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In der Mathematik und insbesondere der deskriptiven Mengenlehre ist die Borel Hierarchie eine stufenweise Aufteilung der Borelschen s Algebra zu einem polnischen Raum Sie stellt einen konstruktiven Aufbau aller Borel Mengen dar Ist eine Eigenschaft uber alle Borel Mengen zu beweisen ist dies oft mittels transfiniter Induktion uber alle Ebenen der Borel Hierarchie moglich Schematische Darstellung eines Ausschnitts der Borel Hierarchie Pfeile zeigen die Ubergange zwischen den Mengensystemen an die Pfeile mit weissen Quadraten Teilmengen Relationen Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Abschluss und Monotonie Eigenschaften 3 Bezug zur Borelschen s Algebra 4 Bezug zur projektiven Hierarchie 5 Duale Definition uber abgeschlossene Mengen 6 Nomenklatur 7 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenUber einem polnischen Raum X T displaystyle X mathfrak T nbsp T displaystyle mathfrak T nbsp Menge der offenen Mengen seien folgende Mengensysteme induktiv definiert S 1 0 T displaystyle Sigma 1 0 mathfrak T nbsp P a 0 S X X S S a 0 displaystyle Pi alpha 0 left S subseteq X X setminus S in Sigma alpha 0 right nbsp fur jede abzahlbare Ordinalzahl a 1 displaystyle alpha geq 1 nbsp S a 0 S X A 0 A 1 A 2 p lt a P p 0 S i N A i displaystyle Sigma alpha 0 textstyle left S subseteq X exists A 0 A 1 A 2 ldots in bigcup p lt alpha Pi p 0 S bigcup i in mathbb N A i right nbsp fur jede abzahlbare Ordinalzahl a gt 1 displaystyle alpha gt 1 nbsp D a 0 S a 0 P a 0 displaystyle Delta alpha 0 Sigma alpha 0 cap Pi alpha 0 nbsp fur jede abzahlbare Ordinalzahl a 1 displaystyle alpha geq 1 nbsp 1 S 1 0 displaystyle Sigma 1 0 nbsp bezeichnet also die offenen Mengen P a 0 displaystyle Pi alpha 0 nbsp die Komplemente von S a 0 displaystyle Sigma alpha 0 nbsp Mengen S a 0 displaystyle Sigma alpha 0 nbsp bezeichnet die Mengen die sich als abzahlbare Vereinigung der P p 0 displaystyle Pi p 0 nbsp Mengen fur p lt a displaystyle p lt alpha nbsp darstellen lassen und D a 0 displaystyle Delta alpha 0 nbsp die Mengen die sowohl in S a 0 displaystyle Sigma alpha 0 nbsp als auch in P a 0 displaystyle Pi alpha 0 nbsp liegen Abschluss und Monotonie Eigenschaften BearbeitenDie S a 0 displaystyle Sigma alpha 0 nbsp Mengen sind abgeschlossen unter abzahlbarer Vereinigung und endlichem Schnitt Die P a 0 displaystyle Pi alpha 0 nbsp Mengen sind abgeschlossen unter abzahlbarem Schnitt und endlicher Vereinigung Die D a 0 displaystyle Delta alpha 0 nbsp Mengen sind abgeschlossen unter endlichem Schnitt endlicher Vereinigung und Komplementbildung Die S a 0 displaystyle Sigma alpha 0 nbsp Mengen ebenso auch die P a 0 displaystyle Pi alpha 0 nbsp Mengen und die D a 0 displaystyle Delta alpha 0 nbsp Mengen sind abgeschlossen unter stetigen Urbildern das heisst Fur eine stetige Funktion f X Y displaystyle f colon X to Y nbsp zwischen topologischen Raumen X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp ist f 1 A displaystyle f 1 A nbsp wiederum eine S a 0 displaystyle Sigma alpha 0 nbsp Menge P a 0 displaystyle Pi alpha 0 nbsp Menge D a 0 displaystyle Delta alpha 0 nbsp Menge falls A Y displaystyle A subseteq Y nbsp eine S a 0 displaystyle Sigma alpha 0 nbsp Menge P a 0 displaystyle Pi alpha 0 nbsp Menge D a 0 displaystyle Delta alpha 0 nbsp Menge ist S a 0 D a 1 0 P a 0 displaystyle Sigma alpha 0 subseteq Delta alpha 1 0 supseteq Pi alpha 0 nbsp fur alle abzahlbaren Ordinalzahlen a displaystyle alpha nbsp In uberabzahlbaren polnischen Raumen welche stets die Kardinalitat 2 ℵ 0 displaystyle 2 aleph 0 nbsp haben sind diese Inklusionen immer strikt wahrend in abzahlbaren polnischen Raumen S 2 0 displaystyle Sigma 2 0 nbsp bereits alle Teilmengen des Raumes enthalt Bezug zur Borelschen s Algebra BearbeitenDie Vereinigung aller Mengensysteme der Borel Hierarchie bildet genau die Borelsche s Algebra d i die kleinste s Algebra die alle offenen Mengen des polnischen Raumes enthalt Dass jede Menge in der Borelhierarchie in der Borelschen s Algebra enthalten sein muss folgt unmittelbar aus den Abschlusseigenschaften einer s Algebra Gabe es Mengen in der Borel Hierarchie die nicht in der Borelschen s Algebra enthalten sind so gabe es eine kleinste Ordinalzahl n displaystyle n nbsp sodass S n 0 displaystyle Sigma n 0 nbsp eine solche enthalt denn die Ordinalzahlen sind wohlgeordnet was aquivalent dazu ist dass P n 0 displaystyle Pi n 0 nbsp eine solche enthalt da s Algebren abgeschlossen unter Komplementbildung sind Dieses Element ist jedoch Vereinigung abzahlbar vieler Elemente von m lt n P m 0 displaystyle textstyle bigcup m lt n Pi m 0 nbsp welche alle Borel Mengen sind Somit musste das Element ebenfalls in der s Algebra enthalten sein da s Algebren abgeschlossen bzgl abzahlbarer Vereinigung sind Umgekehrt sind alle offenen Mengen in der Borel Hierarchie enthalten und die Mengen der Borel Hierarchie sind abgeschlossen unter Komplementbildung und abzahlbarer Vereinigung Ersteres folgt unmittelbar aus der Definition der P n 0 displaystyle Pi n 0 nbsp als Komplemente zweiteres lasst sich wie folgt zeigen Seien abzahlbar viele in der Borel Hierarchie auftretende Mengen S 0 S 1 S 2 displaystyle S 0 S 1 S 2 ldots nbsp gegeben Fur jedes i N displaystyle i in mathbb N nbsp existiert eine Ordinalzahl a i displaystyle alpha i nbsp sodass S i S a i 0 displaystyle S i in Sigma alpha i 0 nbsp schliesslich treten die Mengen in der Hierarchie auf Fur das Supremum a sup i N a i displaystyle textstyle hat alpha sup i in mathbb N alpha i nbsp gilt dann i N S i S a 0 displaystyle textstyle bigcup i in mathbb N S i in Sigma hat alpha 0 nbsp und das Supremum einer Menge von Ordinalzahlen ist ihre Vereinigung somit ist a displaystyle hat alpha nbsp abzahlbare Vereinigung abzahlbarer Mengen und somit wiederum eine abzahlbare Ordinalzahl Nun wird auch deutlich wieso gerade abzahlbare Ordinalzahlen gewahlt worden sind Bezug zur projektiven Hierarchie BearbeitenUber polnischen Raumen wird ausgehend von der Borel Hierarchie die projektive Hierarchie definiert welche auf den analytischen Mengen den Projektionen von Borel Mengen aufbaut Nach dem Satz von Suslin sind die Borel Mengen in einem polnischen Raum genau die Mengen die analytisch sind und deren Komplement ebenfalls analytisch ist Duale Definition uber abgeschlossene Mengen BearbeitenDie Borel Hierarchie lasst sich ebenfalls ausgehend von den abgeschlossenen Mengen definieren P 1 0 displaystyle Pi 1 0 nbsp sei die Menge aller abgeschlossenen Mengen S a 0 S X X S P a 0 displaystyle Sigma alpha 0 left S subseteq X X setminus S in Pi alpha 0 right nbsp fur jede abzahlbare Ordinalzahl a 1 displaystyle alpha geq 1 nbsp P a 0 S X A 0 A 1 A 2 p lt a S a 0 S i N A i displaystyle textstyle Pi alpha 0 left S subseteq X exists A 0 A 1 A 2 ldots in bigcup p lt alpha Sigma alpha 0 S bigcap i in mathbb N A i right nbsp fur jede abzahlbare Ordinalzahl a gt 1 displaystyle alpha gt 1 nbsp Die P a 0 displaystyle Pi alpha 0 nbsp Mengen werden also als abzahlbarer Schnitt von S p 0 displaystyle Sigma p 0 nbsp Mengen fur p lt a displaystyle p lt alpha nbsp definiert Nomenklatur BearbeitenFelix Hausdorff hat folgende Bezeichnungen fur die Stufen der Hierarchie zu endlichen Ordinalzahlen eingefuhrt F s S 2 0 displaystyle F sigma Sigma 2 0 nbsp G d P 2 0 displaystyle G delta Pi 2 0 nbsp F s d P 3 0 displaystyle F sigma delta Pi 3 0 nbsp G d s S 3 0 displaystyle G delta sigma Sigma 3 0 nbsp F s d s S 4 0 displaystyle F sigma delta sigma Sigma 4 0 nbsp G d s d P 4 0 displaystyle G delta sigma delta Pi 4 0 nbsp etc siehe auch Gd und Fs Mengen Die einheitliche Notation S a 0 displaystyle Sigma alpha 0 nbsp P a 0 displaystyle Pi alpha 0 nbsp D a 0 displaystyle Delta alpha 0 nbsp die auch die Analogie zur arithmetischen Hierarchie in der Rekursionstheorie andeutet wurde von John Addison 1959 eingefuhrt 2 Einzelnachweise Bearbeiten Descriptive Set Theory PDF 643 kB lecture notes by David Marker 2002 Addison John W Separation principles in the hierarchy of classical and effective descriptive set theory Fundamenta Mathematicae XLVI S 123 135 1959 pdf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Borel Hierarchie amp oldid 237313312