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Christiane Nanette Ruthardt 11 August 1804 in Stuttgart 27 Juni 1845 ebenda war eine deutsche Morderin Christiane Ruthardt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Aufklarung des Kriminalfalls 3 Affare Ruthardt 4 Literatur 5 Weblinks 6 Anmerkungen 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenChristiane Ruthardt war die uneheliche Tochter der Hauptmannswitwe Henriette von Lehsten geb von Schmidt Anm 1 und des Hofmedicus Karl Christian von Klein Laut Hochzeitseintrag der evangelischen Hospitalkirche zu Stuttgart wurde sie am 11 August 1804 in Stuttgart unter dem Namen Henrietta Christiana Mayer als Tochter von Henriette Christiane Mayer einer Tanzers Tochter aus Frankfurt geboren und am 18 August getauft Sie wuchs unter dem falschen Namen Mayer bei Pflegefamilien in Ludwigsburg auf arbeitete dann als Dienstmadchen und erfuhr erst im Alter von 20 Jahren die Wahrheit uber ihre Herkunft Von einer Dienstherrin erbte sie 400 Gulden Am 28 Juli 1839 konnte sie mit dieser Mitgift den Stuttgarter Goldarbeiter Karl Eduard Gottlieb Ruthardt 11 Dezember 1811 in Ludwigsburg heiraten mit dem sie mindestens ein Kind hatte Anm 2 Die Familie lebte in der Torstrasse in Stuttgart Eduard Ruthardt wurde nach kurzer Zeit arbeitslos und verrannte sich in die Idee ein Perpetuum mobile zu bauen 1 Er verbrauchte das gesamte Vermogen seiner Frau um Bucher und Geratschaften zu kaufen und begann dann erhebliche Schulden zu machen Das Vorhaben in Wildbad eine Gastwirtschaft zu eroffnen und so Geld zu verdienen scheiterte am fehlenden Betriebskapital 1 Da eine Scheidung nach geltendem Gesetz so gut wie unmoglich war kam Christiane Ruthardt schliesslich auf den Gedanken sich durch einen Giftmord von ihrem Ehemann zu befreien Sie suchte mehrere Arzte auf um sich Arsenik zu verschaffen das sie ihrem Mann in die Speisen und Medikamente mischen wollte als Vorwand gab sie an mit dem Gift eine Rattenplage bekampfen zu wollen Tatsachlich gingen drei Arzte darunter Johann Wilhelm Camerer auf ihr Anliegen ein Im Fruhjahr 1844 zeigten sich bei ihrem Mann die ersten Symptome der Vergiftung Sein Hausarzt Voettiner diagnostizierte eine Magenentzundung und griff zu einer Behandlung mit Brausepulver Blutegeln und Senfteigkompressen Am 9 Mai attestierte der Arzt dem Vergifteten noch gute Genesungschancen am 10 Mai allerdings fand er ihn von Christiane Ruthardt ans Krankenbett gerufen in hoffnungslosem Zustand vor und einen Tag spater starb Ruthardt Aufklarung des Kriminalfalls Bearbeiten nbsp Christiane Ruthardt am 20 Dezember 1844 vor Gericht nbsp Abtransport nach der Verhandlung in EsslingenVier Stunden nach Ruthardts Tod wurde Christiane Ruthardt durch Polizeidiener Golz festgenommen und auf das Kriminalamt Stuttgart gebracht Diakon Hofacker hatte den Sterbenden besucht und spater mit seinem Schwager und dessen Gattin uber den Fall gesprochen Die Frau des Schwagers erinnerte sich an eine Begegnung mit Christiane Ruthardt im Haus des Arztes Camerer Bei dieser Gelegenheit hatte sie erfahren dass Christiane Ruthardt diesen um Arsenik und ein Abfuhrmittel gebeten hatte Diese Tatsache lenkte nun den Verdacht auf die Witwe Die Hauptverhandlung des Falles fand am 20 Dezember 1844 vor dem Criminal Senat des Koniglichen Gerichtshofes in Esslingen statt Am 23 Dezember 1844 wurde Christiane Ruthardt zum Tod durch Enthauptung und zur Bezahlung der Prozesskosten verurteilt Die Berufung zum Obertribunal in Stuttgart fuhrte am 7 Juni 1845 zur Bestatigung des Urteils 1 Gnadengesuche wurden abgelehnt Am 27 Juni 1845 um 6 Uhr fruh wurde Christiane Ruthardt auf der Feuerbacher Heide mit dem Schwert hingerichtet Die Akten zum Kriminalfall Ruthardt befinden sich im Staatsarchiv Ludwigsburg sie tragen die Signatur E 319 Bu 159 160 Affare Ruthardt BearbeitenAls Affare Ruthardt wurden einige skandalose Vorgange um Christiane Ruthardts Leichnam bekannt die dazu fuhrten dass eine Diskussion uber den Umgang mit Anatomieleichen in Gang kam Vor ihrer Hinrichtung hatte Christiane Ruthardt darum gebeten ihren Leichnam an Ort und Stelle einzuscharren statt ihn der Anatomie in Tubingen zu ubergeben Diesem Wunsch wurde aber nicht stattgegeben stattdessen wurde die eingesargte Tote einem Fuhrmann zum Transport nach Tubingen anvertraut Obwohl der Transport eigentlich von zwei Landjagern begleitet werden sollte wurde in Dettenhausen offenbar ungehindert der Sarg geoffnet und die Leiche vor Neugierigen zur Schau gestellt In Tubingen angekommen blieb der Sarg mehrere Stunden frei zuganglich im Hof der Anatomie stehen Christiane Ruthardts Kopf wurde aus dem Sarg gehoben umhergeworfen und seiner Haare beraubt Im Juli 1845 erschien ein emporter Artikel im Beobachter In der Folge wurde am 18 Juli 1845 der Anatomiediener Rosch entlassen der den Leichnam hatte verwahren mussen ferner wurde die Vorschrift erlassen Anatomieleichen nur noch nachts zu transportieren 1855 wurde diese Vorschrift durch die Anordnung ersetzt die Toten in verschlossenen und mit Stroh kaschierten Kisten zu transportieren 1863 verzichtete man darauf die Transporte aus dem Vermogen der Hingerichteten bzw der Hinterbliebenen zu finanzieren und ubertrug diese Pflicht der Anatomiekasse 1865 schliesslich fand sich die Wurttembergische Abgeordnetenkammer mit einem Antrag auf kirchliche oder gleichwertige Bestattung der Anatomieleichen konfrontiert In einem Gegenantrag pladierte der Abgeordnete Oskar von Wachter unter deutlicher Bezugnahme auf den Fall Ruthardt dafur die Leichen in der Anatomie anstandig zu behandeln was sicher auch die Zahl der freiwillig zur Verfugung gestellten Korper vergrossern werde Beide Antrage wurden positiv beschieden in der Folge zeigten sich allerdings erhebliche Schwierigkeiten was die Durchfuhrung der kirchlichen Begrabnisse betraf 2 Literatur BearbeitenSusanne Buhler Gift fur den Gatten Ein Stuttgarter Mordfall im 19 Jahrhundert Silberburg Tubingen 1995 ISBN 978 3 87407 196 3 Dorothea Keuler Verlorene Tochter Historische Skandale aus Baden und Wurttemberg Silberburg Tubingen 2009 ISBN 978 3 87407 840 5 Susanne Kord Murderesses in German Writing 1720 1860 Heroines of Horror Cambridge University Press 2009 Die ungluckselige Nanette In Jorg Kurz Nordgeschichte n Vom Wohnen und Leben der Menschen im Stuttgarter Norden 2 Auflage Stadtteil Initiative Pro Nord Stuttgart 2005 ISBN 978 3 00 015505 5 S 15 Joachim Linder Jorg Schonert Ein Beispiel Der Mordprozess gegen Christiane Ruthardt 1844 45 Prozessakten publizistische und literarische Darstellung zum Giftmord In Jorg Schonert Hrsg Literatur und Kriminalitat Die gesellschaftliche Erfahrung von Verbrechen und Strafverfolgung als Gegenstand des Erzahlens Deutschland England und Frankreich 1850 1880 Niemeyer Tubingen 1983 ISBN 3 484 35008 3 S 239 359 Markus T Mall Mord in Schwaben Wahre Falle und ihre Hintergrunde vom Mittelalter bis in die Gegenwart Silberburg Tubingen 2006 ISBN 3 87407 701 2 Maja Riepl Schmidt Christiane Nannette Ruthard geborene Maier Eine Schlange in Menschengestalt In Maja Riepl Schmidt Hrsg Wider das verkochte und verbugelte Leben Frauen Emanzipation in Stuttgart seit 1800 Silberburg Stuttgart 1990 ISBN 3 925344 64 0 S 80 88 Paul Sauer Im Namen des Konigs Strafgesetzgebung und Strafvollzug im Konigreich Wurttemberg von 1806 1871 Theiss Stuttgart 1984 ISBN 978 3 8062 0377 6 S 169 Gunver Anna Maria Werringloer Vom Umgang mit der Leiche im 19 Jahrhundert Der Fall der Giftmorderin Christiane Ruthardt und die Tubinger Anatomie Peter Lang Frankfurt am Main und New York 2013 ISBN 978 3 631 63998 6 Weblinks BearbeitenWerke uber Christiane Ruthardt in der Deutschen Digitalen BibliothekAnmerkungen Bearbeiten Henriette von Schmidt war die Tochter des Herzoglich Wurttembergischen Hauptmanns Friedrich von Schmidt Sie heiratete am 28 September 1795 in Heslach den Premier Lieutenant Friedrich von Lehsten einen Sohn des kaiserlichen Kammerherrn Christian von Lehsten Klaus D Morike nannte 1985 drei Sohne von denen nur einer die Eltern uberlebt habe Zitiert Rouven Kleinke Einleitung Die Affare Ruthardt PDF 62 kB In Ein Blick auf die Korperspende des Jahres 1845 Einblick in die Korperspende heute 2007 S 5 abgerufen am 23 Dezember 2019 In anderen Quellen ist die Rede von einer Tochter Einzelnachweise Bearbeiten a b c Rouven Kleinke Einleitung Die Affare Ruthardt PDF 62 kB In Ein Blick auf die Korperspende des Jahres 1845 Einblick in die Korperspende heute 2007 S 6 abgerufen am 23 Dezember 2019 Klaus D Morike Geschichte der Tubinger Anatomie Mohr Tubingen 1988 ISBN 978 3 515 08013 2 S 64 ff Normdaten Person GND 1012299120 lobid OGND AKS LCCN nr97000757 VIAF 46665275 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ruthardt ChristianeALTERNATIVNAMEN Ruthardt Nanette Mayer Tanzers TochterKURZBESCHREIBUNG deutsche MorderinGEBURTSDATUM 11 August 1804GEBURTSORT StuttgartSTERBEDATUM 27 Juni 1845STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christiane Ruthardt amp oldid 203064297