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Das Ladenschild des Kunsthandlers Gersaint franzosisch L Enseigne de Gersaint ist ein Gemalde des franzosischen Malers Antoine Watteau Das 163 308 cm grosse Bild entstand 1720 21 Es ist heute im Schloss Charlottenburg in Berlin zu besichtigen Antoine Watteau Das Ladenschild des Kunsthandlers Gersaint Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Das Gemalde 3 Das Format 4 Der Weg ins Schloss Charlottenburg 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenWenige Monate vor seinem Tod im Jahr 1721 malte Antoine Watteau in nur acht Tagen von den Ausmassen her sein grosstes Gemalde Das Ladenschild des Kunsthandlers Edme Gersaint Eine Ladenreklame normalerweise eine Aufgabe fur Dekorationsmaler ist das Hauptwerk eines Kunstlers der 1717 Mitglied der ehrwurdigen Pariser Akademie geworden war Das Bild war zwar fur jedermann sichtbar zugleich aber auch Wind und Wetter und damit der schnellen Verganglichkeit ausgesetzt Dank Gersaint selbst kennt man die Umstande unter denen Das Ladenschild gemalt wurde besonders gut Nach seiner Ruckkehr nach Paris kam er Watteau zu mir um mich zu fragen ob ich ihn bei mir aufnehmen und ihm erlauben wollte ein Gemalde zu machen das ich draussen aufhangen konnte um seine Finger aufzuwarmen das sind seine eigenen Worte ich hatte Bedenken ihm zuzusagen da ich ihn viel lieber mit etwas Soliderem beschaftigen wollte aber als ich sah dass sic ihm das Freude machen wurde stimmte ich zu Der Erfolg des Gemaldes ist bekannt das Ganze war nach dem Leben gemacht die Posen waren so wahrheitsgetreu und so naturlich 1 Das Gemalde BearbeitenDas Ladenschild zeigt das Innere einer Pariser Kunsthandlung welche von der Strasse aus gesehen wird und voller Kunden ist Das Bild ist in einem braunlichen Grundton komponiert wobei die beiden Frauengestalten die Farb Akzente setzen Es wird eine Alltagsszene mit zwolf Personen dargestellt Die Personengruppen im Geschaft sind friesartig nebeneinander angeordnet Sie konnen von links nach rechts gelesen werden denn dabei entwickeln sie nach Aussage des deutschen Kunsthistorikers Helmut Borsch Supan einen Gedanken des Malers der sich im Laufe der Bildbeschreibung zeigt Den Anfang macht die Szene mit dem Bildnis Ludwig XIV das in eine Transportkiste gepackt wird die mit dem davor liegenden Stroh ausgepolstert werden soll Ein Ladendiener der im Begriff ist das Bild in die Kiste zu legen sowie ein zweiter der einen Spiegel vorbeitragt und ein Lasttrager der darauf wartet die Kiste auf sein Tragegestell laden zu konnen schauen auf das Konigsbild hinab Die Replik von Rigauds beruhmtem Paradeportrat als Bruststuck spielt auf den Namen des Ladens an den Gersaint 1718 ubernommen hatte Au Grand Monarque Rechts neben dieser Szene betritt ein Paar den Laden Die vom Rucken her gesehene Dame im rosa Gewand verharrt im Schreiten um einen Blick auf das Verpacken des Konigs zu werfen Ihr Begleiter geleitet sie mit einer Geste in das Innere der Kunsthandlung Den Hintergrund des Paares bilden zwei schmale Hochformate Links sind Venus und Amor dargestellt Uber den beiden schmalen Bildern hangt die Darstellung der ovidischen Geschichte von Pan der die Nymphe Syrinx verfolgt Durch die rechts neben dem Paar zu sehende Flugeltur welche halb geoffnet ist eroffnet sich ein weiterer Raum und gibt dem Gesamtbild Tiefe Es folgen nun ein alteres Ehepaar die ein grosses ovales Bild mit badenden Frauen betrachten bei dem es sich eventuell um Diana entdeckt die Schwangerschaft der Callisto handeln konnte Der Mann kniet um die weiblichen Akte besser studieren zu konnen wahrend die dunkel gekleidete Frau das Laub eines Baumes betrachtet Diese halt einen Lorgnon eine Lesehilfe in der Hand um das Bild besser betrachten zu konnen Neben dem Bild mit den Nymphen steht der Kunsthandler der es mit seiner Rechten halt und mit seiner Linken in einer erklarenden Geste auf das Bild weist Schliesslich folgt eine Gruppe von einer eleganten Frau zwei Mannern und einer Verkauferin Die sitzende Dame in dem gestreiften Seidenkleid mit schwarzem Umhang hat den Kopf ins Profil gelegt und bildet das Gegenstuck zu der Ruckenfigur im rosa Kleid Alle Drei schauen in den von der Verkauferin offerierten Spiegel Vorne rechts im Bild schliesst der Hund die Komposition ab Das Format BearbeitenDas Ladenschild stellt sich heute in der Form eines Gemaldes dar das senkrecht in zwei Teile zerschnitten worden war im 18 Jahrhundert wurden die beiden Teile sogar getrennt voneinander gerahmt Das ursprungliche Format des Gemaldes war 3 55 m breit heute sind es noch 3 06 m Aus einem Bild sollten zwei rechteckige Formate gemacht werden Da beide Bilder gleich gross sein sollten eine Teilung aber nur zwischen den beiden Hauptgruppen moglich war wurde rechts ein etwa 30 cm breiter Streifen abgeschnitten von dem ein Teil bei der Anstuckung oben rechts wieder verwendet wurde so dass es um 11 cm vergrossert erscheint Das Gemalde hatte ursprunglich eine oben abgerundete Form wie man mit blossem Auge feststellen und auf dem Gemalde von Hubert Robert im Louvre uberprufen kann das den Abriss der Hauser auf dem Pont Notre Dame 1786 darstellt Das Gemalde war in einer starken Schragstellung unter dem Vordach des Ladens und oberhalb des Schaufensters ausgestellt Wann und von wem es beschnitten wurde ist unklar aber Untersuchungen haben ergeben dass die Veranderung sehr bald nach Ausfuhrung des Werkes vorgenommen wurde Jean Baptiste Pater Watteaus Schuler soll dafur verantwortlich sein und moglicherweise malte er auch das Strohbundel im Vordergrund links an dessen Stelle sich ursprunglich eine mit Stroh beladene Karre befand Auf jeden Fall scheint sicher zu sein dass Watteau sein Werk auf zwei getrennte Leinwande malte wobei die beiden Teile der Flugeltur die Trennungslinie der Komposition darstellten Rontgenaufnahmen des Louvre zeigen noch die Sabelhiebe auf der rechten Seite unter denen das Gemalde 1760 zu leiden hatte als es schon im Schloss Charlottenburg war 1 Der Weg ins Schloss Charlottenburg BearbeitenNachdem das Bild nur 14 Tage uber Gersaints Ladentur gehangen hatte und es die Blicke der Passanten auf sich zog und selbst die geschicktesten Maler mehrmals kamen um es zu bewundern wie Gersaint berichtet kaufte es Claude Glucq 1674 1748 Mitglied im Parlementsrat und rettete es so vor dem wetterbedingten Untergang Die Umwandlung von einer Ladenreklame mit korbbogigem oberen Abschluss zu einem Galeriestuck war mit einer Veranderung des Formates mit Vergrosserung und zugleich Verkleinerung verbunden Glucq verkaufte es danach seinem Vetter Jean de Jullienne 1686 1766 der das Ladenschild bis 1732 besass als es von Pierre Aveline gestochen wurde Um 1744 wurde es von Friedrich dem Grossen durch die Vermittlung von Friedrich Rudolph Graf von Rothenburg 1710 1751 einem der engsten Vertrauten des Konigs erworben Alvin Beaumont veroffentlichte eine Anmerkung von Seidel nach der die beiden Pendants fur 8000 Livres erworben worden seien was Rothenburg sowie auch Friedrich dem Grossen exorbitant erschienen Das Bild fand seinen Platz im Konzertzimmer hinter der Goldenen Galerie im Schloss Charlottenburg in Berlin 1874 1900 befand sich das Gemalde dans le chambre d Elisabeth Salon rouge im Berliner Stadtschloss Heute hangt es wieder an seinem ursprunglichen Ort im Konzertzimmer im Schloss Charlottenburg Literatur BearbeitenBisci Patriczia L Enseigne de Gersaint Das Ladenschild des Kunsthandlers Gersaint Berlin Antoine Watteau und die Kunst der Gegenwart Konzerthaus Berlin 14 September 5 Oktober 1996 Berlin 1996 Borsch Supan Helmut Antoine Watteau 1684 1721 Koln 2000 Eckardt Dorette Antoine Watteau Berlin 1969 Grasselli Margaret Morgan Watteau Berlin 1985 Held Jutta Antoine Watteau Einschiffung nach Kythera Versohnung von Leidenschaft und Vernunft Frankfurt 1985 Kuhn Margarete Schloss Charlottenburg hg von dem Deutschen Verein fur Kunstwissenschaft Berlin 1955 Ferdinand Laban Bemerkungen zum Hauptbilde Watteaus L Enseigne de Gersaint in Jahrbuch der Preussischen Kunstsammlung Bd 21 Berlin 1900 S 54 59 Iris Lauterbach Antoine Watteau 1684 1721 Taschen Koln 2008 ISBN 978 3 8228 5315 3 Wintermute Alan Watteau and His World French Drawing from 1700 to 1750 London 1999 Einzelnachweise Bearbeiten a b Grasselli Margaret Morgan Watteau Berlin 1985 S 447 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Ladenschild des Kunsthandlers Gersaint amp oldid 216367829