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Bibliothekarische Regelwerke auch Kataloginstruktionen sind Regelwerke die bestimmen wie Bibliotheken ihre einzelnen Medien in ihren Bibliothekskatalog einzutragen haben Zweck dieser Regelwerke ist es durch ihre Anwendung einheitliche und vergleichbare Katalogisate zu den einzelnen Medien zu erhalten Zu unterscheiden sind dabei Regeln fur die sogenannte Formalerschliessung welche die formalen Merkmale einer Titelaufnahme katalogisiert z B Autor Titel Erscheinungsort und Verlag und Regeln fur die Sacherschliessung mit der die inhaltlichen Merkmale der Ressource beschrieben werden z B durch Schlagworter bzw Deskriptoren Inhaltsverzeichnis 1 Liste bibliothekarischer Regelwerke 2 Datenformate 3 Theoretische Grundlagen 3 1 Paris Principles 3 2 International Standard Bibliographic Description 3 3 Internationale Katalogisierungsprinzipien 3 4 Functional Requirements for Bibliographic Records 4 Geschichte 4 1 19 und erste Halfte des 20 Jahrhunderts 4 2 Nach dem Zweiten Weltkrieg 5 EinzelnachweiseListe bibliothekarischer Regelwerke BearbeitenFormalerschliessung Anglo American Cataloguing Rules AACR Berliner Anweisungen BA Preussische Instruktionen PI Regeln fur die alphabetische Katalogisierung RAK Resource Description and Access RDA Sacherschliessung Regeln fur die Schlagwortkatalogisierung RSWK Datenformate BearbeitenSeit der Einfuhrung elektronischer Kataloge hangen Regelwerke oft mit einem bestimmten bibliographischen Datenformat zusammen Beispielsweise wird bei der Titelaufnahme eines Buches nach RAK meist ein entsprechender Datensatz im MAB Format angelegt Theoretische Grundlagen BearbeitenDie den einzelnen Regelwerken zugrundeliegende Grundannahmen wurden in verschiedenen theoretischen Modellen formuliert Fruhe Vorreiterrollen nahmen hierbei beispielsweise Anthony Panizzi 1841 1 und Charles Cutter 1876 2 ein Cutter versuchte in seinen Rules for a dictionary catalog Regeln fur einen Alphabetischen Katalog allgemein die Aufgaben eines Katalogs festzulegen Tatsachliche Auswirkungen auf Bibliothekskataloge hatte sein Buch vor allem in den USA Als weitere Wegbereiter wurden S R Ranganathan und Seymour Lubetzky genannt 3 Paris Principles Bearbeiten Hauptartikel Paris Principles Im Jahr 1961 wurden auf einer Konferenz der International Federation of Library Associations and Institutions IFLA in Paris die sechs Seiten langen Paris Principles 4 verfasst die bestimmten welche Funktion und Struktur Bibliothekskataloge in Zukunft haben sollten Es handelte sich dabei um die erste internationale Ubereinkunft uber grundlegende Fragen der Katalogisierung die eine wichtige Grundlage fur die Entwicklung von Regelwerken wie etwa der RAK bildete International Standard Bibliographic Description Bearbeiten Hauptartikel International Standard Bibliographic Description Ebenfalls von der IFLA wurde 1971 die International Standard Bibliographic Description ISBD erstellt Auch sie enthalt selbst keine Katalogisierungsrichtlinien bildet aber deren Basis Fur spezielle Mediengruppen wurden in den Folgejahren eigene Regelungen verfasst etwa die ISBD CM fur Karten oder die ISBD NBM fur Nichtbuchmaterialien 1977 erschien eine 2011 neu bearbeitete gemeinsame Ausgabe fur samtliche Mediengruppen Internationale Katalogisierungsprinzipien Bearbeiten Die Internationalen Katalogisierungsprinzipien International Cataloguing Principles ICP 5 gehen ebenfalls auf eine Initiative der IFLA zuruck und ersetzen die Paris Principles Sie sind seit 2009 gultig und gemeinsam mit den FRBR die Grundlage der RDA Sie bauen auf den FRBR sowie anderen Katalogtraditionen auf und wurden auf Konferenzen den IFLA Meetings of Experts on an International Cataloguing Code IME ICC auf vier verschiedenen Kontinenten erstellt in Frankfurt am Main 2003 Buenos Aires 2004 Kairo 2005 Seoul 2006 Pretoria 2007 Die ICP sind als weltweite Leitlinie fur die Entwicklung von Katalogisierungsregelwerken gedacht Dabei zielen sie sowohl auf Einheitlichkeit in der Formal wie der Sacherschliessung und sind fur samtliche Medienarten nicht nur Bucher erstellt worden Functional Requirements for Bibliographic Records Bearbeiten Hauptartikel Functional Requirements for Bibliographic Records Die FRBR sind das heutige wichtigste Modell und gehen auf eine 1998 veroffentlichte gleichnamige Studie der IFLA zuruck Sie bilden aktuell die Grundlage fur das bereits in Gebrauch befindliche Regelwerk Resource Description and Access RDA Geschichte Bearbeiten19 und erste Halfte des 20 Jahrhunderts Bearbeiten In England hatte Antonio Panizzi bereits 1841 eine Schrift mit 91 Katalogregeln verfasst 1 auf der aufbauend er einen alphabetischen Katalog fur das British Museum anlegte 6 Die erste schriftliche Fixierung von Katalogisierungsregeln in Deutschland erfolgte 1850 an der Munchener Hofbibliothek Davon beeinflusst verfasste Karl Dziatzko eine Instruction fur die Ordnung der Titel im alphabetischen Zettelkatalog der Koniglichen und Universitats Bibliothek zu Breslau welche 1874 hektografiert und 1886 gedruckt erschien 7 In der Folge schuf eine Kommission die Berliner Regeln die ein Ministerialerlass 1892 fur alle preussischen Universitatsbibliotheken als verbindlich erklarte Bald wurde sogar ein preussischer Gesamtkatalog angedacht wozu allerdings ein fur alle beteiligten Bibliotheken gultiges Regelwerk notwendig war Auf den bisherigen Regeln aufbauend schuf man deshalb unter massgeblicher Beteiligung Fritz Milkaus die Instruktionen fur die alphabetischen Kataloge der preussischen Bibliotheken und fur den preussischen Gesamtkatalog kurz als Preussische Instruktionen bezeichnet Die erste Auflage erschien 1899 8 die zweite uberarbeitete im Jahr 1909 9 Nachdem in der Folge das Vorhaben eines preussischen Gesamtkatalogs auf das eines Deutschen Gesamtkatalogs ausgeweitet worden war setzten sich die Preussischen Instruktionen in fast allen deutschen Bibliotheken durch 10 Auch die nun in den Niederlanden Polen und Russland entstehenden Regelwerke orientierten sich weitgehend an den Preussischen Instruktionen In Osterreich wo die Bibliotheken am Preussischen Gesamtkatalog mitarbeiteten stellte man sogar generell auf sie um In Frankreich hatte Leopold Victor Delisle bereits 1889 eigene Instruktionen verfasst die bei der Erstellung des Catalogue General der Bibliotheque Nationale befolgt wurden In Italien trat 1922 eine amtliche Instruktion in Kraft ausserdem veroffentlichte die Vatikanische Apostolische Bibliothek ein mit amerikanischen Bibliothekaren erarbeitetes Regelwerk Russland wandte sich 1917 von den Preussischen Instruktionen ab und naherte sich den anglo amerikanischen Regeln Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg fand in Europa eine allgemeine Annaherung an die Vorschriften des anglo amerikanischen Raums statt 11 Die Entwicklung von bibliothekarischen Regelwerken in Amerika begann in den 1850ern mit Charles Coffin Jewett Die anglo amerikanische Tradition anerkannte im Gegensatz zu den Preussischen Instruktionen auch korporative Verfasser an und verwendete anstatt des grammatikalischen das mechanische Prinzip Charles Ami Cutter begrundete 1876 die Regeln fur den Dictionary Catalogue 2 einer Kombination aus dem alphabetischen und dem Schlagwortkatalog Um 1900 entstand der Wunsch nach einem uberstaatlichen Regelwerk das von einer Kommission der American Library Association und der Library Association of the United Kingdom erarbeitet wurde und 1908 unter dem Titel Cataloguing Rules erschien Trotzdem verwendeten sowohl die Library of Congress als auch das British Museum weiterhin eigene teils stark von den Cataloguing Rules abweichende Vorschriften 12 Nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Bestand bisher ein grundlegender Unterschied zwischen den deutschen und anglo amerikanischen Vorschriften verfolgte man ab 1945 eine internationale Einigung die allerdings noch langer auf sich warten liess Zunachst fand 1961 eine internationale Konferenz der IFLA in Paris statt bei der Experten die Vereinheitlichung der Katalogisierungsgrundsatze aber auch eine weitgehende Vereinfachung der bisherigen Regeln diskutierten Die wichtigste Folge der Konferenz war aber die Erarbeitung eines neuen deutschen Regelwerks der RAK Nachdem es schon langer ein Bedurfnis nach einer Reform der Preussischen Instruktionen gegeben hatte entschied man sich nun fur deren Abbruch An den in Paris entwickelten Empfehlungen orientiert schufen Fachkommissionen der BRD der DDR Osterreichs der Schweiz und Luxemburgs die RAK welche nun auch auf das mechanische Prinzip zuruckgriffen und die korporative Verfasserschaft anerkannten Daruber hinaus waren die RAK bereits auch fur eine Anwendung im Rahmen elektronischer Kataloge geeignet 12 Ein Meilenstein fur die weitere Entwicklung war eine IFLA Konferenz von Katalogisierungsexperten 1969 in Kopenhagen Ziel war es eine Grundlage fur die internationale Zusammenarbeit bei der kunftig automatisierten Katalogisierung zu schaffen In der Folge entstanden das sogenannte Shared Cataloging Program und wurde das bereits laufende MARC Projekt ausgebaut Das Shared Cataloging Program war ein ursprunglich amerikanisches Unternehmen zur Etablierung eines Zentralkatalogs das darauf abzielte jedes Buch nur noch einmal zu katalogisieren Dazu wurden von einer Bibliotheken Titelaufnahmen nach dem Regelwerk der Library of Congress erstellt und uber Zetteldrucke an die anderen teilnehmenden Bibliotheken weitergegeben MARC war ein erstes von der Library of Congress durchgefuhrtes Projekt zur elektronischen und maschinenlesbaren Erstellung und Weitergabe von Katalogisaten Ein ahnliches Unternehmen namlich ein Online Katalogisierungssystem wurde 1966 vom OCLC gegrundet 13 Einzelnachweise Bearbeiten a b Anthony Panizzi Rules for the Compilation of the Catalogue In Catalogue of Printed Books in the British Museum Bd 1 London 1841 S V IX a b Charles Cutter Rules for a dictionary catalog United States Government Printing Office 1876 Siehe dazu William Denton FRBR and the History of Cataloging In Arlene G Taylor Hrsg Understanding FRBR What it is and how it will affect our Retrieval Tools Libraries Unlimited Westport 2007 S 35 57 hier S 35 49 The International Conference on Cataloguing Principles Statement of Principles Paris 1961 online Memento des Originals vom 11 Januar 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www nl go kr PDF 36 kB IFLA Hrsg Erklarung zu den Internationalen Katalogisierungsprinzipien 2009 online PDF 256 kB Dietmar Strauch Margarete Rehm Lexikon Buch Bibliothek neue Medien 2 aktualisierte und erweiterte Auflage Saur Munchen 2007 ISBN 978 3598117572 S 251 Karl Dziatzko Instruction fur die Ordnung der Titel im alphabetischen Zettelkatalog der Koniglichen und Universitats Bibliothek zu Breslau Asher Berlin 1886 online Instruktionen fur die alphabetischen Kataloge der preussischen Bibliotheken und fur den preussischen Gesamtkatalog Asher Berlin 1899 online Instruktionen fur die alphabetischen Kataloge der preussischen Bibliotheken und fur den preussischen Gesamtkatalog Behrend Berlin 1899 online Dietmar Strauch Margarete Rehm Lexikon Buch Bibliothek neue Medien 2 aktualisierte und erweiterte Auflage Saur Munchen 2007 ISBN 978 3598117572 S 250 Dietmar Strauch Margarete Rehm Lexikon Buch Bibliothek neue Medien 2 aktualisierte und erweiterte Auflage Saur Munchen 2007 ISBN 978 3598117572 S 250 251 a b Dietmar Strauch Margarete Rehm Lexikon Buch Bibliothek neue Medien 2 aktualisierte und erweiterte Auflage Saur Munchen 2007 ISBN 978 3598117572 S 251 Dietmar Strauch Margarete Rehm Lexikon Buch Bibliothek neue Medien 2 aktualisierte und erweiterte Auflage Saur Munchen 2007 ISBN 978 3598117572 S 251 252 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bibliothekarisches Regelwerk amp oldid 227009567