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Die Burgerschule zu Sankt Stephan war eine Schule im heutigen Stadtzentrum von Wien Sie galt zu ihrer Zeit als eine der wichtigsten Schulen des osterreichischen Raums Gedenktafel am Haus Stephansplatz 3Geschichte BearbeitenIm Rahmen der Erhebung Wiens zur Reichsstadt wurde die Schule 1237 als Pfarrschule erstmals urkundlich erwahnt Vermutlich bestand sie schon seit der Mitte des 12 Jahrhunderts Sie wurde wohl bald nach der Weihe der Stephanskirche 1147 gegrundet Ursprunglich wurde der Schulleiter vom Landesfursten ernannt Bei den Rektoren und Magistern der Schule handelte es sich wahrend des hohen und spaten Mittelalters um Angehorige des geistlichen Standes Die Stephansschule spielte eine wichtige Rolle fur die Ausbildung des osterreichischen Weltklerus Die Schuler dienten bei kirchlichen Festen als Chorknaben und die meisten wurden spater selbst Geistliche Die Stephansschule war im 13 Jahrhundert offenbar nicht so angesehen wie die Prager Schulen denn unter der Herrschaft Ottokar II Premysl gingen Schuler aus Osterreich und der Steiermark nach Prag 1287 wurde mit Magister Ulrich von Wien der erste bedeutendere Gelehrte Rektor der Schule Herzog Albrecht I uberliess 1296 den Burgern der Stadt Wien die Aufsicht uber die Schule Sie war wohl schon zuvor aus Mitteln der Stadt erhalten worden und stand von nun an unter ihrer Kontrolle Die Bedeutung der Schule wuchs dadurch Der Rektor der Stephansschule erhielt die Oberaufsicht uber alle Schulen Wiens Ohne seine Zustimmung durften keine neuen Schulen gegrundet werden Ausserdem besass er die Gerichtsbarkeit uber die Schuler ausgenommen bei besonders schweren Vergehen Der wohl bedeutendste Rektor der Stephansschule war Konrad von Megenberg ca in den Jahren 1342 1348 Die Schule von Sankt Stephan stand anfangs in enger Beziehung zur neu gegrundeten Universitat So war einer der ersten Rektoren der Universitat Magister Luderus auch Schulmeister bei Sankt Stephan Moglicherweise ubte er beide Amter gleichzeitig aus Vermutlich war es in den Jahren nach der Grundung der Universitat ofters der Fall dass der Rektor der Universitat auch Schulmeister von Sankt Stephan war Andere Schulmeister waren zwar nicht Rektoren aber in den Matrikeln der Universitat eingetragen 1384 wurden die Rechte der Schule von Sankt Stephan mit Rucksicht auf die Universitat eingeschrankt Das Recht die Zulassung eines Schulers zu verweigern mussten sich Burgerschule und Universitat teilen Ernennung und Besoldung der Magister der Burgerschule erfolgten im Einvernehmen mit dem Rektor der Universitat Uber die geographische Herkunft der Schuler ist nichts bekannt Mehrere Lehrer der Stephansschule waren auch an der Universitat von Paris gewesen Man kann annehmen dass sie auch Schuler von weiter her anzogen besonders aus dem suddeutschen Raum Die Schuler galten als Kleriker im rechtlichen Sinn konnten aber spater wieder in den Laienstand zuruckkehren Die Lehrer der Stephansschule hatten Einkunfte aus kirchlichen Pfrunden Ein Lehrplan ist erst aus dem Jahr 1446 bekannt aber man kann annehmen dass auch zuvor die Septem artes liberales auf dem Niveau von Dom und Klosterschulen gelehrt wurden Das Schwergewicht lag auf dem Trivium Aus der Mitte des 14 Jahrhunderts ist ein Ausleiheverzeichnis der Schulbibliothek erhalten aus dem man ersieht welche Schriften fur den Unterricht verwendet wurden Besonders gut waren Werke zur Grammatik vertreten wie Lehrbucher von Aelius Donatus und Priscian Schriften des Prudentius und des Boethius eine Erklarung zu Gedichten des Horaz und andere Schriften die wohl teilweise in einem Florilegium gesammelt waren Zu Rhetorik und Dialektik sind nur jeweils ein oder zwei Werke genannt Bucher die mit dem Begriff philosophia bezeichnet wurden waren entweder Schriften zur Logik oder zu Naturwissenschaften Insgesamt hielt sich auch das Bildungsniveau der Stephansschule in Grenzen obwohl es uber dem anderer Pfarrschulen oder Burgerschulen lag Genauer festgelegt wurde die Art des Unterrichts in der Schulordnung von 1446 Die Schule bestand aus zwei Abschnitten im ersten wurden Grammatik und Rhetorik gelehrt im zweiten Dialektik und das Quadrivium Die Schuler des ersten Abschnitts wurden nach Alter und Fahigkeiten in drei Gruppen eingeteilt die jeweils aus drei Untergruppen bestanden Alle Schuler wurden in einem einzigen grossen Zimmer unterrichtet Die erste Gruppe lernte Schreiben und Buchstabieren Taglich mussten zwei lateinische Vokabel gelernt werden Darauf folgte das Lesen in der Grammatik des Donatus Es ging zuerst nur um das Lesen das heisst das Verbinden der Buchstaben Der Texte musste noch nicht verstanden werden Der Unterricht in der Grammatik und das Auswendiglernen wurden allmahlich ausgeweitet man lernte die Falle und Zeiten Taglich wurde ein halber Vers spater ein ganzer auswendig gelernt Schliesslich lernten die Schuler jeden Tag zwei Verse Man blieb auch in der zweiten und dritten Gruppe beim Lehrbuch des Donat daneben wurden andere Bucher gelesen Im Mittelpunkt des Unterrichts stand das Auswendiglernen Die Ausbildung umfasste vor allem die Grammatik In der dritten Gruppe wurde auch ein wenig Rhetorik gelehrt Der Aufstieg in eine hohere Gruppe beziehungsweise Untergruppe war alle Quatember moglich und mit einer Prufung verbunden Der Lehrer wurde im Unterricht von alteren Schulern unterstutzt welche mit den jungeren ubten und sie abfragten Das was sie geschrieben hatten verbesserten die Schuler untereinander der Lehrer uberprufte es anschliessend Unterrichtssprache war Latein wer deutsch sprach wurde bestraft Eine ubliche Strafe waren sechs bis acht Gertenschlage Zu den Aufgaben der Schule gehorte auch die Unterweisung in Sitten Tugenden und im Glauben Das geschah vor allem im Rahmen des normalen Unterrichts denn diese Dinge waren die Lebensgrundlage und flossen somit standig in den Unterricht ein Nur am Ende des Unterrichts wurde jeden Tag gesondert aus der biblischen Geschichte erzahlt Im zweiten Abschnitt wurden Dialektik und das Quadrivium bestehend aus Geometrie Arithmetik Musik und Astronomie gelehrt Arithmetik umfasste hier die vier Grundrechnungsarten Musik meinte nur Musiktheorie Fur den praktischen Singunterricht bestand bei Sankt Stephan eine eigene Singschule Die Schule befand sich fur einige Zeit dort wo heute das Curhaus steht Eine Gedenktafel an der Aussenseite des Hauses erinnert daran Seit 1862 erinnert im 1 Bezirk Innere Stadt die Schulerstrasse an die Burgerschule Literatur BearbeitenHelmut Engelbrecht Geschichte des osterreichischen Bildungswesens I Von den Anfangen bis in die Zeit des Humanismus Wien 1982 Anton Mayer Die Burgerschule zu St Stephan in Wien In Blatter des Vereins fur Landeskunde von Niederosterreich N F 14 1880 S 341 382 Weblinks BearbeitenEintrag zu Burgerschule zu St Stephan im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon 48 208112 16 372606 Koordinaten 48 12 29 2 N 16 22 21 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burgerschule zu St Stephan amp oldid 194522699