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Die Beilis Affare war ein Ritualmordprozess gegen den Kiewer Juden Menachem Mendel Beilis Ausgangspunkt war 1911 der Mord an einem zwolfjahrigen Jungen Der Prozess erregte wegen seiner politischen Instrumentalisierung europaweit Emporung Andrei Juschtschinski Inhaltsverzeichnis 1 Historischer Kontext 2 Der Fall Juschtschinski 3 Die Beilis Affare 4 Nachspiel 5 Fussnoten 6 Literatur 7 WeblinksHistorischer Kontext BearbeitenUnter dem Eindruck des Oktobermanifestes sowie der Reformen unter Ministerprasident Pjotr Stolypin wurden in der politischen Debatte im Russischen Reich zunehmend Stimmen laut die fur die Abschaffung judenfeindlicher Gesetze wie des Ansiedlungsrayons und der Maigesetze pladierten Die Forderungen stiessen auf heftigen Widerstand bei den russischen Ultrarechten fur die die rechtliche Diskriminierung der Juden zum Garanten der zaristischen Ordnung geworden war 1 Zu ihrem Fursprecher wurde der Justizminister Iwan Schtscheglowitow der nach der Ermordung Stolypins 1911 an Einfluss gewinnen konnte Der Fall Juschtschinski BearbeitenAm 20 Marz 1911 wurde der Leichnam des acht Tage zuvor verschwundenen 13 jahrigen Jungen Andrei Juschtschinski in einer Hohle in der Nahe von Kiew gefunden Sein Leichnam war teilweise entkleidet und wies fast 50 Stichwunden auf Bei seiner Beerdigung wurden Flugblatter verteilt die die Ermordung des Jungen als von Juden durchgefuhrten Ritualmord darstellten und zu Pogromen aufriefen 2 Die Polizei konzentrierte ihre Ermittlungen auf die Hauptverdachtige Wera Tscheberjak deren Haus nahe dem der Juschtschinskis lag und einer kriminellen Bande als Hauptquartier diente Die Beilis Affare BearbeitenObwohl sich die Indizien gegen Wera Tscheberjak verdichteten drangten Kiewer Konservative und Ultrarechte der Schwarzen Hundertschaft auf eine Anklage wegen Ritualmord Mit der Ruckendeckung des Innenministeriums schafften sie es die Entlassung des ermittelnden Polizeiinspektors Mykola Krassowskyj zu erwirken Aufgrund der Aussage eines Lampenwarters wurde nun der Jude Mendel Beilis Aufseher einer Ziegelbrennerei verhaftet und beschuldigt Juschtschinski entfuhrt und ermordet zu haben Als der neue leitende Polizeiinspektor weiter gegen Wera Tscheberjak ermittelte wurde er wegen angeblicher Unterschlagung verhaftet 3 Auch zwei Jahre nach seiner Verhaftung hatte die Anklage noch immer keine Beweise gegen Beilis in der Hand Dennoch begann 1913 der Prozess Fur die Anklage begann er mit einer Niederlage da sich die Aussage des Lampenwarters schnell als aus der Luft gegriffen herausstellte Um der Ritualmordbeschuldigung Nachdruck zu verleihen liess die Anklage den katholischen Priester Justinas Pranaitis anreisen Pranaitis der sich selbst als Talmud Experten bezeichnete versuchte die Existenz des Ritualmordes durch entsprechende Passagen im Talmud zu belegen In dem darauf folgenden Verhor konnte die Verteidigung jedoch beweisen dass Pranaitis kaum Hebraisch verstand 4 Somit hatte die Anklage nichts mehr gegen Beilis in der Hand Obwohl sieben der zwolf Mitglieder der Schwarzen Hundertschaft angehorten sprach die Jury Beilis frei Getrubt wurde der Erfolg der Verteidigung jedoch durch einen zweiten Urteilsspruch der zwar Beilis Unschuld bekraftigte aber behauptete bei der Ermordung von Juschtschinski habe es sich tatsachlich um einen Ritualmord unbekannter judischer Tater gehandelt 5 Nachspiel BearbeitenDie Medien berichteten europaweit uber die Beilis Affare Die offensichtliche Verwicklung hoher Staatsbeamter in die fingierte Anklage rief im Ausland grosse Emporung hervor Nach der Februarrevolution 1917 wurden zahlreiche Ermittler der Anklage im Fall Beilis verhaftet Wera Tscheberjak und den Mitgliedern ihrer Bande wurde 1919 wegen der Ermordung Juschtschinskis der Prozess gemacht Beilis verliess Russland emigrierte nach Palastina und 1920 in die USA dort starb er 1934 in Saratoga Springs Fussnoten Bearbeiten Hans Rogger The Beilis Case Anti Semitism and Politics in the Reign of Nicholas II In Herbert A Strauss Hrsg Hostages of Modernization Studies on Modern Antisemitism 1870 1933 39 Band 2 Austria Hungary Poland Russia Berlin u a 1993 S 1257 1273 hier S 1269 Rebekah Marks Costin Mendel Beilis and the blood libel In Robert A Garber Hrsg Jews on Trial Princeton 2004 S 69 93 hier S 70 Rebekah Marks Costin Mendel Beilis and the blood libel In Robert A Garber Hrsg Jews on Trial Princeton 2004 S 69 93 hier S 80 Rebekah Marks Costin Mendel Beilis and the blood libel In Robert A Garber Hrsg Jews on Trial Princeton 2004 S 69 93 hier S 87 Hans Rogger The Beilis Case Anti Semitism and Politics in the Reign of Nicholas II In Herbert A Strauss Hrsg Hostages of Modernization Studies on Modern Antisemitism 1870 1933 39 Band 2 Austria Hungary Poland Russia Berlin u a 1993 S 1257 1273 hier S 1262 Literatur BearbeitenRebekah Marks Costin Mendel Beilis and the blood libel In Robert A Garber Hrsg Jews on Trial Ktav Jersey City NJ 2004 ISBN 0 88125 868 7 S 69 93 Ezekiel Leikin Hrsg The Beilis Transcripts The Anti Semitic Trial that Shook the World Jason Aronson Northvale NJ u a 1993 ISBN 0 87668 179 8 Albert S Lindemann The Jew Accused Three Anti Semitic Affairs Dreyfus Beilis Frank 1894 1915 Cambridge University Press Cambridge u a 1991 ISBN 0 521 40302 2 Hans Rogger The Beilis Case Anti Semitism and Politics in the Reign of Nicholas II In Herbert A Strauss Hrsg Hostages of Modernization Studies on Modern Antisemitism 1870 1933 39 Band 2 Austria Hungary Poland Russia Current Research on Antisemitism de Gruyter Berlin u a 1993 ISBN 3 11 013715 1 S 1257 1273 Frank Golczewski Beilis Mendel in Handbuch des Antisemitismus Band 2 1 2009 S 65f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Beilis Affare Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Beilis Affare amp oldid 233670201