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Das Schloss Durande ist eine Novelle von Joseph von Eichendorff die im Winter 1835 1836 entstanden zur Herbstmesse 1836 in dem Almanach Urania im Verlag F A Brockhaus in Leipzig erschien Joseph von EichendorffDer Jager Renald geht gewaltsam gegen die Beziehung seiner Schwester mit dem jungen Grafen von Durande vor und kommt dabei um Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Interpretationen 3 Entstehungsgeschichte 4 Rezeption 5 Vertonung 6 Weblinks 7 Literatur 7 1 Zitierte Textausgabe 8 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenSchloss Durande bei Marseille um 1789 Nachdem der junge Jager Renald Dubois annehmen muss seine Schwester Gabriele sei mit dem jungen Grafen Hippolyt von Durande nach Paris durchgebrannt bittet er seinen Herrn Graf Durande um kurzen Urlaub zu einer Reise nach Paris In Paris angekommen stellt Renald den jungen Grafen Durande zur Rede der aber angeblich nichts von Gabriele weiss Renald glaubt die Schwester werde gegen ihren Willen im Haus des Grafen festgehalten Er kampft um sein Recht die Schwester zu befreien und dringt fast zum Konig vor Der junge Durande im Gefolge des Herrschers lasst ihn daraufhin fur mehrere Monate ins Irrenhaus einsperren Er kann jedoch entfliehen und schlagt sich bis in die heimatliche Provence durch Daheim ist seine Stelle als Jager inzwischen von einem anderen besetzt Auch in Sudfrankreich wachst der revolutionare Aufruhr Der alte Graf Durande hat vorsorglich alles Pulver im Eckturm seines Schlosses zusammentragen lassen Vor dem Sturm auf Schloss Durande stirbt der alte Herr Der Sohn eilt aus Paris herbei Die Aufruhrer dringen ins Schloss ein Gabriele inzwischen auch wieder auf Schloss Durande hat sich so wie der junge Graf gekleidet um dem Geliebten die Flucht aus dem Schloss zu ermoglichen Beide werden von Kugeln todlich getroffen Renald der als Angreifer den jungen Schlossherrn und zu seinem eigenen Entsetzen auch die Schwester Gabriele auf dem Gewissen hat erfahrt noch von dem sterbenden Schlosswart Nicolo die Wahrheit Die Schwester war dem jungen Grafen nachgelaufen und hatte sich im Pariser Palast als Gartnerbursche aufgehalten Auch der junge Graf habe Gabriele geliebt Renald steckt daraufhin das Schloss Durande an Als die Flammen den Eckturm mit dem Pulver erreichen sturzt alles in einer Explosion zusammen Interpretationen BearbeitenNach Goethe durfe ein Prosatext keine Moral predigen 1 Eichendorff beschliesst seine Novelle mit dem Appell Du aber hute dich das wilde Tier zu wecken in der Brust dass es nicht plotzlich ausbricht und dich selbst zerreisst 2 Somit verstosst er gegen diese Maxime Jedoch erweist sich Eichendorff nach Kangnikoe Adama durch diese Moral als Esprit eclaire de son temps 3 Die Novelle stellt die Klassenunterschiede im vorrevolutionaren Frankreich anhand des privaten Konfliktes zwischen einem Adligen dem jungen Grafen Durande auf der einen Seite und seinem Gegenspieler Renald beziehungsweise dessen Schwester Gabriele auf der anderen Seite dar Die Liebe zwischen dem Grafen Durande und der burgerlichen Gabriele ist unstandesgemass und daher in ihrer gesellschaftlichen Realitat von vornherein zum Scheitern verurteilt 4 Eichendorff steht als Adeliger auf der Seite des jungen Grafen Durande Die Gegenpartei also die Angreifer auf das Schloss sind Renald ausgenommen plunderndes 5 Gesindel 6 Gleichwohl ist der Novelle einiges an Adelskritik immanent 7 Dabei steht die Person des alten Grafen Durande fur jenen Teil des Adels der an uberlebten aristokratischen Prinzipien festhalt und jegliche Beziehung zum Volk verloren hat Laut Manfred Hackel stunde dessen Tod am Vorabend der revolutionaren Auseinandersetzung symbolisch fur die Suhne seine r Schuld in der sich zugleich das Versagen des herkommlichen Adels abzeichnet Die Figur des jungen Grafen ist vom Autor mit Sympathie gezeichnet worden Er zeichnet sich durch eine ritterliche Haltung aus und hat die Beziehung zum einfachen Volk nicht verloren Gleichwohl sieht auch er sich in einer dem Volke uberlegenen Stellung und dieses ihm gegenuber als Bittsteller etwa als er sagt Ich hab nichts mit dem Volk ich tat ihnen nichts als Gutes wollen sie noch Besseres sie sollen s ehrlich fordern ich gab s ihnen gern abschrecken aber lass ich mir keine Handbreit meines alten Grund und Bodens Trotz gegen Trotz An dieser Stelle kann sich der Gutsbesitzerssohn Eichendorff mit dem jungen Grafen identifizieren und seine eigene aristokratische Haltung wird sichtbar 8 Fur den jungen Grafen und Gabriele ist die Uberschreitung der Standesgrenzen personlich kein Problem Doch in der absolutistischen Gesellschaft in der sie leben ist die Durchbrechung der Standesschranken nicht moglich Die Vereinigung der beiden Liebenden findet erst im gemeinsamen Tod statt Entstehungsgeschichte BearbeitenDer Leipziger Buchhandler F A Brockhaus wandte sich an Eichendorff am 19 Oktober 1835 mit der Bitte einen Beitrag zum Brockhausschen Taschenbuch beizusteuern falls sich ein gunstiger Stoff zur Bearbeitung in Form einer Novelle anbote deren Veroffentlichung in einem Taschenbuche angemessen erscheint Es ware ihm hochst angenehm einen Beitrag Eichendorffs in seiner Urania zu wissen welcher mir die Ehre einer Geschaftsverbindung mit Euer Hochwohlgeboren verschaffte Eichendorff willigte ein so dass Das Schloss Durande 1836 in der Urania Taschenbuch fur das Jahr 1837 erscheinen konnte 9 Rezeption BearbeitenZeitgenossen Am 3 November 1836 in der Zeitschrift Phonix 10 Frankfurt am Main Seine Eichendorffs Figuren jagen wie Schattenbilder uber die Scene Am 15 November 1836 in den Blattern fur literarische Unterhaltung 11 Leipzig Liebe Leben Tod Sprache Charakteristik Alles ist seltsam und in seiner Seltsamkeit poetisch Philipp von Leitner Berlin am 16 November 1836 in Literarische und Kritische Blatter der Borsen Halle 12 Hamburg Wir horen hier wieder einmal die Walder rauschen die Quellen sprechen Nachtigallen singen O L B Wolff lobt im Dezember 1836 in der Jenaischen Allgemeinen Literatur Zeitung 13 die reiche Ausstattung des gesammten Gemaldes und hebt das Verhaltnis der Protagonisten zu dem Ganzen besonders hervor In seinem Verriss vom 15 April 1837 in dem Blatt Westfalen und Rheinland 14 wirft Arnold Mundt den Verfasser in einen Topf mit Jean Paul Diese Autoren hatten sich spaterhin unbewusst selbst kopiert Franzosische Revolution Schillbach und Schultz 15 sehen die Novelle anno 1993 als Warnung des Autors Nach dem Hambacher Fest in der Folge der franzosischen Julirevolution von 1830 musse so meine Eichendorff der Ruf der Liberalen nach Freiheit und Gleichheit unterdruckt werden Gemass Helmut Koopmann 16 erkannte Eichendorff als tiefere Ursache der Franzosischen Revolution die Emanzipation des Verstandes 17 Obwohl Eichendorff die Franzosische Revolution nicht gutheissen konnte habe er sie doch als begreifliche Folge staatlichen Unrechts gesehen 18 Dreiecksbeziehung Renalds Beziehung zur Schwester Gabriele konne als inzestuos verstanden werden Renalds Missverstehen der Beziehung von Gabriele zum jungen Grafen 19 und Gabrieles Geschlechterwechsel losten das todliche Ende aus 20 Nach Schulz 21 wird die kunstlerische Geschlossenheit der Novelle nicht durch das Revolutionsgeschehen erreicht sondern den Liebeskonflikt Die drei Protagonisten scheiterten hauptsachlich an sich selbst Vorbilder In manchen neueren Untersuchungen wird die Novelle als Variante des Michael Kohlhaas gesehen 20 22 23 Otto Eberhardt entdeckte auch eine Verbindung zwischen Renald und Uhland In jungen Jahren habe Eichendorff Klara du Plessis und Klairant gelesen und sich spater darauf besonnen 24 Vertonung BearbeitenAls Auftragsarbeit der Berliner Staatsoper wurde die gleichnamige Oper von Othmar Schoeck wurde am 1 April 1943 an der Staatsoper Unter den Linden uraufgefuhrt Hermann Burte schrieb das Libretto nach Eichendorff Es sangen Peter Anders Maria Cebotari Willi Domgraf Fassbaender Josef Greindl Marta Fuchs und Gerhard Husch Im Jahr 2018 fand die konzertante Auffuhrung einer uberarbeiteten Fassung der Oper statt bei welcher das kompromittierte Werk und insbesondere die Schwierigkeiten des Librettos von Hermann Burte durch ein Natinonalfondsprojekt an der Hochschule der Kunste Bern dekontaminiert wurden wie der Rezensent der Neuen Zurcher Zeitung in einem Essay schreibt 25 Die erste Inszenierung dieser neuen Fassung fand im Meininger Staatstheater 2019 statt 26 Weblinks BearbeitenDer Text bei Zeno org Das Schloss Durande im Projekt Gutenberg DELiteratur BearbeitenAnsgar Hillach Klaus Dieter Krabiel Eichendorff Kommentar Band I Zu den Dichtungen Winkler Munchen 1971 Helmut Koopmann Joseph von Eichendorff S 505 531 in Benno von Wiese Hrsg Deutsche Dichter der Romantik Ihr Leben und Werk Schmidt Berlin 1983 2 Aufl ISBN 3 503 01664 3 Paul Michael Lutzeler Hrsg Achim von Arnim Hollin s Liebeleben Grafin Dolores Bd 1 in Roswitha Burwick Hrsg Jurgen Knaack Hrsg Paul Michael Lutzeler Hrsg Renate Moering Hrsg Ulfert Ricklefs Hrsg Hermann F Weiss Hrsg Achim von Arnim Werke in sechs Banden Deutscher Klassiker Verlag Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 618 60010 0 Gerhard Schulz Die deutsche Literatur zwischen Franzosischer Revolution und Restauration Teil 2 Das Zeitalter der Napoleonischen Kriege und der Restauration 1806 1830 Munchen 1989 ISBN 3 406 09399 X Gunther Schiwy Eichendorff Der Dichter in seiner Zeit Eine Biographie Beck Munchen 2000 ISBN 3 406 46673 7 Otto Eberhardt Eichendorffs Erzahlungen Das Schloss Durande und Die Entfuhrung als Beitrage zur Literaturkritik Konigshausen und Neumann Wurzburg 2004 ISBN 3 8260 2747 7 Zitierte Textausgabe Bearbeiten Das Schloss Durande Novelle S 421 465 in Brigitte Schillbach Hrsg Hartwig Schultz Hrsg Dichter und ihre Gesellen Erzahlungen II in Wolfgang Fruhwald Hrsg Brigitte Schillbach Hrsg Hartwig Schultz Hrsg Joseph von Eichendorff Werke in funf Banden Band 3 Deutscher Klassiker Verlag Frankfurt am Main 1993 ISBN 3 618 60130 1Einzelnachweise BearbeitenQuelle meint die zitierte Textausgabe Lutzeler im Kommentar S 757 11 Z v u Quelle S 465 12 Z v o Kangnikoe Adama Joseph von Eichendorff Le Chateau Durande eine Ubersetzung Les Editions du Flamboyant et Communications Cotonou Februar 2022 S 3 Manfred Hackel Einleitung in Eichendorffs Werke in einem Band Aufbau Verlag Berlin und Weimar 2 Auflage 1969 S XXI ff Quelle S 457 21 Z v o Quelle S 459 27 Z v o und 33 Z v o Manfred Hackel Einleitung in Eichendorffs Werke in einem Band Aufbau Verlag Berlin und Weimar 2 Auflage 1969 S XXII f Manfred Hackel Einleitung in Eichendorffs Werke in einem Band Aufbau Verlag Berlin und Weimar 2 Auflage 1969 S XXIII Eichendorffs Werke in einem Band Aufbau Verlag Berlin und Weimar 2 Auflage 1969 S 335 zitiert in der Quelle S 831 12 Z v u zitiert in der Quelle S 832 16 Z v o zitiert in der Quelle S 833 13 Z v u zitiert in der Quelle S 834 15 Z v o zitiert in der Quelle S 835 16 Z v o Quelle S 822 823 Kapitel Aspekte der Deutung Helmut Koopmann Freiheitssonne und Revolutionsgewitter Reflexe der Franzosischen Revolution im literarischen Deutschland zwischen 1789 und 1840 Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte Bd 50 Niemeyer Tubingen 1989 ISBN 3 484 32050 8 Kapitel VI Der Zweifel als morderisches Prinzip und das Raubtier Revolution S 143 170 hier S 165 Vgl Hillach und Krabiel S 159 20 Z v o Hillach und Krabiel S 159 7 Z v u Schiwy S 546 oben Koopmann S 523 13 Z v o a b Kremer S 187 16 Z v o Schulz S 499 oben Hillach und Krabiel S 158 2 Z v u Schiwy S 546 13 Z v o Schulz S 499 8 Z v o Thomas Gartmann Wie befreit man eine Oper vom Gedankengut der Nazis NZZ 29 Mai 2018 Schlossbesichtigung trotz Einsturzgefahr Concerti abgerufen am 25 September 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Schloss Durande amp oldid 237644937