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Das Burgerhaus Alter Markt 38 in Arnsberg ist ein denkmalgeschutzter Bau aus dem 18 Jahrhundert Burgerhaus Alter Markt 38Geschichte BearbeitenAn dieser prominenten Stelle am Alten Markt stand lange vor dem Stadtbrand von 1709 ein Gebaude Das Haus war Anfang des 18 Jahrhunderts im Besitz des kurfurstlichen Rates Franz Joachim Bergh spater waren unter anderem Angehorige der Familie Biegeleben Besitzer des Hauses Wesentliche Teile der bestehenden Bausubstanz des Hauptgebaudes gehen auf diesen Vorgangerbau zuruck Das Gebaude besteht aus einem alteren Hauptbau und einem etwas spateren Anbau Bei einer ahnlichen Fassadengestaltung lassen sich beide Gebaudeteile durch die unterschiedlichen Dachformen unterscheiden Hinzu kommt ein noch spater angefugtes Hinterhaus Der Hauptbau stammt laut einer Inschrift aus dem Jahr 1709 Der Anbau wurde wahrscheinlich um die Mitte des 18 Jahrhunderts hinzugefugt Das durch einen Torbogen im Anbau zugangliche Hinterhaus entstand wohl um 1820 Es ist im Denkmalschutzstatus nicht mit einbegriffen Eigentumer in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts war der aus Bilstein stammende Kriminalrichter Hofkammerrat und geheime Justizrat Johann Adolf Freusberg Er heiratete Bernadina Biegeleben Erbe war der Arzt Friedrich Freusberg Auf diesen durfte die um 1870 entstandene Stuckfassade zuruckgehen Die fur ihre Zeit zuruckhaltende Gestaltung der Fassade begrundet aus architektonischer Sicht die Bedeutung des Hauses als Baudenkmal stark mit Am Ende des 19 Jahrhunderts ging das Ensemble in den Besitz des Mehl und Getreidehandlers Salomom Gruneberg uber Die Familie Gruneberg war die erste judische Familie die sich nach der Aufhebung des Ansiedlungsverbots 1810 in Arnsberg niedergelassen hatte und in der Folge verschiedene Familienzweige ausbildete Der Handelsbetrieb der spater von seinem Sohn Louis und danach von dessen Sohn Rudolf ubernommen wurde war uber die engere Umgebung hinaus von Bedeutung Die Geschaftsbeziehungen des Unternehmens waren weltweit ausgerichtet Am Arnsberger Bahnhof verfugte das Unternehmen uber einen Lagerschuppen mit Gleisanschluss Die Firma verfugte zeitweise sogar uber eigene Frachtschiffe im Schwarzen Meer Diese luden Getreide auf der Krim zum Verkauf in Deutschland und anderen Landern Die Firma Gruneberg hatte enge Beziehungen zu russischen Geschaftspartnern Diese Kontakte machte sich die Regierung in Arnsberg wahrend des Ersten Weltkrieges zur Informationsbeschaffung zu Nutze und meldete die Erkenntnisse nach Berlin weiter Durch Krieg und Revolution in Russland wurde die Firma geschwacht Gruneberg engagierte sich in der Judischen Gemeinde und war zeitweise sogar Vorsteher der Gemeinde Das Unternehmen litt unter der Weltwirtschaftskrise und den einsetzenden Repressionen des nationalsozialistischen Regimes und musste bereits 1933 aufgegeben werden Stattdessen richtete Rudolf Gruneberg eine Pension ein Im Jahr 1934 wurde das Haus umgebaut Aus dieser Zeit stammen auch die Dachgauben Daneben schlug sich Rudolf Gruneberg als Vertreter fur Susswaren durch Der Ehefrau Lili wurde 1935 die Zulassung als Gesangslehrerin entzogen Die Familie zog ins Hinterhaus und die Pension speziell fur judische Gaste wurde 1935 eroffnet In der Folge kam es zu massiven Verleumdungen gegen die Pension Unter dem Vorwand der Verwahrlosung wurde der Familie die Konzession entzogen Auch wenn die Grunebergs telefonisch uber Ubergriffe gegen Juden wahrend der Reichspogromnacht 1938 in anderen Stadten informiert waren glaubten sie das so etwa in Arnsberg nicht passieren konnte Tatsachlich kam es zu tatlichen Ubergriffen durch SA und SS Wertvolle Mobel wurden aus den Fenstern geworden und ein Flugel aus dem Haus geschafft Dieser wurde spater angeblich an die Stadtverwaltung verkauft was Gruneberg nach dem Krieg bestritt Spater wurde er in der Frobelschule eingesetzt Gruneberg selbst wurde verhaftet und ins KZ Oranienburg eingeliefert Nach schweren Misshandlungen wurde er einige Wochen spater wieder entlassen Einige Zeit spater wurde er wegen angeblicher Devisenvergehen erneut verhaftet Die Familie entschloss sich daher Deutschland zu verlassen Sie gehorten zu den letzten Juden denen 1939 die Emigration aus Arnsberg gelang Sie lebte in Chile Nur besuchsweise kehrte Gruneberg nach dem Krieg nach Arnsberg zuruck Das Gebaude selbst dient seither zu Wohnzwecken Er wurde 1983 unter der Nummer 72 in die Denkmalliste der Stadt Arnsberg aufgenommen Literatur BearbeitenUwe Haltaufderheide Die Baudenkmaler der Stadt Arnsberg Erfassungszeitraum 1980 1990 Stadt Arnsberg Arnsberg 1990 ISBN 3 928394 01 0 S 71 73 Jorg Hausler Die Familien Gruneberg In Juden in Arnsberg Eine Dokumentation Arnsberg 1991 S 182 18451 39752869 8 06436887 Koordinaten 51 23 51 1 N 8 3 51 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burgerhaus Alter Markt 38 amp oldid 159065644