www.wikidata.de-de.nina.az
Bratteli Diagramme benannt nach Ola Bratteli sind spezielle im mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis verwendete Graphen Sie werden bei der Untersuchung der Struktur von AF C Algebren kurz AF Algebren eingesetzt Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiele 2 1 Kompakte Operatoren 2 2 Kompakte Operatoren mit Einselement 2 3 Cantor Menge 2 4 CAR Algebra 3 Anwendungen 3 1 Idealstruktur 3 2 Liminale und postliminale AF Algebren 4 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenDie Bratteli Diagramme 1 leiten sich aus der Definition der AF Algebren ab letztere sind die Vervollstandigungen aufsteigender Folgen endlichdimensionaler C Algebren A 1 A 2 A 3 A displaystyle A 1 subset A 2 subset A 3 subset ldots subset A nbsp Jede endlichdimensionale C Algebra ist isometrisch isomorph zu einer endlichen direkten Summe von vollen Matrix Algebren M n displaystyle M n nbsp uber C displaystyle mathbb C nbsp das heisst fur jede Algebra A j displaystyle A j nbsp gilt A j M n j 1 M n j 2 M n j m j displaystyle A j cong M n j 1 oplus M n j 2 oplus ldots oplus M n j m j nbsp Bis auf die Reihenfolge sind die Zahlen n j 1 n j m j displaystyle n j 1 ldots n j m j nbsp eindeutig bestimmt Diese Zahlen bilden die Punkte des spaltenweise aufgebauten Bratteli Diagramms in der j displaystyle j nbsp ten Spalte stehen genau die Zahlen n j 1 n j m j displaystyle n j 1 ldots n j m j nbsp an der i j displaystyle i j nbsp ten Stelle steht also die Zahl n i j displaystyle n i j nbsp Zwischen den Punkten der j displaystyle j nbsp ten und j 1 displaystyle j 1 nbsp ten Spalte werden nach folgenden Kriterien Pfeile gezogen Die Einbettungen A j A j 1 displaystyle A j subset A j 1 nbsp sind als injektive Homomorphismen bis auf unitare Aquivalenz bereits dadurch festgelegt mit welcher Vielfachheit der i displaystyle i nbsp te Summand M n j i displaystyle M n j i nbsp von A j displaystyle A j nbsp in den k displaystyle k nbsp ten Summanden M n j 1 k displaystyle M n j 1 k nbsp von A j 1 displaystyle A j 1 nbsp abgebildet wird Beispiel Die Einbettung M 2 M 7 M 3 M 2 x 11 x 12 x 21 x 22 x 11 x 12 0 0 0 0 0 x 21 x 22 0 0 0 0 0 0 0 x 11 x 12 0 0 0 0 0 x 21 x 22 0 0 0 0 0 0 0 x 11 x 12 0 0 0 0 0 x 21 x 22 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 x 11 x 12 x 21 x 22 displaystyle M 2 rightarrow M 7 oplus M 3 oplus M 2 begin pmatrix x 11 amp x 12 x 21 amp x 22 end pmatrix mapsto begin pmatrix x 11 amp x 12 amp 0 amp 0 amp 0 amp 0 amp 0 x 21 amp x 22 amp 0 amp 0 amp 0 amp 0 amp 0 0 amp 0 amp x 11 amp x 12 amp 0 amp 0 amp 0 0 amp 0 amp x 21 amp x 22 amp 0 amp 0 amp 0 0 amp 0 amp 0 amp 0 amp x 11 amp x 12 amp 0 0 amp 0 amp 0 amp 0 amp x 21 amp x 22 amp 0 0 amp 0 amp 0 amp 0 amp 0 amp 0 amp 0 end pmatrix oplus begin pmatrix 0 amp 0 amp 0 0 amp 0 amp 0 0 amp 0 amp 0 end pmatrix oplus begin pmatrix x 11 amp x 12 x 21 amp x 22 end pmatrix nbsp hat die Vielfachheiten 3 0 und 1 Man zieht nun p displaystyle p nbsp Pfeile vom i j displaystyle i j nbsp ten Knoten zum k j 1 displaystyle k j 1 nbsp ten Knoten wenn der i displaystyle i nbsp te Summand von A j displaystyle A j nbsp mit der Vielfachheit p displaystyle p nbsp in den k displaystyle k nbsp ten Summanden von A j 1 displaystyle A j 1 nbsp abgebildet wird Die Zahlen p p i j k displaystyle p p i j k nbsp hangen von i j k displaystyle i j k nbsp ab und unterliegen der Beschrankung i 1 m j p i j k n j i n j 1 k displaystyle textstyle sum i 1 m j p i j k n j i leq n j 1 k nbsp die dadurch zustande kommt dass die Summanden in der j 1 displaystyle j 1 nbsp ten Spalte gross genug sein mussen um die entsprechenden Matrizen der j displaystyle j nbsp ten Spalte mit den Vielfachheiten aufnehmen zu konnen Nach einem Satz von Bratteli 2 kann jede AF Algebra bis auf Isomorphie durch eine Folge endlicher direkter Summen voller Matrix Algebren mit den angegebenen speziellen Einbettungen konstruiert werden Beispiele BearbeitenKompakte Operatoren Bearbeiten Die aufsteigenden Inklusionen M 1 M 2 M 3 displaystyle M 1 subset M 2 subset M 3 subset ldots nbsp wobei jede Matrix aus M j displaystyle M j nbsp auf die um eine Nullzeile und eine Nullspalte erweiterte Matrix aus M j 1 displaystyle M j 1 nbsp abgebildet wird definieren bekanntlich eine AF Algebra die zur C Algebra der kompakten Operatoren auf dem Hilbertraum ℓ 2 displaystyle ell 2 nbsp isomorph ist Das zugehorige Bratteli Diagramm hat nach obigem die Gestalt 1 2 3 4 5 displaystyle 1 rightarrow 2 rightarrow 3 rightarrow 4 rightarrow 5 rightarrow ldots nbsp Kompakte Operatoren mit Einselement Bearbeiten Adjungiert man zu obigem Beispiel der kompakten Operatoren ein Einselement so kommt zu jedem M j displaystyle M j nbsp ein direkter Summand M 1 C displaystyle M 1 cong mathbb C nbsp hinzu und die Einbettung C M j C M j 1 displaystyle mathbb C oplus M j rightarrow mathbb C oplus M j 1 nbsp sieht wir folgt aus x x 11 x 1 j x j 1 x j j x x 11 x 1 j 0 x j 1 x j j 0 0 0 x displaystyle x oplus begin pmatrix x 11 amp ldots amp x 1j vdots amp ddots amp vdots x j1 amp ldots amp x jj end pmatrix mapsto x oplus begin pmatrix x 11 amp ldots amp x 1j amp 0 vdots amp ddots amp vdots vdots x j1 amp ldots amp x jj amp 0 0 amp ldots amp 0 amp x end pmatrix nbsp Das fuhrt zu folgendem Bratteli Diagramm 1 1 1 1 1 1 2 3 4 5 displaystyle begin array cccccccccc 1 amp rightarrow amp 1 amp rightarrow amp 1 amp rightarrow amp 1 amp rightarrow amp 1 amp ldots amp searrow amp amp searrow amp amp searrow amp amp searrow amp amp 1 amp rightarrow amp 2 amp rightarrow amp 3 amp rightarrow amp 4 amp rightarrow amp 5 amp ldots end array nbsp Cantor Menge Bearbeiten Man betrachte die C Algebra C X displaystyle C X nbsp der stetigen Funktionen auf der Cantor Menge Man erhalt eine aufsteigende Folge endlichdimensionaler Teilalgebren A n n N displaystyle A n n in mathbb N nbsp indem man die endlichdimensionale Algebra A n displaystyle A n nbsp der auf den Intervallen der Lange 1 3 n displaystyle tfrac 1 3 n nbsp konstanten Funktionen via Einschrankung in die Algebra A n 1 displaystyle A n 1 nbsp der auf den Intervallen der Lange 1 3 n 1 displaystyle tfrac 1 3 n 1 nbsp konstanten Funktionen einbettet Das fuhrt zu folgendem Bratteli Diagramm nbsp Links die ersten vier Spalten des Bratteli Diagramms X n displaystyle X n nbsp ist die Vereinigung der zugehorigen Intervalle der Lange 1 3 n displaystyle 1 3 n nbsp A n displaystyle A n nbsp ist isomorph zur Algebra der lokalkonstanten Funktionen auf X n displaystyle X n nbsp CAR Algebra Bearbeiten Man erhalt die CAR Algebra durch Inklusionen M 1 M 2 M 4 M 8 M 2 j M 2 j 1 displaystyle M 1 subset M 2 subset M 4 subset M 8 subset ldots subset M 2 j subset M 2 j 1 subset ldots nbsp wobei die Einbettung M 2 j M 2 j 1 displaystyle M 2 j subset M 2 j 1 nbsp durch X X 0 0 X displaystyle X mapsto begin pmatrix X amp 0 0 amp X end pmatrix nbsp definiert sei Hier sind alle Vielfachheiten gleich 2 und man erhalt das folgende Bratteli Diagramm 1 2 4 8 2 j 2 j 1 displaystyle 1 rightrightarrows 2 rightrightarrows 4 rightrightarrows 8 rightrightarrows ldots rightrightarrows 2 j rightrightarrows 2 j 1 rightrightarrows ldots nbsp Anwendungen BearbeitenDie Bratteli Diagramme zu einer AF Algebra sind nicht eindeutig bestimmt denn sie hangen von der konkreten Realisierung als Vervollstandigung einer aufsteigenden Kette endlichdimensionaler C Algebren ab und diese ist nicht eindeutig denn man kann zum Beispiel einen Anfangsabschnitt fortlassen oder einige aufeinander folgende Inklusionen zu einer zusammenfassen Zu jedem Bratteli Diagramm gehort aber bis auf Isomorphie nur eine AF Algebra und man kann Eigenschaften dieser Algebra aus einem solchen Diagramm ablesen Es wird erlautert wie man Informationen zur Idealstruktur abliest und wie man feststellen kann ob die AF Algebra liminal oder postliminal ist Idealstruktur Bearbeiten Ist I A displaystyle I subset A nbsp ein abgeschlossenes zweiseitiges Ideal in der durch A 1 A 2 displaystyle A 1 subset A 2 subset ldots nbsp gegebenen AF Algebra so ist auch I displaystyle I nbsp eine AF Algebra und I A p I A p 1 displaystyle I cap A p subset I cap A p 1 subset ldots nbsp ist eine aufsteigende Folge endlichdimensionaler Teil C Algebren mit in I displaystyle I nbsp dicht liegender Vereinigung Dabei ist p displaystyle p nbsp so gross gewahlt dass I A p 0 displaystyle I cap A p not 0 nbsp Auf diese Weise wird jedem abgeschlossenen zweiseitigen Ideal ein Untergraph D I displaystyle D I nbsp des Bratteli Diagramms D A displaystyle D A nbsp von A displaystyle A nbsp zugeordnet Dem Nullideal entspricht dabei der leere Untergraph Ein Untergraph S displaystyle S nbsp eines Bratteli Diagramms heisst gerichtet wenn er mit jedem Punkt alle davon ausgehenden Pfeile mit den zugehorigen Zielpunkten enthalt Ein Untergraph heisst erblich engl hereditary wenn folgendes gilt Liegen fur einen Punkt alle Zielpunkte der von ihm ausgehenden Pfeile im Untergraphen so muss auch bereits dieser Punkt im Untergraphen enthalten sein Es gilt nun folgender Satz Ist A displaystyle A nbsp eine AF Algebra mit Bratteli Diagramm D A displaystyle D A nbsp so ist obige Zuordnung I D I displaystyle I mapsto D I nbsp eine Bijektion von der Menge der abgeschlossenen zweiseitigen Ideale auf die Menge der gerichteten erblichen Untergraphen von D A displaystyle D A nbsp Eine C Algebra heisst einfach wenn sie ausser dem Nullideal und sich selbst keine weiteren abgeschlossenen zweiseitigen Ideale enthalt Aus obigem Satz leitet man leicht das folgende Korollar ab Eine AF Algebra A displaystyle A nbsp mit Bratteli Diagramm D A displaystyle D A nbsp ist genau dann einfach wenn es zu dem Punkt x displaystyle x nbsp aus D A displaystyle D A nbsp eine Spalte gibt so dass man jeden Punkt dieser Spalte von x displaystyle x nbsp aus durch einen Weg von Pfeilen erreichen kann Insbesondere sind die C Algebren der kompakten Operatoren und die CAR Algebra einfach denn die zugehorigen Bratteli Diagramme sind lineare Ketten Adjungiert man ein Einselement zur Algebra der kompakten Operatoren so ist die entstehende Algebra nicht einfach denn am Bratteli Diagramm erkennt man muhelos dass von keinem Punkt der unteren Zeile je eine 1 der oberen Zeile in einer nachfolgenden Spalte erreicht werden kann Offenbar ist die untere Zeile ein gerichteter und erblicher Untergraph er entspricht dem Ideal der kompakten Operatoren Liminale und postliminale AF Algebren Bearbeiten Man kann am Bratteli Diagramm einer AF Algebra ablesen ob diese liminal oder postliminal ist Dazu betrachtet man unendliche Wege im Bratelli Diagramm das heisst Folgen x n n N displaystyle x n n in mathbb N nbsp von Punkten im Diagramm so dass fur jedes n displaystyle n nbsp mindestens ein Pfeil von x n displaystyle x n nbsp nach x n 1 displaystyle x n 1 nbsp fuhrt Sind x displaystyle x nbsp und y displaystyle y nbsp zwei Punkte so sagt man y displaystyle y nbsp sei Nachfolger von x displaystyle x nbsp mit Multiplizitat q displaystyle q nbsp wenn es q displaystyle q nbsp verschiedene Wege von x displaystyle x nbsp nach y displaystyle y nbsp gibt Sei A displaystyle A nbsp eine AF Algebra mit Bratteli Diagramm D A displaystyle D A nbsp A displaystyle A nbsp ist genau dann liminal wenn es zu jedem unendlichen Weg x n n N displaystyle x n n in mathbb N nbsp in D A displaystyle D A nbsp naturliche Zahlen p displaystyle p nbsp und q displaystyle q nbsp gibt so dass x n displaystyle x n nbsp fur alle n p displaystyle n geq p nbsp Nachfolger von x 1 displaystyle x 1 nbsp mit Multiplizitat q displaystyle q nbsp ist 3 Demnach sind die obigen Beispiele kompakte Operatoren und Cantor Menge liminal denn die Bratteli Diagramme sind Baume mit einfachen Kanten das heisst es kann ohnehin nur die Multiplizitat 1 auftreten Das Beispiel Kompakte Operatoren mit Einselement ist nicht liminal da es fur den Weg bestehend aus der 1 der oberen Zeile und allen Punkten 2 3 4 n displaystyle 2 3 4 ldots n ldots nbsp der unteren Zeile mit wachsendem n displaystyle n nbsp immer mehr mogliche Wege von 1 nach n displaystyle n nbsp gibt das heisst die Multiplizitat kann nicht ab einer bestimmten Stelle durch ein festes q displaystyle q nbsp beschrankt werden Sei A displaystyle A nbsp eine AF Algebra mit Bratteli Diagramm D A displaystyle D A nbsp A displaystyle A nbsp ist genau dann postliminal wenn es zu jedem unendlichen Weg x n n N displaystyle x n n in mathbb N nbsp in D A displaystyle D A nbsp eine naturliche Zahl p displaystyle p nbsp gibt so dass x n displaystyle x n nbsp fur jedes n gt p displaystyle n gt p nbsp ein Nachfolger von x n 1 displaystyle x n 1 nbsp mit Multiplizitat 1 ist 4 Man sieht leicht ein dass das Bratteli Diagramm des Beispiels Kompakte Operatoren mit Einselement diese Eigenschaft hat es handelt sich also um eine postliminale C Algebra Die CAR Algebra hat diese Eigenschaft nicht denn alle auftretenden Multiplizitaten zwischen direkten Nachfolgern sind gleich 2 die CAR Algebra ist daher nicht postliminal Einzelnachweise Bearbeiten K R Davidson C Algebras by Example American Mathematical Society 1996 ISBN 0 8218 0599 1 Kapitel III K R Goodearl Notes on real and complex C algebras Shiva Publishing Limited 1982 ISBN 0 906812 16 X Satz 17 2 A J Lazar D C Taylor Approximately Finite Dimensional C Algebras and Bratteli Diagrams Transactions of the American Mathematical Society Band 259 1980 Seiten 599 619 Theorem 3 8 A J Lazar D C Taylor Approximately Finite Dimensional C Algebras and Bratteli Diagrams Transactions of the American Mathematical Society Band 259 1980 Seiten 599 619 Theorem 3 13 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bratteli Diagramm amp oldid 220834792