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Das Madchen mit den Goldaugen Originaltitel La Fille aux yeux d or ist die dritte Erzahlung der Trilogie Die Geschichte der Dreizehn innerhalb der Menschlichen Komodie von Honore de Balzac Der Text erschien erstmals im Marz 1834 und Mai 1835 in den Szenen aus dem Pariser Leben Originaltitel Scenes de la vie parisienne 1 Inhaltsverzeichnis 1 Kurzbeschreibung 2 Inhalt 3 Textanalyse 3 1 Themen 3 2 Figuren 4 Rezeption 5 Filmadaption 6 Deutschsprachige Textausgaben Auswahl 7 Literatur Auswahl 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseKurzbeschreibung BearbeitenEin mussiggangerischer Schonling begegnet bei seinen Spaziergangen wiederholt einer ihm anfangs unbekannten attraktiven jungen Frau dem Madchen mit den goldenen Augen Fur den gelangweilten Schonling ist die Eroberung dieser jungen Frau nur eine weitere Herausforderung Durch einen Wink jener jungen Frau erhalt der Schonling einen Ansatz ihr nachzuforschen will sie verfuhren doch wird seinerseits Objekt sexueller Begierde der jungen Frau die ihm zwolf Tage Zeit fur die Affare gibt und bei deren Befriedigung der Schonling sich anfangs als Frau verkleiden muss wodurch der Schonling sich im Nachhinein gedemutigt fuhlt Noch gedemutigter fuhlt er sich als die junge Frau wahrend des Hohepunkts eines spateren Geschlechtsverkehrs deutlich macht dass ihr Begehren einer weibischen oder weiblichen Person gilt Als der gedemutigte Schonling mit Hilfe des Geheimbunds der Dreizehn seine sorgfaltig geplante Rache an der jungen Frau umsetzen will findet er die junge Frau erstochen vor von deren extrem eifersuchtiger Partnerin in der der Schonling seine ihm bislang unbekannte ihm aber sehr ahnliche Halbschwester erkennt Inhalt BearbeitenDer mussiggangerische Schurzenjager und Adonis 2 Henri de Marsay spaziert wiederholt im Tuilerien Park um eine anonyme Schonheit wiederzusehen trifft dabei auf seinen Freund Paul de Manerville mit dem zusammen er die anonyme Schonheit verfolgt die in Gesellschaft ihrer Anstandsdame gleichfalls im Park lustwandelt 3 Als die anonyme Schonheit bei der er sich um die geheimnisvoll unnahbare Paquita Valdes handelt mit ihrer Anstandsdame in ein Coupe steigt winkt sie unbemerkt von ihrer Anstandsdame den beiden Verfolgern mit ihrem Taschentuch was Henri vor aller Augen bedeuten sollte Folgen Sie mir 4 Henri verabschiedet sich von Paul nimmt sich eine Droschke um das Coupe zu verfolgen bis jenes in ein Palais einfahrt 4 Anschliessend beauftragt Henri seinen Kammerdiener mit Erkundigungen der daraufhin einen Brieftrager besticht und die Sicherheitsmassnahmen des Palais erlautert sowie einen von vielen aus London abgesendeten Briefen mit der Bemerkung hier steht der Name Ihres Wildes ausgehandigt bekommt 5 Da das Palais dem Marquis von San Real gehort schliesst Henri aus diesen Erkenntnissen dass es sich bei Paquita der Adressatin des Briefes um die Geliebte des Marquis von San Real handeln musse Nur ein alter spanischer Leichnam von achtzig Jahren ist fahig solche Vorsichtsmassnahmen zu treffen 6 Henri entwickelt den Plan uber den korrupten Brieftrager an einen der an Paquita adressierten Briefe aus London zu gelangen diesen zu offnen ein Liebesbriefchen darin zu verstecken den Londoner Brief erneut zu versiegeln und so Paquita unbemerkt eine Botschaft zukommen zu lassen 7 Er ist gezwungen diesen Plan umzusetzen nachdem die Anstandsdame im Park einen Blick zwischen dem ihrer Obhut anvertrauten Madchen und Henri aufgefangen hatte und Paquita daher das Palais San Real nicht mehr verlassen darf 8 In dem Liebesbriefchen legt Henri Paquita einen Plan fur eine Ruckantwort dar den Paquita aber nicht umsetzt Stattdessen taucht wahrend Henri und Paul in Henris Wohnung fruhstucken Paquitas Diener Christemio bei den beiden auf zusammen mit einem bezahlten Dolmetscher 9 Christemio fordert Henri auf am Folgeabend bei einem bestimmten Cafe zu erscheinen Dort werdet Ihr einen Wagen sehen in den Ihr einsteigt 10 Henri erscheint zu dem Termin steigt in den Wagen Henri wurde so geschwind durch Paris getragen seine Gedanken liessen ihn so wenig die Fahigkeit den Strassen durch die sie fuhren Aufmerksamkeit zu schenken dass ihm nicht klar wurde wo der Wagen hielt 11 Christemio fuhrt Henri ins Innere einer feuchten Ubelkeit erregenden lichtlosen Wohnung deren Salon Henri an den Salon eines verrufenen Hauses erinnert derselbe Anspruch auf Eleganz und dieselbe Ansammlung von geschmacklosen Dingen von Staub und Schmutz 11 Dort trifft Henri Paquita in einem aufreizenden Morgenmantel 12 aber auch deren Mutter die einzige Frau auf die ich mich verlassen kann obgleich sie mich bereits verkauft hat so Paquita 13 In der Unterredung zwischen Paquita und Henri sagt Paquita dass beide nur zwolf Tage fur uns hatten in denen der Marquis und die Marquise von San Real abwesend seien 13 Wie eine gleicherweise von Gewissensbissen wie von Leidenschaft bedruckte Frau schien Paquita von etwas in Anspruch genommen das nicht er Henri de Marsay war Vielleicht trug sie im Herzen eine andere Liebe die sie bald vergass bald sich zuruckrief De Marsays Bewunderung wurde zur heimlichen Raserei und er droht Paquita Wenn du nicht mir allein gehoren solltest werde ich dich toten 14 In seiner aufbrandenden Liebesraserei sagt Henri Paquita tausend Unsinnigkeiten mit der Geschwindigkeit eines Sturzbaches und Paquita flustert von ihm ungehort Es ist dieselbe Stimme Und dasselbe Feuer 15 Henri fordert von ihr sie solle heute abend mein sein doch Paquita behauptet sie habe ihrer daheim weilenden Anstandsdame zu wenig Betaubungsmittel verabreicht konne daher nicht bleiben und Christemio wurde Henri in zwei Tagen erneut vom Cafe abholen 15 Als Henri zu dem Termin erscheint muss er sich von Christemio die Augen verbinden lassen 16 Der Sicht beraubt fahrt Henri in einem Wagen davon wird kurz vor dem Ziel nicht gefuhrt sondern getragen landet in einem haremsartig ausgekleideten Boudoir mit einem turkischen Diwan indischem Musselin und der Teppich glich mit seinem Muster einem orientalischem Schal und liess an die Poesien Persiens denken 17 Dort kniet Paquita mit einem weissen Morgenmantel mit nackten Fussen mit Orangenbluten in ihrem schwarzen Haar vor Henri ihn anbetend wie den Gott dieses Tempels 18 Zweifach fragt sie ihn Willst du mir gefallen 19 er bejaht dieses Frohlich holte Paquita aus einem der Mobel eine rote Samtrobe in die sie de Marsay kleidete dann setzte sie ihm eine Haube auf und wand ihm einen Schal um 20 Nach dieser Travestie kommt es zum Geschlechtsverkehr Aber seltsam Wenn das Madchen mit den Goldaugen auch Jungfrau war unschuldig war sie gewiss nicht 20 Nach dem Sex kehrt Henri in sein altes Leben zuruck doch besitzt er als ein Mann der sich mit Lust ubersattigt hat eine Neigung zum Vergessen eine gewisse Undankbarkeit 21 ist ermattet durch das Gluck und dieser kostlichen Melancholie des Korpers hingegeben 22 verschwindet tagelang auch aus dem Blickfeld seines Freundes Paul 23 Dann aber kommt ihm aufgrund der merkwurdigen Umstande des Sexualakts der Gedanke nicht er habe Paquita als Sexualobjekt genutzt sondern sie ihn Wenn seine Vermutungen zutrafen war er im Innersten seines Wesens groblich beleidigt worden Schon allein der Verdacht versetzte ihn in Wut er brach in das Gebrull eines Tigers aus was Paul sehr verwundert woraufhin Henri fragt Was willst du Die Wollust fuhrt zur Grausamkeit Warum Ich weiss es nicht und bin auch nicht neugierig genug den Grund dafur zu suchen 24 Aufgebracht gegen Paquita geht Henri zum nachsten Rendezvous lasst sich wieder die Augen verbinden wieder fahren konzentriert seine Aufmerksamkeit und seinen Verstand darauf zu erraten durch welche Strassen der Wagen fuhr ist uberzeugt dass man ihn zum Palais San Real fahrt wo man Henri wie gehabt in Paquitas Boudoir tragt Paquita nimmt Henri die Binde ab bleich und verandert 25 weil Todesgefahr drohe und sie beide Paris verlassen mussten doch Henri will nicht Ich bin nicht frei ich bin durch Eid an das Geschick von Menschen gebunden die mir ergeben sind so wie ich ihnen 26 Dennoch zeigt sich Henri durch Paquita geruhrt Die Hoffnung endlich das Idealwesen zu besitzen entzuckte de Marsay der zum erstenmal nach langer Zeit sein Herz erschloss Seine Nerven entspannten sich seine Kalte zerschmolz im Dunstkreis dieser gluhenden Seele seine schneidenden Doktrinen verflogen 27 Doch inmitten eines weiteren Sexualakts kommt es fur Henri zu einem Dolchstoss in sein zum erstenmal gedemutigtes Herz Paquita die in kraftvoll emporgehoben hatte wie um ihn zu betrachten hatte ausgerufen Oh Mariquita Aufgrund dieses Wortes spanisch u a fur einen weibischen Mann und der beim vorherigen Rendezvous vorgenommenen Travestie brullt Henri nun wisse er woran er noch zweifeln wollte 28 Henri fuhlt sich von dem sussesten Triumph entthront der seine mannliche Eitelkeit je erhoht hatte Die Hoffnung die Liebe und uberhaupt alle Gefuhle hatten sich bei ihm ubersteigert alles in seinem Herzen und in seinem Geist hatte geflammt dann waren diese Flammen entzundet um sein Leben zu erhellen durch einen kalten Wind ausgeblasen worden 29 Henri mochte Paquita mit seiner Krawatte erdrosseln doch Paquita kann nach Christemio lauten der sich auf Henri wirft 28 was Henri nicht nur aufgrund von Christemios korperlicher Uberlegenheit duldet Uberdies hatte er trotz seiner zornigen Aufwallung bereits uberlegt dass es nicht klug ware sich der Gerichtsbarkeit auszusetzen indem er dieses Madchen unversehens totete ohne den Mord auf eine Weise vorbereitet zu haben die ihm Straflosigkeit zusicherte 30 Ohne Mordtat verlasst Henri also den Palais San Real taucht unter ohne dass jemand zu erfahren vermochte was er in dieser Zeit machte und an welchem Ort er sich aufhielt Diese Zuruckgezogenheit rettete ihn vor der Wut des Mulatten Christemio und fuhrte den Untergang jenes armen Geschopfes Paquita herbei das seine ganze Hoffnung in ihn gesetzt hatte den es liebte 31 und der durch Eid an das Geschick von Menschen gebunden die mir ergeben sind so wie ich ihnen 26 eines Nachts gegen 11 Uhr am Palais San Real mit drei dieser Eidgenossen auftaucht darunter deren Oberhaupt Ferragus 32 Vorerst aber nimmt Henri den Weg zu Paquita allein und wird Zeuge wie sie just ihr Leben aushaucht Der vom Dolch ihres Henkers zerstuckelte Korper sprach davon mit welcher Erbitterung sie ihr Leben verteidigt hatte gegen ihren weiblichen Henker die Marquise von San Real die Henri zunachst nicht wahrnimmt sondern sich gegenuber der Toten rechtfertigt Fur das Jungfern Blut das du ihm geopfert hast schuldest du mir all deines 33 Als die Marquise von San Real Henri schliesslich wahrnimmt will sie sich mit dem Dolch auch auf ihn sturzen stutzt dann aber Eine ungeheure Besturzung liess beiden das Blut in den Adern gefrieren und sie zitterten auf den Beinen wie erschreckte Pferde In der Tat hatten Zwillinge einander nicht ahnlicher sein konnen Wie aus einem Mund fragen sie einander ob der Vater des jeweils anderen Lord Dudley sei bestatigen das einander und erkennen sich so als Halbgeschwister 34 Die Marquise bereut ihre Mordtat mit den Worten Paquita sei so wenig schuldig wie es moglich ist dank der Travestie hat Paquita mit einem Ebenbild der Marquise Geschlechtsverkehr gehabt und Henri konstatiert uber Paquita Sie war dem Blute treu das Schweigen der herbeikommenden Mutter Paquitas erkauft sich die Marquise mit Geld 34 Einen weiteren Belastungszeugen gibt es laut der Marquise nicht denn Christemio ist tot 35 Der Eifersuchtsmord der Marquise an Paquita wird somit nicht geahndet Die Justiz kommt in dieser Gesellschaftssphare gar nicht erst ins Spiel Fur den Helden der Geschichte fur de Marsay bleibt Paquita ein gut bestandenes Abenteuer 36 Textanalyse BearbeitenBei Das Madchen mit den Goldaugen handelt es sich um einen auktorial erzahlten Kurzroman der teilweise auch als Erzahlung bezeichnet wird Ort der Handlung ist Paris Die erzahlte Zeit beginnt Mitte April 1815 37 und nimmt etwas mehr als 12 Tage in Anspruch 13 Der eigentlichen Handlung vorangestellt ist ein essayartiger Text in dem Balzac Autor der Menschlichen Komodie mit Bezug auf Dante und die Gottliche Komodie die Pariser Gesellschaft in Spharen einteilt wie Dante die Holle in Hollenkreise Hier also forscht er den Bedingungen nach die das Leben zur Holle machen Paris konne mit der Holle nicht nur verglichen werden Paris sei die Holle das schrecklichste menschenunwurdigste was sich die Phantasie vorstellen kann Diese Holle wird von zwei sehr irdischen Triebkraften in Bewegung gehalten vom Gold und vom Vergnugen Das Gold verkorpert Geld und Kapital das Vergnugen legitime Bedurfnisse die durch den falschen Gebrauch des Goldes pervertiert werden Gesellschaft und Ruhm Geld und Kunst stehen in unversohnlichem Gegensatz In dieser Gesellschafts Ordnung wird alles Menschliche zerstort 38 Themen Bearbeiten Im Rahmen der Sittengeschichten der Menschlichen Komodie ragen in Das Madchen mit den Goldaugen zwei thematische Aspekte besonders hervor das Sozial Panorama das in der Manier von Dantes Inferno gestaltet ist zu Beginn von Das Madchen mit den Goldaugen steht und rund ein Funftel der Gesamterzahlung ausmacht 39 die Spielarten der Liebe wobei das Thema der lesbischen Liebe aufgegriffen und Stilmittel des schwarzen Romans verwandt werden 40 Beim Thema Liebe stehen wiederum zwei Unteraspekte nebeneinander die bedingungslose Liebe Paquitas bislang wurde ich nur geliebt liebte aber nicht Ich werde mich um deinetwillen von allem trennen fuhre mich fort Wenn du willst nimm mich als Spielzeug aber lass mich bei dir sein bis du mich zerbrichst 41 das besinnungslose Begehren Henris das aber in etwas anderes umzuschlagen droht Henris Freund Paul spricht Henri gegenuber jenes Andere an Henri in dir muss etwas Ungewohnliches vorgehen das merkt man trotz deiner aktiven Diskretion 42 Unbeeindruckt von dieser Andeutung aber lasst Henri das Streben nach sexueller Erfullung in ein Streben nach Gewalt umschlagen sobald Henri seine Beziehungsunfahigkeit in Gefahr geraten sieht und eine Partnerschaft droht Henri will sich lieber Paquitas entledigen als durch Paquita ent ledigt zu werden Nicht nur Eifersucht also ist es die Henri zu einer Mordtat an Paquita entschlossen macht denn schon zuvor bekennt er Wollust fuhrt zur Grausamkeit obgleich er nicht wisse warum 24 Zwar wird auch Paquita ebenso wie Clemence Desmarets und Antoinette de Langeais in den beiden anderen Teilen der Trilogie durch Geld und Macht in einem vergoldetem Kafig gehalten doch anders als in den beiden anderen Episoden von Die Geschichte der Dreizehn spielt das biologische Geschlecht des Partners keine Rolle In Das Madchen mit den Goldaugen ist es eine Frau die eine andere Frau unterdruckt um sie unter Kontrolle zu behalten Figuren Bearbeiten HauptfigurHenri de Marsay Dieser mussiggangerische Adonis 2 hat dichtes schwarzes Haar und blaue Augen eine zarte Madchenhaut sowie einen schlanken aristokratischen Wuchs und sehr schone Hande 43 Henri wurde 1792 geboren 44 und ist biologischer Sohn eines gewissen Lord Dudley der Henris Mutter nach Henris Geburt mit einem alten Edelmann Monsieur de Marsay vermahlte 2 was dem alten Marsay durch hundertausend Francs versusst wurde von denen spater Henri zehrt 45 Der alte Marsay lernte seine Gattin zwar nie personlich kennen 45 kummerte sich aber um Henri derweil Henris Mutter nach dem Tod des alten Marsay erneut heiratete und sich anschliessend ebenso wenig um Henri kummerte wie zuvor und ebenso wenig wie Lord Dudley es tat 45 Stattdessen zog erst die Schwester des alten Marsay Henri gross anschliessend tat es ein Abbe Dieser lasterhafte aber weltkluge unglaubige aber gelehrte falsche aber liebenswurdige scheinbar schwache aber an Kopf wie Korper so robuste Priester brachte es dank dieser Fahigkeiten bis zum Bischof lehrte das Kind in drei Jahren was es auf dem Gymnasium in zehn Jahren gelernt hatte starb 1812 mit der Befriedigung einen Knaben unterm Himmel zuruckgelassen zu haben dessen Herz und Geist mit sechzehn Jahren so wohlgebildet waren dass er einen vierzigjahrigen Mann ubers Ohr hauen konnte 46 Somit glaubt Henri de Marsay weder an die Manner noch an die Frauen weder an Gott noch an den Teufel Die launische Natur hatte begonnen ihn damit zu begaben ein Priester hatte das Werk vollendet 47 Fur den misogynen Marsay sind Frauen laut eigener Aussage eine Lappalie eine Anhaufung von Nichtigkeiten 48 leichte Beute fur den gutaussehenden geistreichen Henri de Marsay der sich selten eine Ironie versagte 23 diesen ausserlich so attraktiven Stutzer Doch weil de Marsay so leicht siegte mussten ihn seine Siege langweilen folglich langweilte er sich seit ungefahr zwei Jahren sehr Eine standige Ubersattigung hatte das Gefuhl der Liebe in seinem Herzen geschwacht Wie die Greise und die Blasierten kannte er nur mehr extravagante Launen verderbliche Neigungen Begierden 49 und verbirgt etwaige tatsachliche Gefuhle was er seinem Freund Paul gegenuber so ausdruckt Eines Tages wirst du wissen Paul wie amusant es ist die Welt zum besten zu haben indem man ihr das Geheimnis unserer Zuneigungen vorenthalt Nun kein Mensch weiss wen ich liebe noch was ich will Vielleicht wird man spater erfahren wen ich geliebt was ich gewollt habe so wie man vor vollendeten Tatsachen steht aber mir in die Karten sehen lassen Schwache Torheit 50 Durch seine kontinuierlichen Erfolge bei den Frauen unerschrocken 29 und versehen mit dem Mut eines Lowen und die Geschicklichkeit eines Affen 47 macht der vergnugungssuchtige Henri de Marsay sich rucksichtslos an die geheimnisvoll sinnliche Paquita heran Obwohl de Marsay keine Liebe mehr empfinden kann reizt ihn das Madchen mit den Goldaugen 51 Als Henri sich wider Erwarten und ohne es sich einzugestehen verliebt doch meint dass Paquita eine andere Person ihm gegenuber bevorzugt und er ebenso benutzt worden ist wie er selbst bisher die Frauen benutzte bahnt sich die Katastrophe an Henri war ausserstande zu verzeihen Das Verzeihenkonnen das gewiss zu den Zierden der Seele gehort war fur ihn ein Unding 29 NebenfigurenPaquita Valdes Sie ist die Titelfigur das Madchen mit den Goldaugen denn die Kronung ihrer ausserordentlichen Schonheit sind zwei gelbe Augen Tigeraugen ein Goldgelb das leuchtet lebendiges Gold ein Gold das denkt ein Gold das liebt und dir unbedingt in den Beutel will 52 Unter den zahlreichen Reizen streicht der Text Paquitas herrliche Drehung des Halses 3 heraus sowie jene wohlangesetzten winzigen geschwungenen Fusse die den lusternen Vorstellungen so viele Reize bieten 4 Mit etwa 22 Jahren 52 ist Paquita ungefahr genauso alt wie Henri de Marsay jedoch wie ein armes Tier an seinen Pflock gefesselt es wundert mich dass ich eine Brucke uber den Abgrund schlagen konnte der uns trennt 24 so Paquita zu Henri Seit meinem zwolften Lebensjahr bin ich eingesperrt ohne jemand gesehen zu haben Ich kann weder lesen noch schreiben ich spreche nur englisch und spanisch 53 Christemio Er ist der Mann von Paquitas Amme betet Paquita laut deren Worten an und wurde auf der Folter fur mich sterben ohne dass man ihm ein Wort gegen mich entreissen konnte 15 Dieser treue Diener Paquitas wird im Text als Mulatte oder Maure bezeichnet ist also dunkelhautig Seine schwarzen Augen hatten die Starrheit von Raubvogelaugen und waren wie die eines Geiers von einem wimpernlosen blaulichen Hautchen eingefasst 54 Paul de Manerville Dieser Leichtfuss aus der Provinz 55 ist nach eigener selbstironischer Ansicht mittelmassig genug alles zu erreichen 50 und kann sich laut Balzac somit in die grosse illustre und machtige Familie der Hohlkopfe einreihen die emporkommen Eines Tages sollte er Abgeordneter sein 56 Paul legt grossen Wert darauf geistreich uber seine Pferde und seinen Pyrenaenhund plaudern zu konnen 55 dient seinem Freund Henri de Marsay mal als Echokammer mal als Anlass zur Selbstreflexion Die falsche oder echte Freundschaft war eine gesellschaftliche Frage fur Paul de Manerville der sich seinerseits fur stark genug hielt seinen Busenfreund auf seine Weise auszunutzen Er lebte im Abglanz seines Freundes stellte sich standig unter dessen Schirm zog sich gewissermassen dessen Schuhe an und vergoldete sich mit dessen Strahlen 57 Paquitas Mutter Paquitas Mutter wurde in Georgien als Sklavin gekauft wegen ihrer ungewohnlichen Schonheit von der freilich jetzt wenig ubrig ist Sie spricht nur ihre Muttersprache 13 hat einst ihre eigene Tochter gegen Geld weggegeben so wie sie selbst als Sklavin verkauft worden ist und nimmt am Ende der Geschichte Geld um die Ermordung ihrer Tochter zu verschweigen Zuvor aber kann es von dieser abgelebten alten Mumie 58 gehemmt nicht bereits beim ersten Treffen also ausserhalb des Palais San Real zu Intimitaten zwischen Henri de Marsay und Paquita kommen Die Mutter besass in hochstem Grade die steife Wurde wilder Volksstamme die statuenhafte Gelassenheit an der die Beobachtung scheitert 59 und die Henri irritiert Paquitas Mutter ist so undurchschaubar wie Henri sein mochte und sie sieht ebenso wie er Menschen nur als Verfugungsmasse an Euphemie von San Real Ebenso wie Henri de Marsay ist Euphemie ein biologisches Kind von Lord Dudley anders als Henri aber Kind einer Spanierin Beide Halbgeschwister wissen bis zum Finale der Geschichte nichts voneinander Euphemie wurde aufgezogen in Havanna zuruckgebracht nach Madrid mit den verderblichen Neigungen der Kolonien doch zum Gluck mit einem alten ungeheuer reichen spanischen Adligen vermahlt Don Hijos Marquis von San Real der seit der Besetzung Spaniens durch franzosische Truppen in Paris lebte 47 und zum Zeitpunkt der Handlung achtzig Jahre alt ist 60 Eine schone geschweifte Taille der schlanke Wuchs einer fur Kaperfahrten gebauten Korvette 61 zeichnen Euphemie laut Paul de Manerville aus der im Text behauptet Euphemie einmal in Begleitung Paquitas gesehen zu haben Schwarze Augen die nie geweint haben aber brennen schwarze Brauen die zusammengewachsen sind und ihr einen Ausdruck von Harte geben den das Faltchengeflecht ihrer Lippen Lugen straft gluhende und doch kuhle Lippen auf denen ein Kuss nicht verweilt ein maurischer Teint an dem sich ein Mann erhitzt wie an der Sonne Und uberhaupt Ehrenwort sie ahnelt dir behauptet Paul seinem Freund Henri gegenuber 61 Letztlich wird die lesbische Euphemie durch ihre besitzergreifende Eifersucht zu einem Mord veranlasst den sie sofort wieder bereut Henri findet in seiner Schwester der Liebhaberin seiner Geliebten eine Doppelgangerin die die Eindeutigkeit seines Geschlechtscharakters in Frage stellt 62 Rezeption BearbeitenAufgrund der dem Roman innewohnenden Kritik der patriarchalischen Ordnung 62 der Schilderung einer durch den Byronic Hero Henri de Marsay durchgefuhrten Travestie und der Andeutung einer durch Euphemie dominierten lesbischen Beziehung die ebenso von Leidenschaft erfullt ist wie die traditionelle Beziehung zwischen Mann und Frau und fur die Henri wahrend der Abwesenheit Euphemies nur als Ersatzbefriedigung herhalt gab sich ein Teil der offentlichen Kritik entrustet 36 Spater ruhmte Hugo von Hofmannsthal den poetischen Reiz des Textes mit den Worten Dies ist die herrliche nicht wieder zu vergessende Geschichte in der Wollust hervorwachst aus Geheimnis der Orient die schweren Augen aufschlagt mitten im schlaflosen Paris Abenteuer sich verschlingt mit Wirklichkeit die Blute der Seele aufbricht am Rande von Taumel und Tod Die Geschichte deren Anfang von der Hand Dantes sein konnte deren Ende aus Tausendundeiner Nacht und deren Ganzes von niemand auf der Welt als von dem der sie geschrieben hat 63 Filmadaption BearbeitenLa fille aux yeux d or Regie Jean Gabriel Albicocco 1961 64 Deutschsprachige Textausgaben Auswahl BearbeitenDas Madchen mit den Goldaugen In Geschichte der Dreizehn Die menschliche Komodie Band 7 Ubersetzung Ernst Hardt 2 Auflage Insel Verlag Frankfurt am Main 2016 ISBN 978 3 458 33607 5 S 333 425 Das Madchen mit den Goldaugen In Geschichte der Dreizehn Aufbau Verlag Berlin 1976 S 352 453 Das Madchen mit den Goldaugen In Geschichte der Dreizehn 3 Erzahlungen Ubersetzung Ernst Hardt Kiepenheuer Weimar 1985 S 329 420 Das Madchen mit den Goldaugen In Die menschliche Komodie Sittenstudien Szenen aus dem Pariser Leben Die Geschichte der Dreizehn Band 2 Ubersetzung Ernst Sander Goldmann Munchen 1970 S 161 242 Das Madchen mit den Goldaugen In Die Geschichte der Dreizehn Vater Goriot Oberst Chabert Die menschliche Komodie Band 6 Ubersetzung Ernst Hardt Insel Leipzig 1924 S 319 408 Der Madchen mit den Goldaugen In Geschichte der Dreizehn Ubersetzung Victor von Koczian Rowohlt Berlin 1924 S 377 485 Literatur Auswahl BearbeitenStephanie Boulard Double enquete sur La Fille aux yeux d or In Paroles Gelees UCLA French Studies Jg 20 Nr 2 2003 ISSN 1094 7264 S 36 45 pdf Victor Laurent Tremblay Demasquer La Fille aux yeux d or In Nineteenth century French studies Jg 19 Nr 1 1990 ISSN 0146 7891 S 72 82 pdf Weblinks BearbeitenFranzosisches Original auf Wikisource Englischsprachige Ubersetzung von Ellen Marriage 1865 1946 auf WikisourceEinzelnachweise Bearbeiten Fritz Georg Voigt Nachwort In Honore de Balzac Geschichte der Dreizehn Aufbau Verlag Berlin 1976 S 455 466 Hier S 460 461 a b c Honore de Balzac Das Madchen mit den Goldaugen In Geschichte der Dreizehn Aufbau Verlag Berlin 1976 S 167 351 Hier S 374 a b Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 390 a b c Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 391 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 393 394 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 396 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 401 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 403 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 404 405 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 407 a b Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 409 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 410 a b c d Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 413 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 414 a b c Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 416 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 420 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 422 423 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 423 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 425 426 a b Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 427 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 428 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 429 a b Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 431 a b c Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 425 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 436 437 a b Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 438 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 441 a b Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 444 a b c Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 446 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 445 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 447 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 447 448 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 449 450 a b Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 451 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 452 a b Voigt Nachwort S 465 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 380 Voigt Nachwort S 461 463 Uber 21 der 101 Seiten in der Ausgabe des Aufbau Verlags 1976 Voigt Nachwort S 461 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 440 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 436 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 378 Ende 1814 zahlt er volle zweiundzwanzig Jahre Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 380 a b c Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 375 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 376 377 a b c Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 379 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 399 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 397 a b Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 433 Voigt Nachwort S 464 a b Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 388 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 439 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 405 a b Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 385 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 387 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 386 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 411 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 415 Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 395 a b Balzac Das Madchen mit den Goldaugen S 389 a b Lena Lindhoff Einfuhrung in die feministische Literaturtheorie 2 uberarbeitete Auflage Metzler Stuttgart 2003 ISBN 3 476 12285 9 S 84 Zitiert nach Voigt Nachwort S 465 Internet Movie Database Das Madchen mit den goldenen Augen In https www imdb com Abgerufen am 6 Juni 2023 V DLa Comedie humaineDie menschliche Komodie von Honore de Balzac 1799 1850 Scenes de la vie privee La Maison du chat qui pelote Le Bal de Sceaux Memoires de deux jeunes mariees La Bourse Modeste Mignon Un debut dans la vie Albert Savarus La Vendetta Une double famille La Paix du menage Madame Firmiani Etude de femme La Fausse Maitresse Une fille d Eve Le Message La Grenadiere La Femme abandonnee Honorine Beatrix Gobseck La Femme de trente ans Le Pere Goriot Le Colonel Chabert La Messe de l athee L Interdiction Le Contrat de mariage Autre etude de femme La Grande Breteche nbsp Scenes de la vie de province Ursule Mirouet Eugenie Grandet Pierrette Le Cure de Tours La Rabouilleuse L Illustre Gaudissart La Muse du departement La Vieille Fille Le Cabinet des Antiques 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