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Der Codex Tro Cortesianus auch Codex Madrid ist ein beruhmtes Manuskript in der Maya Schrift das wahrscheinlich im fruhen 16 Jahrhundert vor der spanischen Eroberung Mittelamerikas angefertigt wurde Es wird heute im Museo de America in Madrid aufbewahrt Seiten des Codex Tro CortesianusReproduktion des Codex Tro Cortesianus im Museo de America Inhaltsverzeichnis 1 Physische Beschreibung 2 Provenienz 2 1 Entdeckungsgeschichte 2 2 Ursprungliche Herkunft 3 Inhalt 4 Kulturelle Bedeutung 5 Weblinks 6 EinzelnachweisePhysische Beschreibung BearbeitenDer Kodex ist ein Faltbuch mit 112 Seiten 56 Blattern aus Amatl Papier welches zusatzlich mit einer feinen Stuck Schicht uberzogen wurde Bei einer Seitenhohe von 22 6 Zentimetern und 6 82 Meter Lange ist er damit die langste der vier Maya Codices die erhalten geblieben sind 1 Die anderen drei Manuskripte sind der Dresdner Kodex Codex Dresdensis der Pariser Kodex Codex Peresianus sowie der fruher umstrittene Mexiko Maya Codex Codex Grolier Provenienz BearbeitenEntdeckungsgeschichte Bearbeiten Die Handschrift wurde in den 1860er Jahren in zwei Teilen an unterschiedlichen Orten in Spanien entdeckt Ein Teil der Codex Troanus befand sich im Besitz von Juan de Tro y Ortolano und umfasste die Seiten 22 bis 56 und 78 bis 112 Der andere Teil der Codex Cortesianus enthielt die ubrigen Seiten Erst 1880 erkannte der franzosische Forscher Leon de Rosny dass es sich bei beiden Codices um Teile ein und derselben Handschrift handelte Statt der alteren Bezeichnung Codex Tro Cortesianus wird heute nur noch vom Codex Madrid gesprochen Ursprungliche Herkunft Bearbeiten Unter den klar erkennbaren Kalender Daten im Codex Madrid lasst sich auf Seite 5 die Erwahnung einer Sonnenfinsternis im Jahre 722 ausmachen die auch in zeitgenossischen Stein Inschriften der Klassischen Maya Kultur sowie dem Dresdener Codex verzeichnet ist Die meisten Daten fallen jedoch in das 15 Jahrhundert das letzte Datum entspricht dem Jahre 1503 Auch der Vergleich der dargestellten materiellen Kultur Keramiktrommeln oder Rasseln die zu rituellen Zwecken verwendet wurden erbrachte eine exakte Ubereinstimmung mit archaologischen Artefakten des 15 Jahrhunderts Zu einem spateren Zeitpunkt wurde auf Seite 56 vermutlich zu Reparaturzwecken ein mehrfach gefaltetes Stuck europaischen Papiers eingefugt welches sich aufgrund des noch erkennbaren Inhalts und des verwendeten Handschriftentyps in das spate 16 Jahrhundert einordnen lasst Es wird derzeit vermutet dass das Manuskript um 1600 von dem spanischen Priester Pedro de Sanchez y Aguilar im Nordwesten der Halbinsel Yukatan aus dem Besitz eines Maya Priesters beschlagnahmt wurde und dann mit dem Besuch Sanchez de Aguilars in Madrid 1618 an den spanischen Konigshof gelangte 2 3 Inhalt BearbeitenDie Madrider Handschrift enthalt Tabellen Anweisungen fur religiose Zeremonien Almanache und astronomische Tabellen Venustafeln Sie erlaubt Einblicke in das religiose Leben der Maya Sie enthalt einen Abschnitt von elf Seiten der sich mit Bienenzucht beschaftigt Zahlreiche Abbildungen zeigen religiose Praktiken Menschenopfer und viele Alltagsszenen wie Weben Jagen und Kriegsfuhrung Vermutlich wurde das Buch fur astrologische Weissagungen verwendet und erlaubte die Festlegung der besten Saat und Erntedaten und des Zeitpunkts fur Opferrituale Kulturelle Bedeutung BearbeitenDie stilistischen und inhaltlichen Abweichungen innerhalb des Madrider Codex die sich gegenuber den alteren vermeintlich ursprunglicheren Codices in Paris und Dresden nachweisen lassen wurden fruher als verwassertes Produkt einer dekadenten Epoche gedeutet in der die traditionelle Maya Kultur bereits vor der Ankunft der Spanier im Sterben lag Die neuere Forschung betont dagegen durchgehend den synkretistischen und somit durchaus dynamischen Charakter des Manuskripts Zum einen zeigt sich dies an der engen Anlehnung an die zentralmexikanischen Codices der Borgia Gruppe des 15 Jahrhunderts Zum anderen beweist die Hinzufugung eines europaischen Textes auf S 56 ob nun aus rein praktischen oder religiosen Grunden dass traditionelle Texte noch lange nach der vermeintlichen Eroberung und Missionierung Yukatans aktiv verwendet wurden und parallel zur spanisch dominierten Kolonialkultur Bestand hatten 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Codex Tro Cortesianus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der komplette Madrider Kodex in BildernEinzelnachweise Bearbeiten Nikolai Grube Der Dresdner Maya Kalender Der vollstandige Codex Verlag Herder Freiburg 2012 ISBN 978 3 451 33332 3 S 22 a b Gabrielle Vail Victoria R Bricker compilers Anthony F Aveni Harvey M Bricker John F Chuchiak Christine L Hernandez Bryan R Just Martha J Macri und Merideth Paxton New Perspectives on the Codex Madrid Current Anthropology 44 2003 Supplement S 105 112 Matthias Gorissen Der Codex Madrid Abenteuer Archaologie 3 2004 S 70 75 Normdaten Werk GND 4217356 5 lobid OGND AKS LCCN n83318614 VIAF 176206732 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Codex Tro Cortesianus amp oldid 236416991