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Das Erstinterview in einer Psychotherapie ist der Titel einer 112 Seiten umfassenden Schrift Hermann Argelanders die erstmals 1970 erschien und zum Standardwerk der Psychoanalyse wurde 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Veroffentlichungsgeschichte 2 Inhalt 2 1 Vorbedingungen 2 2 Motivation 2 3 Datensammlung 2 4 Gesprachssituation 2 5 Beispiele Ausbildung 3 Ausgaben Auswahl 4 EinzelnachweiseVeroffentlichungsgeschichte Bearbeiten1966 veroffentlichte Argelander in der Fachzeitschrift Psyche einen ersten Aufsatz zur Psychodynamik des Erstinterviews 3 Aufgrund der positiven Resonanz folgten im Mai und Juli 1967 zwei weitere Aufsatze die sich allgemeiner mit Aufgabe und Technik des Erstinterviews in der Psychotherapie befassten 4 5 Auf Vorschlag der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt kam es dann 1970 zur Buchveroffentlichung zum damals aktuellen Wissensstand zum Erstinterview in der Psychotherapie Argelander selbst schrieb im Vorwort dass daraus ein Buch entstanden sei welches entgegen der ursprunglichen Absicht eine sehr personliche Note angenommen habe 6 In der Psyche erschien 1978 ein weiterer Beitrag Argelander zum Thema in dem er anhand des in den Hysterie Studien von Sigmund Freud publizierten Falles Katharina 1895 die Entwicklung der Interviewtechnik und der Methodik nachzeichnete 7 In deutscher Sprache erschien die Schrift zuletzt 2014 in 10 unveranderter Auflage ein Jahr spater auch als Kindle Ausgabe 1976 erschien in New York die englische Ubersetzung von Hela Freud Bernays es folgte eine Veroffentlichung in ungarischer Sprache die 2016 in 3 unveranderter Auflage erschien sowie 1998 eine Ausgabe in slowakischer Sprache Inhalt BearbeitenArgelander versteht unter einem Erstinterview eine meist einmalige begrenzte Gesprachssituation die sich von der spateren Behandlungssituation im Hinblick auf Zielsetzung und Gesprachstechnik unterscheide Ihr Ziel sei es Voraussetzungen dafur zu schaffen dass der Patient sich uberhaupt mitteilen konne dass er etwas von sich mitteilen konne was fur die Frage der Behandlung von Bedeutung sei und dass eine Entscheidung fur oder auch gegen eine Behandlung getroffen werden konne ohne dass der Patient im letzteren Fall dadurch eine psychische Verletzung erlitte Im Interview wurden von Patienten nicht nur aussere Fakten zur Anamnese mitgeteilt sondern seine personliche Vorstellungen und Erwartungen wirkten sich auf die Dynamik der Beziehungssituation aus die es vom Psychoanalytiker auch in ihrer unbewussten Bedeutung zu verstehen und zu reflektieren gelte Mit dem dritten Punkt betont Argelander unter Bezugnahme auf Michael und Enid Balint die Gefahr einer zusatzlichen Traumatisierung durch ein nicht in ausreichendem Masse rucksichtsvolles Erstinterview bei Nicht Aufnahme einer Behandlung 8 Vorbedingungen Bearbeiten Fur das Erstinterview mussen zeitlich und raumlich geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden Dazu gehore ein ausreichendes Zeitfenster genugend Ruhe ein Ruhe und Behaglichkeit ausstrahlender Raum mit der Individualitat des Interviewers Vor Beginn des Erstinterviews sei in einem Sondierungsgesprach zu prufen ob der Patient richtig adressiert sei Die an dem Gesprach beteiligten Personen seien in ihren Rollen eindeutig festgelegt Auf der einen Seite sehen wir den psychotherapeutischen Fachmann auf der anderen Seite den Patienten Argelander betont dass es zu respektieren sei dass der Patient im Vorfeld seine Ambivalenzen gegenuber der Behandlung auslebe Wir respektieren die Kompliziertheit des Vorfeldes uberlassen dem Patienten die Aktivitat drangen ihn zu nichts und gehen auf seine Anspruche Wunsche und Forderungen so weit ein wie es unsere Realitat zulasst 9 Fur beide Seiten bestehe im Hinblick auf das zu vereinbarende Erstinterview die Freiheit in der Wahl des Interviewers des Patienten und der Schutz davor uber die innersten Verhaltnisse hinauszugehen Im konkreten Setting auf welches der Autor sich hier bezieht waren Erstinterviewer und spaterer Therapeut nicht dieselbe Person 10 Motivation Bearbeiten Um eine weitere psychotherapeutische Behandlung fur sinnvoll zu erachten muss bei dem Patienten ein gewisser Grad an Motivation entdeckt werden Argelander unterscheidet zwischen der bewussten und unbewussten Motivation und beschreibt vier unterschiedliche Typen von Patienten Der vorgeschobene Patient werde oft von Freunden oder Familienmitgliedern vorgeschickt und habe oft eine geringe Motivation Diese Patienten mussen aus ihrer passiven Rolle herausgelost werden damit ihre oft vorhandene unbewusste Motivation und der eigene Anteil an der Krankheit erkennbar werden Der anspruchsvolle Patient habe hohe Anspruche aber geringen personlichen Einsatz Er erwecke oft Mitleidsreaktionen welche die Einschatzungen trubten Diese Patienten berichteten von dramatischen psychischen Symptomen und Krankheitsgeschichten ihnen fehle aber oft die fur die psychotherapeutische Behandlung notwendige Krankheitseinsicht Der unergiebige Patient konne den Interviewer nicht fesseln funktionelle Storungen stunden im Vordergrund Er sei im Ausdruck gehemmt und emotional starr Der Psychoanalytiker musse sich im Interview auf Widerstand einstellen bis die unbewusste Motivation spurbar werde Der aufgeklarte Patient besasse grosses Vorwissen uber die Behandlungsmethode Er strebe nach Vervollkommnung Der haufig sehr differenzierten Intellektualitat stehe oft ein verkummertes und schwer zugangliches Gefuhlsleben gegenuber Argelander ermittelte diese beschreibenden Typisierung aus den Patienten des Frankfurter Psychoanalytisches Institut an dem er tatig war und erganzte dass uber die Halfte der Patienten Mischformen dieser vier Typen darstellten 11 Datensammlung Bearbeiten Im Erstinterview wurden drei Formen von Daten Informationen erhoben Zuerst die eher gelaufigen personlichen Daten Dabei wurden personliche Angaben und biografische Fakten gesammelt und bestimmte Verhaltensweisen oder Personlichkeitseigenschaften beobachtet Diese Daten seien jederzeit nachprufbar Aus diesen Daten konne man Informationen ziehen ohne dass man bei dem Gesprach anwesend gewesen sein muss Sie seien vieldeutig und die Deutung erfordere Fachwissen Zweitens seien die subjektiven Daten einzubeziehen Diese seien weniger verlasslich Entscheidend sei hierbei die Bedeutung die der Patient ihnen gebe Die Daten seien meist eindeutig aber nicht nachprufbar sondern nur durch die Wahrnehmung in der Gesprachssituation mit dem Patienten wahrnehmbar Es entstehe ein lebendiges Bild vom Patienten welches an die aktuelle Situation gebunden und nicht zu verallgemeinern sei Als Drittes seien die szenischen Daten zu berucksichtigen Hier wurden das Erleben von Gefuhlsregungen und Vorstellungsablaufen auch wenn der Patient schweigt berucksichtigt sowie das Szenische Verstehen welches sich aus der besonderen Beziehungssituation herstellen lasse Diese Informationen seien nicht durch Wiederholung der Situation nachprufbar Die Wahrnehmung der Daten hange von den Fahigkeiten des Interviewers ab und dessen Beziehungsfeldes zum Patienten Alle drei Datenebenen werden in die diagnostische Beurteilung des Patienten zusammen einbezogen So entwickele sich eine eigene Informationsgestalt Gesprachssituation Bearbeiten Der Interviewer sollte stets eine ruhige abwartende Haltung einnehmen und gleichbleibende Aufmerksamkeit und Interesse zeigen Wahrend des Gespraches sollten die Grenzen der Situation klargemacht werden und auf ihre Einhaltung geachtet werden Der Interviewer durfe niemals ins Agieren geraten Es sollten keine Kritik oder Urteile eingebracht werden sondern es wurde lediglich je nach Situation nach dem Sinn gefragt Argelander betont dass der Interviewer eine Balance finden musse zwischen der Erhebung der zur Behandlung notwendigen Daten und der Schaffung einer Vertrauenssituation durch das Verstehen der unbewussten Mitteilungen des Patienten wozu es neben intellektuellen Aufnahme des Mitgeteilten auch der regressiven Teilnahme des Therapeuten bedurfe Die Psycho Logik die wir zum Verstandnis der Krankheit unserer Patienten brauchen erschopft sich nicht in der Erschliessung logischer Zusammenhange sondern kommt erst im szenischen Verstehen zum Tragen 12 Widerstande wahrend des Gespraches sollten umgangen werden da ihre Analyse den Aspekt der notwendigen Ermittlung der zur Anamnese notwendigen Datensammlung behindern wurde Als zwei wesentliche Techniken zum Umgang mit Widerstanden im Erstinterview nennt er das Vermeiden jeder Auseinandersetzung mit dem Patienten und eine mit dem Patienten gemeinsam zu entwickelnde Interpretation aus dem Informationsmaterial 13 Beispiele Ausbildung Bearbeiten Die Schrift ist reich an konkreten Beispielen die in allen Abschnittes des Buches zur Illustration eingefugt sind und die personliche Arbeitsweise und therapeutische Haltung Argelanders demonstrieren Im letzten Kapitel geht der Autor auf Probleme der Ausbildung ein und betont die Bedeutung der Lehranalyse da ein Verstandnis der unbewussten Anteile der Personlichkeit des Patienten nur dann moglich sei wenn der Interviewer Zugang zu seinen eigenen vorbewussten Wahrnehmungs und Denkprozesse habe Das Geheimnis eines umfassenden Verstehens im Erstinterview ist die Beteiligung der Personlichkeit des Interviewers am Prozess der Wahrnehmung 14 Ausgaben Auswahl BearbeitenDas Erstinterview in der Psychotherapie Ertrage der Forschung Band 2 1 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1970 Das Erstinterview in der Psychotherapie Studium Psychologie 10 unveranderte Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2014 ISBN 978 3 534 25631 0 Das Erstinterview in der Psychotherapie Print Replica Kindle Ausgabe Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2015 The initial interview in psychotherapy englisch ubersetzt von Hela Freud Bernays Human Sciences Press New York 1976 ISBN 0 87705 248 4 Prve interview v psychoterapii slowakisch ubersetzt von O Bajger M Hastova Vydavat F Trencin 1998 ISBN 80 967277 8 8 Az elso pszichoterapias interju ungarisch ubersetzt von Alpar Zsuzsa mit einem Nachwort von Buda Bela 3 unveranderte Auflage SpringMed Kiado Budapest 2016 ISBN 978 963 9456 84 6Einzelnachweise Bearbeiten Das Erstinterview in der Psychoanalyse rezensionen tiefenpsychologie de Rezension von Gerald Mackenthun Abgerufen am 24 Marz 2022 Katharina Reboly Hermann Argelander Das Erstinterview in der Psychotherapie In A Pritz Hrsg Einhundert Meisterwerke der Psychotherapie Ein Literaturfuhrer Springer Wien 2008 ISBN 978 3 211 69499 2 S 17 18 doi 10 1007 978 3 211 69499 2 4 Hermann Argelander Zur Psychodynamik des Erstinterviews In Psyche 20 Nr 1 1966 S 40 53 Hermann Argelander Das Erstinterview in der Psychotherapie Teil I In Psyche 21 Nr 5 1967 S 341 368 Hermann Argelander Das Erstinterview in der Psychotherapie Teil III In Psyche 21 Nr 7 1967 S 473 512 Anmerkung In der Zahlung wird hier der Aufsatz von 1966 mitgezahlt Hermann Argelander Das Erstinterview in der Psychotherapie Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt Darmstadt 1970 S 9 Hermann Argelander Das psychoanalytische Erstinterview und seine Methode In Psyche 32 Nr 11 1978 S 1089 1098 Hermann Argelander Das Erstinterview in der Psychotherapie Wissenschaftliche Buchgesellschaft 4 unveranderte Auflage Darmstadt 1989 S 16 21 S 36 S 81 Hermann Argelander Das Erstinterview in der Psychotherapie Wissenschaftliche Buchgesellschaft 4 unveranderte Auflage Darmstadt 1989 S 37 Hermann Argelander Das Erstinterview in der Psychotherapie Wissenschaftliche Buchgesellschaft 4 unveranderte Auflage Darmstadt 1989 S 38 Hermann Argelander Das Erstinterview in der Psychotherapie Wissenschaftliche Buchgesellschaft 4 unveranderte Auflage Darmstadt 1989 S 27 33 Hermann Argelander Das Erstinterview in der Psychotherapie Wissenschaftliche Buchgesellschaft 4 unveranderte Auflage Darmstadt 1989 S 61 Hermann Argelander Das Erstinterview in der Psychotherapie Wissenschaftliche Buchgesellschaft 4 unveranderte Auflage Darmstadt 1989 S 57 Hermann Argelander Das Erstinterview in der Psychotherapie Wissenschaftliche Buchgesellschaft 4 unveranderte Auflage Darmstadt 1989 S 111 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Erstinterview in der Psychotherapie amp oldid 237831847