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Der Graben ist ein Gedicht der Gattung Chanson geschrieben von Kurt Tucholsky unter seinem Pseudonym Theobald Tiger im Jahre 1926 Tucholsky zeigt darin die Sinnlosigkeit des Kriegs auf und kritisiert soziale und gesellschaftliche Missstande Es wurde 1959 1961 von Hanns Eisler vertont und gehort zu seinen bekannten Liedern nach Texten von Kurt Tucholsky mit Interpretationen von Gisela May Hildegard Knef Ernst Busch Ute Lemper und anderen Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Text 3 Form 4 Interpretation 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenIm Jahr der ersten Drucklegung dieses Gedichtes 1926 ist Deutschland dem Volkerbund beigetreten Nur zwei Monate spater am 20 November 1926 wurde Der Graben in der Zeitung Das Andere Deutschland gedruckt Fur Tucholsky war klar dass die Volkerversohnung nicht nur Sache der Politik ist sondern vor allem das eigentliche Volk betrifft In Der Graben das den Ersten Weltkrieg thematisiert zeigt er unter anderem die Sinnlosigkeit des Kriegs auf Als Hitler an die Macht kam wurden viele Zensuren vorgenommen wodurch auch dieses Chanson verdrangt wurde welches zuvor grossen Anklang bei der Bevolkerung gefunden hatte 1 Text BearbeitenMutter wozu hast du deinen Sohn aufgezogen Hast dich zwanzig Jahr mit ihm gequalt Wozu ist er dir in deinen Arm geflogen und du hast ihm leise was erzahlt Bis sie ihn dir weggenommen haben Fur den Graben Mutter fur den Graben Junge kannst du noch an Vater denken Vater nahm dich oft auf seinen Arm Und er wollt dir einen Groschen schenken und er spielte mit dir Rauber und Gendarm Bis sie ihn dir weggenommen haben Fur den Graben Junge fur den Graben Druben die franzosischen Genossen lagen dicht bei Englands Arbeitsmann Alle haben sie ihr Blut vergossen und zerschossen ruht heut Mann bei Mann Alte Leute Manner mancher Knabe in dem einen grossen Massengrabe Seid nicht stolz auf Orden und Geklunker Seid nicht stolz auf Narben und die Zeit In die Graben schickten euch die Junker Staatswahn und der Fabrikantenneid Ihr wart gut genug zum Frass fur Raben fur das Grab Kameraden fur den Graben Werft die Fahnen fort Die Militarkapellen spielen auf zu euerm Todestanz Seid ihr hin ein Kranz von Immortellen das ist dann der Dank des Vaterlands Denkt an Todesrocheln und Gestohne Druben stehen Vater Mutter Sohne schuften schwer wie ihr ums bisschen Leben Wollt ihr denen nicht die Hande geben Reicht die Bruderhand als schonste aller Gaben ubern Graben Leute ubern Graben 2 Form BearbeitenDer Graben gliedert sich in funf Strophen davon vier mit demselben Reimschema Jede der vier Strophen beginnt mit zwei Kreuzreimen Die letzten zwei Zeilen haben jeweils einen Paarreim und sind durch die Einruckung als Refrainzeilen gekennzeichnet Die letzte Strophe expandierte er zu einem sechszeiligen Refrain der in der Form des Paarreims steht Diese Ausweitung zeigt gleichzeitig dass es in dieser Strophe zu einem inhaltlichen Hohepunkt kommen wird und fur den Autor bedeutsam ist Die Unregelmassigkeit dieses Gattungtyps sieht man am Versfuss Dieser dominiert als sechshebiger Trochaus mit zwolf Silben wird jedoch an manchen Stellen von funf Hebungen mit zehn Silben abgelost Diese Flexibilitat kommt dem Autor zugute denn er kann das Gedicht freier gestalten Die Wiederholungsmodelle werden von Kurt Tucholsky des Ofteren verwendet da sie ideal fur eine Vertonung geeignet sind 3 Interpretation BearbeitenMit dem Titel des Werks deutet Tucholsky schon darauf hin dass der Krieg nicht in Kopfen von Generalen und Politikern stattfindet sondern ganz direkt im Graben und auf dem Schlachtfeld Mit der ersten Strophe wird auch klar dass er einfache Leute ansprechen will sprich Familienmitglieder von Kriegsopfern In der ersten Strophe wird die Mutter angesprochen in der zweiten Strophe wendet er sich an den Sohn der seinen Vater verliert Typisch fur Tucholskys Lyrik ist das Erwecken von Gefuhlen uber Erinnerungen Er spricht in der zweiten Strophe von Ereignissen aus der Kindheit und weckt dadurch ein Bild des Friedens und Verbundenheit womit er den Leser naher ans Geschehen bringt 4 In der dritten Strophe findet der Ubergang vom Individuellen zum Allgemeinen statt Wahrend sie sich direkt auf den Graben richtet impliziert der Verfasser eine Generalisierung der Menschen Alle haben sie ihr Blut vergossen Und zerschossen ruht heut Mann bei Mann Kurt Tucholsky gibt diesen zwei Zeilen eine mehrfache Bedeutung Die Bedeutungslosigkeit des Einzelnen im Krieg wird hervorgehoben und gleichzeitig verweist er auf die zahlreichen Opfer die der Erste Weltkrieg forderte 5 Diese Strophe fallt zudem durch ihre geanderten Schlusszeilen auf Mit diesem geanderten Refrain wird nochmals verdeutlicht dass gewohnliche Burger dem Krieg zu Opfer fallen und dabei weder Jung noch Alt verschont bleibt Die Begriffe Knabe und Massengrabe sind gehobene altvaterliche Ausdrucke die eine Hochschatzung der Toten des Autors verrat In der vorletzten Strophe die mit einer Anapher eingeleitet wird kommt zum ersten Mal ein diktierender Ton hervor Der negative Appell verlangt das Unterlassen des nationalen Stolzes wahrend die folgenden Zeilen die Schuldigen deklariert Der Refrain fordert Widerstand gegen Adel und Staat womit Tucholsky gleichzeitig auf die Kriegsinteressierten hindeutet In der letzten Strophe werden die Forderungen dramatisiert mit dem Ziel den Militarismus zu beenden und zu erinnern dass dem Krieg nur Tote folgen und sonst keinen Sinn darin zu sehen ist Im folgenden sechszeiligen Refrain erkennt man wieder das Motiv der dritten Strophe indem Tucholsky zum Gedenken der Gegenseite und zum sich Versohnen aufruft Die Tatsache dass er dabei von Vatern Muttern und Sohnen spricht zeigt die Verknupfung zur ersten Strophe diesmal jedoch mit einer positiven Aussage 6 7 Mit dieser versohnlichen Geste am Schluss dieses Chanson lasst Kurt Tucholsky die Moglichkeit des Uberwindens eines Krieges wieder aufleben 8 Literatur BearbeitenAxel Maximilian Speith Der Stellenwert des Chanson in Kurt Tucholskys lyrischem Gesamtwerk Mainz 2005 Dirk Walter Interpretation Tucholsky Der Graben Reclam Stuttgart 2003 S 5ffWeblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Der Graben Quellen und Volltexte Totentanze in der Weltliteratur deutschEinzelnachweise Bearbeiten Dirk Walter Interpretation Tucholsky Der Graben Reclam Stuttgart 2003 S 5ff Totentanze in der Weltliteratur deutsch Axel Maximilian Speith Der Stellenwert des Chanson in Kurt Tucholskys lyrischem Gesamtwerk Mainz 2005 Dirk Walter Interpretation Tucholsky Der Graben Reclam Stuttgart 2003 S 5ff Axel Maximilian Speith Der Stellenwert des Chanson in Kurt Tucholskys lyrischem Gesamtwerk Mainz 2005 Axel Maximilian Speith Der Stellenwert des Chanson in Kurt Tucholskys lyrischem Gesamtwerk Mainz 2005 Dirk Walter Interpretation Tucholsky Der Graben Reclam Stuttgart 2003 S 5ff Axel Maximilian Speith Der Stellenwert des Chanson in Kurt Tucholskys lyrischem Gesamtwerk Mainz 2005 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Graben amp oldid 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