www.wikidata.de-de.nina.az
Der Roman Die Arbeit der Nacht von Thomas Glavinic ist im August 2006 erschienen und erzahlt die Geschichte eines Mannes der eines Morgens erwacht und feststellt dass er offenbar das letzte Lebewesen auf der Welt ist Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Sprache und Stil 3 Rezeption 4 Das bin doch ich als Meta Roman 5 Sekundarliteratur 6 Podcast Projekt 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenJonas 35 jahriger Einrichtungsberater der mit seiner Freundin Marie eine Wohnung in der Brigittenauer Lande in Wien bewohnt sieht sich eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit mit der unfassbaren Tatsache konfrontiert dass er plotzlich alleine auf der Welt zu sein scheint Wien ist ausgestorben weder telefonisch noch via Internet oder Rundfunk gelingt es ihm Signale anderer Menschen oder Erklarungen zu empfangen Auf knapp 400 Seiten beschreibt der Autor in vorwiegend personaler Erzahlform die darauffolgenden zwei Monate die Jonas ohne jeglichen Kontakt und ohne ansatzweise Erklarungen der unerhorten Situation durchlebt Die ersten Reaktionen des Protagonisten bestehen in einer verbissenen Suche nach Antworten er versucht unablassig Telefonnummern zu wahlen er fahrt mit dem Auto quer durch die Stadt spater bis nach Deutschland und Ungarn in der Hoffnung dort auf Millionen evakuierter Osterreicher zu treffen besucht den Tierpark Schonbrunn nur um festzustellen dass auch die Tiere verschwunden sind Seine Suche ist verbunden mit dem Versuch Hilfssignale auszusenden er hinterlasst an unzahligen Orten seine Handynummer versieht bekannte Wiener Sehenswurdigkeiten mit SOS Botschaften usw Des Weiteren ist Jonas bereits in dieser Phase wie auch bis zum Ende des Romans damit beschaftigt Spuren zu hinterlassen So schreibt er regelmassig auf die Menutafeln in Restaurants und Cafes in die ihn seine Suchtour fuhrt seinen Namen und das jeweilige Datum Bald beginnt Jonas neben diesen ersten Reaktionen auf die unbegreifliche Situation auch damit die Tage mit Handlungen zu fullen die nicht primar auf Erklarungs und Losungsversuche seiner Lage ausgerichtet sind Dazu gehort beispielsweise sein Entschluss die Wohnung in der Hollandgasse in der er als Kind mit seinen Eltern gewohnt hat wieder in Beschlag zu nehmen Ebenso in fruhere Zeiten versetzt er sich zuruck als er eine Fahrt mit dem Moped von Wien bis zum Mondsee in Oberosterreich die er als 18 Jahriger unternommen hat so punktgenau wie moglich zu wiederholen versucht Die fur die Romanhandlung wichtigste Tatigkeit besteht jedoch darin dass Jonas beginnt mit Kameras zu experimentieren Aus dem Wunsch heraus verschiedene Orte gleichzeitig beobachten zu konnen stellt er mehrere Kameras an verschiedenen Platzen in Wien auf und verbringt anschliessend viel Zeit damit sich die Bander auf denen naturlich nichts passiert zu Hause anzusehen Dann beginnt er sich selbst beim Schlafen zu filmen In den Passagen die die Videoaufnahmen seines Schlafes beschreiben wird Jonas als der Schlafer bezeichnet als ware von einer anderen Person die Rede Und tatsachlich entwickelt der Schlafer zunehmend ein Eigenleben steht nachts auf und tut Dinge an die sich Jonas nach dem Aufwachen nicht erinnern kann anfangs starrt der Schlafer nur mit einem beangstigend starren Blick in die Kamera spater spaziert er nachts umher so dass Jonas immer haufiger an unbekannten Orten aufwacht hantiert mit einem Messer und zieht sich einen entzundeten Zahn Gegen Ende des Romans wird der Schlafer zunehmend zur Bedrohung und zum Feind des Protagonisten Jonas den er schliesslich mit schlafhemmenden Mitteln zu bekampfen versucht Neben dem unheimlichen Doppelleben das Jonas durch die Existenz des Schlafers fuhrt ist der Handlungsverlauf durchwegs durchsetzt von unerklarlichen Dingen von denen sich wenige etwas spater logisch erklaren das Lauten des Telefons in Jonas Wohnung ist darauf zuruckzufuhren dass er unabsichtlich auf seinem Handy das Wahlen seiner eigenen Nummer aktiviert hat die meisten aber unerklart und unerklarlich bleiben eine Reihe von Stricken in einer Bahnhofshalle an denen Mantel baumeln die Tatsache dass bei seinem zweiten Besuch in einem fremden Haus an der Wand ein Bild mehr hangt als bei seinem ersten Besuch usw Nach etwa sechs Wochen macht sich Jonas auf den Weg nach England um Spuren seiner Freundin Marie die dort zuletzt bei ihrer Schwester auf Besuch gewesen war zu suchen Nach einer abenteuerlichen Durchquerung des Armelkanaltunnels per Moped und zu Fuss und einem verzweifelten Kampf gegen den Schlafer der ihn nachts immer wieder von seinem Ziel dem Ort Smalltown an der schottischen Grenze abbringt findet er tatsachlich Maries Koffer den er mit zuruck nach Osterreich nimmt Bereits wahrend der Ruckfahrt nach Wien hat sich Jonas Angst vor dem unerwarteten Auftreten des in seinen Gedanken standig wiederkehrenden Wolfsviehs gelegt er wirkt durchwegs viel ruhiger und resignierter als auf allen seinen bis dahin unternommenen Reisen In Wien angekommen macht er einen letzten Streifzug durch die Stadt der im Stephansdom endet Mit Maries Koffer der alle materiellen Dinge enthalt die ihn mit ihr verbinden steigt er auf den Turm um sich hinabzusturzen Wahrend des Fallens reflektiert Jonas uber Leben Gluck und Liebe den Wunsch im Gedanken an die Liebe zu sterben hatte er im Verlauf des Romans geaussert Sprache und Stil BearbeitenDer Autor bringt dieses ungewohnliche Szenario in moglichst kurzen Satzen an den Leser Vor allem der Wechsel von Ort und Zeit soll Spannung wecken Durch die Kombination von neutraler kaum emotionalisierter Sprache und der Beschreibung schauriger Szenarien und Bilder Bsp der Schlafer der mit uber den Kopf gestulpter Henkersmaske in die Kamera starrt die Galgen in der Bahnhofshalle das scheinbare Erwachen in einem Sarg etc soll dem Leser eine Stimmung gruseliger Beklommenheit vermittelt werden Der fur das Romankonzept bemerkenswerte Umstand dass es auf 400 Seiten zu keinem einzigen Kontakt menschlicher Natur kommt bedeutet jedoch nicht dass Passagen in direkter Rede vollends ausgespart bleiben Trotzdem wird dem Leser nie das Gefuhl vermittelt dass der Protagonist Selbstgesprache fuhre Auffallend am Sprachgebrauch des osterreichischen Autors ist die beinahe vollkommene Vermeidung jeglicher Merkmale die der Sprachvariante Osterreichisches Deutsch zugerechnet werden durchgangig verwendet er Ausdrucke wie das Kissen die Treppe die SMS anstelle der in Osterreich gebrauchlichen Varianten der Polster die Stiege das SMS Lediglich bei die Semmel und der Bankomat entscheidet er sich fur die osterreichischen Varianten Inkonsequenzen fallen auch im morphologischen Bereich auf beispielsweise werden die hochdeutsche hat gesessen und die osterreichische Form ist gesessen nebeneinander verwendet Rezeption BearbeitenDie Kritik reagierte auf Glavinics Roman weitgehend positiv Die osterreichischen Tageszeitungen Der Standard und Die Presse loben das Werk u a als weit mehr als ein intelligentes Gedankenspiel bzw als ein kuhner ein grandioser Entwurf Der osterreichische Autor Daniel Kehlmann bezeichnet Die Arbeit der Nacht im deutschen Nachrichtenmagazin Der Spiegel als ein wundersam grosses Buch ein Roman uber das Selbst und die anderen uber Angst und Mut Immer wieder hingewiesen wird auf Ahnlichkeiten zu Grosses Solo fur Anton von Herbert Rosendorfer aus dem Jahre 1972 und zu Marlen Haushofers Die Wand 1962 Nicht zu vergessen ist auch der neuseelandische Film Quiet Earth von 1985 der ebenfalls von einem letzten Uberlebenden einer globalen Ausloschung menschlichen Lebens handelt In dem Meta Roman Das bin doch ich 1 reagiert der Erzahler Thomas Glavinic wahrend einer Rundfunksendung auf O1 auf den Hinweis einer Horerin er habe in seinem Roman Die Arbeit der Nacht fremde Vorlagen aufgegriffen insbesondere die genannten Werke von Rosendorfer und Haushofer und werde beschuldigt ein Plagiator zu sein mit dem unausgesprochenen nur dem Leser offenbarten Gedanken Denunziantenschlampe Anschliessend teilt der Erzahler den Rundfunkhorern mit Rosendorfer habe ihm einen Brief geschrieben in dem er die Ahnlichkeit der Werke anspreche und dabei keineswegs behauptet dass Glavinic ein Plagiator sei Das bin doch ich als Meta Roman BearbeitenHauptthema des 2007 veroffentlichten Romans Das bin doch ich von Thomas Glavinic ist der Prozess der Vermarktung von Die Arbeit der Nacht Glavinic beschreibt in dem neueren Roman den Literaturbetrieb insbesondere die Hoffnung seines Thomas Glavinic genannten alter ego dass der Roman auf die Longlist des Borsenvereins des Deutschen Buchhandels 2006 fur den Deutschen Buchpreis platziert werden moge was wie auch in Wirklichkeit nicht geschieht Sekundarliteratur BearbeitenMarta Famula Gleichnisse des erkenntnistheoretischen Scheiterns Thomas Glavinics Roman Die Arbeit der Nacht in der Tradition des labyrinthischen Erzahlens bei Franz Kafka und Friedrich Durrenmatt In Andrea Bartl Hg Transittraume Beitrage zur deutschen Gegenwartsliteratur Interviews mit Raoul Schrott u a Unter Mitarbeit von Hanna Viktoria Becker Germanistik und Gegenwartsliteratur 5 Wissner Augsburg 2009 S 103 122 Birgit Holzner Thomas Glavinics Endzeitroman Die Arbeit der Nacht In Evi Zemanek u Susanne Krones Hg Literatur der Jahrtausendwende Themen Schreibverfahren und Buchmarkt um 2000 Transcript Bielefeld 2008 S 215 224 Sascha Lowenstein Und wie alle anderen hatte er keine Spur hinterlassen Uber die Ratselhaftigkeit von Ich und Welt in Thomas Glavinics Die Arbeit der Nacht In Thomas Maier u Sascha Lowenstein Hg Schoner Sterben Vortrage zur Literatur beim Heinrich von Veldeke Kreis Wissenschaftlicher Verlag Berlin 2013 S 228 262 Podcast Projekt BearbeitenEnde August 2006 startete der Carl Hanser Verlag zusammen mit dem Literatur Cafe im Internet als Marketing Aktion fur das Buch ein gleichnamiges Podcast Projekt Thomas Glavinic und Wolfgang Tischer vom Literatur Cafe besuchen darin Schauplatze der Handlung wie beispielsweise Stephansdom und Wiener Prater Weblinks BearbeitenDie Arbeit der Nacht Ein Podcast Projekt des Carl Hanser Verlags zu Glavinics Roman Rezensionsnotizen zu Die Arbeit der Nacht bei Perlentaucher Rezension bei orf at Martin Conrads Wo sind all die Menschen hin Rezension in fluter de 13 November 2006 Einzelnachweise Bearbeiten Thomas Glavinic Das bin doch ich 2007 S 230Werke von Thomas Glavinic Carl Haffners Liebe zum Unentschieden Herr Susi Der Kameramorder Wie man leben soll Die Arbeit der Nacht Das bin doch ich Das Leben der Wunsche Lisa Unterwegs im Namen des Herrn Das grossere Wunder Meine Schreibmaschine und ich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Arbeit der Nacht amp oldid 239135398