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Ein Stiftaufbau bezeichnet eine zahnmedizinische Versorgung Nachdem ein stark karios zerstorter Zahn einer Wurzelkanalbehandlung unterzogen wurde ist zumeist nur wenig der ursprunglichen Zahnhartsubstanz erhalten Darum ist der Zahn gegenuber den Kaukraften stark geschwacht was zu Frakturen fuhren kann Ausserdem ist oft nicht genugend Substanz erhalten um den Zahn mit einer Krone zu versorgen Als Ausgleich fur die verlorene Substanz wird darum ein Stiftaufbau eingebracht welcher den Zahn stabilisiert und einer Krone genugend Retention bietet Obwohl es physikalisch richtig eigentlich Adhasion heissen musste da hier die Haftkrafte verschiedener Materialien gemeint sind hat sich dieser Begriff in der Zahnheilkunde noch nicht durchgesetzt Darum wird auch im Weiteren von Retention gesprochen Stiftaufbau an Zahn 11 und 12 der nicht dem heutigen Standard entspricht zu kurz geschraubt gebrochen an Zahn 12 ohne Wurzelfullung Wurzelgranulom an Zahn 11 Inhaltsverzeichnis 1 Vorbereitung des Wurzelkanals 1 1 Weitere Massnahmen 2 Indirektes Verfahren 3 Direktes Verfahren 4 Formen des Stiftes 5 Materialien 6 Befestigen 7 Entfernen 8 Vor und Nachteile 9 LiteraturVorbereitung des Wurzelkanals BearbeitenNachdem bei einem zerstorten Zahn die gesamte Karies entfernt wurde und die Wurzelkanalbehandlung abgeschlossen ist kann entschieden werden ob der Zahn direkt mit einer Fullung oder Krone versorgt werden kann Ist jedoch zu viel Substanz verloren wird in der Wurzel ein Stift verankert Dazu wird bei Zahnen mit mehreren Kanalen zunachst entschieden wohin der Stift gesetzt werden soll Zumeist wird am Rontgenbild der Kanal gewahlt dessen Wurzel moglichst allen folgenden Anforderungen entspricht gerader Verlauf uber eine lange Strecke grosser Durchmesser ausreichende Verankerung im Knochen richtige EinschubrichtungErfullt kein Kanal alle Anforderungen ist es manchmal moglich und notig mehrere Stifte im gleichen Zahn einzubringen Wurde die Entscheidung uber den Kanal getroffen muss dieser fur die Aufnahme des Stiftes vorbereitet werden Dazu wird mit verschiedenen Bohrern ein Teil der Wurzelfullung in der gewunschten Lange entfernt Anschliessend wird der Kanal ausgeschachtet Das geschieht je nach verwendetem System mit einem oder mehreren standardisierten Bohrern Abschliessend kann ein Plateau geschaffen werden welches als zusatzliche Retention und als Rotationsschutz dient Weitere Massnahmen Bearbeiten Ist der Zahn tief zerstort kann eine chirurgische Kronenverlangerung notwendig werden um den notwendigen Ferrule Effekt zu schaffen Dadurch kann die kunstliche Zahnkrone den Zahn stabilisierend und dicht umfassen Indirektes Verfahren BearbeitenDas indirekte Verfahren wird bei Stiftaufbauten genutzt welche im zahntechnischen Labor aus Metall gefertigt werden Nachdem der Kanal vorbereitet wurde kann ein konfektionierter Stift aus ausbrennfahigem Kunststoff eingesetzt werden uber welchen eine Abformung des zerstorten Zahnes genommen wird Damit kann im Labor ein Modell hergestellt werden welches auch den genauen Verlauf des Kanals darstellt Auf diesem Modell wird nun an den Stift der eigentliche Aufbau aus Wachs modelliert und das Ganze in Metall umgesetzt Anschliessend wird der Stiftaufbau ausgearbeitet und vom Zahnarzt eingesetzt Nach dem Zementieren kann der Aufbau fur die Aufnahme einer Krone beschliffen werden Direktes Verfahren BearbeitenBeim direkten Verfahren wird der Stiftaufbau in einer Sitzung beim Zahnarzt gefertigt und eingesetzt Dazu wird der Kanal vorbereitet und anschliessend ein konfektionierter Stift eingesetzt An diesen Stift wird danach im Mund der eigentliche Aufbau modelliert Nach dem Ausharten kann auch dieser Aufbau fur die Aufnahme einer Krone beschliffen werden Formen des Stiftes BearbeitenUber die ideale Form des Stiftaufbaus wurde lange geforscht Heute gibt es verschiedene Formen bei denen zum Teil auch ideologische Ansichten aufeinander treffen Grundsatzlich unterscheidet man Stifte und Schrauben Wahrend sich Stifte sowohl fur das direkte als auch fur das indirekte Verfahren eignen mussen Schrauben direkt im Mund verarbeitet werden Man erhofft sich durch das Gewinde eine starkere Retention Allerdings wird der Zahn durch die Kraft beim Eindrehen auch weiter geschwacht womit die Frakturgefahr steigt Stifte und Schrauben gibt es in zylindrischer konischer und gemischter zylindro konischer Form Auch hier wird versucht eine hohe Retention zu erhalten ohne den Zahn zu stark zu schwachen Bei der zylindrischen Form ist durch die parallelen Wande die Retention sehr hoch Da aber die Wurzel konisch zulauft muss entweder ein sehr dunner Stift genutzt werden welcher schnell verbiegt oder bricht oder es wird ein dicker Stift eingesetzt bei dem die Wurzel im unteren Drittel stark geschwacht wird und so frakturgefahrdet ist Bei der konischen Stiftform wird zwar der Verlauf der Wurzel besser nachvollzogen womit die Frakturgefahr der Wurzel geringer ist Allerdings wird auch die Retention auf diese Weise stark vermindert weshalb sich der Wurzelstift und damit auch der Aufbau und die Krone schnell wieder lockern konnen Abhilfe schaffte die Einfuhrung der gemischten zylindro konischen Form Der Stift oder die Schraube verlauft dabei uber den grossten Teil der Lange zylindrisch die letzten 2 3 mm laufen dann konisch aus So konnte eine gute Retention erreicht werden und trotzdem der Zahn ausreichend vor Frakturen geschutzt werden Materialien BearbeitenFur das indirekte Verfahren beschranken sich die Materialien der Stifte und der Aufbauten auf Edelmetalle und Nicht Edelmetalle Dagegen konnen beim direkten Verfahren neben Metallstiften und schrauben auch kohlenstoffverstarkte oder glasfaserverstarkte Kunststoffstifte verwendet werden Dadurch erweiterte sich auch das Spektrum der Materialien die fur den eigentlichen Aufbau geeignet sind auf die verschiedenen Zemente und Komposite Befestigen BearbeitenVor Einfuhrung alternativer Materialien konnten Stiftaufbauten nur mit Zinkoxid Phosphatzement oder Glasionomerzement zementiert werden Dieser Zement benotigt 24 Stunden um vollstandig auszuharten Erst dann kann der Aufbau fur die Aufnahme einer Krone beschliffen werden sonst ist es moglich dass sich der Stift durch die Erschutterungen des Bohrers wieder lost Heute setzt sich immer mehr das Befestigen mit Kompositen durch Wahrend es anfangs nur fur Kunststoffstifte genutzt wurde wird es mittlerweile auch fur Metallstifte genutzt welche mit Silan entsprechend vorbereitet wurden Durch das Befestigen mit Kunststoff wird der Halt des Stiftes erhoht und die weitere Verarbeitung vereinfacht da das Komposit schon nach einigen Minuten vollstandig ausgehartet ist So kann der Aufbau direkt im Anschluss in der gleichen Sitzung beschliffen werden Entfernen BearbeitenMan kann durch entsprechende Sorgfalt mit Stiftaufbauten und Kronen einen Zahnersatz schaffen der uber Jahrzehnte im Mund verbleiben kann Trotzdem ist es gelegentlich notig die Behandlung zu einem spateren Zeitpunkt zu wiederholen Betrifft das die Suprakonstruktion also die Krone oder Brucke kann der Stiftaufbau oft im Zahn belassen werden Nachdem die alte Krone entfernt wurde kann bei Bedarf die Einschubrichtung des Aufbaus angepasst werden Anschliessend kann eine neue Krone gefertigt und eingesetzt werden Manchmal ist es aber notig den Stift ebenfalls zu entfernen beispielsweise weil eine tiefe Karies bis in Bereiche des Stiftes vorgedrungen ist In diesem Fall wird vor Beginn der Behandlung entschieden ob der verbliebene Wurzelrest noch fur die Aufnahme eines neuen Stiftaufbaus geeignet ist Wurde der Stift mit Zement befestigt kann er in den meisten Fallen mit geringem Aufwand mit Hilfe von Ultraschall wieder entfernt werden Dagegen ist der Haftverbund zwischen Stift und Zahn bei Kompositen so hoch dass ein spateres Entfernen fast unmoglich ist Bei manchen Stiftmaterialien kann man versuchen den gesamten Stift mit Frasen zu entfernen ansonsten bleibt oft nur die Extraktion des Wurzelrestes Vor und Nachteile BearbeitenFur das direkte Verfahren sprechen verschiedene Vorteile Da die Behandlungszeit kurzer ist und die Metallkosten fur das Gold entfallen ist das Verfahren meist kostengunstiger Ausserdem kann durch Stifte aus glasfaserverstarktem Kunststoff besonders in asthetisch relevanten Bereichen verhindert werden dass das Metall im Bereich des Zahnhalses und der Gingiva dunkel hervorschimmert Besonders wenn aus asthetischen Grunden eine vollkeramische Krone als definitive Versorgung gewahlt wird sollte auf metallische oder kohlenstoffverstarkte Stifte verzichtet werden da sonst das tauschend echte Ergebnis verhindert wird Allerdings sind diese Methoden noch relativ neu Darum fehlen Langzeitstudien die den Behandlungsverlauf uber Jahre und Jahrzehnte beobachten Ausserdem gibt es um Komposite verstarkt Diskussionen bezuglich ihres Potentials Allergien auslosen zu konnen Bei besonders empfindlichen Patienten konnen diese Werkstoffe darum vor der Behandlung getestet werden Dagegen ist beim indirekten Verfahren der Hauptvorteil die hohe Bruchfestigkeit der Metallstifte besonders im Vergleich zu Kunststoff Das wird besonders im Seitenzahnbereich ausgenutzt da hier die starksten Kaukrafte auftreten Ausserdem gibt es fur diese Methode verschiedene Studien die zeigen dass diese Stiftaufbauten bei entsprechender Herstellung und regelmassigen Kontrollen eine Haltbarkeit von mehreren Jahren bis Jahrzehnten haben Darum gelten gegossene Stiftaufbauten aus Edelmetall trotz aller Vorteile der direkten Methode noch immer als Goldstandard Literatur BearbeitenKlinische Prothetik Bd 1 Festsitzender und implantatgetragener Zahnersatz Wolfgang B Freesmeyer Karl F Haug Fachbuchverlag Dezember 1995 ISBN 3830401264 Curriculum Prothetik Bd 2 amp 3 Jorg R Strub u a Quintessenz Berlin November 2004 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stiftaufbau amp oldid 188577426