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Die Pest zu London Original A Journal of the Plague Year Beeing Observations or Memorials Of the most Remarkable Occurrences As well Publick as Private which happened in London During the last Great Visitation In 1665 1 ist der Titel eines 1722 publizierten fiktiven Dokumentarberichts des englischen Schriftstellers Daniel Defoe Das Werk handelt von Ereignissen wahrend der Grossen Pest von London im Jahr 1665 und zahlt zu den bedeutenden Pest und Seuchen Erzahlungen der Weltliteratur 2 Die deutschen Ubersetzungen von Heinrich Steinitzer Rudolf Schaller und Werner Barzel erschienen 1925 3 1956 4 bzw 1961 5 Erstausgabe des Buches von 1722 Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Inhalt 2 1 Der Erzahler 2 2 Verlauf der Epidemie 2 3 Massnahmen zur Bekampfung der Pest 2 4 Flucht aus der Stadt 2 5 Wirtschaftliche Folgen 2 6 Verzweiflung der Menschen in der Stadt 2 7 Ende der Epidemie 2 8 Bewertungen des Erzahlers 3 Form 4 Rezeption 5 Adaptionen 6 Ausgaben 7 Weblinks 8 Einzelnachweise und AnmerkungenUberblick BearbeitenAls die Pest zum vierten Mal im 17 Jahrhundert die Stadt an der Themse heimsuchte wurde es die verheerendste Epidemie seit dem ersten Auftreten der Seuche auf den Britischen Inseln dem Schwarzen Tod in der Mitte des 14 Jahrhunderts London glich einem Hexenkessel Wahrend viele Burger aus der Stadt ins Umland fluchteten blieb der Erzahler H F in London und erlebte die Entwicklung der Epidemie und das Leben und Sterben vieler Menschen in ihren unter Quarantane stehenden Hausern In seinem Augenzeugenbericht schildert er die vergeblichen Massnahmen die Menschen vor Ansteckungen zu schutzen Kurpfuscher und Beutelschneider nutzten ungeachtet der puritanischen Sittenstrenge die Gunst der Stunde um sich mit Wunderheilmittel und anderen Betrugereien an der Not der Menschen zu bereichern Hysterischer Aberglaube verheerende Arbeitslosigkeit waren die Begleiterscheinungen eines Massensterbens dem rund 100 000 Menschen zum Opfer fielen Inhalt Bearbeiten nbsp Strassenszene wahrend der Pestepidemie in LondonDer Erzahler Bearbeiten Der fiktive Erzahler mit den Initialen H F wohnt ausserhalb der City im ostlichen Gebiet Aldgate Whitechapel Er ist Sattler und fuhrt ein Geschaft mit Handelsverbindungen in die Kolonialgebiete Als die Pestgefahr sich ankundigte riet sein Bruder dem Unverheirateten mit ihm und seiner Familie die Stadt zu verlassen Nachdem mehrere Zeichen ihn auf seinen von Gott ihm zugewiesenen Platz hinwiesen blieb er aus religiosen Grunden mit einer Haushalterin einem Dienstmadchen und zwei Dienern in seinem Haus und schrankte die Kontakte zu den anderen Burgern ein Aus Neugier verliess er aber immer wieder sein Haus beobachtete das Leben der Menschen im Verlauf der Epidemie und horte Erzahlungen und Geruchte uber die Folgen der Pest Fur einige Zeit wurde ihm das Amt des Visitators oder Gesundheitsinspektors ubertragen Dadurch erhielt er Einblicke in die Wohnverhaltnisse der Menschen und ihre Gemutslage Diese Erfahrungen die Erzahlungen anderer Burger und die Statistiken der Pfarrbezirke sind Grundlagen seines Berichts uber die Zeit von September 1664 bis zum Abflauen der Epidemie im Winter 1665 1666 Verlauf der Epidemie Bearbeiten Die 1660er Jahre waren eine politisch unruhige Zeit 1660 wurde nach dem Burgerkrieg und der kurzen republikanischen Phase mit puritanischer Ausrichtung unter der Herrschaft Cromwells mit der Inthronisation Karls II die Monarchie wieder hergestellt Die Spannungen zwischen den verfeindeten Gruppen der anglikanischen der presbyterianischen Kirche und den Katholiken hielten aber an und die Unzufriedenheit mit dem Konig wuchs So fuhrte in dieser Atmosphare der Unsicherheit die Erscheinung eines Kometen im Jahr vor der Pestepidemie zu Geruchten und Weissagungen eines Weltuntergangs und zu einer Stimmung der Angst Der Erzahler sieht hier einen Zusammenhang mit der ubersturzten Flucht vieler Menschen aus London City nach den ersten Anzeichen der Pest Die Kirchen riefen zur Busse und zum Gebet auf Religiose Eiferer gaben der Sundhaftigkeit der Menschen die Schuld Quacksalber und Geschaftemacher boten Arzneien und Behandlungsmethoden an Andererseits ignorierten viele Menschen anfangs die Gefahr einer Erkrankung Der Erzahler vermutet dass vor Bekanntwerden der ersten Falle bereits viele an der Pest gestorben sind dass man die Falle aber aus Angst vor sozialer Isolierung nicht meldete und als Todesursache z B Fleckfieber angab Die Epidemie breitete sich im Lauf eines Jahres von den westlichen Pfarreien der Stadt z B St Giles und nordlichen Vororten aus zur City und den ostlichen Bezirken hin aus und nahm in den zuerst betroffenen Bezirken wieder ab Sie erfasste demnach nie gleichzeitig die ganze Stadt Wahrend des Hohepunkts der Pest in der City normalisierte sich das Leben schon wieder in den westlichen Pfarrbezirken Uberall fand derselbe Ablauf statt Erste Anzeichen die oft nicht ernst genommen wurden Schubweises Anwachsen der Krankheitsfalle bis zum Zusammenbruch des Uberwachungssystems Ruckgang der Todeszahlen und allmahliche Normalisierung des Lebens in der ganzen Stadt Massnahmen zur Bekampfung der Pest Bearbeiten Nach Bekanntwerden der Pestfalle ergriffen die Behorden sofort Massnahmen Meldepflicht bei den ersten Symptomen und arztliche Untersuchung Quarantane der Bewohner in Hausern mit Erkrankten fur 40 Tage Bereitstellung von Pflegerinnen Versorgung der Eingeschlossenen mit Nahrungsmitteln und Medikamenten Bewachung des Hauses um ein Verlassen zu verhindern nbsp Pest Leichenwagen in London 1665Bei der Ausdehnung der Epidemie beschlossen der Lordmayor und das Ratskollegium der Stadt ganze Strassenabschnitte zu sperren und im Stadtviertel die Vergnugungen in Gasthausern und Tanzlokalen zu verbieten Man versuchte die noch nicht Infizierten eines Haushalts zu schutzen indem man die Kranken in die Pesthauser brachte wo sie arztlich versorgt wurden Die Passanten mussten Abstand halten und auf den Markten wurden Beruhrungen vermieden indem die Kunden sich selbst bedienten und die Munzen in mit Essig gefullte Schalen legten Die Menschen wurden aufgerufen sich von den Kranken zu isolieren die Wohnungen zur Desinfektion mit Harz Schwefel usw auszurauchern die Hunde und Katzen zu toten sowie Ratten und Ungeziefer zu jagen Durch die Gefangenschaft in einer Wohnung oder einem Haus infizierten sich oft nacheinander alle Mitbewohner ausserdem Pflegerinnen und Wundarzte Die Toten mussten in Tuchern eingehullt da bald keine Sarge mehr zur Verfugung standen von Dienstleuten und Gemeindedienern aus dem Haus gebracht und mit Totenkarren zu den Massengrabern auf den Friedhofen gebracht werden Flucht aus der Stadt Bearbeiten Die wohlhabenden Burger flohen mit ihren Familien und dem Dienstpersonal nach Bekanntwerden der Pesterkrankungen aus der Stadt auf ihre Landsitze und blieben dort bis zum Ende der Epidemie Seeleute holten ihre Familien auf ihre Schiffe die in langen Reihen auf der Themse verankert und von Fahrleuten mit Nahrungsmitteln versorgt wurden Der Erzahler schildert eine Begegnung mit einem Fahrmann der getrennt von seiner pestkranken Frau lebte und das Geld zur Ernahrung seiner Familie mit der Versorgung der Flussschiffe mit Lebensmitteln verdiente Viele Menschen versuchten der Quarantane in der Stadt zu entgehen und sich im Umland niederzulassen Sie erlebten jedoch ahnliche Situationen wenn ganze Ortschaften vor Fremden gesperrt waren Einerseits suchten gesunde Fluchtlinge Unterkunft und Nahrung und wurden zu Unrecht abgewiesen andererseits hatten die Bewohner berechtigte Angst vor Ansteckungen weil viele Umherziehende ihre Herkunft aus Pestgebieten verschwiegen So bestand immer eine Unsicherheit ob die Reisenden die Wahrheit uber ihren Zustand sagten und ob sie uberhaupt wussten dass sie bereits infiziert waren aber noch keine Symptome hatten Fur den Erzahler ist dies ein Zeichen des Selbsterhaltungstriebs auf beiden Seiten den er zwar verstehen kann aber aus seiner christlichen Einstellung bedauert Eine ca 40 seitige Erzahlung handelt von drei Mannern dem Backer John seinem Bruder dem Segelmacher Tom und einem Schreiner Richard Sie beschlossen die Stadt zum Hohepunkt der Epidemie nach Norden zu verlassen und besorgten sich Gesundheitsbescheinigungen und Reisedokumente die ihre Herkunft verschleierten Zusammen mit einer anderen Gruppe wanderten sie durch Essex Sie stiessen auf Strassensperren vor den Dorfern und Stadten und verhandelten mit den Soldaten die sie aus Angst vor Ansteckungen anhielten und zum Weiterziehen aufforderten Sie hatten Schwierigkeiten sich zu versorgen und wurden von den Bewohnern abgelehnt Schliesslich durften sie auf dem Land eines Gutsbesitzers Hutten bauen und wurden von ihm versorgt Wirtschaftliche Folgen Bearbeiten Die aufs Land ziehenden Geschaftsleute und Handwerker schlossen ihre Geschafte und entliessen ihre Arbeiter und Bediensteten Es kam darauf zu Versorgungsengpassen und Ernahrungsproblemen mit den Folgen von Einbruchen und Diebstahlen in Hausern der aufs Land geflohenen Burger Die Stadtverwaltung versuchte die Not der Arbeitslosen zu lindern durch Nahrungsmittelverteilung und Beschaftigungsangebote Viele Arme nahmen um sich ernahren zu konnen trotz der grossen Ansteckungsgefahr die Stellen als Pflegerinnen Wachter Kontrolleure und Dienstmanner zur Versorgung der in den Hausern Eingeschlossenen und zum Abtransport der Leichen an Der Erzahler betont dass durch Spenden reicher Adliger und Burger die Wohlfahrtskasse der Stadt unterstutzt werden konnte Die wirtschaftlichen Folgen betrafen jedoch nicht nur die Stadt sondern viele Hafen da sowohl der englische Binnenmarkt als auch der Uberseehandel eingeschrankt wurde Aus Angst vor Ansteckungen durften englische Schiffe in der ganzen Welt nicht mehr anlegen Andererseits mieden auslandische Schiffe London und andere englische Hafenstadte nbsp Entladung eines Totenkarren auf einem Londoner FriedhofVerzweiflung der Menschen in der Stadt Bearbeiten Die vom Lordmayor angeordneten Quarantanemassnahmen werden vom Erzahler unterschiedlich bewertet Einerseits war es die einzige Moglichkeit die Gefahr der Ansteckungen zu verringern andererseits kam es zu Verzweiflungstaten wenn die Familie in einem Haus eingeschlossen war Das Verbot die Hauser zu verlassen schutzte zwar die Bevolkerung vor infizierten Bewohnern eines Hauses und verhinderte dass diese zum Einkauf von Lebensmitteln auf den Markt gingen und mit Gesunden in Beruhrung kamen Andererseits war die 40 Tage Quarantane eine Qual fur die Eingeschlossenen Zumeist steckten sich nacheinander alle an Aus Verzweiflung wurde die Quarantane in vielen Fallen durch die Flucht aus den Hausern unterlaufen Die Entflohenen suchten Unterschlupf bei Bekannten ohne ihnen die Gefahr mitzuteilen Dadurch kam es zu unkontrollierter Ubertragung der Krankheiten Der Erzahler erlebte Wahnsinnstaten kranker Menschen die aus ihrem Haus ausbrachen von den Wachtern aus Angst vor Beruhrungen nicht aufgehalten wurden und wild durch die Stadt liefen bis sie zusammenbrachen Dem Erzahler wurden Falle von Suizid und willkurlichem aggressivem Angriff geschildert Auf dem Hohepunkt der Epidemie brach das Uberwachungs und Meldesystem der Gesundheitsinspektoren Arzte und Wachter zusammen Die infizierten Hauser konnten nicht mehr ermittelt und versorgt und die Leichen nicht mehr abgeholt werden bis die Nachbarn durch den Verwesungsgeruch darauf aufmerksam wurden und es den Behorden meldeten Ende der Epidemie Bearbeiten Im Herbst 1665 und im Winter gingen die Totenzahlen zuruck Die Krankheit verlief jetzt weniger hart und viele Infizierte uberlebten Die Vater der gefluchteten Familien kehrten in die Stadt zuruck und eroffneten wieder ihre Geschafte und Handwerksbetriebe Das gesellschaftliche Leben erholte sich und die Menschen trafen sich wieder auf den Strassen und Platzen Damit verbunden war obwohl die Gefahr der Ansteckung noch nicht uberwunden war die leichtsinnige Aufnahme alter Gewohnheiten so dass viele sich schon gerettet geglaubte Menschen starben Doch trotz des erneuten Anstiegs der Sterbezahlen hielten sich die Menschen nicht mehr an die Abstandsregeln und Quarantanevorschriften Obwohl es weiterhin an Nahrungsmitteln fur die Armen und Arbeitslosen mangelte gingen die Spenden zuruck weil den Wohltater ausserhalb der Stadt von einer Normalisierung berichtet wurde was aber nicht allgemein zutraf Nach einem kalten Winter galt schliesslich gegen Februar 1666 die Epidemie als uberwunden Langsam kam das wirtschaftliche Leben wieder in Gang Die Leidenszeit wurde von den nicht betroffenen Uberlebenden verdrangt oder vergessen Wahrend des Hohepunkts der Epidemie reichten die Friedhofe nicht mehr aus und es musste von der Stadtverwaltung weiteres Gelande fur die Massenbestattungen bereitgestellt werden Diese provisorischen Friedhofe wurden nach dem Ende der Epidemie nicht mehr gebraucht und was der Erzahler als menschenunwurdig kritisiert mit Hausern uberbaut obwohl man bei Fundamentarbeiten auf halbverweste Leichen stiess Bewertungen des Erzahlers Bearbeiten In mehreren Passagen des Berichts reflektiert der Erzahler uber den Umgang mit der Epidemie und mit den Verordnungen Erstens kritisiert er die Denkart der Sorglosigkeit vieler Menschen bei der langsamen Ausbreitung der Epidemie mit anfangs wenigen Todesopfern Sogar im Fruhjahr und Sommer als die Zahlen stark anstiegen glaubten viele Menschen in der City und im Osten sie waren nicht betroffen Sie hielten die Quarantane Vorschriften nicht ein und versorgten sich nicht vorausblickend mit Lebensmitteln Der Leichtsinn vieler Menschen im Umgang mit den Abstandsregeln hielt auch in der Hochzeit der Pest an als sich Hoffnungslosigkeit und Gleichgultigkeit breit machten und kontrastiert mit der Angst anderer die in Panik aufs Land flohen auf Themse Schiffen Schutz vor Ansteckungen suchten oder durch die Stadt irrten Kritik ubt der Erzahler auch an der fehlenden Rucksichtnahme vieler Burger z B in den Wirtshausern wo die Zecher selbstgefallig Spott uber die verzweifelt in den Kirchen Trostsuchenden spotteten die an eine Strafe Gottes glaubten und sich an die Gebote der Rucksichtnahme und Hilfe halten wollten Ebenso nahm mit der Dauer der Pestzeit das Mitleid der Menschen mit den Opfern ab Die meisten waren nur noch um ihre Sicherheit besorgt Selbsterhaltung war das vorherrschende Gesetz Die unmittelbar drohende Gefahr totete die Innigkeit der Liebe und das sich um andere Kummern Ein Schwerpunkt der Kritik bezieht sich auf die Quarantane Verordnung Aus seinen Erfahrungen macht der Erzahler Vorschlage fur den Umgang mit einer kunftigen Epidemie Die Hauser sollten nicht abgeschlossen und die Gesunden nicht mit den Kranken zusammen eingesperrt werden da diese Massnahme umgangen wurde und letztlich wirkungslos war Vielmehr sollten mehr Pesthauser eingerichtet werden um die Infizierten zu isolieren Die Menschen sollten zu besserer Vorratshaltung angehalten werden um sich ins Haus einschliessen und dort die Epidemie uberdauern zu konnen denn durch die Einkaufe auf den Markten infizierte sich v a das Dienstpersonal und brachte die Pest ins Haus Als im Februar die Seuche ihr Ende fand und die Gesunden sich nicht mehr infizierten ohne dass die Arzte und Naturwissenschaftler eine Erklarung dafur geben konnten erschien dies den Menschen wie ein Wunder und der Erzahler erklart sich das Auftauchen der Pest als gottliches Strafgericht und ihr Verschwinden als gottliche Barmherzigkeit Dies ist fur ihn aber kein Grund zu einer fatalistischen Haltung Er betont die grundsatzliche Verantwortung der Menschen fur ihr Leben und das der Mitburger und ruft zum Handeln auf Form BearbeitenDefoes Die Pest zu London ist eine Mischung aus verschiedenen Textsorten Bericht uber den Verlauf der Epidemie mit konkreten Angaben uber die Viertel Strassen und sogar Hauser in denen Ereignisse stattfanden Beschreibung der Verordnungen und der Diskussionen der Fachleute uber die Wirksamkeit der Massnahmen Erlebniserzahlungen des Verfassers und anderer ihm bekannter oder unbekannter Personen Erorterung der Glaubwurdigkeit verschiedener Berichte und Anekdoten die der Erzahler erhalten hat Tabellen mit Opferzahlen Kommentare uber das Verhaltens der Menschen und die Quarantanebestimmungen Resumee und Vorschlage uber den Umgang mit zukunftigen Epidemien Durch die Kombination dieser Darstellungsformen erzielt Defoe den Effekt der Authentizitat Defoes Text ist fortlaufend ohne Kapitelunterteilung geschrieben und im Wesentlichen chronologisch aufgebaut mit haufigen Exkursen und Wiederholungen 6 Der Ubersetzer Steinitzer diagnostiziert die ungemeine Fluchtigkeit bei der Abfassung des Werkes die in zahlreichen Widerspruchen und noch viel zahlreicheren oft wortlichen Wiederholungen zutage trete und schliesst daraus dass sich Defoe mit grundlichen Quellenstudien sicherlich nicht abgegeben hat 7 Rezeption BearbeitenNachdem Defoes Buch uber einen langeren Zeitraum als Sachbuch gelesen wurde wird seit der Entdeckung des Lebensalters des Autors zur Zeit der Epidemie in den 1780er Jahren der fiktive Status des Werks hervorgehoben 8 Seither wird die Frage nach der literaturwissenschaftlichen Einordnung des Werks gestellt 9 Handelt es sich um Alltagliche Aufzeichnungen des Berichterstatters H F wie am Ende des Dokuments angegeben die von Defoe herausgegeben wurden 10 Oder ist dies nur eine Herausgeberfiktion und der Autor hat die Erzahlungen und Berichte selbst gesammelt Oder hat der Autor in den recherchierten historischen Rahmen von ihm erfundene Erzahlungen die wie Augenzeugenerfahrung wirken eingebaut 11 Die meisten Kritiker sind inzwischen der Meinung es handele sich um eine Kombination aus Historie und Fiktion also um einen historischen Roman mit einer sorgfaltig erarbeiteten Tatsachenbasis 12 Der Ubersetzer Steinitzer erklart sich die Einschatzung wohlunterrichtete r Manner der Wissenschaft in dem Werk eine historische Quelle fur die damaligen Zustande zu sehen und die Bewertung einiger Kritiker die das Pestbuch fur die beste Arbeit Defoes halten aus der besonderen Natur von Defoes Schaffensweise Er besass neben einer erstaunlichen Fruchtbarkeit im allerhochsten Masse die Gabe die man Wirklichkeitsphantasie nennen konnte d h die Fahigkeit sich in eine erdichtete und bloss vorgestellte Umwelt ganz und gar hineinzuversetzen und so vollig in ihr aufzugehen als ob er tatsachlich darin zu leben und sich ihr anzupassen hatte Als vielseitiger Journalist habe jedoch seine Phantasie immer Schranken und Anhaltspunkte an den ihm wohlvertrauten Umstanden und Verhaltnissen aller Seiten des menschlichen Lebens gefunden und den Schriftsteller davor behutet ins Uferlose zu schweifen Dies gebe den vielleicht phantasievollsten Werken der Weltliteratur den Anschein einer fast grausamen Nuchternheit Das sei der Grund dafur dass die einzigartige Begabung Defoes bei den Lesern nicht immer die ihr gebuhrende Wertschatzung finde 13 Steinitzer und viele Rezensenten schliessen sich dem Urteil Walter Scotts an dass Defoe wurde er auch den Robinson nicht geschrieben haben fur sein Pesttagebuch die Unsterblichkeit verdient hatte 14 Seine in zahlreichen fruheren journalistischen Arbeiten erprobte Reportagetechnik habe Defoe schon in seinem Robinson Roman zum Erzahlstil erhoben Die realistische Darstellung eines fiktiven Geschehens nicht nur als erfahrbare sondern als bereits erfahrene Wirklichkeit sei seine grosse Starke Erzahlt und im Sinne puritanischer Selbstkontrolle reflektiert aus der Perspektive eines tatigen Helden sei es Defoe nicht nur in seinen Abenteuerromanen sondern vor allem in seinem Bericht uber das Londoner Pestjahr gelungen bei seinem Publikum hochste Glaubwurdigkeit zu erzielen aufbauend auf genauen Recherchen schriftlichen Quellen und Augenzeugenberichten die er kunstvoll durch eigene Erfahrungen ausgeschmuckt habe 2 Durch die COVID 19 Pandemie 2020 2021 erhielt Defoes Buch einen aktuellen Bezug Ein Vergleich mit dem vom Erzahler beschriebenen pestbedingten Verhalten wird in Persistent Patterns of Behavior Two Infectious Disease Outbreaks 350 Years Apart einem Artikel in der amerikanischen Wissenschaftszeitschrift Economic Inquiry und in einem Kommentar der britischen Tageszeitung The Guardian diskutiert 15 16 Adaptionen Bearbeiten1945 30 Minuten Horspiel im Rahmen des amerikanischen Radio Programms The Weird Circle 1960 Horspiel 78 Min nach Defoes Die Pest zu London Sprecher Gert Westphal Radio Bremen 1979 Mexikanischer Film El Ano de la Peste Das Jahr der Pest Regie Felipe Cazals Drehbuch basiert auf A Journal of the Plague Year Gabriel Garcia Marquez 1999 Periwig Maker Die literarische Vorlage fur den mehrfach mit Preisen ausgezeichneten 15 Minuten Stop Motion Puppentrickfilm ist A Journal of the Plague Year Produktion Ideal Standard Film Regie Steffen Schaffler Sprecher Kenneth Branagh Peruckenmacher Alice Fairhall Waisenkind 17 2016 60 minutiges BBC Horspiel 18 Ausgaben BearbeitenDaniel Defoe Die Pest zu London Ubersetzung von Werner Barzel Nymphenburger Munchen 1987 Als Taschenbuch auch bei Ullstein Frankfurt am Main 1996 Daniel Defoe Die Pest zu London Horspiel Sprecher Gert Westphal Horspielbearbeitung von Sebastian Goy herausgegeben von Radio Bremen CD Audioverlag Berlin 2002 ISBN 3 89813 182 3 Daniel Defoe A journal of the plague year ISBN 0486419193 englische Ausgabe aus dem Jahr 2001 Daniel Defoe Die Pest in London Ubersetzung von Rudolf Schaller Jung und Jung Salzburg 2020 ISBN 978 3 99027 249 7 Weblinks BearbeitenWerke von Daniel Defoe im Projekt Gutenberg DEEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Tagebuch aus dem Pestjahr Beobachtungen oder Erinnerungen die bemerkenswertesten offentlichen und privaten Vorfalle betreffend welche sich in London wahrend der letzten grossen Heimsuchung im Jahre 1665 ereigneten a b Die Pest zu London von Daniel Defoe Klassiker der Seuchenliteratur Sigrid Loffler im Gesprach mit Andrea Gerk ein Beitrag im Deutschlandfunk vom 17 Marz 2020 Gerg Muller Verlag Munchen Aufbau Verlag Berlin Fischer Verlag Frankfurt am Main Alice Ford Smith Book Review A Journal of the Plague Year Med Hist 2012 56 1 S 98 99 zitiert im Nachwort des Ubersetzers Heinrich Steinitzer zu Daniel Defoe Die Pest zu London Georg Muller Munchen 1925 H Brown The Institution of the English Novel Defoe s Contribution Novel A Forum on Fiction 1996 Nr 29 3 S 299 318 Robert Mayer The Reception of a Journal of the Plague Year and the Nexus of Fiction and History in the Novel ELH 1990 57 3 S 529 555 wie Defoes anfangliche Prasentation des Journals als Erinnerungen eines Augenzeugen der Pest und der Verweis auf H F verdeutlichen Damit konnten Tagebucher von Defoes Onkel Henry Foe gemeint sein der wie H F ein Sattler war und im Whitechapel Viertel von East London lebte Everett Zimmerman H F s Meditations A Journal of the Plague Year PMLA 1972 87 3 S 417 423 F Bastian Defoe s Journal of the Plague Year Reconsidered The Review of English Studies 1965 16 62 S 151 173 zitiert im Nachwort des Ubersetzers Heinrich Steinitzer zu Daniel Defoe Die Pest zu London Georg Muller Munchen 1925 zitiert im Nachwort des Ubersetzers Heinrich Steinitzer zu Daniel Defoe Die Pest zu London Georg Muller Munchen 1925 Utteeyo Dasgupta Chandan Kumar Jha Sudipta Sarangi Persistent Patterns of Behavior Two Infectious Disease Outbreaks 350 Years Apart In Economic Inquiry n a Jahrgang n a doi 10 1111 ecin 12961 Utteeyo Dasgupta Research explains how people act in pandemics selfishly but often with surprising altruism In The Guardian 20 Dezember 2020 Jesse Lichtenstein Bringing Out the Dead The New Republic A Journal of the Plague Year BBC Radio 4 Website Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Pest zu London amp oldid 229133966