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Bergbau hat wegen der Erniedrigung des pH Werts Auswirkungen auf die Gewasserqualitat Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Betrachtung der Versauerungsprozesse 2 1 Das Neutralisationspotenzial 2 2 Vektordarstellung der Bildungsprozesse von sauren Bergbauwassern 3 Analysenbeispiele 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenEin Problem des Erz und Kohle Bergbaus ist die Bildung von sauren Grubenwassern Diese entstehen wenn durch die bergbauliche Tatigkeit Sauerstoff in anoxische Gebirgsbereiche gelangt und oxidierend auf dort lagernde Eisendisulfidminerale Pyrit und Markasit einwirkt Diese Oxidationen werden durch Bakterien und Archaeen katalysiert Die abiotische Oxidation verlauft nur sehr langsam Das Eisen wird zu Eisen III Ionen oxidiert und freigesetzt und der Sulfid Schwefel wird zu Sulfat Ionen oxidiert wobei Protonen H freigesetzt werden F e S 2 3 75 O 2 0 5 H 2 O F e 3 2 S O 4 2 H displaystyle mathrm FeS 2 3 75 O 2 0 5 H 2 O rightarrow Fe 3 2 SO 4 2 H nbsp Gl 1 In saurem Sickerwasser konnen geloste Eisen III Ionen selbst als Oxidationsmittel wirken Bei pH Werten von uber etwa 2 7 bis 3 0 setzen sich die Eisen III Ionen mit Wasser Sulfat Ionen und gegebenenfalls mit weiteren Ionen zu Eisen III hydroxid Fe OH 3 bzw Jarositen beispielsweise KFe3III OH 6 SO4 2 um wobei ebenfalls Protonen H freigesetzt werden F e 3 3 H 2 O F e O H 3 3 H displaystyle mathrm Fe 3 3 H 2 O rightarrow Fe OH 3 3 H nbsp Gl 2 Eisen III hydroxid und Jarosite sind schwer wasserloslich und fallen deshalb in Form eines braunen Niederschlags aus Andere Metallsulfid Minerale werden bei Einwirken von Sauerstoff ebenfalls oxidativ gelost M e S 2 O 2 M e 2 S O 4 2 displaystyle mathrm MeS 2 O 2 rightarrow Me 2 SO 4 2 nbsp Hierin steht Me fur ein zweiwertiges Metall z B Zn Pb Ni Cu Die Bildungsmechanismen unterscheiden sich im Tagebau und Untertagebetrieb prinzipiell nicht Ein Tagebaurestloch fullt sich in der Folge mit saurem sulfat und metallhaltigem Wasser Noch problematischer ist im Umfeld des Erzbergbaus die mogliche Anreicherung des sauren Wassers mit Semi metallionen Der pH Wert ist kein zuverlassiges Kriterium fur die Kontamination des Wassers mit Pyritverwitterungsprodukten da sich bergbauversauerte Grund und Oberflachenwasser vor allem im pH Wert voneinander unterscheiden Unter Sauerstoffmangel reichern sich zunehmend zweiwertige Eisen Ionen Fe2 an da sie wegen des Sauerstoffmangels nicht zu dreiwertigen Eisen Ionen oxidiert werden weshalb weniger Protonen H freigesetzt werden also weniger Saure gebildet wird F e S 2 3 5 O 2 H 2 O F e 2 2 S O 4 2 2 H displaystyle mathrm FeS 2 3 5 O 2 H 2 O rightarrow Fe 2 2 SO 4 2 2 H nbsp Gl 3 Im Abraum ebenfalls vorhandene puffernde Minerale wie Karbonate z B Calcit Dolomit Siderit losen sich unter Aufnahme von Protonen auf wobei das Sickerwasser neutralisiert wird d h der pH Wert ansteigt C a C O 3 2 H C a 2 C O 2 H 2 O displaystyle mathrm CaCO 3 2 H rightarrow Ca 2 CO 2 H 2 O nbsp Gl 4 Uber Tonmineralverwitterung und Ionenaustausch z B H gegen Na werden weitere bei der Pyritverwitterung gebildete Protonen abgebunden Die Kippengrundwasserbeschaffenheit zeigt meist eine deutliche vertikale Gliederung die nicht immer mit der geologischen Abgrenzung der Kippe zum gewachsenen Tertiargrundwasserleiter ubereinstimmt nbsp Kippe mit aufgehendem GrundwasserSchliesslich entsteht ein nahezu sauerstofffreies Grundwasser mit hohen Sulfat und Eisen II Konzentrationen im Extremfall jeweils gt 1000 mg L mit pH gt 4 Der pH Wert liegt dabei im Bereich der unbeeinflussten Grundwasser Das bei der Pyritverwitterung gebildete Fe2 ist ein potentieller Saurebildner Von aussen und aus dem Liegenden stromt unbeeinflusstes Grundwasser ein nbsp Kippe mit TagebauseeErst nach Beluftung dieses potenziell sauren Kippengrundwassers wird durch Oxidation des Eisen II und der Umsetzung des gebildeten Eisen III zu Eisen III hydroxid die potenzielle Saure freigesetzt und es entsteht das saure Wasser im Tagebausee F e 2 1 4 O 2 H F e 3 1 2 H 2 O displaystyle mathrm Fe 2 tfrac 1 4 O 2 H rightarrow Fe 3 tfrac 1 2 H 2 O nbsp Gl 5 und F e 3 3 H 2 O F e O H 3 3 H displaystyle mathrm Fe 3 3 H 2 O rightleftharpoons Fe OH 3 3 H nbsp Gl 2 Bei der Oxidation und Fallung von 1 mmol L oder 56 mg L Eisen II aus dem Grundwasser werden also 2 mmol L Wasserstoffionen gebildet der pH Wert kann bis auf lt 2 7 absinken Zuerst wird das puffernde Hydrogencarbonat umgesetzt Hydrogencarbonatpuffer H C O 3 H C O 2 H 2 O displaystyle mathrm HCO 3 H rightleftharpoons CO 2 H 2 O nbsp Gl 6 Eisen III ist bei niedrigen pH Werten im Wasser begrenzt loslich und steht im chemischen Gleichgewicht mit gefalltem Eisenhydroxid Sulfat bildet uber pH etwa 1 mit den Wasserstoffionen Hydrogensulfat HSO4 S O 4 2 H H S O 4 displaystyle mathrm SO 4 2 H rightleftharpoons HSO 4 nbsp Gl 7 Die maximale pH Stabilisierung wird um pH 2 0 erreicht wo die Halfte des Gesamtsulfates als Hydrogensulfat vorliegt Betrachtung der Versauerungsprozesse BearbeitenDas Neutralisationspotenzial Bearbeiten Die Bilanzierung der in das Grund Sickerwasser eingetragenen Saure erfolgt in der Regel uber das Aciditatskonzept Stumm amp Morgan 1996 Als Aciditat Aci einer wassrigen Losung wird der Uberschuss an starken Sauren im Vergleich zu starken Basen bezeichnet Kirby amp Cravotta 2005 und Kirby amp Cravotta 2005 a diskutieren ausfuhrlich verschiedenste Aciditats und Alkalitatsdefinitionen Aus verschiedenen Titrations und Berechnungsverfahren mit unterschiedlicher Berucksichtigung des gelosten anorganischen Kohlenstoffs DIC oder der Kationensauren Fe Mn Al resultiert eine verwirrende Zahl von Begriffen Deshalb wird hier auf die Definition des Neutralisationspotenzials NP nach Evangelou 1995 modifiziert von Schopke 1999 zuruckgegriffen alle Konzentrationen c in mmol L N P K S 4 3 2 c F e 2 3 c A l 2 c M n displaystyle NP K S4 3 2c Fe2 3c Al 2c Mn nbsp Gl 8 dd Dabei wird die Saurekapazitat bis pH 4 3 K S 4 3 displaystyle K S4 3 nbsp mit Saure bzw Base titriert und enthalt folgende Ionenkonzentrationen K S 4 3 2 c C O 3 c H C O 3 c H S O 4 c H 3 c F e 3 displaystyle K S4 3 2c CO3 c HCO3 c HSO4 c H 3c Fe3 nbsp Gl 9 dd Da die zweiwertigen Eisen und Manganionen sowie Aluminium nicht mit der Saurekapazitat K S 4 3 displaystyle K S4 3 nbsp erfasst werden sind sie rechnerisch zu berucksichtigen Fallweise sind weitere bis pH 7 hydrolysierende Semi metalle wie z B Zn mit zu berucksichtigen Der Wert des Neutralisationspotenzials ist fur Kippengrundwasser und das daraus gebildete Seewasser gleich Bei der Losung Fallung von Eisenhydroxid oder der Oxidation von Eisen 2 wird der pH Wert verandert die Aciditat des Wassers in der Summe von Protonen Eisen 2 und Eisen 3 bleibt aber gleich Vektordarstellung der Bildungsprozesse von sauren Bergbauwassern Bearbeiten Die mit der Genese von bergbaubeeinflussten Wassern im Zusammenhang stehenden Reaktionen lassen sich auch als Vektoren in der Diagrammebene des negativen Neutralisationspotenzials NP gegen die Sulfatkonzentration darstellen Bei der Bildung von AMD aus ionenarmem Niederschlagswasser uberlagern sich die Oxidationsreaktionen der Sulfide mit puffernden Reaktionen und unter Umstanden auch mit der Fallung Losung von Gips Dadurch wird der Mineraleintrag Hauptanion Sulfat in das Wasser mit der Aciditatsbildung verknupft Dargestellt wird das negative Neutralisationspotenzial das mit der auch ublichen Angabe Aciditat in Richtung Versauerung weist nbsp Die Vektoren reprasentieren Konzentrationsanderungen Aus ihrer Lange lassen sich Stoffeintrage oder andere Reaktionen quantitativ ablesen Veranderungen in der Wasserbeschaffenheit lassen in diesem Diagramm auf die dargestellten Grundprozesse Pyritverwitterung Neutralisation und Gipsfallung losung zuruckfuhren Dabei ist die dargestellte Pyritverwitterung ein Massstab fur die bergbaubedingte Versauerung Pyritverwitterung nach Gl 1 und Gl 3 Oxidation mit Eisen 3 F e S 2 14 F e 3 8 H 2 O 15 F e 2 2 S O 4 2 16 H displaystyle FeS 2 14 Fe 3 8 H 2 O rightarrow 15 Fe 2 2 SO 4 2 16 H nbsp Gl 10 dd Oxidation mit Wasserstoffperoxid zum Beispiel im Labor F e S 2 7 5 H 2 O 2 F e O H 3 s 2 S O 4 2 4 H 4 H 2 O displaystyle FeS 2 7 5 H 2 O 2 rightarrow Fe OH 3 s 2 SO 4 2 4 H 4 H 2 O nbsp Gl 11 dd Oxidation mit Nitrat F e S 2 2 8 N O 3 0 8 H F e 2 2 S O 4 2 0 4 H 2 O 1 4 N 2 displaystyle FeS 2 2 8 NO 3 0 8 H rightarrow Fe 2 2 SO 4 2 0 4 H 2 O 1 4 N 2 nbsp Gl 12 dd Dieser nichteingezeichnete Vektor hat nur eine Steigung von 0 6 0 6 H pro Sulfat Die Pyritoxidation mit Nitrat kann auch hohe Grundwassereisenkonzentrationen infolge von Uberdungung verursachen Eintrag von festen oder am Boden adsorbierten PyritverwitterungsproduktenBei der Neutralisation Pufferungsreaktionen wird die Sulfatkonzentration nicht verandert Calcitumsetzung mit Saure nach Gl 4 LaugezugabeH N a O H N a H 2 O displaystyle H NaOH rightarrow Na H 2 O nbsp Gl 13 oder dd 2 H C a O H 2 C a 2 2 H 2 O displaystyle 2H Ca OH 2 rightarrow Ca 2 2 H 2 O nbsp Gl 14 dd Reaktionen die das Neutralisationspotenzial Aciditat nicht verandern Oxidation des Eisen 2 nach Gl 5 Reduktive Losung von Eisenhydroxid z B durch KohlenhydrateF e O H 3 2 H 0 25 C H 2 O F e 2 0 25 C O 2 2 5 H 2 O displaystyle Fe OH 3 2 H 0 25 CH 2 O rightarrow Fe 2 0 25 CO 2 2 5 H 2 O nbsp Gl 15 dd Fallung Losung von Eisen 3 hydroxid nach Gl 2 Fallung Losung von Eisencarbonat Siderit F e C O 3 F e 2 C O 3 2 displaystyle FeCO 3 rightleftarrows Fe 2 CO 3 2 nbsp Gl 16 dd Fallung Losung von AluminiumhydroxidA l O H 3 3 H A l 3 3 H 2 O displaystyle Al OH 3 3 H rightleftarrows Al 3 3 H 2 O nbsp Gl 17 dd Bei der Oxidation von Eisen II durch Sauerstoff andert sich nach Definition das Neutralisationspotenzial nicht Das gilt auch fur die Umkehrreaktion mit sauerstoffzehrenden Stoffen nach Gl 15 Im Gleichgewicht mit den Eisenspecies stehende Mineralphasen nach Gl 5 Gl 16 und Gl 17 verandern ebenfalls nicht die Aciditat wohl aber den pH Wert Diese Reaktionen erscheinen im Vektordiagramm nicht oder stellen genau genommen einen Punkt dar Die genaue Zusammensetzung eines bergbauversauerten und teilneutralisierten Wassers wird aber durch eine Vielzahl nicht das Neutralisationspotenzial oder die Sulfatkonzentration beeinflussende Reaktionen gepragt Durch die vorgestellte Vektordarstellung lassen sich alle fur die Einschatzung der Bergbauversauerung weniger wichtigen Vorgange ausblenden Kippengrundwasser und das zugehorige saure Seewasser mit unterschiedlichen Beschaffenheiten sind deckungsgleich Dadurch lassen sich zum Beispiel Sanierungsmassnahmen zielgerichten vorbereiten Die hydrochemischen Details muss man sich uber geochemische Modellierung beispielsweise mit PHREEQC nach Parkhurst amp Appelo 2006 schrittweise erschliessen Analysenbeispiele BearbeitenDie Zusammensetzungen von Grund und Oberflachenwassern schwanken in weiten Grenzen Zur Veranschaulichung werden nachfolgend Daten von Lausitzer Wassern Schopke 1999 und einem Grubenwasser des Untertagebergbaus Gammons et al 2006 zusammengestellt Parameter Einheit Grundwasser Kippengrundwasser Tagebausee GrubenwasserpH 1 7 4 5 6 4 2 8 4 6elektrische Leitfahigkeit µS cm 400 800 3000 2900 6200KS4 3 mmol l 1 6 0 5 4 3 8Ca mg L 80 140 700 300 490Mg mg L 6 11 50 24 400Fe mg L 12 50 2000 130 1770SO42 mg L 100 500 3600 1300 7700Neutralisationspotential NP mmol L gt 0 5 70 0 11 83Das Grubenwasser des Untertagebergbaus weist sehr hohe Konzentrationen an Mangan Aluminium und Semi metallen auf die bei der Berechnung des Neutralisationspotenzials mit berucksichtigt worden sind Genese von Kippengrundwassern Darstellung der Hydrochemie von SanierungsmassnahmenSiehe auch BearbeitenBergbaufolgelandschaftLiteratur BearbeitenV P Evangelou Pyrite oxidation and its control CRC Press Boca Raton New York London Tokio 1995 ISBN 0 8493 4732 7 C H Gammons J J Metesh D M Snyder A Survey of the Geochemistry of Flooded Mine Shaft Water in Butte Montana In Mine Water and the Environment 25 Nr 2 2006 S 100 107 C S Kirby C A Cravotta Net alkalinity and net acidity 2 PRACTICAL considerations In Applied Geochemistry Vol 20 Nr 10 2005 S 1941 1964 C S Kirby C A Cravotta Net alkalinity and net acidity 1 Theoretical considerations In Applied Geochemistry Vol 20 Nr 10 2005 S 1920 1940 D L Parkhurst C A J Appelo PHREEQC Version 3 Water Resources Investigations Report 99 4259 1 2006 R Schopke Erarbeitung einer Methodik zur Beschreibung hydrochemischer Prozesse in Kippengrundwasserleitern Siedlungswasserwirtschaft und Umwelt Heft 2 2 R Schopke W Pietsch Chemisch bedingte Beschaffenheitsveranderungen des Sicker und Grundwassers Abschlussbericht Teilprojekt 10 In BTUC Innovationskolleg Okologisches Entwicklungspotential der Bergbaufolgelandschaften im Lausitzer Braunkohlerevier B G Teubner Stuttgart Leipzig Wiesbaden 2000 ISBN 3 519 00321 X W Stumm J J Morgan Aquatic chemistry Chemical Equilibria and Rates in Natural Waters 3 Auflage John Wiley New York 1996 ISBN 0 471 51184 6 Ch Wolkersdorfer Water Management at Abandoned Flooded Underground Mines Fundamentals Tracer Tests Modelling Water Treatment Springer Berlin 2008 ISBN 978 3 540 77330 6 P L Younger S A Banwart R S Hedin Mine Water Hydrology Pollution Remediation Kluwer Dordrecht 2002 ISBN 1 4020 0137 1 P L Younger N S Robins Mine Water Hydrogeology and Geochemistry Spec Publ Geol Soc London 198 London 2002 ISBN 1 86239 113 0 Weblinks BearbeitenLausitzer und Mitteldeutsche Bergbau Verwaltungsgesellschaft mbH Dresdner Grundwasserforschungszentrum e V DGFZ International Mine Water Association IMWA Zeitschrift Mine Water and the Environment Publikationen des LS Wassertechnik amp Siedlungswasserbau der BTU CottbusEinzelnachweise Bearbeiten usgs gov Brandenburgische Technische Universitat Cottbus Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive PDF Datei 2 82 MB Dissertation BTU Cottbus LS Wassertechnik 1999 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bergbaubedingte Versauerung von Grund und Oberflachenwasser amp oldid 239444765