www.wikidata.de-de.nina.az
Catharina Helena Dorrien 1 Marz 1717 in Hildesheim 8 Juni 1795 in Dillenburg war eine deutsche Botanikerin Malerin und Padagogin Catharina Helena Dorrien Portrat von Friedrich Ludwig Hauck 1761 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Aktuelle Rezeption 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk Bearbeiten nbsp Acker Gauchheil Anagallis arvensis Aquarell von Catharina Helena DorrienCatharina Helena Dorrien entstammte einer Hildesheimer Kaufmanns und Burgermeisterfamilie Sie war das zweite von vier Kindern des Pastors Johann Jonas Dorrien 1684 1737 und seiner Frau Lucia Catharina geborene Schrader 1733 ihre Geschwister waren Maria Agnesa 1715 vor 1733 Martin Sylvester 1719 und Melchior Karl 1721 1746 1 Als Kind wurde sie von ihrem Vater in Geschichte Erdkunde und Religion unterrichtet und lernte auch etwas von der lateinischen Sprache jedoch nur blos vom Zuhoren wenn meine Bruder darin unterrichtet wurden 2 Von ihrer Mutter lernte sie Haushaltsfuhrung Kochen Nahen und andere Handarbeiten sowie das Klavierspiel Im Pfarrhausgarten entwickelte sie schon fruh ein lebhaftes botanisches Interesse 3 Nach dem Tod ihrer Mutter 1733 ubernahm die sechzehnjahrige Catharina Helena als alteste lebende Tochter die Fuhrung des Haushalts Nachdem 1737 auch ihr Vater gestorben war wurde sie vermutlich von Verwandten aufgenommen In dieser Zeit freundete sie sich mit Sophia Anna Blandina von Alers an die den Juristen Archivar und Historiker Anton Ulrich von Erath heiratete Um die Jahreswende 1748 49 zog Dorrien als Erzieherin der Erath schen Kinder an deren Wohnort Dillenburg wo sie den Rest ihres Lebens verbrachte Anton von Erath unterstutzte ihr Streben nach Weiterbildung sie nutzte seine umfangreiche Bibliothek lernte Franzosisch und ubte sich im Zeichnen und Malen vornehmlich von Pflanzenbildern In Verbindung mit ihrer Tatigkeit als Erzieherin verfasste sie ab 1754 eine Reihe belehrender padagogischer Schriften die sich an Kinder und junge Madchen richteten Nach dem Tod Anton von Eraths 1773 und ihrer Freundin Sophia von Erath 1789 lebte Catharina Helena Dorrien bis zu ihrem Tode hochgeachtet in der Familie des jungsten Sohnes Justus Hieronymus von Erath Regierungsrat in Dillenburg 1755 begann sie im Dillenburger Archiv Zeichnungen der dortigen Siegelsammlung anzufertigen Sie dienten als Vorlage fur die Kupferstiche in Anton Ulrich von Eraths 1764 erschienenen Werk Codex Diplomaticus Quedlinburgensis Auch schuf sie zahlreiche Zeichnungen des Dillenburger Schlosses aus der Zeit vor wahrend und nach dessen Zerstorung Am bekanntesten wurde sie jedoch als Botanikerin 1762 begann sie von Erath angeregt und gefordert die Pflanzen des damaligen Furstentums Oranien Nassau heute die Gegend zwischen Siegen Dillenburg Wetzlar Limburg und Bad Ems zu sammeln und zu beschreiben Zu diesem Zweck vertiefte sie ihre Lateinkenntnisse und studierte die botanische Fachliteratur unter anderem Carl von Linnes Werke Genera plantarum und Species plantarum Zunachst zum eigenen Gebrauch verfasste sie eine einfuhrende Darstellung des Linneschen Systems in deutscher Sprache Auf dieser Grundlage ubte sie sich in Pflanzenbestimmung 2 1770 erschienen als erste botanische Veroffentlichungen zwei Aufsatze von ihr im Hannoverischen Magazin Nachdem Dorrien zunachst die Pflanzen in der Umgebung ihres Wohnorts Dillenburg bearbeitet hatte bereiste sie systematisch die gesamten Nassauischen Lande wobei sie nach Moglichkeit jeden Ort zweimal zu verschiedenen Jahreszeiten besuchte um samtliche dort wachsenden Pflanzenarten zu erfassen Ergebnis ihrer Forschungstatigkeit ist das 1777 erstmals im Druck erschienene Werk Verzeichniss und Beschreibung der samtlichen in den Furstlich Oranien Nassauischen Landen wildwachsenden Gewachse das zu ihren Lebzeiten noch zweimal nachgedruckt wurde Das Werk besteht aus zwei Teilen der etwa 350 Seiten umfassende erste Teil beschreibt in deutscher Sprache die alphabetisch nach den botanischen Gattungsnamen geordneten Pflanzenarten ihre deutschen Bezeichnungen ihr Aussehen und Vorkommen unterteilt in funf Kapitel 1 Graser 2 Krauter 3 Baume und Straucher 4 Moose und 5 Schwamme Pilze Der zweite Teil mit etwa 90 Seiten enthalt einen nach Linnes Systematik geordneten Katalog in lateinischer Sprache Damit gehorte sie zu den ersten Botanikern in Deutschland die Linnes neues System und seine Nomenklatur verwendeten Sie beschreibt daher auch eine Reihe von Arten insbesondere Pilzen und Flechten fur die sie noch keine wissenschaftlichen Bezeichnungen angeben konnte entweder weil sie in der ihr zur Verfugung stehenden Literatur nicht zu finden waren oder weil es noch gar keine gab In der Regel verzichtete Dorrien darauf solchen Arten eigene Namen zu geben sondern fuhrte nur den Gattungsnamen und die deutsche Bezeichnung an dort wo es auch keinen deutschen Namen gab setzte sie nur einen Strich hinter die Gattung Bei Lichen centrifugus L unterschied sie jedoch eine var major und eine var minor und wurde damit zur ersten Frau die ein neues mykologisches Taxon bestimmte und benannte 3 Ihr botanisches Autorenkurzel lautet Doerr Wahrend sie an diesem Werk arbeitete fertigte Dorrien rund 1400 Pflanzenaquarelle an Diese Aquarelle wurden ursprunglich in der Erath schen Bibliothek verwahrt und verblieben in Familienbesitz Anfang der 1920er Jahre wurden sie aus Privatbesitz in Leipzig versteigert von einem unbekannten Sammler erworben und gelten seitdem als verschollen Nur etwa 40 Blatter haben sich in der Sammlung des Museums Wiesbaden erhalten 4 Moglicherweise handelt es sich bei diesen 1937 erworbenen Blattern um eine Auswahl die 1875 zu Ausstellungszwecken an den Verein fur Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung ausgeliehen wurde Dorriens Aquarelle wurden vor allem wegen der Feinheit der Pinselfuhrung gelobt und mit den Arbeiten Maria Sibylla Merians verglichen 5 1890 erwarb das Wiesbadener Museum eine Sammlung von etwa 2500 Pflanzenaquarellen des mit Anton von Erath befreundeten Malers Johann Philipp Sandberger viele davon durften Kopien von Aquarellen Dorriens sein 3 Dorrien galt zu Lebzeiten als beruhmte s Frauenzimmer 2 und fand wissenschaftliche Anerkennung 1766 wurde sie zusammen mit Anton Ulrich von Erath zum Ehrenmitglied der Botanischen Gesellschaft zu Florenz ernannt 1776 wurde sie Ehrenmitglied der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin und damit deren erstes weibliches Mitglied 1790 Ehrenmitglied der neugegrundeten Regensburgischen Botanischen Gesellschaft 6 1793 benannte Moritz Balthasar Borkhausen zu ihren Ehren eine Gattung von Nelkengewachsen Doerriena 7 Nach ihrem Tode geriet sie jedoch schnell in Vergessenheit Aktuelle Rezeption BearbeitenSeit dem Jahr 2000 erhalt Catharina Helena Dorrien wieder verstarkte Aufmerksamkeit In diesem Jahr veroffentlichte der Campus Verlag eine Biographie mit dem Titel Zwar sind es weibliche Hande verfasst von der Kulturpadagogin Regina Viereck aus Hildesheim In Dillenburg wurde am 9 Oktober 2018 ein von Ingrid Kretz verfasstes Musical uraufgefuhrt 8 das das Leben der Padagogin und Botanikerin zum Thema hat Die Stadt Dillenburg benannte Ende 2019 eine Strasse nach ihr 9 Schriften Auswahl BearbeitenVerzeichniss und Beschreibung der samtlichen in den Furstlich Oranien Nassauischen Landen wildwachsenden Gewachse Akademische Buchdruckerei Herborn 1777 urn nbn de bvb 12 bsb10301382 7 Donatius Lubeck 1779 Bottger Leipzig 1794 urn nbn de bvb 12 bsb10304257 7 Versuch eines Beytrags zu Bildung eines edlen Herzens in der ersten Jugend Akademische Buchdruckerei Herborn 1756 3 Auflage Frankfurt 1761 Von der Fragaria sterilis In Hannoverisches Magazin 8 1770 Nr 35 S 557 560 Digitalisat Von den Wurzeln der Cuscuta In Hannoverisches Magazin 8 1770 Nr 56 S 891 896 Digitalisat Literatur BearbeitenRouven Pons Selbstbekenntnis einer Dichterin In Archivnachrichten aus Hessen Bd 21 2021 Heft 1 S 28f Regina Viereck Zwar sind es weibliche Hande Die Botanikerin und Padagogin Catharina Helena Dorrien Campus Frankfurt 2000 ISBN 3 593 36580 4 Karl Lober Pflanzenaquarelle der Catharina Helena Dorrien In Heimatjahrbuch fur den Dillkreis 1967 S 1 2 33 37 Karl Lober Dank an Catharina Helena Dorrien In Heimatjahrbuch fur den Dillkreis 1960 S 1 2 33 36 Otto Renkhoff Catharina Helena Dorrien In Nassauische Lebensbilder Band 4 Wiesbaden 1950 S 66 74 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Catharina Helena Dorrien im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Schriften von Catharina Helena Dorrien in der VD 18 Datenbank Catharina Helena Dorrien auf hildesheim de Biografie Kurzbiographie beim Museum Wiesbaden auf mwnh deEinzelnachweise Bearbeiten Dorrien Melchior Carl auf rainer doerry de abgerufen am 20 September 2013 a b c Nachrichten von Katharina Helena Dorrien von ihr selbst erzahlt in einem Briefe an Herrn Professor Seybold In Magazin fur Frauenzimmer auf 1785 Vierter Band Oktober November December Akademische Buchhandlung Strassburg 1785 S 125 135 urn nbn de bvb 12 bsb10613491 6 a b c Sara Maroske Tom W May Naming names the first women taxonomists in mycology In Studies in mycology Band 89 Marz 2018 S 63 84 doi 10 1016 j simyco 2017 12 001 PMID 29910514 PMC 6002341 freier Volltext Sylvain Hodvina Felix Grimm Die Pflanzenaquarelle des Emil Pfeiffer Zur Naturgeschichte Wiesbadens Museum Wiesbaden 2011 Friedrich von Heinbeck Die Pflanzenbilder der Catharina Helena Dorrien und Johann Philipp Sandbergers In Jahrbucher des Nassauischen Vereins fur Naturkunde 87 1941 S 4 73 Urkunden uber Ernennungen im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Eintrag bei Tropicos Verbeugung vor Catharina Dorrien Musical setzt Naturforscherin ein Denkmal Siegener Zeitung 9 August 2018 Dillenburg benennt Strasse nach Dorrien auf mittelhessen de Paywall Normdaten Person GND 122409248 lobid OGND AKS LCCN no2001030802 VIAF 50108160 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dorrien Catharina HelenaKURZBESCHREIBUNG deutsche BotanikerinGEBURTSDATUM 1 Marz 1717GEBURTSORT HildesheimSTERBEDATUM 8 Juni 1795STERBEORT Dillenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Catharina Helena Dorrien amp oldid 235401238