnte Die Berner Tramway Gesellschaft erhielt die Konzession fur den Bau der Strecke Barengraben Bahnhof Friedhof am 19 Juli 1889 dies allerdings erst nachdem sie sich verpflichtet hatte die Strassenbahn mit Drucklufttriebwagen zu betreiben 1 Andere Systeme wurden ausgeschlossen Die Steigungen waren zu gross fur eine Pferdestrassenbahn eine Dampfstrassenbahn war unerwunscht wegen der Belastigung durch Rauch Nach Moglichkeit sollte die Wasserkraft der Aare fur die Strassenbahn genutzt werden Eine Kabelstrassenbahn ware aber zu teuer gewesen eine ubliche Strassenbahn mit elektrischer Oberleitung war unerwunscht wegen der Verunstaltung des Stadtbildes und die Technik fur den Betrieb mit Akkumulatortriebwagen war noch nicht genugend ausgereift 2 Die Bauausfuhrung der Strassenbahn wurde an Gaston Anselmier fur einen festen Betrag von 410 000 SFr ubergeben In diesem Betrag war auch die Lieferung der Fahrzeuge enthalten 2 die mit dem vom franzosischen Ingenieur Louis Mekarski entwickelten Druckluftantrieb auszurusten waren Strecke BearbeitenDie 2 927 km lange Strecke fuhrte vom Barengraben durch die Altstadt von Bern zum Bahnhof von da folgte sie der Laupenstrasse und zweigte beim Inselplatz in die Murtenstrasse ab Der Endpunkt lag beim Bremgartenfriedhof Die Strecke war einspurig angelegt es gab jedoch acht Ausweichstellen An den Endpunkten der Strecke befanden sich Drehscheiben mit drei Metern Durchmesser weil die Drucklufttriebwagen nur in eine Fahrtrichtung verkehren konnten 2 Gebaude BearbeitenBeim Friedhof beim Inselspital und beim Barengraben wurden holzerne Wartehallen errichtet Beim Barengraben wurde ein Depot und Verwaltungsgebaude mit Werkstatte und Dienstwohnung fur den Depotchef erbaut Das Depot hatte vier Gleise zwei Gleise dienten dem Laden der Triebwagen mit Druckluft das dritte diente nur als Abstellgleis und das vierte wurde fur Reparaturen an den Triebwagen genutzt Im Depot gab es auch eine Schiebebuhne Die Kompressoren fur die Luftversorgung der Triebwagen waren in einem Gebaude an der Aare 60 Meter vom Kraftwerk Matte entfernt aufgestellt Die vier zweistufigen Kompressoren wurden vom Kraftwerk mit einer Seiltransmission angetrieben und erzeugten Druckluft mit einem Druck von 32 atm Nach dem Verdichten wurde die Luft durch zwei Lufttrockner geleitet in denen das Wasser durch mehrmaliges Umlenken des Luftstroms abgeschieden wurde 3 Zwei 670 Meter lange Druckluftleitungen fuhrten vom Kompressorhaus zum Depot der Strassenbahn wo die Triebwagen gefullt werden konnten Die zweite Leitung wurde erstellt weil Mekarski den in der ersten Leitung verwendeten Gummidichtungen nicht traute und deshalb die zweite Leitung mit Bleidichtungen versah 2 Das Depot am Grossen Muristalden 6 46 947444 7 459639 ist erhalten geblieben Es wurde ab 1941 als die mittlerweile elektrifizierte Tramlinie zum Barengraben stillgelegt wurde als Autogarage umgenutzt und spater als Depot des Stadttheaters Bern verwendet Seit 1998 ist darin das Restaurant Altes Tramdepot untergebracht Das Gebaude gehort zusammen mit einem Wartehauschen Grosser Muristalden 1A 46 948458 7 459784 zu den schutzenswerten Bauten des Bauinventars der Stadt Bern die an das Lufttram erinnern sollen 4 5 Fahrzeuge BearbeitenTriebwagen Druckluftstrassenbahn Bern nbsp Wagen Nr 7 der Berner Druckluftstrassenbahn ca 1890 beim BarengrabenWagen Nr 7 der Berner Druckluftstrassenbahn ca 1890 beim BarengrabenNummerierung 1 10Anzahl 10Hersteller Konsortium Mekarski Societe des Moteurs a Air Comprime Maschinenfabrik Bern P Blanchod amp Cie Baujahr e 1890Ausmusterung 1901Achsformel BSpurweite 1000 mm Meterspur Lange uber Puffer 6 8 mGesamtradstand 1 6 mLeermasse 8 3 tDienstmasse 9 3 tHochstgeschwindigkeit 15 km hAnfahrzugkraft ca 30 kNTreibraddurchmesser 700 mmSteuerungsart WalschaertZylinderanzahl 2Zylinderdurchmesser 130 mmKolbenhub 220 mmZylinderdruck 12 5 atuKesseluberdruck 30 atuTankinhalt 2120 LiterAntrieb mit Druckluft betriebene Zweizylinder KolbenmaschineBremse direkt wirkende DruckluftbremseGeschwindigkeitsmesser HippSitzplatze 16Stehplatze 25Fur den Betrieb der Strecke wurden zehn Druckluft Triebwagen beschafft die Automobile genannt wurden 6 Sie wurden unter der Leitung von Mekarski dem Entwickler der Technik fur den Druckluftantrieb von einer Arbeitsgemeinschaft gebaut Ihr gehorten die Societe des Moteurs a Air Comprime von Mekarski mit Firmensitz in Paris die von Ludwig und Schopfer gefuhrte Maschinenfabrik Bern und die Maschinenfabrik P Blanchod amp Cie ein Vorganger der Ateliers de constructions mecaniques de Vevey in Vevey an 7 Ursprunglich war ein Anhangerbetrieb wahrend der Spitzenzeiten vorgesehen der aber von der Aufsichtsbehorde abgelehnt wurde Die Triebwagen konnten nur in eine Richtung verkehren und wurden deshalb am Ende der Strecke auf einer Drehscheibe gewendet Unter dem Wagenboden befand sich der Luftvorrat in zehn zylindrischen Druckbehaltern mit einem Gesamtvolumen von 1820 Litern Nach den ersten Versuchen erwies sich das mitgefuhrte Luftvolumen als zu klein sodass im Wageninneren unter den Banken zwei zusatzliche Tanks mit je 150 Liter Inhalt angebracht wurden Der Antrieb erfolgte uber eine Zweizylinder Kolbenmaschine auf die erste Achse die zweite Achse wurde uber Kuppelstangen angetrieben Das Triebwerk war vollstandig verkleidet und nur uber seitliche Wartungsklappen zuganglich Damit durch die beim Entspannen der Druckluft entstehende Verdunstungskalte kein Eis in der Kolbenmaschine entstehen konnte wurde heisses Wasser zum Aufheizen der Luft verwendet Das Wasser wurde in einem senkrechten vor dem Wagenfuhrer stehenden 100 Liter Tank mitgefuhrt und wurde wahrend des Wartungshaltes im Depot zum Laden der Lufttanks mit Dampf erhitzt Die zu den Zylindern der Kolbendampfmaschine stromende Luft durchfloss den Tank von unten nach oben Am oberen Ende des Tanks war das Druckregelventil das der Wagenfuhrer bediente 8 Das Fahrzeug hatte zwei Bremszylinder die ebenfalls mit dem Druckluftvorrat des Wagens betrieben wurden 9 Der Wagenkasten war eine verblechte Holzkonstruktion mit Schiebeturen und versenkbaren Fenstern Im Innern waren zwei Langsbanke fur je acht Personen angeordnet die hintere Plattform war fur zwolf Stehplatze ausgelegt Die Wagen waren mit einer Luftbremse ausgerustet Aussen sorgten Petroleumlampen fur die Beleuchtung des Gleises und dienten gleichzeitig als Signallicht 10 Fur die Innenraumbeleuchtung wurden ebenfalls Petroleumlampen verwendet die in den Stirnwanden angebracht waren Eine Warmwasserheizung mit Radiatoren unter den Langsbanken sollte in der kalten Jahreszeit den Innenraum heizen Das Wasser sollte mit einem mit Koks befeuerten Ofen im Fuhrerstandsboden erwarmt werden 8 nbsp Zeichnung nbsp Triebwagen Nr 5 mit entfernter TriebwerksverkleidungBetrieb BearbeitenDie ersten Versuchsfahrten wurden am 31 Mai 1890 durchgefuhrt Es stellte sich heraus dass der Luftvorrat ungenugend war sodass die Triebwagen nach einer Fahrt vom Barengraben zum Friedhof und zuruck die Einfahrt ins Depot nicht mehr schafften Um diesem Mangel abzuhelfen wurde das Luftvolumen auf den Triebwagen durch zusatzliche Tanks vergrossert und die Kurve bei der Einfahrt von 25 m Radius auf 30 m Radius umgebaut sodass sie leichter zu befahren war Der regulare Betrieb wurde am 1 Oktober 1890 aufgenommen Eine Fahrt vom Barengraben zum Friedhof dauerte 20 Minuten Tagsuber verkehrten die Triebwagen im Zehn Minuten Takt ab 20 Uhr nur noch alle zwanzig Minuten Betriebszeit war von 06 30 bis 22 50 Uhr Neben den sieben bezeichneten Haltestellen hielten die Wagen auf Verlangen der Reisenden auch an anderen Orten an Die Wagen verkehrten mit einem Wagenfuhrer und einem Kondukteur auf der hinteren Plattform der als Billeteur bezeichnet wurde Fur den Betrieb der Strassenbahn wurden sieben Triebwagen benotigt funf waren unterwegs zwei waren in der Ladestation im Depot Der eigentliche Ladevorgang dauerte nur acht Minuten aber der ganze Vorgang mit dem Anschliessen und Abhangen der Leitungen und dem Abdrehen des Fahrzeugs dauerte 20 Minuten 2 Die Geschwindigkeit in den Strassen war auf 12 km h in der Altstadt und 15 km h in den weniger belebten Aussenquartieren festgelegt Auf Verlangen der Aufsichtsbehorde mussten Tachometer des Systems Hipp angebracht werden 2 Das Lufttram stand zehn Jahre in Betrieb Bei tiefem Wasserstand in der Aare kam es zu Problemen weil die Kompressoren zu wenig Luft fur den Betrieb der Strassenbahn schopfen konnten Im Winter froren manchmal die Luftleitungen vom Kompressorhaus zum Depot ein sodass der Betrieb eingestellt werden musste Manchmal blieben Strassenbahnen stecken weil die Wagenfuhrer zu wenig haushalterisch mit dem Luftvorrat umgegangen waren 11 Literatur BearbeitenA Bertschinger Die Tramwayanlage in der Stadt Bern System Mekarski In Schweizerische Bauzeitung Band 16 Teil 1 Nr 25 20 Dezember 1890 S 154 157 doi 10 5169 seals 16470 Teil 2 Nr 26 27 Dezember 1890 S 160 163 doi 10 5169 seals 16471 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Druckluftstrassenbahn Bern Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Verkehrsbetriebe PDF 26 kB Website der Stadt Bern abgerufen am 1 Januar 2020 a b c d e f Schweizerische Bauzeitung Schweizerische Bauzeitung S 160 Sp rechts Grosser Muristalden 6 PDF 1 0 MB Altes Tramdepot In Bauinventar Stadt Bern 2017 abgerufen am 9 Januar 2020 Grosser Muristalden 1A PDF 501 kB Wartehauschen In Bauinventar Stadt Bern 2017 abgerufen am 9 Januar 2020 Schweizerische Bauzeitung S 156 Sp links Claudia Hermann Mit Druckluft durch die Stadt In Verkehrshaus der Schweiz Hrsg Verkehrshaus Magazin Nr 17 Marz 2015 S 8 9 issuu com a b Schweizerische Bauzeitung S 157 Sp links Schweizerische Bauzeitung S 156 Sp rechts Schweizerische Bauzeitung S 157 Sp rechts Geschichte In tram bus bern ch Abgerufen am 12 Januar 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Druckluftstrassenbahn Bern amp oldid 238997373