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Baal ist ein Drama von Bertolt Brecht Die erste Fassung schrieb der Zwanzigjahrige 1918 die zweite 1919 Darauf folgten weitere Fassungen Brecht integrierte in das Stuck eine Reihe seiner fruhen Lieder und Gedichte teilweise in enger Anlehnung an die Gedichte von Francois Villon Es wurde am 8 Dezember 1923 nach der Verleihung des Kleist Preises an Brecht im Leipziger Alten Theater unter der Regie von Alwin Kronacher uraufgefuhrt DatenTitel BaalOriginalsprache DeutschAutor Bertolt BrechtErscheinungsjahr 1922Urauffuhrung 8 Dezember 1923Ort der Urauffuhrung Altes Theater in LeipzigOrt und Zeit der Handlung Beginn des 20 JahrhundertsPersonenBaal Lyriker Ekart Komponist Freund Baals Mech Verleger und Grosskaufmann Emilie Mechs Frau Dr Piller Kritiker Johanna Johannes Freundin Luise Kellnerin Johannes Schmidt Baal Junger Die beiden Schwestern Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Epische Strukturelemente 2 1 Abgrenzung vom Expressionismus 2 2 Abgrenzung von der aristotelischen Theorie 2 3 Baal und die Theorie vom epischen Theater 3 Kritiken 4 Literatur 4 1 Ausgaben 4 2 Vertonungen 4 3 Film 4 4 Horfunk 4 5 Weiterfuhrende Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenBaal ist ein junger talentierter Dichter und tragt seinem Gonner dem Grosskaufmann Mech bei einer Abendgesellschaft ein Gedicht vor Obwohl man ihm Begeisterung und Bewunderung entgegenbringt zeigt Baal kein Interesse benimmt sich rupelhaft und wird hinausgeworfen Baal dazu Was kann ich dafur wenn dein Wein den du mir gibst mich besoffen macht Mechs Frau wird Baals Liebhaberin er behandelt sie roh zwingt sie zum Beispiel in einer Branntweinschenke einen Kutscher zu kussen Er schlaft mit Johanna der wesentlich jungeren Freundin seines Bewunderers Johannes diese sturzt sich als er sich nichts weiter aus ihr macht verzweifelt in einen Bach Baal schwangert Sophie Dechant die er anfangs wohl liebte dann jedoch schnell als Last ansieht und seinem Freund Ekart abtreten will Baal Was muss ich dir geben dass du meine Frau nimmst Im Fruhling verschwindet er mit Ekart und die beiden ziehen betrugenderweise durch die Lande Acht Jahre spater ersticht Baal Ekart im Streit und stirbt schliesslich bei Holzfallern zu denen er sich gefluchtet hatte Das Drama endet mit dem Satz eines Holzfallers der von den letzten Worten Baals berichtet Ich horche noch auf den Regen Epische Strukturelemente BearbeitenBaal entstand lange vor Brechts Konzeption des Epischen Theaters Einzelne Elemente im Baal weisen aber bereits in Richtung seiner spateren Theater Theorie So sind etwa Anfang und Schluss des Stuckes jeweils offen gehalten und grenzen sich damit von der aristotelischen Theorie ab Abgrenzen wollte sich Brecht mit der Sinnlichkeit und Diesseitigkeit des Baal auch vom Pathos des Expressionismus Abgrenzung vom Expressionismus Bearbeiten Baal entstand 1918 aus einer Gegenposition zum expressionistischen Drama Der Einsame Ein Menschenuntergang von Hanns Johst 1 Dort scheitert ein Dichter an der Gesellschaft weil er dieser geistig weit voraus ist und endet in der Einsamkeit Baal sollte das radikale Gegenbild zu Johstens Dramengestalt Grabbe darstellen Brecht zeigt einen Menschen der sich dem Vitalismus verschrieben hat Eine vollkommene Hinwendung zur Natur hat eine Abwendung vom Menschen zur Folge und dies auf Kosten der Gesellschaft Brecht demontiert damit das expressionistische Pathos das den Menschen in den naturlichen Zustand zuruckversetzen will indem er den Vitalismus ad absurdum fuhrt Der Expressionismus kann als Anregungspunkt fur die Entstehung des Baal verstanden werden 2 Gleichzeitig bedient sich Brecht expressionistischer Stilmittel Abgrenzung von der aristotelischen Theorie Bearbeiten Brecht fordert ein antiillusionistisches Theater Denn die Zuschauer seien durch die Illusion am selbststandigen Denken gehindert Das Ziel war ein Stuck mit dem sich der Zuschauer nicht identifizieren kann In sein Tagebuch schrieb er Einen grossen Fehler sonstiger Kunst hoffe ich im Baal und Dickicht vermieden zu haben ihre Bemuhung mitzureissen 3 Baal und die Theorie vom epischen Theater Bearbeiten Die spatere Theorie vom epischen Theater entstand erst 1930 und damit nach der Entstehung der Erstfassung des Baal Eine endgultige Fassung der Theorie gab es nie Es existieren im Baal aber bereits viele Elemente des epischen Theaters wie beispielsweise der Verfremdungseffekt Ein wichtiges Element dieser Verfremdung sind eingestreute Lieder und Gedichte in Baal Bereits das Eingangsgedicht Der Choral vom grossen Baal ist ein Teil dieses Effekts 4 Weitere epische Elemente im Baal Einarbeitung verschiedener Gattungen Identitatsauflosungen Regieanweisungen und Nebentext Figuren als Erzahler Widerspruchlichkeiten in der Handlung Widerspruche im zeitlichen Ablauf Widerspruchliche Dialoge offener Einstieg offenes Ende Dennoch kann bei dem Erstlingsdrama Baal noch keine Rede von einem Stuck des Epischen Theaters sein Hierzu fehlt die Einbindung der Darstellung von Gesellschaftsprozessen Der Faktor Geschichte taucht in Baal nur in abstrakter Form auf Dies spricht zwar fur eine gewisse Episierung des Dramas dennoch fehlt die typische Dialektik die fur alle spateren Werke Brechts typisch ist Eine Episierung findet hier in der Form nicht aber im Inhalt statt 5 Kritiken BearbeitenRuckblickend wurde vom Autor kritisiert Baal sei zwar asozial aber in einer asozialen Gesellschaft Bertolt Brecht 1953 6 Baal ist wie Brecht formuliert der Sichausleber und Andreausleber Bertolt Brecht 1938 7 Literatur BearbeitenAusgaben Bearbeiten Bertolt Brecht Grosse kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 1 Stucke 1 Suhrkamp Frankfurt am Main 1989 ISBN 978 3 518 40001 2 Die neue kommentierte Ausgabe Bertolt Brecht Baal Der bose Baal der asoziale Texte Varianten und Materialien Kritisch ediert und kommentiert von Dieter Schmidt 11 Auflage Suhrkamp Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 518 10248 0 Edition Suhrkamp Band 248 Bertolt Brecht Baal Drei Fassungen Fassungen von 1918 1919 und 1926 Kritisch ediert und kommentiert von Dieter Schmidt 24 Auflage Suhrkamp Frankfurt am Main 2012 ISBN 978 3 518 10170 4 Edition Suhrkamp Band 170 Vertonungen Bearbeiten Friedrich Cerha stellte aus den vier Fassungen Bertolt Brechts den Text zu seiner Oper Baal zusammen welche bei den Salzburger Festspielen 1981 uraufgefuhrt wurde Regie Otto Schenk Dirigent Christoph von Dohnanyi Baal Theo Adam Koproduktion mit der Wiener Staatsoper Willem Breuker Komponist Baal Brecht Breuker LP und CD Unter anderem mit Han Bennink Louis Andriessen Maarten van Regteren Altena Fur eine Fernsehproduktion der BBC spielte David Bowie funf Lieder aus Baal ein die EP David Bowie in Bertolt Brecht s Baal erschienen 1982 Film Bearbeiten 1970 wurde Baal von Volker Schlondorff mit Rainer Werner Fassbinder in der Hauptrolle verfilmt 2004 erfolgt eine erneute Verfilmung von Uwe Janson mit Matthias Schweighofer als Baal Horfunk Bearbeiten 2018 Baal in allen Rollen Thomas Thieme Bearbeitung Julia von Sell Musik Arthur Thieme Regie Matthias Thalheim MDR KULTUR Erstsendung 5 Februar 2018 8 Weiterfuhrende Literatur Bearbeiten Borrmann Dagmar Ein feuriger Dreckkloss Baal1994 am Schauspiel Leipzig In Texte zur Literatur Hrsg von Alfred Klein Roland Opitz und Klaus Petzold Heft 5 Leipzig 1998 Damm Benjamin Baal und das epische Theater Grin 2011 ISBN 978 3 640 99243 0 Demcisak Jan 2012 Queer Reading von Brechts Fruhwerk Marburg Tectum Verlag ISBN 978 3 8288 2995 4 Denkler Horst Das Drama des Expressionismus in Rothe Wolfgang Expressionismus als Literatur Gesammelte Studien Bern Francke 1969 Hauptmann Elisabeth Hrsg Brecht Uber den Expressionismus In Gesammelte Werke Bd 15 Frankfurt a M Suhrkamp 1966 Kesting Marianne Das Epische Theater Zur Struktur des modernen Dramas Stuttgart Kohlhammer 1959 Mittenzwei Werner Das Leben des Bertolt Brecht oder Der Umgang mit den Weltratseln Aufbau Verlag Berlin und Weimar 1986 Rulicke Weiler Kathe Die Dramaturgie Brechts Theater als Mittel der Veranderung Berlin Henschel 1966 Schmidt Dieter Baal und der junge Brecht Eine textkritische Untersuchung zur Entwicklung des Fruhwerks Stuttgart Metzler 1966 Schumacher Ernst Brecht Theater und Gesellschaft im 20 Jahrhundert Berlin Henschel 1981 Schurer Ernst Uberlegungen zur Bildsprache des Expressionismus In Dialog mit der Moderne Fritz Wotruba und die Sammlung Kamm Zug Balmer 1998 Szondi Peter Theorie des modernen Dramas Frankfurt a M Suhrkamp 1956 Schnell Axel Virtuelle Revolutionare und Verkommene Gotter Brechts Baal und die Menschwerdung des Widersachers Promotion Bielefeld 1993 ISBN 978 3 925670 91 6 Weblinks BearbeitenBaal im Spielplan deutschsprachiger BuhnenEinzelnachweise Bearbeiten Weisstein Ulrich The Lonely Baal Brecht s First Play as a Parody of Hanns Johst s Der Einsame in Modern Drama University of Toronto Press Vol 13 No 3 Fall 1970 S 284 303 kostenpflichtig abrufbar unter https muse jhu edu article 500306 Vgl Schmidt Dieter Baal und der junge Brecht Eine textkritische Untersuchung zur Entwicklung des Fruhwerks Stuttgart Metzler 1966 S 28 Brecht Bertolt Gesammelte Werke in 20 Banden Bd 15 Frankfurt a M Suhrkamp 1967 S 62 Vgl Schumacher Ernst Brecht Theater und Gesellschaft im 20 Jahrhundert Berlin Henschel 1981 S 143 Vgl Damm Benjamin Baal und das epische Theater GRIN 2011 ISBN 978 3 640 99243 0 Bertolt Brecht Baal In Heinz Ludwig Arnold Hrsg Kindlers Literatur Lexikon 3 vollig neu bearbeitete Auflage 18 bde Metzler Stuttgart Weimar 2009 ISBN 978 3 476 04000 8 Bd 3 S 97 Bertolt Brecht Baal In Heinz Ludwig Arnold Hrsg Kindlers Literatur Lexikon 3 vollig neu bearbeitete Auflage 18 bde Metzler Stuttgart Weimar 2009 ISBN 978 3 476 04000 8 Bd 3 S 97 Masslos gut Baal im Horspiel Stefan Fischer in der Suddeutschen Zeitung vom 5 Februar 2018 Seite 23 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Baal Brecht amp oldid 233463106