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Unter chirurgischer Kronenverlangerung versteht man einen Eingriff in der Zahnmedizin der zum Ziel hat den verbliebenen Teil eines Zahnes zur anschliessenden Wiederherstellung mittels einer Krone zu verlangern Trotz des Fachbegriffs der Kronenverlangerung wird der Zahn nicht tatsachlich verlangert sondern nur der Wurzelanteil des Zahnes etwas freigelegt Das Verfahren kommt zur Anwendung wenn der Zahn ganz oder teilweise bis zur Gingivalgrenze karios zerstort ist und dadurch eine Kronenversorgung mit dichtem Randabschluss nicht moglich ist 1 Sicht von palatinal auf eine chirurgische Kronenverlangerung an einem Oberkieferpramolaren Zahn 14 Das Zahnfleisch wird mit einer Hilfsnaht abgehalten Inhaltsverzeichnis 1 Biomechanische Grundlagen 1 1 Randschluss 1 2 Biologische Breite 1 3 Ferrule Effekt 1 4 Kronen Wurzelverhaltnis 2 Risiken 3 Durchfuhrung 3 1 Vorbehandlung 3 2 Gingivektomie 3 3 Verschiebelappen 3 4 Knochenresektion 4 Endgultige Versorgung 5 Prognose 6 Kieferorthopadische Kronenverlangerung 7 EinzelnachweiseBiomechanische Grundlagen Bearbeiten nbsp Rontgendarstellung vor und nach chirurgischer Kronenverlangerung am Zahn 14 untere Aufnahme digital bearbeitet Randschluss Bearbeiten Zur Vermeidung einer Sekundarkaries muss eine Krone einen dichten Randschluss zum Zahn aufweisen Zur Dichtigkeit genugt ein messerscharfer Randabschluss einer Krone nicht sondern die kunstliche Krone muss den Zahn in einer Breite von 1 5 bis 2 mm dicht und wie ein Band umfassen Dieser Ferrule Effekt Fassreifen Effekt tragt auch zur Stabilitat und zum Halt der kunstlichen Krone am Zahn bei Ebenso notwendig ist ein dichter Abschluss des Gingivalsaums der die Durchtrittsstelle des Zahnes aus dem Kieferknochen gegenuber eindringenden Keimen aus der Mundhohle abdichten muss Biologische Breite Bearbeiten Durch Gargiulo wurde im Jahre 1961 die mittlere biologische Breite auf 2 04 mm bestimmt Davon nimmt 1 07 mm das Desmodont ein und etwa 0 97 mm das Saumepithel 1 2 Wenn es mangels ausreichender Zahnsubstanz nicht moglich ist einen Zahn wiederherzustellen wird mit diesem Verfahren etwas Knochen am oberen Rand der Alveole entfernt um idealerweise 3 mm Abstand zwischen der Zahnfleischgrenze und der Oberkante des Alveolarknochens zu schaffen 3 4 5 Ohne eine solche Massnahme wurde die biologische Breite unterschritten woraus chronische Schmerzen eine chronische Gingivitis und ein Abbau an Alveolarknochen resultieren wurden Ferrule Effekt Bearbeiten Abgesehen von der Wiederherstellung eines ausreichenden Zahnfleischsaums tragt der Ferrule Effekt zur Stabilitat der kunstlichen Zahnkrone bei 6 Umfasst die zukunftige kunstliche Zahnkrone den Zahn nicht bandformig steigt die Frakturgefahr eines wurzelbehandelten Zahnes 6 In der oberen Rontgenaufnahme sieht man die an den Alveolarknochen angrenzende Zahnfullung weiss rontgenopak Auf der unteren Rontgenaufnahme sieht man die Kronenversorgung des Zahnes nach einer chirurgischen Kronenverlangerung im distalen Bereich das heisst nach der Entfernung des Knochenseptums Die untere Rontgenaufnahme ist keine Originalaufnahme Sie wurde digital bearbeitet um das Prinzip der Kronenverlangerung aufzuzeigen Kronen Wurzelverhaltnis Bearbeiten Der den Zahn umgebende Alveolarknochen ist im Interdentalraum Zahnzwischenraum gleichzeitig der Alveolarknochen des benachbarten Zahnes Eine chirurgische Kronenverlangerung schwacht deshalb auch die Verankerung des Nachbarzahnes im Kieferknochen Dies ist bis zu einem gewissen Grad unvermeidbar Gleichzeitig wird das Kronen Wurzelverhaltnis des Zahnes und gegebenenfalls des Nachbarzahnes verringert da gleichzeitig die Verankerung des Zahnes im Kieferknochen reduziert wird 7 Dies hat einen direkten Einfluss auf die Pfeilerwertigkeit des Zahnes also die Verwertbarkeit des Zahnes im Rahmen prothetischer Rekonstruktionen Risiken BearbeitenBei der chirurgischen Kronenverlangerung besteht das Risiko bei mehrwurzligen Zahnen die Bi oder Trifurkation freizulegen was eine erhohte Infektionsanfalligkeit des Parodontiums bewirken wurde Ferner kann eine Zahnlockerung daraus resultieren Mitbetroffene Nachbarzahne konnen mit Uberempfindlichkeit gegenuber thermischen Reizen reagieren Im Frontzahnbereich konnen asthetische Beeintrachtigungen eintreten Rezessionen der Papille oder des Gingivalsaums sind nicht auszuschliessen 8 Durchfuhrung Bearbeiten nbsp Gesunder Zahn Unter biologischer Breite im Bereich des Parodontiums versteht man den Abstand zwischen dem Sulcus gingivae und dem Alveolarknochen C A Zahnkrone B Wurzel nbsp Zustand nach der Kronenverlangerung einer zerstorten Zahnkrone Der Knochensaum und die Ginigivalgrenze wurden abgesenkt Das Ligamentum zirkulare ist abgetrennt worden Vorbehandlung Bearbeiten In der Regel sind zerstorte Zahne zunachst einer endodontischen Behandlung zu unterziehen Anschliessend erfolgt die Anfertigung eines Stiftaufbaus mit dem ein kunstlicher Zahnstumpfaufbau erfolgt der spater durch eine kunstliche Zahnkrone versorgt wird In einem weiteren Behandlungsschritt wird dann die chirurgische Kronenverlangerung durchgefuhrt Der jeweilige Eingriff erfolgt unter ortlicher Betaubung Gingivektomie Bearbeiten Ist am Zahn bereits ein Knochenabbau festzustellen wird die vorhandene Zahnfleischtasche durch eine Gingivektomie verkurzt und dadurch der sichtbare Zahnanteil verlangert Verschiebelappen Bearbeiten Durch das Verfahren des apikalen Verschiebelappens mit oder ohne Knochenresektion wird ein Teil der Gingiva apikalwarts verschoben und dadurch der sichtbare Kronenanteil vergrossert Knochenresektion Bearbeiten Ohne Knochenabbau wird die Gingiva am betreffenden Zahn vorsichtig abprapariert und der freigelegte Alveolarknochen mit einer Frase Rosenbohrer im benotigten Umfang abgetragen Um die Wurzeln der Nachbarzahne nicht zu beschadigen wird dort der Knochen mit Handinstrumenten abgetragen Der freigelegte Wurzelanteil wird einem Scaling unterzogen um Reste des Desmodonts zu entfernen damit ein Reattachment Wiederanwachsen vermieden wird 9 Die Gingivawunde wird mit einer atraumatischen Naht versorgt Endgultige Versorgung BearbeitenDie endgultige Versorgung des Zahnes beispielsweise mit einer kunstlichen Zahnkrone kann etwa sechs Wochen nach dem Eingriff begonnen werden In kritischen Fallen sollten drei Monate abgewartet werden Erst nach Abheilung der Gingivawunde konnen der Zahn und das ihn umgebende Parodontium dahin gehend beurteilt werden ob die gewunschte biologische Breite erreicht worden ist Prognose BearbeitenDer Eingriff ist irreversibel Wurde einmal Alveolarknochen entfernt ist es fast unmoglich den Kieferknochen wieder aufzubauen also auf das fruhere Niveau zu bringen Dies kann sich auf eine eventuell spater notwendige Implantatversorgung negativ auswirken Uber die Folgen des Eingriffs ist deshalb der Patient ausfuhrlich aufzuklaren Ist die Prognose des Eingriffs fraglich sollte eine Extraktion des Zahnes in Erwagung gezogen werden 10 Kieferorthopadische Kronenverlangerung BearbeitenIn manchen Fallen stellt die kieferorthopadische Kronenverlangerung ein Alternativverfahren dar namlich wenn noch so viel Zahnsubstanz vorhanden ist dass eine kieferorthopadische Apparatur am Zahn angebracht werden kann um den Zahn geringfugig aus seiner Alveole herauszuziehen Hierbei wird zwischen der langsamen und forcierten Extrusion unterschieden 8 11 Einzelnachweise Bearbeiten a b Takei HH Azzi RR Han TJ Preparation of the Periodontium for Restorative Dentistry In M G Newman H H Takei F A Carranza Carranza s Clinical Periodontology 9 Auflage Philadelphia W B Saunders Company 2002 A W Gargiulo et al Dimensions and relations of the dentogingival junction in humans J Perio 1961 32 261 267 M Nevins H M Skurow The intracrevicular restorative margin the biologic width and the maintenance of the gingival margin In The International journal of periodontics amp restorative dentistry Band 4 Nummer 3 1984 S 30 49 ISSN 0198 7569 PMID 6381360 U Bragger D Lauchenauer N P Lang Surgical lengthening of the clinical crown In Journal of Clinical Periodontology Band 19 Nummer 1 Januar 1992 S 58 63 ISSN 0303 6979 PMID 1732311 A Padbury R Eber H L Wang Interactions between the gingiva and the margin of restorations In Journal of clinical periodontology Band 30 Nummer 5 Mai 2003 S 379 385 ISSN 0303 6979 PMID 12716328 Review a b R A Barkhordar R Radke J Abbasi Effect of metal collars on resistance of endodontically treated teeth to root fracture In The Journal of prosthetic dentistry Band 61 Nummer 6 Juni 1989 S 676 678 ISSN 0022 3913 PMID 2657023 N R Stankiewicz P R Wilson The ferrule effect a literature review In International Endodontic Journal Band 35 Nummer 7 Juli 2002 S 575 581 ISSN 0143 2885 PMID 12190896 Review a b F Klein P Eickholz Die chirurgische Kronenverlangerung PDF 585 kB Parodontologie 15 3 2004 S 239 244 E S Rosenberg D A Garber C I Evian Tooth lengthening procedures In The Compendium on continuing education in general dentistry Band 1 Nummer 3 1980 May Jun 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