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Bohmisches Staatsrecht auch historische Rechte der Bohmischen Krone war ein politisches Programm in den bohmischen Landern der Habsburgermonarchie im spaten 19 Jahrhundert Es basierte auf dem 1831 vom bohmischen Landtag in Auftrag gegebenen und von Frantisek Palacky 1836 im ersten Band seiner Geschichte von Bohmen formulierten Konzept der kontinuierlichen rechtlichen Existenz des Bohmischen Konigreiches innerhalb der Habsburgermonarchie Lander der Bohmischen Krone seit Mitte 18 Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Inhaltsverzeichnis 1 Verwendung des Begriffs bis 1848 2 Verwendung des Begriffs in der nationalen Diskussion bis 1918 3 Kodifizierung des Begriffs 4 In Verbindung stehende Artikel 5 Einzelnachweise 6 LiteraturVerwendung des Begriffs bis 1848 BearbeitenDie Bohmischen Stande versuchten mit diesem Begriff die staatsrechtliche Einheit der Lander der Bohmischen Krone wiederherzustellen Als Vorbild dienten die uralten Rechte des ungarischen Adels mit denen dieser seine Privilegien gegenuber dem Kaiserhaus erfolgreich verteidigt hatte 1 Diese Forderung stand im Gegensatz zu dem Zentralismus der Theresianischen und Josephinischen Reformen mit deren Hilfe die Habsburgermonarchie zu einem Gebiet mit einer einheitlichen Verwaltung nach den rationalen Prinzipien der Aufklarung geschaffen wurde Die drei bohmischen Lander Bohmen Mahren und Schlesien wurden demnach getrennt als wechselseitig unterschiedliche Kronlander von der Hauptstadt Wien regiert Die Forderung nach dem Bohmischen Staatsrecht wurde daher fur den bohmischen Adel zu einem wichtigen Thema ihrer Auseinandersetzung mit dem Kaiserhaus in Wien Verwendung des Begriffs in der nationalen Diskussion bis 1918 BearbeitenZwischen 1848 und 1918 gehorte die Ruckgabe der fruheren Rechte der Bohmischen Krone durch die Osterreichische Monarchie zusammen mit der Sprachenfrage zu den Forderungen der national gesinnten Tschechen die sich um diese durchzusetzen zeitweise mit dem konservativen Adel verbunden hatten Graf Clam Martinic hatte zusammen mit Frantisek Ladislav Rieger Bohmen und Antonin Prazak Mahren dazu am 20 August 1870 ein Memorandum aufgestellt das folgende Hauptforderungen enthielt 2 1 Fur Bohmen und Mahren die Berufung eines eigenen Ministers mit dem Titel bohmisch mahrischer Hofkanzler 2 Gesetzliche Regelung volliger sprachlicher Gleichberechtigung 3 Weitreichende Autonomie der Bohmischen Lander 4 Gleichstellung von Bohmen und Deutschen im gesamten Gebiet der Bohmischen Lander Kodifizierung des Begriffs BearbeitenDie erste umfangreichere Zusammenfassung der historischen Rechte der Bohmischen Krone stammt aus dem Jahr 1871 und wurde unter dem Titel Einige Grundlagen des Bohmischen Staatsrechts von Josef Kalousek veroffentlicht 3 Um das Bohmische Staatsrecht zu begrunden greift Kalousek bis in die Jahre 1310 und 1311 zuruck als Johann von Luxemburg den Standen die schon innehabenden Gewohnheitsrechte bestatigte Danach hatten die Stande das Recht der freien Konigswahl und die Anerkennung seiner Erbanspruche durch die Stande Im Jahr 1627 bzw 1628 wurde nach seinen Feststellungen Bohmen und Mahren eine neue Landesordnung oktroyiert In ihr wurden 140 Privilegien anerkannt In dieser Landesordnung wurden zwar die Steuerbilligungsrechte bestatigt die Gesetzgebungsrechte wurden den Standen aber vollstandig entzogen Die Einfuhrung des Deutschen als innere Amtssprache im Jahre 1644 sahen die nationalistischen Tschechen als eine Verletzung der Gleichstellung beider Sprachen Nach Kalouseks Ansicht anderte sich am staatsrechtlichen Verhaltnis der Bohmischen Krone auch durch die Schaffung eines Kaisertums Osterreich im Jahre 1804 nichts In Verbindung stehende Artikel BearbeitenLander der Bohmischen Krone Bohmische Deklaration von 1868 Die Badenischen SprachenverordnungenEinzelnachweise Bearbeiten Ludwig Spohr Die geistigen Grundlagen des ungarischen Nationalismus Berlin Leipzig de Gruyter 1936 Antonin Okac Rakousky problem a List Vaterland Das Osterreichische Problem und die Zeitung Vaterland 1870 1871 Brno 1970 S 3 Josef Kalousek Einige Grundlagen uber das bohmische Staatsrecht Prag 1871Literatur BearbeitenBerthold Bretholz Geschichte Bohmens und Mahrens vierter Band 1793 1914 Reichenberg 1925 Vaclav Houzvicka Ruckkehr von Sudetenfragen Praha Karolinum 2005 546 S ISBN 80 246 1007 8 S 65 66 Josef Kalousek Bohmisches Staatsrecht Bursik und Kohout 1892 Jiri Koralka Frantisek Palacky 1798 1876 der Historiker der Tschechen im osterreichischen Vielvolkerstaat Studien zur Geschichte der osterreichisch ungarischen Monarchie Bd 30 herausgegeben von der Historischen Kommission fur die Geschichte der Habsburgermonarchie der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Deutschsprachige Neubearbeitung vom Verfasser unter Mitarbeit von Helmut Rumpler und Peter Urbanitsch Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2007 ISBN 978 3 7001 3769 6 Antonin Okac Rakousky problem a List Vaterland Das Osterreichische Problem und die Zeitung Vaterland 1870 1871 Brno 1970 S 3 Franz Palatzky Geschichte Bohmens Grossenteils nach Urkunden und Handschriften erster Band Prag 1836 Franz Palatzky Geschichte Bohmens Grossenteils nach Urkunden und Handschriften funfter Band Prag 1867 Frantisek Rieger Reci Dra Frant Lad Riegra dil i 1868 1878 Reden von Frantisek Rieger Praha 1923 Frantisek Rieger Rakousti Slovane a Madari Osterreichische Slaven und Ungarn mit Einleitung von Dr Zd Tobolka Praha 1906 Ludwig Spohr Die geistigen Grundlagen des ungarischen Nationalismus Berlin Leipzig de Gruyter 1936 Eugenie Trutzschler von Falkenstein Der Kampf der Tschechen um die historischen Rechte der bohmischen Krone im Spiegel der Presse 1861 1879 Verlag Otto Harrassowitz Wiesbaden 1982 ISBN 3 447 02255 8 Dissertation an der Universitat Munchen Eugenie Trutzschler von Falkenstein Mittelosteuropa Nationen Staaten Regionen Die Erweiterung der Europaischen Union aus der historischen Perspektive Verlag Peter Lang Frankfurt 2005 ISBN 3 631 53568 6 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