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Die drey Reiche der Natur ist ein vierstrophiges Gedicht von Gotthold Ephraim Lessing das 1747 in der Wochenschrift Der Naturforscher als Reaktion auf ein Stuck von Christlob Mylius veroffentlicht wurde Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Inhalt 3 Text 4 Form 5 Deutung 6 LiteraturEntstehungsgeschichte BearbeitenDas Gedicht wurde erstmals am 26 August 1747 im 9 Stuck der Wochenzeitschrift Naturforscher veroffentlicht Es entstand zwischen Juli und August 1747 als humorvolle Reaktion auf eine Abhandlung uber die drei Reiche der Natur die der Herausgeber der Wochenzeitschrift Christlob Mylius im Juli desselben Jahres verfasste Inhalt BearbeitenIn der ersten Strophe des Gedichts halt Lessing fest dass die Natur sich in drei Reiche einteilen lasst Obwohl diese Einteilung allgemein anerkannt sei behauptet Lessing dass kaum ein Gelehrter sie richtig beschreiben konne Anschliessend versucht er sie in den folgenden drei Strophen selbst zu beschreiben Das erste Reich zu dem auch die Menschen gehoren ist das Tierreich Die Tiere leben trinken und lieben Die Lebewesen im zweiten Reich dem Pflanzenreich zeichnen sich dadurch aus dass sie leben und trinken jedoch nicht lieben konnen Die Steine des dritten Reichs konnen weder lieben noch trinken Lessing schliesst daraus dass ein Mensch ohne Liebe und ohne Wein nur ein Stein sei Text BearbeitenDrey Reiche sinds die in der Welt Uns die Natur vor Augen stellt Die Anzahl bleibt in allen Zeiten Bey den Gelehrten ohne Streiten Doch wie man sie beschreiben muss Da irrt fast jeder Physikus Hort ihr Gelehrten hort Mich an Ob Ich sie recht beschreiben kann dd dd Die Thiere sind den Menschen gleich Und beyde sind das erste Reich Die Thiere leben trinken lieben Ein jegliches nach seinen Trieben Der Furst Stier Adler Floh und Hund Empfindt die Lieb und netzt den Mund Was also trinkt und lieben kann Wird in das erste Reich gethan dd dd Die Pflanze macht das andre Reich Dem ersten nicht an Gute gleich Sie liebet nicht doch kann sie trinken Wenn Wolken treufelnd niedersinken So trinkt die Ceder und der Klee der Weinstock und die Aloe Drum was nicht liebt doch trinken kann Wird in das andre Reich gethan dd dd Das Steinreich ist das dritte Reich Und diess macht Sand und Demant gleich Kein Stein fuhlt Durst und zarte Triebe Er wachset ohne Trunk und Liebe Drum was nicht liebt noch trinken kann Wird in das letzte Reich gethan Denn ohne Lieb und ohne Wein Sprich Mensch was bleibst du noch Ein Stein dd dd Form BearbeitenJede der vier Strophen besteht aus vier Paarreimen Alle Verse sind jambische Vierheber wobei jeweils der dritte und der vierte Vers der Strophe eine weibliche Kadenz hat wahrend alle anderen Verse mannliche Kadenz haben Deutung BearbeitenDie drey Reiche der Natur entstand als Reaktion auf eine Veroffentlichung von Christlob Mylius Lessings Vetter Mylius veroffentlichte im 4 Und 5 Stuck der Wochenzeitschrift Der Naturforscher angelehnt an Definitionen des Biologen Carl von Linne eine Abhandlung uber die drei Reiche der Natur worauf Lessing sein Gedicht im 9 Stuck des Naturforschers publizierte Lessing parodiert mit seinen Definitionen die Wissenschaft indem er in den ersten drei Strophen einen Schein von Logik erzeugt Er definiert die Tiere zu welchen auch die Menschen zahlen dadurch dass sie leben trinken lieben wahrend die Pflanzen nur leben und trinken aber nicht lieben konnen In der letzten Strophe widerspricht Lessing dieser wissenschaftlichen Logik mit der Aussage dass ein Mensch der weder liebt noch trinkt ein Stein ist Nach strenger wissenschaftlicher Logik sind diese drei Definitionen also widerspruchlich Dieser Widerspruch lasst sich nur durch die anakreontische Weltsicht auflosen dass der Mensch nur gerade dann Mensch ist wenn er liebt und trinkt Lessing fuhrt hier die Wissenschaft also ad absurdum indem er zuerst den Schein von wissenschaftlicher Logik erzeugt diesen aber in der letzten Strophe durch einen Widerspruch zerstort Literatur BearbeitenDas Gedicht wurde gedruckt innerhalb der WerkausgabeGotthold Ephraim Lessing Karl Lachmann Christlob Mylius Gotthold Ephraim Lessings sammtliche Schriften Band 1 Voss 1838 Gotthold Ephraim Lessing Die Drey Reiche der Natur in Gedichte und Interpretationen Band 2 Aufklarung und Sturm und Drang S 192 203 Reclams Universalbibliothek 7891 ISBN 978 3 15 007891 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die drey Reiche der Natur amp oldid 186471321