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Zinkphosphatzement oder kurz Phosphatzement ist in der Zahnmedizin eines der am haufigsten gebrauchten Materialien Der Zement wird aus einem Pulver Zinkoxid und 10 Magnesiumoxid und einer Flussigkeit Orthophosphorsaure H3PO4 angeruhrt und ergibt nach Abbindung ein kristallines Zinkphosphat In der Zahnmedizin dient der Zement zur Befestigung von Kronen Befestigungszement als Unterfullung als thermischer und chemischer Isolator sowie als provisorische Fullung Ausserhalb der Zahnheilkunde dient Phosphatzement zudem als Isolierstoffumhullung und Fixierung von Drahtwiderstanden Inhaltsverzeichnis 1 Zusammensetzung 2 Verarbeitung 3 Eigenschaften 4 Herstellung 5 Geschichte 6 Einzelnachweise 7 WeblinksZusammensetzung BearbeitenPhosphatzement wird aus zwei Komponenten zusammengeruhrt einem Zementpulver und einer Flussigkeit Das Zementpulver hat folgende Bestandteile 80 90 Zinkoxid ZnO 10 Magnesiumoxid MgO 6 Calciumfluorid CaF2 4 Siliciumdioxid SiO2 Die Flussigkeit besteht aus einer 45 64 igen Phosphorsaure Orthophosphorsaure erganzt mit Aluminiumhydroxid und Zinkpuffern zur Verminderung der Abbindegeschwindigkeit Verarbeitung BearbeitenFur die zahnmedizinische Verarbeitung wird das Zementpulver mit der Flussigkeit auf einer kuhlen und trockenen Unterflache normalerweise eine Glasplatte auf der rauen Seite der Glasplatte mit einem Spatel aus korrosionsbestandigem Stahl Achat oder Keramik angemischt Die Verarbeitungstemperatur soll bei Raumtemperatur liegen 18 20 C Das Anmischverhaltnis von Pulver zu Flussigkeit ist abhangig vom Feinheitsgrad der Mahlung Korngrosse des Pulvers vom Wassergehalt der Saure und vom beabsichtigten Einsatz als Befestigungszement oder Unterfullung Das Pulver Flussigkeits Verhaltnis beeinflusst nicht nur die Konsistenz sondern auch die mechanische Festigkeit die Loslichkeit und die Filmdicke des Zementes Vor dem Einbringen des Zements ist der Zahn trocken zu blasen Fur den Einsatz als Befestigungszement wird eine sahnige Konsistenz gefordert damit sich die Krone die Brucke oder das Inlay vollstandig auf den praparierten Zahn drucken lasst ohne zu einer Bisserhohung zu fuhren Die Konsistenz lasst sich damit mit dem Hakchentest prufen indem mit dem Spatel eine Spitze aus der Masse ausgezogen wird Die korrekte Unterfullungskonsistenz ist erreicht wenn sich die entstandene Spitze zu einem Hakchen umlegt und nicht zuruck in die Masse sinkt Die Befestigungskonsistenz ist erreicht wenn die ausgezogene Spitze langsam wieder in die Masse zurucksinkt Ublicherweise wird der angeruhrte Zement in die zu zementierende Krone gegeben Nach dem Einsetzen mit Zement beisst der Patient einige Minuten 4 6 Minuten zu auf eine Watterolle In dieser Zeit bindet der Zement ab Danach werden die Zementreste entfernt Als Unterfullung sollte der Zement mit einer Konsistenz von Kitt verarbeitet werden also mit mehr Pulver angeruhrt werden Durch Stopfdruck lasst sich der Kitt in kleinste Hohlraume pressen ohne Lufteinschlusse zu enthalten Eigenschaften BearbeitenZinkphosphatzement ist der klassische Zahnzement schlechthin konventioneller Befestigungszement In den letzten Jahren kamen neuere Klebezemente auf anderer chemischer Basis hinzu z B Glasionomerzement haben aber den klassischen Phosphatzement nicht verdrangt der sich mit seiner einfachen und sicheren Verarbeitung und seinem guten Preis Leistungs Verhaltnis weiterhin am Dentalmarkt behauptet Zinkphosphatzement hat nur eine geringe Biegebruchfestigkeit und er klebt nicht auf dem Dentin es ist ein Zement und kein Kleber Zinkphosphatzement hat eine hohe Druckfestigkeit eine geringe Filmdicke eine minimale Abbindeschrumpfung und die thermische Expansion und ist biovertraglich Im Vergleich zu anderen Befestigungsmaterialien wie Glasionomerzement oder Kompositen ist Zinkphosphatzement weniger feuchtigkeitsempfindlich Die beim Einzementieren von dentalen Restaurationen entstehenden Uberschusse lassen sich einfach entfernen 1 2 3 Zinkphosphatzement hat eine hohe Klebefahigkeit am Zahn am Metall oder auch an Zirconiumoxid Trotz der starken Saure schadigt der Zinkphosphatzement das Zahnmark bzw den Zahnnerv wahrend der Abbindephase nicht Er wird darum zum Schutz der Pulpa unter Kompositfullungen als Unterfullung verwendet Bekannte Dentalmarken in Deutschland fur Zinkphosphatzement sind Harvard Zement und Hoffmann s Cement Otto Hoffmann hat diesen Zement 1892 erfunden und sich patentieren lassen Bis zum Anfang des Ersten Weltkrieges hatte er mit seinem Zement eine weltweite Monopolstellung Herstellung BearbeitenDas rote Zinkoxid wird mit Flussmittel zu einem festen Klinker gebrannt dann zu Pulver gerieben und an der Luft oxidiert gerostet Dem dann weissen Pulver werden Metalloxide Eisen und Manganoxid beigemischt um eine Zahnfarbe zu erreichen Die Phosphorsaure wird aus Kalziumphosphat haltigen Mineralien mittels Schwefelsaure gewonnen Geschichte BearbeitenZunachst als Fullungsmaterial gedacht entwickelten die Dresdner Sylvestre Augustin Rostaing de Rostagni 1794 1866 und sein Sohn Charles Augustin Rostaing 1831 den Zinkphosphatzement den sie 1858 auf den Markt brachten und der schliesslich zur Befestigung von Kronen Brucken und Inlays verwendet wurde 4 Nachdem Sylvestre Augustin Rostaing seine Rezeptur nicht weitergegeben hatte machte sich der Chemiker Erfinder und Unternehmer Carl Franz Otto Hoffmann daran das Dentinagene nachzubilden Die Mischung Dentinagene wurde ab 1892 durch die Berliner Firma Richter amp Hoffmann Harvard Dental Manuf Co als Harvard Cement vermarktet 5 Seit einer Trennung der beiden Eigentumerfamilien und markenrechtlichen Auseinandersetzungen 2004 ca 2009 gibt es zwei Folgeprodukte Den Harvard Cement gibt es als Original Marke 6 Die originale Rezeptur des Erfinders wird seit 2005 als Hoffmann s Phosphatzement vermarktet 7 Einzelnachweise Bearbeiten D Raab Fixation of all ceramic restorations the advantages of cementation DENTAL INC 2008 March April S 50 53 D Raab Fixation of all ceramic restorations the advantages of cementation 全瓷修复的粘接 水门汀的优势 DENTAL INC Chinese Edition 2008 Sonderdruck D Raab Konventionelle Befestigung von Vollkeramikrestaurationen In Zahn Prax 12 2009 S 84 86 Bernd Reitemeier Einfuhrung in die Zahnmedizin In Zahn Mund Kiefer Heilkunde Georg Thieme Verlag Stuttgart New York 2006 ISBN 3 13 139191 X S 5 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Fritz Ullmann Wolfgang Gerhartz Y Stephen Yamamoto F Thomas Campbell Rudolf Pfefferkorn James F Rounsaville Ullmann s encyclopedia of industrial chemistry VCH 1987 ISBN 0 89573 158 4 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Das Unternehmen Harvard Memento vom 27 Februar 2016 im Internet Archive Abgerufen am 26 Februar 2016 Der Pionier der Dentalindustrie Hoffmann s Abgerufen am 26 Februar 2016 Weblinks BearbeitenGrundlegende Untersuchungen zur Abbindereaktion von Zinkphosphatzement Dissertation Oliver Pawlig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zinkphosphatzement amp oldid 236528857