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Der Frauen Natur und Recht ein 1876 im Verlag Wedekind amp Schwieger Berlin veroffentlichter Essay 1 von Hedwig Dohm behandelt die Problemkreise der den Frauen zugeschriebenen Eigenschaften und die Notwendigkeit des Stimmrechts fur Frauen oder des Frauenwahlrechts Der lockere oft ironisch satirische Stil ist dem gesellschaftspolitischen Thema angemessen denn in anderen Landern war man hinsichtlich der Organisation von Vereinen zum Frauenwahl oder Stimmrecht schon weiter als im neuen Kaiserreich von 1871 Die gesellschaftliche Rolle der Frau hatte sich in Deutschland weniger stark verandert als im Vereinigten Konigreich oder in den Vereinigten Staaten von Amerika Und wie uberall kam es auf das Verhalten der Manner an die die politische und militarische Macht in ihren Handen hielten wenn es um die Veranderung des Wahlrechts und die Gleichberechtigung der Frau ging Plakat bei einem Frauenmarsch in Montana 2018 Die Idee des Slogans stammt von Hedwig DohmPlakat von Marianne Saxl Deutsch Wien 1912Hedwig Dohm 1898Mit ihrer 1876 veroffentlichten Schrift Der Frauen Natur und Recht heizte sie die bis dahin vorsichtige Debatte um die Einfuhrung des Frauenwahlrechts an Sie machte sich nicht mehr die Muhe zu erklaren warum die Frauen das Wahlrecht benotigten sie fragte vielmehr nach warum sie es immer noch nicht hatten 2 Inhaltsverzeichnis 1 Der Frauen Natur und Recht 1 1 Inhalt des Essays 1 2 Weitere fruhe Schriften 2 Literatur 3 Wikilinks 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseDer Frauen Natur und Recht BearbeitenInhalt des Essays Bearbeiten Der Essay 3 besteht aus zwei Teilen im ersten stellt sie anhand vieler Beispiele die Einschatzung der Frau durch den Mann dar Sie stellt fur die Untersuchung funf Fragen Welche Eigenschaften haben die Frauen nach dem Dafurhalten der Majoritat der Menschen Aus welchen Eigenschaften sollte oder musste der Geschlechtscharakter des Weibes bestehen nach dem Verdikt der Manner Warum verlangen die Manner gerade diese Eigenschaften von den Frauen Welche Eigenschaften haben die Frauen wirklich Bilden diese Eigenschaften den Geschlechtscharakter des Weibes Sie schliesst ihre Darlegungen die sehr argumentativ und manchmal witzig und ironisch auf die mannlichen Gedanken und Wunsche hinsichtlich der Frauen eingehen die diese nach ihren Vorstellungen dressieren wollen mit dem etwas pathetischen Schluss dass sich die wahre Natur der Frau in der Zukunft durchsetzen und anerkannt werden wird Dieses innere Drangen des Weibes nach Entwickelung ihrer Krafte ist nicht eine Corruption der Natur sondern die inbrunstige Sehnsucht zu ihr zuruckzukehren Wir suchen noch heut das Ideal des Weibes in einer Richtung die dem Fortschritt feindlich entgegensteht und streben darnach die Dressur zu vervollkommnen Idealitat aber hat nichts zu schaffen mit einer solchen sittlichen Galvanisirung sondern sie geht Hand in Hand mit der Natur Und das ist der Kampf der sich in der Seele des Weibes vollzieht der Kampf zwischen Natur und Dressur Wer in diesem Kampfe siegen wird Nicht die Dressur denn sie ist das Werk abgestorbener Generationen Aus der Zukunft aber einer fernen vielleicht wenn der freien Entwickelung des Weibes keine Schranke mehr gesetzt ist wird ein Geschlecht emporbluhen dessen Herrlichkeit wir heut kaum ahnen ein Geschlecht voll Schonheit und Grazie voll Kraft und Intelligenz denn schliesslich bleibt die Natur immer Siegerin weil sie eins ist mit der Wahrheit und unzerstorbar Hedwig Dohm Der Frauen Natur und Recht Essay von 1873 Im zweiten Teil geht es um die Grunde und Argumente der Manner hinsichtlich des Stimmrechts die in folgende Thesen zusammengefasst werden Die Frauen brauchen das Stimmrecht nicht Die Frauen wollen das Stimmrecht nicht Sie haben nicht die Fahigkeit es auszuuben Ihr Geschlecht schliesst die Frau selbstverstandlich von jeder politischen Aktion aus All diese oft lacherlichen Argumente der Manner werden ausfuhrlich behandelt und sehr oft ad absurdum gefuhrt Dann geht sie im Schlussteil ihrer Ausfuhrungen auf die zwei wichtigsten Argumente der Frauen fur das Stimmrecht ein Wir haben einige Hauptgrunde der Manner gegen das Stimmrecht der Frauen erortert wenden wir uns jetzt einigen Argumenten zu auf welche die Frauen ihre politischen Anspruche stutzen Die Frauen fordern das Stimmrecht als ein ihnen naturlich zukommendes Recht Sie fordern es als eine sittliche Nothwendigkeit als ein Mittel zur Veredelung ihrer selbst und des Menschengeschlechts Die unmittelbaren praktischen Folgen des Stimmrechts sind vielleicht nicht die wichtigsten Die Hauptsache aber ist dies die Gewahrung des Stimmrechts ist der Schritt uber den Rubikon Erst mit dem Stimmrecht der Frauen beginnt die Agitation fur jene grossartigen Reformen die das Ziel unserer Bestrebungen sind Die Theilnahme am politischen Leben macht alle anderen Fragen zu offenen Die Frauen fordern das Stimmrecht als ihr Recht Warum soll ich erst beweisen dass ich ein Recht dazu habe Ich bin ein Mensch ich denke ich fuhle ich bin Burgerin des Staats ich gehore nicht zur Kaste der Verbrecher ich lebe nicht von Almosen das sind die Beweise die ich fur meinen Anspruch beizubringen habe Der Mann bedarf um das Stimmrecht zu uben eines bestimmten Wohnsitzes eines bestimmten Alters eines Besitzes warum braucht die Frau noch mehr Warum ist die Frau gleichgestellt Idioten und Verbrechern nein nicht den Verbrechern Der Verbrecher wird nur zeitweise seiner politischen Rechte beraubt nur die Frau und der Idiot gehoren in dieselbe politische Kategorie Hedwig Dohm Der Frauen Natur und Recht Essay von 1873 Dagegen lasst sich aus heutiger Sicht nicht viel sagen im Kaiserreich war die Meinung noch sehr verschieden von der heutigen allgemeinen Meinung Aber wie die Frauen ihr Stimmrecht erlangen wie sie das Frauenwahlrecht erkampfen konnen dass bleibt bis dahin im Essay noch offen Gegen Ende des Texts stellt die Verfasserin die entscheidende Frage nach der Erlangung der Macht und der Durchsetzung der Forderungen in Deutschland Es wird schliesslich auf die Vernunft der Manner und Menschen insgesamt gesetzt gemass der Devise dass die Menschenrechte kein Geschlecht hatten also das Stimmrecht den Frauen vom Naturrecht her zustehe Wodurch erlangt Ihr Macht Vorlaufig einzig und allein durch die Concentrirung aller weiblichen Krafte die fur die politischen Rechte der Frauen einzutreten bereit sind durch die Organisation und energische Leitung von Vereinen In jeder grosseren Stadt Englands und der Vereinigten Staaten bestehen Stimmrechtsvereine der Frauen Nicht so in Deutschland Vielleicht gibt es auch bei uns viele Frauen die nur durch den Mangel einer Organisation verhindert sind eine agitatorische Thatigkeit zu entfalten und Wort und That einzusetzen fur die grossen Frauenreformen der Zukunft Oder will die deutsche Frau das immermude Dornroschen ewig schlafen Erwachet Deutschlands Frauen wenn Ihr ein Herz habt zu fuhlen die Leiden Eurer Mitschwestern und Thranen sie zu beweinen mogt Ihr selbst auch im Schooss des Gluckes ruhen Erwachet wenn Ihr Grimm genug habt Eure Erniedrigung zu fuhlen und Verstand genug um die Quellen Eures Elends zu erkennen Fordert das Stimmrecht denn nur uber das Stimmrecht geht der Weg zur Selbststandigkeit und Ebenburtigkeit zur Freiheit und zum Gluck der Frau Ohne politische Rechte seid Ihr Eure Seelen mogen von Mitleid Gute und Edelsinn uberfliessen den ungeheuersten Verbrechen gegenuber die an Eurem Geschlecht begangen werden machtlos Rafft Euch empor Organisirt Euch Zeigt dass Ihr einer begeisterten Hingebung fahig seid und durch Eure That und Euer Wort erweckt die Gewissen der Menschen erschuttert ihre Herzen und uberzeugt die Geister Verlasst Euch nicht auf die Hulfe der deutschen Manner Wir haben wenig Freunde und Gesinnungsgenossen unter ihnen Viele loben und lieben die Frauen sie schmeicheln ihnen und sind gern bereit ihnen gegenuber die Vorsehung zu spielen wenn ihnen keine allzu grossen Opfer zugemuthet werden Ihnen aber hulfreich zur Seite zu stehen wo es sich um die Erlangung ihres unsterblichen Burgerrechtes im Menschenthum handelt dazu mochten sich Wenige bereit finden lassen nbsp Das Grab Hedwig Dohms mit dem letzten Satz aus Der Frauen Natur und RechtSeid muthig hilf dir selbst so wird Gott dir helfen Gedenkt des kuhnen Wortes des Amerikaners Emerson Thue immer was du dich zu thun scheust Ihr armen Frauen und Opfer des Geschlechtsdespotismus Ihr habt bis jetzt das Meer des Lebens befahren ohne Steuer und ohne Segel und darum habt Ihr selten das Ufer erreicht und das Schiff Eures Glucks ist zumeist gescheitert an der Windstille oder im Sturm Lasset das Stimmrecht fortan Euer Steuer sein Eure eigne Kraft sei Euer Segel und dann vertraut Euch getrost dem Meere an seinem Sturm und seinen Klippen und uber kurz oder lang werdet Ihr Land erblicken das Land das Ihr mit der Seele suchtet seit Jahrhunderten ja seit Jahrtausenden das Land wo die Frauen nicht den Mannern sondern sich selber angehoren Als der Englander Somerset einen Sklaven mit nach England brachte erklarte trotz der Vorurtheile seiner Zeit Lord Mansfield der Sklave sei frei aus dem einfachen Grunde weil in England kein Mensch ein Sklave sein konne So sind auch die Frauen frei weil in einem Staate freier Menschen es keine Unfreien geben kann Die Menschenrechte haben kein Geschlecht Hervorhebung durch Bearbeiter Hedwig Dohm Der Frauen Natur und Recht Essay von 1873 Weitere fruhe Schriften Bearbeiten In den ersten produktiven 1870er Jahren sind folgende Texte entstanden nbsp Erstausgabe von Die Antifeministen eine Schrift aus der spaten Schaffensperiode von Hedwig DohmWas die Pastoren von den Frauen denken 1872 Neuausgabe Was die Pastoren denken Ala Zurich 1986 ISBN 3 85509 027 0 Der Jesuitismus im Hausstande Ein Beitrag zur Frauenfrage 1873 Neuausgabe Falsche Madonnen Jesuitismus im Hausstande von 1893 Ala Zurich 1989 ISBN 3 85509 030 0 Die wissenschaftliche Emancipation der Frauen 1874 Neuausgabe Emanzipation Die wissenschaftliche Emancipation der Frauen Der Text von 1874 und weitere Schriften von und uber Dohm bis 1919 Ala Zurich 1977 ISBN 3 85509 008 4 Uber den Universitats Zugang Auch in Marlis Gerhardt Hg Essays beruhmter Frauen Lou Andreas Salome Hannah Arendt Else Lasker Schuler Marieluise Fleisser Ulrike Meinhof Silvia Bovenschen u a Insel Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 458 33641 9 Literatur BearbeitenZur Verfasserin Kerstin Wolff Hedwig Dohm 1831 Julich 1919 Berlin Scharfzungige und pointierte Schriftstellerin In Damenwahl 100 Jahre Frauenwahlrecht Hrsg von Dorothee Linnemann Schriften des Historischen Museums Frankfurt Band 36 Frankfurt am Main 2018 ISBN 978 3 95542 306 3 Heike Brandt Die Menschenrechte haben kein Geschlecht Die Lebensgeschichte der Hedwig Dohm Beltz amp Gelberg Weinheim und Basel 1995 ISBN 978 3 407 80688 8 Isabel Rohner Spuren ins Jetzt Hedwig Dohm eine Biografie Ulrike Helmer Verlag Sulzbach im Taunus 2010 ISBN 3 89741 299 3 Zum Essay Dissertation von E J Guenther zu Ubersetzungsproblemen des Essays Der Frauen Natur und Recht pdf abgerufen am 11 November 2018Wikilinks Bearbeiten nbsp Wikisource Hedwig Dohm Quellen und Volltexte nbsp Wikiquote Hedwig Dohm Zitate Literatur von und uber Der Frauen Natur und Recht im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Die Edition Hedwig DohmSiehe auch BearbeitenKladderadatsch FrauenwahlrechtEinzelnachweise Bearbeiten Der Frauen Natur und Recht Zur Frauenfrage Zwei Abhandlungen uber Eigenschaften und Stimmrecht der Frauen 1876 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Neuausgabe Nachdruck Ala Zurich 1986 ISBN 3 85509 029 7 Kerstin Wolf Hedwig Dohm 1831 Julich 1919 Berlin Scharfzungige und pointierte Schriftstellerin In Damenwahl 100 Jahre Frauenwahlrecht Hrsg von Dorothee Linnemann Schriften des Historischen Museums Frankfurt Band 36 Frankfurt am Main 2018 S 50 51 Text des Essays Der Frauen Natur und Recht abgerufen am 11 November 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Frauen Natur und Recht amp oldid 216892320