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Mit Bohlenwege im Wittmoor werden zwei vorgeschichtliche Moorwege bezeichnet die 1898 Bohlenweg I und 1904 Bohlenweg II 1 im Wittmoor im Norden Hamburgs entdeckt wurden Die Bohlenwege stammen aus dem 4 und 7 Jahrhundert n Chr und verbanden das ostliche mit dem westlichen Ufer des damals schwer zuganglichen sumpfigen Moores Ein Teil des alteren Bohlenweges II wird in der archaologischen Dauerausstellung des Archaologischen Museums Hamburg in Hamburg Harburg gezeigt 2 3 Bohlenweg II in situ wahrend der Ausgrabung in den 1930er Jahren Inhaltsverzeichnis 1 Fundort 2 Bohlenweg I 3 Bohlenweg II 4 Deutung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFundort Bearbeiten nbsp Blick uber den westlichen Teil des Wittmoores in der Nahe des westlichen Anfangs von Bohlenweg II am linken BildrandDie Fundorte beider Bohlenwege befinden sich im Wittmoor das auf dem Gebiet der Hamburger Stadtteile Duvenstedt und Lemsahl Mellingstedt liegt und sich auf Schleswig Holsteiner Gebiet bis an den Norderstedter Ortsteil Glashutte erstreckt Beim Abbau von Torf wurden im Wittmoor immer wieder Teile eines historischen Bohlenweges angeschnitten 1898 folgte der Schulmeister und Heimatforscher Ludwig Frahm dem Hinweis des Poppenbutteler Zimmermanns Hinrich Mohr der ihm die Lage des von ihm als Russendamm bezeichneten Bohlenweges I zeigte 4 5 Im Jahr 1900 legte Frahm einen grosseren Teil des Bohlenweges frei und veroffentlichte seine Grabungsergebnisse 1901 und 1913 Insgesamt wurden im Wittmoor bisher zwei Bohlenwege gefunden die aufgrund der Lagerung im feuchten Boden hervorragend erhalten waren 6 Bohlenweg I Bearbeiten nbsp Schematische Zeichnung eines Teils des Bohlenweges I in Querschnitt Draufsicht und LangsschnittDer Bohlenweg I wurde 1898 entdeckt in den Jahren 1900 und 1901 von Frahm zusammen mit Wilms teilweise freigelegt 4 und in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts noch einmal von den Archaologen Hugo Prejawa und Kolumbe untersucht Der Weg verlief in ostsudostlicher Richtung quer durch das Wittmoor und hatte eine Lange von etwa 500 m Auch wahrend des Zweiten Weltkrieges wurde besonders der Westteil des Moores zur Brennstoffgewinnung verstarkt abgetorft wobei grossere Teile des Weges mit vernichtet wurden Dieser Bohlenweg war viel einfacher aufgebaut als der altere Bohlenweg II Der Weg bestand lediglich aus sauber behauenen Eichenbohlen von 180 bis 200 cm Lange und 20 bis 30 cm Breite die ohne Unterzuge direkt auf die Oberflache des Moores aufgelegt waren Der Bohlenweg war nur 1 m unterhalb der Gelandeoberflache im Torf eingebettet Auch in diesem Teil des Moores wurde regelmassig Torf zur Brennstoffgewinnung abgebaut wobei der Weg ebenfalls sukzessive vernichtet wurde Dabei wurden die gut erhaltenen Holzbohlen des Weges von den Torfstechern als Brennholz verwendet 6 Lage 53 42 10 N 10 4 18 O 53 702829 10 071716 6 Bohlenweg II Bearbeiten nbsp Schematische Zeichnung eines Teils des Bohlenweges II in Querschnitt Draufsicht und LangsschnittDer Bohlenweg II wurde 1904 durch den Hamburger Landesgeologen Dr Wolff entdeckt Dieser verlief ebenfalls in ostsudostlicher Richtung etwa 500 m sudsudwestlich und nahezu parallel vom Bohlenwege I durch das Wittmoor Dieser hatte eine Lange von etwa 600 m Auch dieser Weg wurde durch regelmassiges Abtorfen sukzessive vernichtet 1947 fuhrte Kellermann Ausgrabungen an dem mittleren Teil des Weges durch und barg ein etwa 2 m langes Wegstuck das jetzt in der Dauerausstellung des Archaologischen Museums Hamburg gezeigt wird Der Unterbau des Weges bestand aus zwei gespaltenen Eichenbohlen die parallel zueinander auf einer Sand beziehungsweise Kiesschuttung auf dem ehemals sumpfigen Gelande aufgelegt waren Auf den Bohlen waren Lagen aus gespaltenen Eichenbrettern von etwa 130 bis 160 cm Lange und 25 bis 45 cm Breite und einer Starke von zwei bis sechs cm quer zur Wegrichtung als Wegflache aufgelegt Die Schwellen waren eingekerbt um ein Verrutschen auf den Bohlen zu verhindern Jede zweite Schwelle war an den Enden schrag angeschnitten Durch die Lucken wurden Birkenstocke in den Boden eingeschlagen um ein Verrutschen der Schwellen zu verhindern Ein grosser Teil des von Kellermann ausgegrabenen Weges glich einer Baustelle teilweise waren die Holzer des Weges herausgerissen und auf einer Stelle zusammengeworfen Daneben lagen neu zugerichtete Holzer die fur den Einbau vorgesehen waren sowie als Werkzeug interpretierte Gegenstande wie ein Hebebaum und Klopfel Verkohlte kleine Holzstucke deuten auf eine Feuerstelle hin 6 1938 wurde der Bohlenweg mittels Pollenanalyse zunachst in das 6 Jahrhundert vor Chr datiert 7 wobei eine Radiokohlenstoffdatierung 1957 dagegen ein Alter um Christi Geburt ergab 8 Die neuere dendrochronologische Datierung 1996 ergab ein Falldatum der Baume um das Jahr 330 n Chr 3 9 Lage 53 42 0 N 10 4 10 O 53 699984 10 069399 6 nbsp Ausgrabungssituation in den 1930er Jahren nbsp Detail des Bohlenwegs II in den 1930er Jahren nbsp Zapfenloch in einer Wegbohle in den 1930er JahrenDeutung BearbeitenMit dem Fund der beiden Bohlenwege konnte die damalige Lehrmeinung dass solche Wege nur sudlich der Elbe vorkamen korrigiert werden 5 Die gefundenen Bohlenwege zeigen dass in fruheren Zeiten ein reger Austausch zwischen dem westlichen und ostlichen Ufer des Moores stattgefunden hat und die Verkehrswege als so bedeutend angesehen wurden dass ein erheblicher logistischer wie materieller Aufwand betrieben wurde Wege durch das Moor zu bauen anstatt dieses zu umgehen oder zu umfahren Archaologisch konnten bisher jedoch keine zu den Bohlenwegen gehorenden Siedlungen nachgewiesen werden 10 Literatur BearbeitenReinhard Schindler Die Bodenaltertumer der Freien und Hansestadt Hamburg Christians Hamburg 1960 S 119 121 Kartenbeilage 1 Abweichende Nummerierung der Bohlenwege Erich Kolumbe Max Beyle Die Bohlenwege im Wittmoor Holstein und ihre Stellung im Pollendiagramm In Hansische Gilde Hrsg Aus Hansischem Raum Evert Hamburg 1938 Ludwig Frahm Wie wir den ersten Bohlenweg auf dem Wittmoor fanden In Jahrbuch des Alstervereins 30 Jahre Alster Verein Nr 18 Christiansen Hamburg Wandsbek 1930 S 26 29 Hugo Prejawa Die Bohlenwege im Wittmoor Holstein In Mitteilungen des Anthropologischen Vereins in Schleswig Holstein Lipsius amp Tischer Kiel 1911 S 57 67 Tafel XI Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bohlenwege im Wittmoor Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ferdinand Ziesche Der Forscherdrang des Ludwig Frahm Entdeckung im Wittmoor In Alstertal Magazin November 2006 S 118 119 alster net de PDF 257 kB abgerufen am 6 Juli 2012 Natur Das Wittmoor Vereinigung Duvenstedt e V Einzelnachweise Bearbeiten Die Bezeichnungen der Bohlenwege Nr I fur den nordlichen jungeren und Nr II fur den sudlichen alteren folgen den Bezeichnungen im Ortsaktenarchiv des Archaologischen Museums Hamburg und der fruhen Publikationen Dagegen verwendet Schindler eine abweichende Bezeichnung der Wege Themenbereich Mobilitat Vitrine Nr 80 a b Rudiger Articus Jochen Brandt Elke Forst Yvonne Krause Michael Merkel Kathrin Mertens Rainer Maria Weiss Archaologisches Museum Hamburg Helms Museum Ein Rundgang durch die Zeiten Veroffentlichungen des Archaologischen Museums Hamburg Helms Museum Nr 101 Hamburg 2009 ISBN 978 3 931429 20 1 S 108 a b Heinrich Friedrich Ludwig Frahm Wie wir den ersten Bohlenweg auf dem Wittmoor fanden In Jahrbuch des Alstervereins 30 Jahre Alster Verein Nr 18 Christiansen Hamburg Wandsbek 1930 S 26 29 a b Ferdinand Ziesche Der Forscherdrang des Ludwig Frahm Entdeckung im Wittmoor In Alstertal Magazin November 2006 S 118 119 alster net de PDF 257 kB abgerufen am 6 Juli 2012 a b c d e Reinhard Schindler Die Bodenaltertumer der Freien und Hansestadt Hamburg Hans Christians Hamburg 1960 S 119 121 Kartenbeilage 1 Abweichende Nummerierung der Bohlenwege H Preiawa Die Bohlenwege im Wittmoor In Mitteilungen des Anthropologischen Vereins in Schleswig Holstein Nr 19 Lipsius amp Tische 1901 ISSN 0179 9703 S 57 67 R Averdieck Munnich Palynologische Betrachtungen zur Siedlungsgeschichte im Norden Hamburgs unter Zuhilfenahme neuerer Datierungsmethoden In Hammaburg Nr 5 1957 ISBN 3 931429 22 9 ISSN 0173 0886 S 9 Wulf Thieme Alte Wege uber das Moor In H Linde Lebke Hrsg Von der einstigen Tangstedter Heide zum heutigen Norderstedter Stadtteil Glashutte 100 Jahre 1896 1996 S 23 25 Wulf Thieme 9 Ur und Fruhgeschichte In Jurgen Ehlers Hrsg Geologische Karte von Hamburg 1 25 000 Erlauterungen zu Blatt Nr 2326 Fuhlsbuttel Geologisches Landesamt Hamburg 2011 S 82 106 hier S 100 102 hamburg de PDF 12 1 MB abgerufen am 6 Juli 2012 Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bohlenwege im Wittmoor amp oldid 232069427