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Christian Ludwig Brehm 24 Januar 1787 in Schonau vor dem Walde 23 Juni 1864 in Renthendorf war ein deutscher evangelischer Pfarrer und Ornithologe der sich insbesondere durch das Anlegen einer aussergewohnlich grossen Sammlung an Vogelbalgen und ihrer Erforschung einen Namen machte Am Ort seines Schaffens als Pfarrer und Ornithologe dem Pfarrhaus in Renthendorf befindet sich heute ein Museum die Brehm Gedenkstatte Brehm predigte als Dorfpfarrer 50 Jahre in der Dorfkirche Renthendorf Christian Ludwig BrehmChristian Ludwig Brehm ist der Vater von Alfred Brehm dem Autor der Tierenzyklopadie Brehms Tierleben und Reinhold Brehm dem Wegbereiter der spanischen Ornithologie Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Ausbildung 1 2 Leben in Renthendorf 2 Wissenschaftliche Arbeit 3 Geschichte der Brehmschen Vogelsammlung 4 Schriften 5 Ehrungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Ausbildung Bearbeiten Christian Ludwig Brehm wurde am 24 Januar 1787 in Schonau vor dem Walde bei Gotha Thuringen geboren Sein Vater war der Schonauer Pfarrer Carl August Brehm seine Mutter Sophia Christiana Philippa geb Heimberger Schon fruh in seiner Jugend im Alter von nur 4 Jahren entwickelte Brehm ein Interesse fur die Vogelwelt und sammelte Federn Eier und Nester Wahrend Brehm in Ernstroda seinen ersten Schulunterricht erhielt wirkte am Philanthropin im nahegelegenen Schnepfenthal Johann Matthaus Bechstein als Lehrer fur Naturgeschichte Diese Lehranstalt mit ihrer Vogelsammlung sowie die Kontakte zu Bechstein beforderten das naturkundliche Interesse Brehms weiter Ein Schwager Bechsteins brachte ihm auch das Ausblasen von Vogeleiern bei etwas spater erlernte er das Praparieren so dass er mit 11 Jahren bereits uber eine kleine Eier und Vogelsammlung verfugte Von 1800 bis 1807 besuchte Brehm das Gothaer Gymnasium Illustre welches bis heute unter dem Namen Gymnasium Ernestinum existiert Brehm zeichnete sich durch sehr gute Leistungen aus und erteilte schon als Primaner seinen Mitschulern Privatunterricht wahrend er in den Ferien weiter am Aufbau seiner Vogelsammlung arbeitete Nach Abschluss der Schule wurde Brehm zu Ostern 1807 an der Universitat Jena zum Studium der Theologie immatrikuliert Auch hier wurde er sehr bald mit der Erteilung von Unterricht betraut Nach 5 Semestern konnte er die Hochschule mit guten Empfehlungen verlassen um seine Kandidatenzeit zu absolvieren Im Anschluss wirkte er 2 Jahre als Hauslehrer bei der Familie von Stein auf einem Rittergut in Lausnitz bei Neustadt an der Orla Am 8 Marz 1812 wurde er in Altenburg zum Pfarrer in Drackendorf ordiniert und wirkte dort von April bis Dezember Zu Weihnachten desselben Jahres verliess er die Stelle und wirkte als Vakanzvertreter in Renthendorf Leben in Renthendorf Bearbeiten nbsp Das Pfarrhaus in Renthendorf Thuringen Wohnhaus C L Brehms und aktuelles Ausstellungsgebaude der Brehm GedenkstatteAm 1 Januar 1813 wurde Brehm im Kirchspiel Unterrenthendorf eingefuhrt Das weitere Leben Christian Ludwig Brehms war ganz im Gegensatz zum Leben seines Sohnes Alfred Brehm durch ausserordentliche Sesshaftigkeit gepragt Wahrend seiner 50 jahrigen Tatigkeit als Pfarrer verliess Brehm Renthendorf nur selten In den umliegenden Gemeinden war er allgemein anerkannt und geachtet da er sich stets oft sogar in Uberschreitung seiner Amtsbefugnisse fur notleidende Menschen einsetzte Neben seinen Verpflichtungen als Pfarrer investierte er viel Zeit in seine wissenschaftliche Tatigkeit auf dem Gebiet der Ornithologie was ihm den Spitznamen Vogelpastor einbrachte Insbesondere mit seiner umfangreichen Sammlung an Vogelbalgen gt 9000 Stck und Veroffentlichungen zur Taxonomie der Vogel aber auch Schriften zum Fang zur Haltung oder Praparation von Vogeln machte er sich einen Namen Brehm war wahrend seines Lebens zwei Mal verheiratet Seine erste Ehe schloss er am 15 Januar 1813 mit Amalia Wilhelmine Wachter 1790 1826 eine Schwester des Historikers Ferdinand Wachter mit der er acht Kinder bekam von denen jedoch funf bereits im ersten Lebensjahr verstarben Bekannt sind Ferdinand August Brehm 1813 1814 Amalie Mathilda Brehm 1815 1816 Rudolf Brehm 1816 1878 Mathilda Brehm 1818 Ida Brehm 1820 1821 Hugo Brehm 1821 1822 Oskar Brehm 1823 1850 1 und eine totgeborene Tochter 1826 bei deren Geburt auch Mutter Amalia verstarb Dem Witwer Brehm blieben nur die beiden Sohne Rudolf und Oskar Vor allem ihretwegen suchte er eine neue Partnerin Nur ein Jahr spater heiratete Brehm seine neue Frau die Pfarrerstochter Bertha Reiz 1808 1877 die spatere Mutter von Alfred Brehm Neben Alfred gingen der Arzt Naturforscher und Ornithologe Reinhold Brehm 1830 1891 Thekla Klothilde Hertha Brehm 1833 1857 Edgar Theobald Brehm 1835 1900 Arthur Matthias Ludwig Brehm 1839 und Alexander Wilibald Johannes Brehm 1845 1846 aus dieser Ehe hervor Zwei der Sohne waren geistig behindert der jungste starb bereits mit 9 Monaten Mehr als 35 Jahre war Bertha Brehm ihrem Mann eine verstandnisvolle Partnerin und den Kindern eine gute Mutter Sie trug wesentlich dazu bei dass Brehm seine familiaren und finanziellen Sorgen meistern konnte Brehm verstarb am 23 Juni 1864 im Alter von 77 Jahren in Renthendorf und wurde auf dem Friedhof der Dorfkirche beerdigt Seine Witwe Bertha liess daraufhin ein neues Wohnhaus neben dem Pfarrhaus errichten welches sie mit ihren geistig behinderten Sohnen beziehen konnte Heute informiert die Brehm Gedenkstatte in diesem Haus und dem Pfarrhaus in Renthendorf uber das Leben und Werk Christian Ludwig Brehms aber auch das seines Sohnes Alfred Edmund Brehm Wissenschaftliche Arbeit Bearbeiten nbsp Fiktionale Darstellung Christian Ludwig Brehms bei seiner wissenschaftlichen Arbeit im Pfarrhaus von Carl Werner 1859 Christian Ludwig Brehm begann fruhzeitig Vogelbalge zu sammeln und legte darauf Wert nicht nur die attraktiv ausgefarbten Balge zu sammeln sondern auch solche im Jugend Brut oder Ruhekleid Er legte ganze Serien an also zahlreiche Exemplare derselben Art jedoch von unterschiedlichem Geschlecht Alter und aus verschiedenen Regionen Schliesslich besass er mit 15 000 etikettierten Balgen eine wissenschaftlich geordnete Sammlung die an Umfang alle vergleichbaren seiner Zeit ubertraf Sie diente unter anderen seinem Sohn Alfred Brehm sowie Johann Friedrich Naumann als Forschungsobjekt Er verfasste daruber hinaus zahlreiche Schriften die wir heute wohl der Taxonomie zuschreiben wurden da er sich vor allem fur die Feststellung von strukturellen Unterscheidungsmerkmalen von Vogeln interessierte Er stellte zahlreiche Unterschiede in Grosse Gefieder Schnabellange und Schadelform fest die ihn veranlassten neue Arten und Unterarten zu beschreiben So wurde er z B aufgrund seiner Untersuchungen zum Erstbeschreiber des Gartenbaumlaufers der Nachtigall der Singdrossel des Schreiadlers und des Schwarzhalstauchers Sein besonderes Interesse galt der Unterscheidung von geographischen Subspezies 55 der von ihm beschriebenen Unterarten in verschiedenen Gegenden Europas wurden spater anerkannt 2 In seinen Bestrebungen neue Arten zu beschreiben trieb er es teilweise allerdings zu weit und meinte in jeder morphologischen Abweichung sofort eine neue Art zu erkennen so dass er beispielsweise in seinem Handbuch der Naturgeschichte aller Vogel Deutschlands mehr als 900 Arten beschrieb und somit einiges an Verwirrung in der Vogelsystematik stiftete Erst spater bekannte er sich zur bereits gelaufigen binaren Nomenklatur Durch die immer noch physisch prasenten Vogelpraparate Christian Ludwig Brehms ist seine Sammlungsarbeit bis heute fur die Biodiversitatsforschung von Bedeutung und kann beispielsweise der Erforschung der Artkonstanz im Verlauf der Evolution dienen Christian Ludwig Brehm selbst lehnte den Entwicklungsgedanken Charles Darwins ab und musste so zwangslaufig zu falschen Schlussfolgerungen kommen Christian Ludwig Brehm wurde mehrfach wahrend seines Lebens fur sein wissenschaftliches Werk hoch geehrt Dazu zahlen die 1822 erfolgte Aufnahme in die Leopoldina und 1858 die Verleihung der Ehrendoktorwurde durch die Medizinische Fakultat der Universitat Jena Wahrend seines gesamten Lebens stand Brehm in intensivem Austausch mit anderen Personen des offentlichen Lebens der damaligen Zeit insgesamt 35 Briefpartner darunter Johann Friedrich Naumann Friedrich Wilhelm Justus Baedeker Eugen Ferdinand von Homeyer Salamon Janos Petenyi Heinrich David Zander Johann Heinrich Blasius Friedrich Boie Carl Friedrich Bruch Lorenz Oken Karl Friedrich August Meisner Hermann Schlegel Stanislaw Konstanty Pietruski Colomann Lazar 1827 1874 und Leon Olphe Galliard 1825 1893 Geschichte der Brehmschen Vogelsammlung BearbeitenNach dem Tod Brehms erbte seine Frau die vollstandige Sammlung und sein Sohn Alfred bemuhte sich schon bald um deren Verkauf In diesem Zuge wurde auch ein Verzeichnis der Hauptsammlung gedruckt Dort wurden 6973 Exemplare aufgefuhrt Der Versuch die Sammlung zu verkaufen scheiterte jedoch zunachst und die Sammlung verblieb ungenutzt in Renthendorf Fast schon in Vergessenheit geraten wurde sie schliesslich 1896 durch Otto Kleinschmidt wiederentdeckt Fur 15 000 Mark wurde sie an das Privatmuseum von Lord Rothschild in Tring bei London verkauft Ernst Hartert der damalige Leiter des Museums holte sie 1897 selbst ab und wertete sie in Grossbritannien wissenschaftlich aus Rothschild wiederum verkaufte 1932 die Sammlung nach New York wo sie von Charles Vaurie bearbeitet wurde In spateren Jahren wanderten 2826 Exemplare zumeist Singvogel wieder nach Deutschland in das Museum Alexander Koenig nach Bonn Insgesamt sind heute noch etwa 7500 Vogel aus der Brehmschen Sammlung erhalten Schriften BearbeitenUnter seinen mehr als 250 Veroffentlichungen darunter ornithologische historische theologische und allgemein naturkundliche gelten Christian Ludwig Brehms Beitrage zur Vogelkunde heute als sein wichtigstes Werk Insgesamt schrieb er 9 eigenstandige Werke an 4 weiteren Buchern war er als Coautor beteiligt Er gab ausserdem mit Ornis eine der ersten ornithologischen Zeitschriften der Welt heraus die allerdings bereits nach dem Erscheinen des dritten Heftes wieder eingestellt werden musste Weiterhin veroffentlichte er sehr praxisnahe Ratgeber zum Vogelfang zur Haltung von Vogeln und zur Praparation derselben Weitere Manuskripte sind noch immer unveroffentlicht in der Brehm Gedenkstatte archiviert Beitrage zur Vogelkunde 3 Bande ab Band 3 in Zusammenarbeit mit W Schilling Neustadt an der Orla 1820 1822 Lehrbuch der Naturgeschichte aller europaischen Vogel 2 Bande Jena 1823 1824 Ornis oder das neueste und Wichtigste der Vogelkunde 3 Hefte Jena 1824 1827 erste ornithologische Zeitschrift der Welt Handbuch der Naturgeschichte alle Vogel Deutschlands Ilmenau 1831 Handbuch fur den Liebhaber der Stuben Haus und aller der Zahmung werthen Vogel Ilmenau 1832 Der Vogelfang Leipzig 1836 Die Kunst Vogel als Balge zu bereiten Weimar 1842 Der vollstandige Vogelfang Weimar 1855 mit Alfred Brehm und Reinhold Brehm Die Geieradler und ihr Leben Ein Beitrag zur genaueren Kenntnis der edelsten Rauber des Hochgebirges In Mittheilungen aus der Werkstatte der Natur 1 1858 S 32 41 Digitalisat S 61 66 Digitalisat Die Wartung Pflege und Fortpflanzung der Canarienvogel Weimar 1855 2 Auflage Weimar 1865 3 Auflage Weimar 1872 4 Auflage Weimar 1883 5 Auflage Weimar 1893 Die Naturgeschichte und Zucht der Tauben Weimar 1857 mit E Baldamus John Wilhelm von Muller J F Naumann Verzeichnis der Vogel Europa s als Tausch Catalog eingerichtet Stuttgart 1852 Monographie der Papageien oder vollstandige Naturgeschichte aller bis jetzt bekannten Papageien mit getreuen und ausgemalten Abbildungen im Vereine mit anderen Naturforscher herausgegeben von C L Brehm Jena Paris 1842 1855 Lehrbuch der Naturgeschichte aller europaischen Vogel 2 Bande August Schmidt Jena pdf Ehrungen BearbeitenMehrere Erinnerungstafeln und Gedenkorte erinnern an das Leben und Werk Christian Ludwig Brehms Dazu zahlen nbsp Die Brehm Gedenkstatte im fruheren Wohnhaus der Familie Brehm nbsp Erinnerungstafel an der Kirche in Drackendorf nbsp Erinnerungstafel an der Kirche in Schonau vor dem WaldeLiteratur BearbeitenAdolf Kleinschmidt Brehm Christian Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 570 Digitalisat Otto Kleinschmidt Der Zauber von Brehms Tierleben Die Neue Brehm Bucherei Bd 20 3 Auflage Westarp Wissenschaften Hohenwarsleben 2002 ISBN 3 89432 515 1 Thuringer Pfarrerbuch Bd 6 Das Herzogtum Sachsen Altenburg Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2013 ISBN 978 3 374 03051 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Christian Ludwig Brehm Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Christian Ludwig Brehm Quellen und Volltexte Literatur von und uber Christian Ludwig Brehm im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Forderkreis Brehm e V Online Auftritt der Brehm Gedenkstatte RenthendorfEinzelnachweise Bearbeiten Ludwig Gebhardt Die Ornithologen Mitteleuropas Band 1 Bruhlscher Verlag Giessen 1964 S 52 Jurgen Haffer Christian Ludwig Brehm 1787 1864 uber Spezies und Subspezies von Vogeln In Journal fur Ornithologie 144 2 2003 S 129 147 Normdaten Person GND 116469838 lobid OGND AKS LCCN n86868922 VIAF 42589869 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Brehm Christian LudwigKURZBESCHREIBUNG deutscher Pfarrer und OrnithologeGEBURTSDATUM 24 Januar 1787GEBURTSORT Schonau vor dem Walde bei GothaSTERBEDATUM 23 Juni 1864STERBEORT Renthendorf bei Neustadt Orla Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christian Ludwig Brehm amp oldid 231752989