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Als Baugrund wird im Bauwesen der Bereich des Bodens bezeichnet der fur die Errichtung eines Bauwerks von Bedeutung ist Bei Baugrund handelt es sich definitionsgemass um Boden bzw Fels einschliesslich aller Inhaltsstoffe z B Grundwasser und Kontaminationen in und auf dem Bauwerke gegrundet bzw eingebettet werden sollen bzw sind oder der durch Baumassnahmen beeinflusst wird DIN 4020 Abschnitt 3 1 1 Bindige Boden wie in diesem Fall Ton sind als Baugrund ohne zusatzliche Massnahmen ungeeignet Besonders wichtig sind die Eigenschaften des Baugrunds in Hinblick auf die Grundung Fundamentierung eines Bauwerks Eine wesentliche Eigenschaft ist die Tragfahigkeit also seine Fahigkeit Lasten aus dem Bauwerk aufzunehmen ohne dass es dabei zu wesentlichen Setzungen oder frostbedingten Hebungen siehe auch Eislinse kommt oder ein Grundbruch eintritt In der Regel setzt sich der Baugrund aus verschiedenen Bodenschichten und Bodenarten zusammen des Weiteren kann Grundwasser anstehen Die Eigenschaften des Baugrundes werden in erster Linie von den Bodenarten und den Bodenklassen bestimmt Diese Eigenschaften sind regional je nach geologisch bedingter Entstehung sehr verschieden Sie variieren manchmal lokal sehr stark Es ist daher vor Beginn der Baumassnahme der Boden im Rahmen einer Baugrunduntersuchung ausreichend zu untersuchen um seine Eignung als Baugrund festzustellen Inhaltsverzeichnis 1 Zusammensetzung 2 Baugrunduntersuchung 3 Baugrundverhalten 4 Baugrundverbesserung 5 Normen und Standards 5 1 Deutschland 5 2 Osterreich 5 3 Europa 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseZusammensetzung BearbeitenGrundsatzlich wird zwischen organischen und anorganischen Boden unterschieden 2 Der organische Boden besteht beispielsweise aus Humus Torf oder Braunkohle und eignet sich nicht als Baugrund da mit starken Setzungen zu rechnen ist Anorganische Boden bestehen beispielsweise aus Sand Kies oder Fels und stellen einen brauchbaren Baugrund dar Die Boden lassen sich jedoch nicht nur nach dem Gehalt organischen Materials unterscheiden sondern auch nach der Bodenart In Anlehnung an die DIN 1054 konnen folgende Bodenarten definiert werden 2 Fels Festgestein ist im unverwitterten Zustand sehr fest und damit ausreichend tragfahig Die fur die Errichtung von Bauwerken notwendigen Vorbereitungsmassnahmen konnen jedoch sehr aufwandig sein da Fels nur sehr schwer losbar ist Es konnen daher beispielsweise Sprengungen notwendig werden Gewachsener Boden Lockergestein ist durch erdgeschichtliche Vorgange wie beispielsweise Verwitterung und Ablagerung entstanden Die Tragfahigkeit kann gering bis sehr hoch sein je nach anstehendem Boden Geschutteter Boden Schuttung ist durch Aufspulen oder Aufschutten entstanden Je nach Verdichtungsgrad besitzt die Schuttung geringe bis hohe Tragfahigkeit Gewachsene oder geschuttete Boden konnen hinsichtlich ihrer Beschaffenheit in bindige und nichtbindige Boden unterschieden werden Bindiger Boden ist ein Boden mit hohem Anteil an Ton oder Schluff umgangssprachlich als Lehm bezeichnet Unter Druckbelastung verformen sich bindige Boden uber einen langeren Zeitraum relativ stark Sie setzen sich im Vergleich zu nichtbindigen Boden sehr langsam daher konnen noch Restsetzungen nach Fertigstellung des Bauwerks auftreten die zu Schaden fuhren konnen Das Verhalten bindiger Boden ist vom Wassergehalt abhangig Je nach Anteil von Ton und Schluff sind diese Boden schlecht wasserdurchlassig Wasser kann sich sammeln verringert die Tragfahigkeit und staut sich an den Bauwerksaussenseiten auf Ausserdem reagiert der Boden empfindlich auf Frost da das Porenwasser gefriert und es zu Hebungen kommt Tonminerale neigen unter Einfluss von Wasser ausserdem zum Quellen oder Schrumpfen Nichtbindiger Boden ist ein Boden mit einem geringen Anteil an Feinkorn Zu dieser Bodenart zahlen Sand und Kies in verschiedenen Korngrossen und Mischungen Entgegen der Redewendung auf Sand gebaut handelt es sich hierbei meist um guten Baugrund vorausgesetzt er ist nicht locker gelagert Dies liegt unter anderem daran dass sein mechanisches Verhalten nicht vom Wassergehalt abhangt zum anderen daran dass das Korngefuge relativ stabil ist Die relativ geringe Zusammendruckbarkeit von Sand fuhrt dazu dass Setzungen relativ gering bleiben Die Setzungen treten daruber hinaus unmittelbar beim Aufbringen der Lasten auf und sind daher zu einem wesentlichen Teil bei Fertigstellung des Rohbaus abgeschlossen Bei geringer Lagerungsdichte oder bindigen oder humosen Anteilen konnen auch hier Setzungen auftreten Zu Frostschaden kommt es bei nichtbindigen Boden in der Regel nicht da die Volumenanderung des Wassers durch die Luftporenraume im Korngefuge aufgenommen werden kann Nichtbindiger Boden wird auch als rolliger Boden bezeichnet Baugrunduntersuchung Bearbeiten nbsp Aufschlussbohrung fur eine Baugrunduntersuchung nbsp Bohrprofil einer AufschlussbohrungEine wichtige Voraussetzung fur die Planung und den Bau von Baugruben oder Fundamenten ist die Kenntnis des anstehenden Baugrundes Zu diesem Zweck sind Baugrunduntersuchungen durchzufuhren Deren Art und Umfang richtet sich nach der Schwierigkeit des Bauwerks und den erwarteten Baugrundverhaltnissen Gemass DIN 4020 wird zwischen drei geotechnischen Kategorien unterschieden einfache Bauwerke auf ebenem tragfahigem Grund die weder die Umgebung noch das Grundwasser beeinflussen Bauvorhaben die weder zur Kategorie 1 noch zur Kategorie 3 zahlen Bauvorhaben mit schwierigen Konstruktionen und schwierigen Baugrundverhaltnissen die erweiterte geotechnische Kenntnisse erfordernDer Baugrundsachverstandige legt das Untersuchungsprogramm fest und muss anhand der Ergebnisse den Baugrund hinsichtlich seiner Tragfahigkeit beurteilen Je nach Ergebnis der Baugrunduntersuchung empfiehlt er ein Grundungskonzept und gibt Hinweise und Kennwerte zur Bemessung der Grundung Ziel dieser Empfehlungen ist dass die Grundung so gewahlt und dimensioniert wird dass ihr Versagen mit einer gewissen Sicherheit ausgeschlossen werden kann dass die Gebrauchstauglichkeit gegeben ist und dass die Grundungsmassnahme wirtschaftlich ist Wichtiger Bestandteil einer Baugrunduntersuchung ist weiterhin die Ermittlung von Informationen zum Grundwasser Vor allem der Grundwasserstand und seine Schwankungsbreiten sind fur die Planung eines Bauwerks wichtig Verfahren zur Untersuchung des Baugrunds vor Ort sind zum Beispiel naturliche Aufschlusse Bachbett oder Hang Weiterhin lassen sich aus geologischen Karten und Befragungen vor Ort ohne grossen Aufwand Aussagen uber die Baugrundverhaltnisse gewinnen Reichen diese Massnahmen nicht aus so sind Schurfe Bohrungen oder Sondierungen wie Rammkernsondierung auszufuhren 3 Mit Hilfe eines Schurfes kann die Bodenschichtung gut erkannt werden Zudem konnen ungestorte also unveranderte Bodenproben fur die Untersuchung im Labor entnommen werden Bei der Herstellung des Schurfes ist auf eine ausreichende Sicherung der Boschungswand zu achten Die Wirtschaftlichkeitsgrenze liegt bei ungefahr 4 bis 6 Meter Fur grossere Tiefen eignen sich Bohrungen mit denen ebenfalls Bodenproben entnommen werden konnen Im Zuge dieser Untersuchungen kann ausserdem der aktuelle Grundwasserstand eingemessen werden Sondierungen werden im Bauwesen haufig in Form von Rammsondierungen ausgefuhrt weitere Methoden sind Drucksondierung und Standard Penetration Test Mit der Rammsondierung und Drucksondierung wird die Lagerungsdichte nichtbindiger Boden oder die Konsistenz bindiger Boden ermittelt Aus den Sondierergebnissen und seinen regionalgeologischen Kenntnissen kann der Baugrundsachverstandige Baugrundgutachter die zulassigen Belastungen des Baugrundes und die zu erwartenden Setzungen rechnerisch ermitteln Die Auswertung der Baugrunduntersuchung erfolgt ublicherweise nach der DIN 1054 Hier werden typische Bodenkennwerte fur allgemeine und eindeutige Falle vorgegeben Baugrundverhalten BearbeitenDurch die Einwirkung von Bauwerkslasten wird der Baugrund entsprechend seiner Zusammendruckbarkeit und Scherfestigkeit verformt Wird der Baugrund durch lotrechte Lasten belastet kommt es zunachst zu Setzungen da die Bodenschichten starker zusammengedruckt werden Dieser Vorgang ist generell als unkritisch und in den meisten Fallen als unvermeidlich zu betrachten Je nach Beschaffenheit bindig oder nichtbindig treten dabei allerdings unterschiedliche Setzungen im Verhaltnis zur Dauer ein Bindige Boden setzen sich langsam und ausgepragt da das Porenwasser langsam aus dem Boden gedruckt wird Zudem verandern sich die Eigenschaften des Bodens bei hohem Porenwasserdruck Nichtbindige Boden dagegen setzen sich rascher und weniger da kein Porenwasser vorhanden ist und sich die Korner direkt beruhren Problematisch sind Setzungen im Baugrund wenn sie an der Grundungssohle ungleichmassig auftreten Das Bauwerk gerat in Schieflage wodurch Spannungen am Tragwerk erzeugt werden Gleichmassige Setzungen schaden dem Bauwerk dagegen im Allgemeinen nicht 4 Wird die Last auf den Baugrund erhoht sodass die kritische Bruchlast erreicht wird findet eine schlagartige seitliche Verdrangung des Bodens statt Das Fundament versinkt nach unten oder zur Seite und ein Grundbruch tritt ein Die Gefahr eines Grundbruchs wird zunehmend grosser je kleiner die Breite und Einbindetiefe des Fundaments sind und je geringer die Scherfestigkeit des Bodens ist Weiterhin begunstigen Neigung und Exzentrizitat der Last das Grundbruchrisiko Baugrundverbesserung BearbeitenErfullt der Baugrund nicht die geforderten Eigenschaften sind entsprechende technische Massnahmen zur Baugrundverbesserung 5 6 auch Bodenverbesserung auszufuhren Diese Massnahmen verbessern die Standsicherheit und vermindern das Ausmass von Setzungen Folgende Massnahmen konnen angewendet werden Beim Bodenaustausch Bodenersatzverfahren wird der nicht tragfahige Boden ganz oder teilweise durch geeignetere Bodenarten ausgetauscht Dieses Verfahren ist wirtschaftlich wenn Bodenschichten mit relativ geringer Machtigkeit ausgetauscht werden mussen und geeigneter Ersatzboden gunstig verfugbar ist Beim Einbau des Ersatzbodens ist auf eine ausreichende Verdichtung zu achten Bodenverdichtung durch Oberflachenverdichtung oder Tiefenverdichtungsverfahren Sonderverfahren im Spezialtiefbau sind zum Beispiel Ruttelstopfverdichtung oder Tiefenverdichtung mit Pfahlen Bei der Bodenverfestigung wird durch die Zugabe von Bindemitteln wie Zement oder Kalk die Stabilitat nicht tragfahiger Boden verbessert Beispiele sind die Chemische Bodenverfestigung verschiedene Injektionsverfahren Baugrundinjektionen wie die Hochdruckinjektion und die Bodenvereisung Bei der Bodenvereisung wird mit Hilfe eines Kuhlmittels das Porenwasser im Boden vereist und damit eine ausreichende Stabilitat erzeugt Das Verfahren ist sehr kostenintensiv und wird daher nur zur temporaren Sicherung oder Abdichtung von Baugruben verwendet Ist die Tragfahigkeit des Baugrundes fur eine Flachgrundung nicht ausreichend und soll keine Veranderung am Baugrund selbst vorgenommen werden besteht durch eine Tiefgrundung die Moglichkeit eine tragfahige Grundlage fur die Fundamente zu schaffen Hier ist beispielsweise die Pfahlgrundung als bekanntester Vertreter zu nennen Normen und Standards BearbeitenDeutschland Bearbeiten DIN 1054 Baugrund Sicherheitsnachweise im Erd und Grundbau DIN 4019 Baugrund Setzungsberechnungen drei Teile zwei Beiblatter DIN 4020 Geotechnische Untersuchungen fur bautechnische Zwecke Erganzende Regelungen zu DIN EN 1997 2 mit einem Beiblatt DIN 18300 VOB Vergabe und Vertragsordnung fur Bauleistungen Teil C Allgemeine Technische Vertragsbedingungen fur Bauleistungen ATV ErdarbeitenOsterreich Bearbeiten ONORM B 4402 Erd und Grundbau Geotechnische Untersuchungen fur bautechnische ZweckeEuropa Bearbeiten EN 1997 Eurocode 7 Entwurf Berechnung und Bemessung in der Geotechnik Teil 1 Allgemeine Regeln Teil 2 Erkundung und Untersuchung des Baugrunds ISO 22282 Geotechnische Erkundung und Untersuchung Geohydraulische Versuche Teil 1 Allgemeine Regeln Teil 2 Wasserdurchlassigkeitsversuche in einem Bohrloch unter Anwendung offener Systeme Teil 3 Wasserdruckversuch im Fels Teil 4 Pumpversuche Teil 5 Infiltrometerversuche Teil 6 Wasserdurchlassigkeitsversuche im Bohrloch unter Anwendung geschlossener SystemeSiehe auch BearbeitenBaugrundrisiko Bodengutachten Boden und FelsklasseLiteratur BearbeitenWilhelm Stiegler Baugrundlehre fur Ingenieure Eine Einfuhrung in die Grundlagen Bodenmechanik Setzungsberechnungen Grundbruch Gelandebruch und Boschungsbruchuntersuchungen 5 neubearb u erw Aufl Werner Ingenieur Texte 12 Werner Verl Dusseldorf 1979 ISBN 3 8041 3125 5 Klaus Englert Der Baugrund als Baustoff Rechtsfolgen fur die Baupraxis In Vortrage der Baugrundtagung 2006 in Bremen 27 30 Sept 2006 DGGT Deutsche Gesellschaft fur Geotechnik e V Hrsg Dt Verkehrs Verl Hamburg 2006 ISBN 978 3 87154 343 2 S 211 218 Einzelnachweise Bearbeiten Gunther Schalk Die rechtliche Bedeutung des Baugrundes als Baustoff Memento vom 2 September 2009 im Internet Archive PDF Datei 0 1 MB a b Hansjorg Frey Bautechnik Fachkunde Bau Europa Lehrmittel Haan Gruiten 2003 ISBN 3 8085 4460 0 S 213 Balder Batran Fachwissen Bau Handwerk und Technik Stuttgart 2002 ISBN 3 582 03503 4 S 23 24 Martin Mittag Baukonstruktionslehre Vieweg Braunschweig 2000 ISBN 3 528 02555 7 S 12 Klaus Kirsch Alan Bell Hrsg Ground Improvement CRC Press 3 Auflage 2012 Wolfgang Sondermann Klaus Kirsch Baugrundverbeserung in Karl Josef Witt Hrsg Grundbau Taschenbuch Band 2 7 Auflage Ernst und Sohn 2009 Normdaten Sachbegriff GND 4004792 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Baugrund amp oldid 231503971 bindiger Boden