Borgen ist eine dänische Politserie, die 2010 begonnen hat. Der dänische öffentlich-rechtliche Fernsehsender DR1 strahlte sie in drei zehnteiligen Staffeln bis 2013 aus. Die deutsche Synchronfassung dieser Staffeln erschien mit dem Untertitel Gefährliche Seilschaften. In Zusammenarbeit von DR1 und Netflix entstand eine vierte Staffel, die 2022 auf DR1 erstausgestrahlt und im selben Jahr bei Netflix veröffentlicht wurde. Die vierte Staffel erscheint unter dem Originaltitel Borgen – Riget, Magten og Æren bzw. dem deutschen Titel Borgen – Macht und Ruhm.
Fernsehserie | |
Titel | Borgen – Gefährliche Seilschaften (Staffeln 1 bis 3), Borgen – Macht und Ruhm (Staffel 4) |
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Originaltitel | Borgen (Staffeln 1 bis 3), Borgen – Riget, Magten og Æren (Staffel 4) |
Produktionsland | Dänemark |
Originalsprache | Dänisch |
Genre | Drama, Politserie |
Erscheinungsjahre | 2010–2013, 2022 |
Länge | 60 Minuten |
Episoden | 38 in 4 Staffeln (Liste) |
Idee | Adam Price |
Produktion |
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Musik |
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Erstausstrahlung | 26. Sep. 2010 auf DR1 |
Deutschsprachige Erstausstrahlung | 9. Feb. 2012 auf Arte |
→ Besetzung & Synchronisation |
Borgen (deutsch: „die Burg“) ist die umgangssprachliche Bezeichnung von Schloss Christiansborg, dem Sitz des dänischen Parlaments sowie des Regierungschefs und des Obersten Gerichtshofs.
Inhalt Bearbeiten
Handlung Bearbeiten
Im Mittelpunkt der Serie steht Birgitte Nyborg, eine Politikerin der fiktiven Moderaten Partei. Die Serie handelt von den Intrigen und Machtspielen in der Politik und darüber hinaus vom Einfluss der Presse als vierter Gewalt. Die Serie beleuchtet auch das Privatleben der handelnden Personen, so auch Nyborgs Familienleben mit den beiden Kindern und deren Vater, der seine Karriere zunächst für die seiner Frau zurückstellt.
Erste Staffel Bearbeiten
Am Beginn der ersten Staffel gewinnt Nyborg mit ihrer Partei die dänischen Parlamentswahlen und wird nach Koalitionsverhandlungen Premierministerin. Dabei hilft ihr die Schwäche anderer Parteien, darunter der des abgewählten bisherigen Premierministers Lars Hesselboe von der liberalen Partei. Hesselboe wird bei der Wahl eine private Zahlung aus der Staatskasse zum Verhängnis, die Nyborgs bisheriger Spindoctor, Kasper Juul, an einen seiner Konkurrenten weitergegeben hat. Da Juul dabei ohne Nyborgs Zustimmung gehandelt hat, verliert er seinen Job. Mangels passenden anderen Bewerbern ist Nyborg aber bald darauf gezwungen, Juul wieder als Spindoctor einzustellen.
Zweite Staffel Bearbeiten
Die zweite Staffel spielt in Nyborgs folgendem Regierungsjahr. Bent Sejrø, ihr Vertrauter und Mentor, erleidet einen Schlaganfall, der aber ohne langfristige neurologische Schäden ausheilt. Birgitte Nyborg ist jetzt geschieden. Ihre Tochter Laura erkrankt an einer Panikstörung und wird erfolgreich in einer Privatklinik psychiatrisch behandelt. Da Nyborg gleichzeitig versucht, eine Gesundheitsreform durch das Parlament zu bringen, wird auch die Erkrankung ihrer Tochter ausführlich in der Presse thematisiert. Aufgrund dessen beurlaubt sich Nyborg schließlich als Premierministerin, um ihre Tochter bei ihrer Genesung besser unterstützen zu können. Als Nyborg schließlich auf ihren Posten zurückkehrt, ruft sie nach der erfolgreichen Verabschiedung eines weiteren Gesetzespakets Neuwahlen aus.
Dritte Staffel Bearbeiten
Birgitte Nyborg kehrt 2½ Jahre später aus der Privatwirtschaft in die Politik zurück – indirekt wird in einer Berichterstattung über sie von den Reportern erwähnt, dass sie in den von ihr gegen Ende der zweiten Staffel ausgerufenen Neuwahlen Lars Hesselboe unterlag und sich danach aus der Politik zurückgezogen hat. Da die Rückkehr zu den Moderaten von deren neuen Vorsitzenden nicht erwünscht ist, gründet sie eine neue Partei, Die neuen Demokraten. Neben Bent, ihrem politischen Ziehvater, gewinnt und verliert sie auch neue Mitstreiter. Ihr neuer Spin-Doctor wird Katrine Fønsmark, die mit Kasper Juul einen gemeinsamen Sohn hat, aber nicht mehr mit ihm zusammen ist. Torben Friis, der Nachrichtenchef von TV1, wird zu einer der Hauptfiguren der dritten Staffel. Am Ende erringt Nyborg mit 13 Sitzen genügend Mandate, um erneut in eine Regierungskoalition einzutreten und Politik „im Sinne Dänemarks“ gestalten zu können. Privat übersteht sie eine Brustkrebserkrankung und geht eine zunehmend intensivere Liebesbeziehung mit dem britischen Architekten Jeremy Welsh ein.
Vierte Staffel Bearbeiten
Nach knapp 10 Jahren ist Birgitte Nyborg als Außenministerin Teil der dänischen Regierung. Sie lebt mittlerweile alleine, da ihre Kinder ausgezogen sind, weswegen sie sich vollständig auf ihre Arbeit konzentrieren kann. In Grönland wird ein riesiges Ölfeld entdeckt, welches Einnahmen von zwei Billionen Kronen verspricht. Grönland erhofft sich davon die Unabhängigkeit von Dänemark. Aus Klimagründen will Nyborg die Erschließung des Ölfeldes verhindern. Als weiteres Argument dient ihr, dass ein russischer Oligarch Hauptaktionär der beteiligten Ölfirma ist. Für die CIA soll sie die Information kurzfristig geheim halten und kommt deshalb in die Bredouille. Um eine Mehrheit im Parlament zu gewährleisten, setzt sie sich nun für die Erschließung des Ölfeldes ein. Dann kommt heraus, dass sich Chinesen hinter der Ölfirma befinden. US-amerikanische Beamte versuchen Nyborg dazu zu bringen, eine chinesische Beteiligung in Grönland zu verhindern. Nyborg wird in dieser Angelegenheit von ihrem Arktisbotschafter Asger Holm Kirkegaard unterstützt. Außerdem setzt sie heimlich Michael Laugesen als ihren neuen Spindoctor ein. Katrine Fønsmark verfolgt das politische Geschehen als Nachrichtenchefin bei TV1.
Hauptfiguren Bearbeiten
Birgitte Nyborg und Familie Bearbeiten
Birgitte Nyborgs Mitarbeiter Bearbeiten
TV1 Bearbeiten
Gegenspieler Birgitte Nyborgs Bearbeiten
Parteien und Medien Bearbeiten
- Die Moderaten (De Moderate) sind die Partei Birgitte Nyborgs (in Staffel 1 und 2) und werden zu Beginn links der Mitte verortet. Die Moderaten beruhen auf Det Radikale Venstre.
- Die Arbeiterpartei (Arbejderpartiet) stellt noch vor den Liberalen die größte Fraktion im Parlament, ist aber des Öfteren von Flügelkämpfen geplagt. Sie basiert auf den Socialdemokraterne.
- Die Milieupartei (Miljøpartiet, wörtlich: Umweltpartei) vertritt hauptsächlich grüne und ökologische Standpunkte, ist aber auch besonders um Integrationspolitik bemüht. Als Vorlage diente die Socialistisk Folkeparti.
- Die Solidarische Sammlung (Solidarisk Samling) ist eine Splitterpartei, die am linken Rand im Parlament sitzt. Sie basiert auf der Enhedslisten.
- Die Liberalen (De Liberale) sind die zweitgrößte Partei im Parlament, sie beruhen auf Venstre. Sie kooperieren oft mit den Konservativen.
- Die Neuen Konservativen (Ny Højre, wörtlich: Neue Rechte) sind stark mit den Liberalen verbunden und basieren auf der Konservative Folkeparti.
- Die Freiheitspartei (Frihedspartiet) ist eine rechtspopulistische Gruppierung, die auf der Dansk Folkeparti basiert. Da sie sich teilweise ausländerfeindlich äußert, wird sie von den anderen Parteien nicht zur Regierungsbildung herangezogen.
- Hans Eliassen, Außenminister
- Emmy Rasmussen, Abteilungsleiterin im Büro der Ministerpräsidentin
- TV1 ist der wichtigste Fernsehsender, regelmäßig sendet er Interviews und Debatten zu den Vorgängen im Schloss. Auffällig sind die häufigen Konflikte um die Balance zwischen Qualität des Journalismus und der Einschaltquote.
- Der Ekspres ist eine Tageszeitung, deren Titelgeschichten die Politik beeinflussen, wobei diese nicht immer politische Themen betreffen, sondern oft das Privatleben der Politiker in den Vordergrund stellen.
- Das Zweite steht in scharfer Konkurrenz zu TV1. Der Sender wird oft erwähnt, jedoch selten direkt gezeigt.
Entstehung Bearbeiten
Borgen wurde von Adam Price als Hauptautor und den Co-Autoren Jeppe Gjervig Gram und Tobias Lindholm entwickelt und geschrieben. Bei den ersten beiden Staffeln führten Søren Kragh-Jacobsen, Annette K. Olesen, Rumle Hammerich und Mikkel Nørgaard Regie, bei der dritten Staffel war es Jesper W. Nielsen. Vor Ausstrahlung der dritten Staffel in Dänemark gab Price bekannt, dass sie voraussichtlich die letzte sein werde.
Im Mai 2020 kündigte DR1 dennoch die Produktion einer vierten Staffel mit 8 Folgen in Zusammenarbeit mit Netflix an. Diese wurde ab 2022 in Dänemark und bei Netflix ausgestrahlt.
Besetzung und Synchronisation Bearbeiten
Die deutsche Synchronfassung der ersten drei Staffeln wurde von der Hamburger Digital Media Technologie erstellt. Dialogbuchautorin und Dialogregisseurin war Astrid Kollex.
Veröffentlichung Bearbeiten
Fernsehausstrahlung Bearbeiten
Arte sendete vom 9. Februar bis zum 8. März 2012 jeden Donnerstag eine Doppelfolge der ersten Staffel. In der Schweiz wurde die Serie ab dem 20. August 2012 ausgestrahlt. Ab dem 29. Oktober 2012 wurde im Schweizer Fernsehen (SRF 1) die zweite Staffel ausgestrahlt. In Österreich strahlte ORF 2 die erste Staffel der Serie ab Juli 2013 jeden Sonntagabend in Doppelfolgen aus.
Arte zeigte vom 22. November bis zum 13. Dezember 2012 jeden Donnerstag die zweite Staffel in Dreifach- und Doppelfolgen. Die dritte Staffel wurde vom 3. Oktober bis 31. Oktober 2013 in Doppelfolgen bei Arte ausgestrahlt.
Wiederholungen liefen u. a. beim WDR Fernsehen, bei Einsfestival und im Ersten. Die Serie wurde weltweit in 70 Länder verkauft.
Die vierte Staffel, mit dem eigenen Titel Borgen – Macht und Ruhm, steht seit dem 2. Juni 2022 als Video-on-Demand bei Netflix zur Verfügung. Die TV-Ausstrahlung erfolgte am 7. und 14. September 2023 bei Arte.
DVD-Veröffentlichungen Bearbeiten
Deutschland
- Staffel 1 erschien am 29. Juni 2012
- Staffel 2 erschien am 27. September 2013
- Staffel 3 erschien am 31. Januar 2014
Rezeption Bearbeiten
Kritiken Bearbeiten
Süddeutsche.de bezeichnet die Serie als „phänomenal gutes europäisches Fernsehen“. In einer von The Washington Post im Februar 2014 veröffentlichten Rezension bezeichnete der Politikwissenschaftler Stephen B. Dyson Borgen als „die beste Fernsehserie aller Zeiten über Politik.“
Das Medienmagazin DWDL.de meint „das, was Borgen so faszinierend macht, ist die streckenweise übersimple Einführung in die Mechanismen der Politik“ und dass Borgen „... vor allem deshalb eine so tolle Serie“ sei, „weil es ihr gelingt, die Komplikationen des politischen Geschehens mit Unterhaltsamkeit zu mischen“. Weiter hebt dwdl.de die „hochwertige Produktion und großartige Schauspielerleistungen“, sowie „vor allem traumhafte Drehbücher“ hervor.
„‚Borgen‘ macht klüger. In jeder Hinsicht.“
Für Zeit online ist die Serie „zeitgemäß und intelligent“, „ein Lehrstück in politischer und journalistischer Rhetorik“. Sie verbinde „Polit-Drama, Genderdebatte und Medienkritik zu großer Unterhaltung“.
FAZ.net nennt die Serie „ein faszinierendes Lehrstück darüber, was die Politik mit Menschen macht“. Der Regisseur decke „intelligent und auf witzige Weise böse (...) die Spielregeln der Politik auf“. Sachliche Konflikte und parlamentarische Entscheidungsprozesse habe man „selten so spannend erzählt bekommen, wobei das selten auf Kosten der Komplexität geht.“
Auszeichnungen Bearbeiten
- 2012: Nominierung als „Best Performance by an Actress“: Sidse Babett Knudsen
Festival de Télévision de Monte-Carlo
- 2011: Auszeichnung als „Outstanding Actress in a Drama Series“: Sidse Babett Knudsen
- 2013: Nominierung als „Best International Drama TV Series“
- 2013: Auszeichnung als „Best European Drama TV Series“
- 2013: Nominierung als „Outstanding Actress in a Drama Series“: Birgitte Hjort Sørensen
British Academy Television Awards
- 2012: Auszeichnung in der Kategorie „International Prize“
- 2014: Nominierung in der Kategorie „International Prize“
- 2010: Auszeichnung für die beste Fernsehserie
Festival International de Programmes Audiovisuels (französisches Filmfestival)
- 2011: Auszeichnung als „Best TV Series and Serials“
- 2011: Auszeichnung für „TV Series and Serials: Best Music“: Halfdan E
- 2013: Auszeichnung in der Kategorie „Area of Excellence“
Hörspiel Bearbeiten
Das BBC-Hörspiel Borgen – Outside the castle wurde 2015 vom Deutschlandfunk im Original mit einigen deutschen Erläuterungen wie MOM = MON für Momentum = Monsanto ausgestrahlt.
Literatur Bearbeiten
- Johannes Bongardt, Rieke Gießelmann, Matthias Jüschke, Jan Pfeifer, Christina-Johanne Schröder, Jonas Seyferth: Spiel der Kräfte: Politik, Medien und Familie in Borgen. In: Niko Switek (Hrsg.): Politik in Fernsehserien: Analysen und Fallstudien zu House of Cards, Borgen & Co. Transcript, Bielefeld 2018, ISBN 978-3-8376-4200-1, S. 177–200.
Weblinks Bearbeiten
- Borgen – Gefährliche Seilschaften in der Internet Movie Database (englisch)
- Borgen – Gefährliche Seilschaften bei Rotten Tomatoes (englisch)
- Borgen bei Fernsehserien.de
Einzelnachweise Bearbeiten
- Borgen vender tilbage 13. februar inputmag.dk, abgerufen am 28. Dezember 2021
- (Memento vom 6. Februar 2013 im Internet Archive) auf radiotimes.com, 28. Mai 2012
- Arthur A.: Borgen: Netflix belebt dänische Politserie mit einer 4. Staffel wieder. In: Filmfutter. Abgerufen am 23. Mai 2020 (deutsch).
- ↑ Borgen – Gefährliche Seilschaften. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 15. Mai 2022.
- (Memento vom 10. September 2012 im Internet Archive) in Schweizer Fernsehen, abgerufen am 26. Oktober 2012
- Macht, Politik, Familie und eine starke Frau: "Borgen - Gefährliche Seilschaften" ab 7. Juli in ORF 2. 5. Juli 2013, abgerufen am 7. September 2023.
- (Memento vom 1. Mai 2013 im Internet Archive) Auf arte.tv, abgerufen am 19. November 2012
- Claudia Schwartz: TV-Serie «Borgen»: Die Macht ist eine eitle Kunst. In: Neue Zürcher Zeitung. 3. Oktober 2023, abgerufen am 7. September 2023.
- imfernsehen GmbH & Co KG: Borgen. 9. Februar 2012, abgerufen am 7. September 2023.
- Alexander Krei: Arte bringt vierte "Borgen"-Staffel ins Free-TV. In: dwdl.de. DWDL de GmbH, 18. Juli 2023, abgerufen am 7. September 2023.
- Peter Sich: Macht um jeden Preis. In: Süddeutsche.de. 9. Februar 2012, abgerufen am 4. Januar 2013.
- Stephen Benedict Dyson: The best television show about politics ever. In: The Washington Post. 2. Februar 2014, abgerufen am 9. März 2015 (englisch).
- "Borgen": Auch die Dänen können Polit-Thriller dwdl.de, abgerufen am 7. März 2021
- Rabea Weihser: Macht festhalten, Prinzipien loslassen. In: Zeit.de. 19. November 2012, abgerufen am 5. November 2021.
- Sandra Kegel: Wir tun Dinge, die uns nicht gefallen. In: FAZ.net. 21. November 2012, abgerufen am 5. November 2021.
- ↑ IMDb: Auszeichnungen für „Borgen – Gefährliche Seilschaften“, abgerufen am 16. Februar 2012.
- Television Awards Winners in 2012. British Academy of Film and Television Arts, bafta.org, abgerufen am 4. Januar 2013 (englisch)
- Hörspiel in fünf Teilen. Deutschlandfunk, 10. Juli 2015, abgerufen am 30. Juli 2016.
- Sabine Küchler (Red.): (PDF) Deutschlandfunk, 1. August 2015, archiviert vom am 19. September 2016; abgerufen am 19. September 2016 (Szene 32: Die Doku erinnert an „The World According to Monsanto“, das Vorbild für das fiktive Unternehmen).